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Münsteraner Memorandum Homöopathie in der Apotheke

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Der Münsteraner Kreis appelliert an die Apotheker und PTAs in Deutschland,

… Homöopathika nicht mehr als wirksame Therapieoption zu bewerben, sie nicht mehr in Eigenregie herzustellen und zu vermarkten und ihre Kunden dahingehend zu beraten, dass keine über Placebo hinausgehende Wirksamkeit homöopathischer Präparate gegeben ist.

Das ist die Kernbotschaft des „Münsteraner Memorandums Homöopathie in der Apotheke“.

Die Apothekerkammern und andere Träger für Weiterbildungen werden darin aufgefordert, Lehrgänge zur Homöopathie nicht mehr anzubieten – allenfalls noch, wenn inhaltlich darauf abgezielt wird, die oftmals abstrusen Behauptungen der Anhänger überzeugend zu widerlegen.

Als Autoren zeichnen Norbert Aust, Sabine Breiholz, Edzard Ernst, Iris Hundertmark und Oliver R. Scholz.

Der Münsteraner Kreis weist dem Personal in den Apotheken, den verantwortlichen Apothekern und den dort tätigen pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTAs) eine Schlüsselrolle im Gesundheitswesen zu:

Sie sind die Gewährsleute dafür, dass der Patient als medizinischer Laie zutreffend über Arzneimittel informiert wird, um auf dieser Grundlage bestmögliche Entscheidungen treffen zu können.

Zwar anerkennen die Autoren, dass Apotheken in einem bestimmten Rahmen gezwungen sind, Homöopathika an den Kunden abzugeben. Ein aktives Bewerben und Vertreiben dieser Präparate oder gar die Herstellung und die aktive Vermarktung eigener homöopathischer Rezepturen sei jedoch etwas ganz anderes.

Der Münsteraner Kreis trete mit diesem Memorandum dafür ein, dass

… auch die Apotheken sich daran beteiligen, die Homöopathie auf das zurückzuführen, was sie ist: eine längst überholte Heilslehre, die auf eher mystischen Postulaten beruht, deren Validität nie wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, und die folglich in einem modernen Gesundheitswesen keinen Platz haben darf.

Die 21-seitige Publikation steht hier zum Download bereit.

Zum Weiterlesen:

  • Münsteraner Memorandum „Homöopathie in der Apotheke“
  • Memorandum Homöopathie in der Apotheke – ein Echo, INH am 23. Februar 2023
  • Homöopathie in der Apotheke – ein Münsteraner Memorandum, INH am 22. Februar 2023
  • Placebos helfen – auch wenn wir wissen, dass es keine Arznei ist, Deutschlandfunk Nova am 13. Februar 2023
  • Video: Gefährliche Homöopathie und die Rolle der Apotheker, GWUP-Blog am 20. Mai 2022
  • 12 Fragen zur bayerischen Homöopathie-Studie, gesundheits-check am 21. Februar 2023

3 Kommentare

  1. Der Bereich der Apotheken zeigt sich bislang als ein starkes „Bollwerk“ zugunsten der Homöopathie, wobei das wahrscheinlich sogar eher auf Seiten der organisierten Apothekerschaft (von ABDA bis Kammern) zu verorten ist; zwar gibt es nur sehr wenige ApothekerInnen, die sich öffentlich kritisch positionieren, es ist aber schon anzunehmen, dass es viele unter dem Apo-Personal gibt, die dies gern tun würden – es aber aus persönlichen und beruflichen Gründen einfach nicht können.

    Das wissen wir aus vielen Korrespondenzen beim INH wie auch beim „Susannchen“. Ein Skandal im Skandal.

    Wir erinnern uns, wie die ABDA jede Diskussion über die Beratung zur Homöopathie in den Apotheken einst gegenüber MedWatch so grotesk wie nochnäsig abbürstete:

    „Die Pressesprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) möchte auf Nachfrage zur Untersuchung keine Stellung nehmen, stattdessen flüchtet sie sich in Formalien:

    In der Untersuchung sei eine nicht ganz korrekte Bezeichnung von mehreren Filialapotheken, die einem Apotheker gehören, verwendet worden – der Begriff „Kette“ sei falsch. „Zu Studien, in denen bereits beim ersten Überfliegen Fehler auffallen wie die Behauptung, dass einige Apotheken zu einer Kette (!) gehören würde, äußern wir uns grundsätzlich nicht“, schreibt sie lapidar.“

    Gehts noch?

    Ich erlaube mir, die Äußerung zum Vorstoß der Berliner Apo-Kammer, auch die Apotheker-Fortbildungsrichtlinien im Hinblick auf Homöopathie zu revidieren, die ABDA befasse sich bereits „auf Expertenebene“ mit dem Thema, im Lichte dieser Äußerung zu sehen.

    Was gibts da lange zu befassen?Nun, sicher geht es um Marketing- und nicht um Pharmazieexperten … Vermutlich wird die ABDA im neuen Memorandum auch irgendwo einen „Fehler“ finden, weshalb sie sich berechtigt sehen wird, es zu ignorieren…

    Berlin zeigt, dass es erste Risse gibt. Bei DocCheck erschien vor nicht allzu langer Zeit ein kritischer Artikel zu Thema aus der Feder einer PTA, zwar mit einer gewissen Zurückhaltung, aber offensichtlich getrieben von der als nicht mehr hinnehmbar empfundenen Selbstverständlichkeit von „Homöopathie in der Apotheke“:

    https://www.doccheck.com/de/detail/articles/40335-homoeopathie-wir-muessen-reden

    So fing es auch einmal bei der Ärzteschaft an … (bei der übrigens in der nächsten Woche eine erneute Entscheidung bei der LÄK Thüringen zur Homöopathie in der Weiterbildungsordnung ansteht, nachdem die letzte vor zwei Jahren nur ganz knapp pro Homöopathie ausfiel).

    Eine breite Diskussion als Folge des neuen Memorandums wäre schon deshalb wünschenswert, weil sie die ABDA und die Kammern der Apothekerschaft damit konfrontieren würde, dass sie nicht die alleinige Deutungshoheit über das Thema haben.

  2. @Udo Endruscheit

    Die Apothekerkammern und Verbände kann man leider in der Pfeife rauchen. Wessen Interessen die vertreten, ist niemandem so ganz klar.

    Die der öffentlichen Apotheken sind es nicht. Vermutlich nur eigene.

    Es wegen der falschen Begrifflichkeit „Kette“ gleich komplett abzubügeln, sich mit dem Text zu befassen, ist eine fadenscheinige Ausrede, behagte unsere Standesfürsten aber wohl mehr als zu sagen „Keine Lust.“

    Ich kann in Zukunft gerne korrekturlesen, wenn es um Apotheken geht, damit wenigstens die Ausrede falscher Terminologie wegfällt… hoffentlich. In unserem überbürokratisierten Umfeld macht man da schnell mal einen Fehler – ist auch für einen Apotheker nicht alles so offensichtlich wie „Kette“.

    Bei uns ist es so, dass jeder eigentlich machen darf, wie sie will. Zwar sind wir offiziell pro Homöopathie, aber eben nicht alle.
    Das geht aber nicht so weit, dass ich auf Wunsch keine Homöopathika abgebe.

    Letzte Woche erst wieder habe ich von Zahnungskügelchen abgeraten und zu einem schmerzlindernden Gel geraten. Die Kundin hat dann beides gekauft. Das kommt übrigens (zumindest bei mir) häufiger vor, dass ich abrate, die Leute es aber trotzdem kaufen wollen.

    Und da mein Lohn ja auch irgendwo reinkommen muss, kriegen die Leute das dann

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