Am 28. April 2025 war Dr. phil. Christian Zeller zu Gast bei Skeptics in the Pub München. In seinem Vortrag mit dem Titel „Wie postmoderner Aktivismus Wissenschaft und Demokratie gefährdet. Oder: Zur Weisheit von Spidermans Onkel“ zeigt er, warum politischer Aktivismus und Wissenschaft nicht miteinander vereinbar sind. Der Vortrag ist nun als Video auf dem YouTube-Kanal der GWUP abrufbar.
Wie postmoderner Aktivismus Wissenschaft und Demokratie gefährdet | Dr. phil. Christian Zeller
Inhalt:
- Einleitung [ab 0:00 min]
- Politische Tendenzen unter Soziologen [ab 3:00 min]
- Soziologische Themen im Mainstream angekommen [ab 9:10 min]
- Positive Seite der Woke Culture [ab 14:10 min]
- Woke Culture in a nutshell [ab 17:20 min]
- Tribalismus statt Universalismus [ab 20:40 min]
- Anywheres und Somewheres [ab 25:00 min]
- Woher kommt das woke Denken? [ab 30:40 min]
- Poststrukturalistische Grundüberzeugungen [ab 35:30 min]
- Grundbegriffe [ab 40:40 min]
- Das Kernproblem: Verknüpfung von Wissenschaft und Politik [ab 44:20 min]
- Beispiel: Rassismus [ab 46:50 min]
- Volkserziehung durch NGOs und Wissenschaft [ab 58:00 min]
- Beispiel: Gender [ab 1:01:30 h]
- Gesamtkonstellation [ab 1:11:50 h]
- Meldestelle Antifeminismus von der Amadeu-Antonio-Stiftung [ab 1:18:10 h]
- Zur Weisheit von Spidermans Onkel [ab 1:22:20 h]
In der Videobeschreibung findet sich ein ausführliches Quellenverzeichnis zum Vortrag.
Zum Thema:
- Artikel: Wie links-grüne Diskursverengung Rechtspopulismus stärkt. Ein Versuch über Meinungsfreiheit und Lagerbildung, Christian Zeller (gwup.org) vom 10.04.2025
- Artikel: Mandela und der postmoderne Neo-Rassismus, Christian Zeller (Novo) vom 10.05.2024
- Artikel: Auf dem Weg zum autoritären Humanismus – Erklärung und Kritik postmoderner Identitätspolitik, Christian Zeller (Aufklärung und Kritik 4/2022)
- Artikel: Juristen in kritischem Zustand, Christian Zeller (Novo) vom 22.08.2022
- MeetUp: Skeptics in the Pub München
Hinweis:
- Falls ihr Ideen, Anregungen oder Empfehlungen habt bzw. selbst ein Gastkapitel für den GWUP-Blog schreiben möchtet, kontaktiert uns unter: blog@gwup.org.
- Wenn ihr noch nicht im Skeptischen Netzwerk angemeldet seid, möchten wir euch herzlich dazu einladen. Dort finden GWUP-Mitglieder und Interessierte eine Plattform für Diskussionen und Austausch rund um skeptische Themen:


14. Mai 2025 um 19:08
Keine Frage. Woker Aktivismus gehört nicht in die Wissenschaft.
Antiwoker Aktivismus ist aber auch heikel. Am Ende des Vortrags wird vorgeschlagen, jeder Professor solle einmal im Semester begründen, wie er es mit der Trennung von Erkennen und Bewerten hält – eine politisch auferlegte Gewissensprüfung. Man sieht schon die Wissenschaftsfreiheitsbeamten in den Ministerien über diesen Papieren brüten, womöglich nach dem Vorbild der Trumpsschen Reinigungsaktionen mit Checklisten aus „bösen Wörtern“ ;-)
Und man sollte Max Webers Hinweis folgen. Sein Aufsatz hieß „Der Sinn der »Wertfreiheit« der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften.“ Also unbedingt auch alle Professuren in den Wirtschaftswissenschaften verpflichten, am besten auch in der Theologie, in den Rechtswissenschaften, natürlich in der Medizin und anderen therapeutischen Fächern, und ganz besonders wichtig wäre es in der Philosophie, speziell dort, wo man sich den Kopf über die Frage zerbricht, ob man Erkennen und Bewerten wirklich so sauber trennen kann, wie sich Max Weber das vor 100 Jahren mal vorgestellt hatte.
15. Mai 2025 um 20:05
Zwei Gedankensplitter dazu:
1. Ob man Erkennen und Bewerten so sauber trennen kann, ist eine gute Frage. Zumal wir noch immer Menschen sind. Aber versuchen sollten wir es allemal. Und in der Medizin insonderheit ist das sicherlich nicht verkehrt.
2. Würde mir irgendjemand vorschreiben, ich solle einmal im Semester begründen, wie ich es mir der Trennung von Erkennen und Bewerten hielte: Ich würde mich vor das Auditorium stellen. Dann würde ich sagen: „Selbstverständlich halte ich mich an die Trennung von Erkennen und Bewerten. Und jeder, der das nicht bemerkt hat, ist ein Trottel. Ich danke Ihnen, verehrte Hörerinnen und Hörer.“
Und damit wäre der Fall für mich erledigt – wie gut, daß ich kein Hochschullehrer bin.
