Die Nachrichten über die drastischen Einschnitte, die die Trump-Regierung in Wissenschaft und Forschung vorgenommen hat, reißen nicht ab. Steven Pinker brachte dieses Vorgehen in einem Interview mit der SZ unmissverständlich auf den Punkt: „Das ist die komplette Verachtung der Wissenschaft“.
Es sind nicht nur die reinen Kürzungen, die schockieren; es ist vor allem das Klima, das dadurch entstanden ist. Ein Klima der Angst und Unsicherheit, das Wissenschaftler zunehmend davon abhält, frei zu forschen oder ihre Erkenntnisse zu veröffentlichen.
In einem Artikel von The Detroit News gibt es dazu ein bezeichnendes Beispiel:
„Fearing paper on evolution might get them deported, scientists withdrew it“
Dahinter steckt eine eigentlich vielversprechende Forschungsarbeit zur Evolution, gemeinsam geschrieben von drei Wissenschaftlern: zwei davon aus den USA, einer aus Europa. Doch kurz vor der geplanten Veröffentlichung zogen die US-Kollegen plötzlich zurück:
After much thought, the co-authors said they preferred not to risk publishing at this time. One had just lost a job because of a canceled government grant; the other feared a similar fate if they went ahead with the paper. Although both were legally in the U.S., they worried they might lose their residency if their names appeared on a potentially controversial article.
Was ist denn das kontroverse Thema?
The subject: evolution.
Obwohl es keine expliziten Hinweise darauf gab, dass evolutionsbezogene Forschung von den Kürzungen betroffen sei, reichte die allgemeine Unsicherheit offenbar aus, um diese Veröffentlichung zu verhindern:
Although President Donald Trump’s executive orders have not targeted research involving evolution, the authors’ unease about publishing on the subject reflects the fear and uncertainty now rippling through the science world.
Hintergrund:
[T]he past few months have proved a difficult time for science. The National Institutes of Health has targeted research in many areas, terminating $2.4 billion in grants on projects examining HIV, covid-19, gender identity, racial health disparities and vaccine hesitancy among other subjects, according to a lawsuit filed last week against NIH by the American Civil Liberties Union. Layoffs across the nation’s health and science agencies have disrupted research. And universities have scaled back hiring graduate and doctoral students in response to massive cuts in federal funding to their campuses.
Michael L. Wong, der das Paper als Herausgeber betreuen sollte, bedauerte den Rückzug:
“I was so looking forward to reading this paper because I think the ideas in it are potentially transformative,” Wong said. “But the fact that people, scientific researchers, are afraid of just engaging in normal scientific discourse, putting their well thought out ideas into the public sphere so that everybody can see them, read them, come to their own conclusions about them and then debate them ― it is so disheartening.”
Ihm bleibt nur die Hoffnung:
“I’m so bummed that I’ll never get to read the paper,” he said. Trying to be optimistic, he added that maybe in a few years he will get to read the paper.
“Fingers crossed.”
Die ganze Geschichte ist nachzulesen im Artikel von The Detroit News.
Zum Thema:
- Artikel: All Along the Watchtower: Trump’s Impact on Academia, Unsafe Science vom 24.04.2025
- Artikel: Steven Pinker über Harvards Widerstand gegen Trump und die Zustände an US-Universitäten, Süddeutsche Zeitung vom 15.04.2025 [Paywall]
- Artikel: 5-teilige Videoserie zu Robert F. Kennedy Jr., GWUP-Blog vom 05.04.2025
- Artikel: BMBF und Allianz der Wissenschaftsorganisationen mit einer gemeinsamen Erklärung für Wissenschaftsfreiheit, GWUP-Blog vom 04.04.2025
- Artikel: Trump und die Wissenschaft: Kürzungen, Proteste und der Kampf um die Forschung, GWUP-Blog vom 18.03.2025
- Artikel: Ein Blick auf RFK: Janos Hegedüs und Udo Endruscheit im Gespräch, GWUP-Blog vom 03.03.2025
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1. Mai 2025 um 13:09
Achtung, Sarkasmus. Die Evolutionstheorie gehört jener antichristlichen Ideologie an, die sich in den Vereinigten Staaten gerade breit macht.
2. Mai 2025 um 11:35
Kam das zufällig aus der queerfeministischen/intersektionalen/identitätspolitischen Ecke?
Ja, die beschäftigen sich auch gerne mit Evolutionstheorie und Co.
https://academic.oup.com/zoolinnean/article/191/2/323/6075648
https://communities.springernature.com/posts/queering-evolution-from-practice-to-theory
https://www.academia.edu/128946432/Yuki_Kihara_Queering_Evolution
https://www.nomos-elibrary.de/de/10.5771/9783845239439/das-geschlecht-in-der-biologie
Gequeert werden kann, soll und muss alles!