Ehrlicherweise habe ich den Vortrag von Dr. Zeller nicht angehört. Aber ich habe die Leseempfehlungen gelesen. Es scheint mir, als ob er im Kampf gegen den unwissenschaftlichen Unfug gute Punkte hat, dann aber über das Ziel hinausschießt und nicht seine persönliche Meinung hintanstellen kann, insbesondere, wenn es um politische Vorgänge geht, die ihm nicht passen. Dabei schüttet er dann leider das Kind mit dem Bade aus.
17. Mai 2025 um 11:29
Grundsätzlich finde ich es gut, dass die GWUP sich auch kritisch mit postmodernen Ideen und den „Critical Studies“ auseinandersetzt. Christian Zellers Text über die „links-grüne Diskursverengung“ überspannt den Bogen aber doch gehörig. Da geht es nur am Rande um Pseudowissenschaft, im wesentlichen ist das ein politischer Text, der zudem noch mit krassen Übertreibungen arbeitet. Seine politische Meinung kann Zeller ja gerne zum Besten geben, aber muss das bei der GWUP sein? Mit einem solchen Text tut ihr euch keinen Gefallen, er ist Wasser auf die Mühlen derer, die glauben, die GWUP solle zur „anti-woken Politorganisation“ umgebaut werden.
19. Oktober 2025 um 17:49
Kann mir jemand von der GWUP bitte erklären, was „woke“ sein soll?
Ich hör das immer von Aktivisten am rechten Rand der Bevölkerung, aber mir hat noch niemand erklärt, was das denn sein soll und wie man „woke“ von „nicht-woke“ unterscheiden kann.
Wäre auch da sehr dankbar, ihr scheint euch ja damit auszukennen.
20. Oktober 2025 um 08:13
@Gerr
Ich bin kein GWUP-Mitglied, aber ich würde mich zunächst an der Definition aus Wikipedia orientieren.
Woke (Aussprache: [woʊk] ⓘ, englisch für „aufgewacht, wach; aufmerksam, wachsam“) ist ein im afroamerikanischen Englisch in den 1930er Jahren entstandener Ausdruck, der ein „wachsames“ Bewusstsein für mangelnde Minderheitenrechte und Rassismus beschreibt. Im Zuge der durch die Erschießung des 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown 2014 in Ferguson im US-amerikanischen Bundesstaat Missouri ausgelösten Proteste gelangte der Begriff zu weiter Verbreitung, unter anderem in den Reihen der Black-Lives-Matter-Bewegung. In diesem Kontext entwickelt sich auch der abgeleitete Ausdruck stay woke als Warnung vor Polizeiübergriffen und ganz allgemein als Aufruf, sensibler und entschlossener auf systembedingte Benachteiligung zu reagieren.[1][2][3]
Laut Duden bedeutet woke: „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“.[4]
Zudem wird der Ausdruck woke inzwischen von Konservativen und Rechten als anti-wokeness politisch instrumentalisiert und – wie die Ausdrücke politische Korrektheit, Cancel Culture, Gutmensch und Social Justice Warrior – mit negativer Konnotation zudem häufig sarkastisch verwendet, um politische Gegner und ihre Ziele abzuwerten.[3][5] Die Selbstbeschreibung als woke ist rückläufig.
https://de.wikipedia.org/wiki/Woke
„woke“ kann mit „identitätspolitisch aktiv“ gleichgesetzt werden.
Aus den im Wikipediaartikel genannten Gründen sehe ich persönlich die Begriffe „woke“ bzw. „wokeness“ als problematisch an und vermeide sie weitestgehend. Ich spreche lieber von „identitätspolitischen Aktivisten“ bzw. „identitätspolitischen Aktivismus“.
21. Oktober 2025 um 08:26
Die Definition von woke hat die selben Probleme wie die Definitionen von Führung, Liebe, Erfolg usw. Verschiedene Personen setzen unterschiedliche Akzente, aber er beschreibt gut ein Phänomen, und lasst uns von rechten und Verfassungsfeinden nicht die Wörter stehlen oder kontaminieren, das wollen sie ja. Auch die schrecklichen Aktivitäten von Trump, machen die berechtigte Kritik an der linksidentitären Ideologie nicht falsch. Jedenfalls ist es intellektuell unredlich, die Kritik an woke zu negieren, weil sie vom politischen Gegner instrumentalisiert wird. Hier ein paar nützliche Links:
SWR Susan Neiman – Links ist nicht woke
https://www.swr.de/kultur/literatur/susan-neiman-links-ist-nicht-woke-swr2-lesenswert-kritik-2023-11-14-100.html
Hier auch gern noch Kritik an dem Buch https://hpd.de/artikel/links-nicht-woke-leider-missglueckte-streitschrift-21569
Oder hier von Frau Esther Bockwyt
Die Psychologie des postkolonialen und woken Weltbilds
https://www.kas.de/de/web/geschichtsbewusst/essay/-/content/die-psychologie-des-postkolonialen-und-woken-weltbilds
Amardeo Sarma Wissenschaftsfreiheit: Lehren aus Harvard für Deutschland
https://hpd.de/artikel/wissenschaftsfreiheit-lehren-harvard-fuer-deutschland-23156
Emotional wurde es wohl bei dem Vortrag von Andreas Edmüller : Andreas Edmüller und seine Attacke gegen wokes Denken
„Frontalangriff auf die Werte von Wissenschaft und Aufklärung“ https://hpd.de/artikel/frontalangriff-werte-wissenschaft-und-aufklaerung-22495
Rezension beim Hpd
Gefahren durch eine wissenschaftsfeindliche Wokeness
https://hpd.de/artikel/gefahren-durch-wissenschaftsfeindliche-wokeness-21986