Bei Colin Wright findet man eine umfangreiche Sammlung dieser skurrilen Papers & kuriosesten „Studien“ etc.
Dass es auch um Kürzungen dieser junk science geht, deutet sich ja bereits an (gender identity, racial health disparities).
Leider erfährt man außer bedeutungsschwerem Geraune nichts genaueres. Da bleibe ich mal skeptisch, bis es Details gibt.
4. Mai 2025 um 10:49
Nein, das kam laut dem Artikel der Detroit News aus dem Bereich Astrobiologie.
Aber selbst wenn, die Frage ist ja nicht nur, ob einem umstrittenen Projekt die finanziellen Mittel gestrichen werden, sondern, ob die Veröffentlichung eines der Regierung nicht genehmen Papers zur Folge hat, daß ein ausländischer Forscher seine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis in den USA verlieren könnte. Diese Angst erscheint ja angesichts des rabiaten und unvorhersehbaren Vorgehens der Trumpisten gegen alles, das versehentlich ein Reizwort beinhaltet, mehr als nachvollziehbar (wenn auch hoffentlich nicht begründet).
Natürlich kann die US-Regierung Gelder streichen, wenn sie kein Interesse an bestimmter Forschung haben sollte. Daß es aber hier um einen Kulturkampf geht, bei dem nicht nur gegen unwissenschaftlichen Unfug vorgegangen wird, sollte jedem klar sein. Ohnehin ist es bizarr, daß die selbsternannten Libertären mit staatlichen Mitteln einen solchen Druck aufbauen.
Die Freiheit der Wissenschaft ist in Deutschland zu Recht grundgesetzlich geschützt. Wissenschaft muß sich selbst von dümmlicher Ideologie befreien, das kann und sollte nicht Aufgabe des Staates darstellen. Und dazu sollten wir beitragen, indem wir auf den Blödsinn gewisser Forschungen im Bereich der Critical Sciences hinweisen. Und wenn das zunächst keinen wesentlichen Effekt haben sollte, dann plädiere ich für Geduld und Toleranz.
4. Mai 2025 um 21:23
@ borstel
Du hast aber schon gelesen UND verstanden, dass es um keinerlei Fakten geht, sondern um das übliche verworren-verschleiernde, angstgetriebene, linkspopulistische Gewabere im Konjunktiv?
Bringe bitte Fakten.
Welcher Wissenschaftler wurde wo und wann aus welchen Gründen von Trump des Landes verwiesen?
Das ist nichts anderes als Moral Spektakel. Oder besser Trump-Obsession-Moral-Spektakel.
Real und jederzeit faktencheckbar sind hingegen die Opfer der von der Biden-Administration vorangetriebenen Gender- und Transideologie.
Die US-Demokraten sind maßgeblich für all diese lebenslang psychisch und physisch schwer geschädigten Trans-Opfer verantwortlich.
Absolut schräg, wie manche Leute das komplett abspalten bzw andere (wie RPG oder du) so tun als habe das eine nichts mit dem anderen zu tun.
Nicht nur lebenslang geschädigte Patienten in den USA, sondern in allen westlichen Ländern, deren medizinische Leitlinien sich allesamt am Stichwortgeber WPATH (USA) orientieren. Auch unsere deutsche neue Leitlinie übrigens!
https://www.aerzteblatt.de/news/neue-s2k-leitlinie-zu-geschlechtsinkongruenz-und-dysphorie-im-kindes-und-jugendalter-vorgestellt-44b85ae7-29c6-4569-bcd5-aa3bb37c432a
Hier kann man von Glück sagen, dass die WPATH-Leaks dazwischenkamen.
Sonst wäre wahrscheinlich auch noch solch Irrsinn wie eine „Genderidentität Eunuch“ für Knaben implementiert worden.
https://www.aerzteblatt.de/archiv/transition-bei-genderdysphorie-wenn-die-pubertas-gestoppt-wird-6e53d6fd-fd32-4244-a8be-3c63d0a61913
Da reden wir noch gar nicht über all die Frauen, die sich in allen westlichen Ländern mit und ohne Self-ID in JVAs mit männlichen Sexualstraftätern rumschlagen müssen oder paraphil gestörten Männern in Frauenumkleiden, Frauenhäusern, Krankenhauszimmern sowie die inzwischen unzähligen Männer mit Transhintergrund, die (vor allen in USA, aber auch international) im Leistungs- und Wettkampfsport Mädchen und Frauen Start- und Gewinnchancen stehlen.
Das sind Fakten.
Die keinen dieser jetzt angststarren Wissenschaftler interessierten. bzw sie waren und sind mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar dafür. Ging und geht ja nur um Frauen und Kinder. Die sind für euch Linkspopulisten ohnehin Kollateralschäden bis völlig irrelevant.
Auch jetzt noch nach Trumps Dekreten –
Männer raus aus dem Frauensport, Mittelkürzung für Geschlechts“angleichungen“ finden diese Dinge im Tages- und Wochentakt statt:
Gewinnende Jungen und Männer im Frauensport und medizinisch lebenslang geschädigte Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den USA durch sogenannte GAC.
Ich verzichte aufs Verlinken, es wäre zu viel – das kannst du selbst suchen, ist nicht schwer.
Wie glaubwürdig könnte also das Verhindern dieser astrobiologischen Studie durch Trump sein?
Wenn Trumps Regierung nicht mal männliche Betrüger im Frauen-Sport oder garstige Körperverstümmelungen körperlich gesunder, psychisch behandlungsbedürftiger Jugendlicher verhindert?
Und es ist wohl nicht wirklich dein Ernst, dass der Staat sich rauszuhalten hat, wenn Menschen durch „dumme Ideologien“ geschädigt werden?
Obwohl, doch, ich denke, es ist dein Ernst. Du weißt das ja alles. Und hast das dennoch gerade geschrieben. Als Arzt.
4. Mai 2025 um 21:42
@ borstel
ps.
vielleicht magst du dir ja als (interessierter?) Arzt mal den frischen HHS-Review zu „Geschlechtsdysphorie“ aus dem Hause Trump anschauen?
CNN (linksregressiv) zerreißt ihn schon:
https://edition.cnn.com/2025/05/01/health/gender-affirming-care-trump-review
Die AAP ist voll des Tadels, äh tief alarmiert, aber das ist keine Überraschung. Oh mei, sind die peinlich in ihrer kurzen Begründung:
https://www.aap.org/en/news-room/news-releases/aap/2025/aap-statement-on-hhs-report-treatment-for-pediatric-gender-dysphoria/
Leo Sapir und weitere GCs sind hingegen voll des Lobes mit einer immerhin etwas längeren Begründung:
https://justdad7180.substack.com/p/a-cass-review-for-america
Ich hab bisher nur den Anfang des letzten links überflogen und bin bereits anfangsbegeistert, dass Cass‘ Schluderei, die ich bereits mehrfach kritisiert hatte, aufs Korn genommen wird.
Das Fetischzeug gehört natürlich auf den Tisch. Die Sprache hingegen muss detranst werden, d.h. der ideologische, pseudowissenschaftliche Jargon, den Cass durchweg verwendet (AFAB usw) muss weg.
Ich bin mal gespannt, ob das überhaupt passiert ist. Meine Befürchtung ist, dem hochrelevanten Paraphilie/Fetisch-Hintergrund wird auch dort kaum Beachtung geschenkt; immerhin ist Trump mit Herrn Jenner auf Spezl-Kurs, dieser welcher sich selbst filmt, wie er intime Frauenräume kolonialisiert mit Euphoria-Boner.
Ich erwarte von dieser Seite keine Wunder, aber immerhin eine Verbesserung der Ausgangslage. Jedes weitere, medizinisch-invasiv gender-behandelte Kind und Heranwachsender ist eines zuviel. Ich hoffe, es werden weniger, und die ersten Ärzte in USA wurden auch bereits erfolgreich verklagt und dürfen nicht mehr praktizieren.
Auf dieses Pferd hatten wir ja gesetzt: Eindämmung des Wahnsinns über Klagen, die in den USA schon mal drastisch ausfallen können. Das kann sich aber noch lange hinziehen.
Mit Biden oder Harris, wäre es genau in die andere Richtung weiter gegangen. Alle wissen das, jedoch ist es den Trump-Obsessiven vollkommen wurscht. Kinder, Frauen, drauf gekackt.
Ich würde ihn ja gerne Peiresc von Psiram zur Durchsicht vorlegen, aber das gibt einen Kollaps von Dissoziation, kognitive Dissonanz, Dekompensation… besser nicht. Am Ende müsste er noch zugeben, das passt so.
Amelung hat sich bisher noch nicht geäußert. Noch ein blindes Huhn geht jetzt auch schlecht… ;)
Mist verdammter, wie kommt man aus der Nummer nur raus?
5. Mai 2025 um 23:12
Och nö, der Linkspopulist hat keine Lust, das zu lesen.