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MMS-Promoter Andreas Kalcker in Argentinien angeklagt – bis zu 25 Jahre Haft sind drin

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Gegen den deutschen „Wunderheiler“ und MMS-Propagandisten Andreas Kalcker wird in Argentinien Anklage erhoben. Dem Wahl-Schweizer wird vorgeworfen, für den Vertrieb von Chlordioxid in Argentinien verantwortlich zu sein.

In den vergangenen Monaten mehrten sich in Südamerika Meldungen von Vergiftungen und Todesfällen, nachdem Menschen zum vermeintlichen Schutz vor COVID-19 Chlordioxid eingenommen hatten. Im Falle einer Verurteilung drohen Kalcker und seinen rund 20 Mitangeklagten bis zu 25 Jahren Gefängnis.

Das schreibt heute MedWatch.

Wenige Tage, nachdem der Tod [eines fünfjährigen] Kindes in Argentinien bekannt geworden war, hatte ein Rechtsanwalt Anzeige gegen Andreas Kalcker und eine weitere Person bei der argentinischen Strafverfolgungsbehörde für Gesundheits- und Umweltkriminalität erstattet (die Unterlagen liegen MedWatch vor).

Er warf den beiden vor, Chlordioxid über verschiedene Kanäle mit falschen Heilsversprechen beworben sowie über eine inzwischen nicht mehr erreichbare Webseite verschiedene Chlor-Verbindungen verkauft zu haben. Daraufhin ermittelte die argentinische Bundesstaatsanwaltschaft.

Bereits im August hatte MedWatch über „Andreas Kalcker und die gefährliche Chlordioxid-Mär“ berichtet.

Andreas Kalcker ist ein sehr aktiver Botschafter von Humbles Lehre. Seine Bücher erscheinen in dessen Verlag, Kalckers Videos wurden und werden in den sozialen Medien vielfach geteilt. Auf seiner Website behauptet Kalcker seit geraumer Zeit, Chlordioxid „rette Leben“ und helfe effektiv Covid-19-Patienten.

Das Online-Magazin legte Kalcker eine Reihe von Fragen zu seinem Tun vor, die dieser nur ausweichend und unkonkret beantwortete. 2018 trat Kalcker völlig unbehelligt bei einem Quacksalber-Kongress in Berlin auf (wir berichteten).

Laut Schweizer Medien wird „die ganze Propaganda rund um das angebliche Allheilmittel maßgeblich aus der Schweiz gesteuert. Dazu dient ein Netzwerk von Firmen und Vereinigungen, die im Kanton St. Gallen und in Liechtenstein ansässig sind“. Kalcker selbst wohne im St. Galler Rheintal:

Er nennt sich Biophysiker und tourt als Vortragsreisender um die Welt.

Ob er auch zu seinem Prozess nach Argentien reist? Allerdings scheint es immer noch einen alten Auslieferungsvertrag zwischen der Schweiz und Argentinien und einen neueren Rechtshilfevertrag zu geben.

Vorerst geht das Treiben munter weiter:

Zum Weiterlesen:

  • Tödlicher Schwindel mit Chlordioxid: Anklage gegen Andreas Kalcker erhoben, medwatch am 9. September 2021
  • Andreas Kalcker und die gefährliche Chlordioxid-Mär, medwatch am 25. August 2021
  • A leader of a movement touting toxic bleach as a ‚miracle‘ COVID-19 cure has been charged following a 5-year-old boy’s death, business insider am 4. September 2021
  • Chlordioxid: Das Wunderwasser der Gläubigen, beobachter.ch am 6. Mai 2021
  • Bundesgerichtshof bestätigt Haftstrafe für MMS-Verkäufer, medwatch am 23. Juli 2019
  • Video: „MMS gegen Corona, Krebs & Co.: Die Versprechen der Wunderheiler*innen“, GWUP-Blog am 20. Oktober 2020
  • Neues maiLab-Video: „MMS ist Gift! Wirklich“, GWUP-Blog am 24. März 2019
  • Was sich Menschen alles antun – Heute: Quacksalberei mit MMS, Onkel Michaels kleine Welt am 1. September 2017
  • Terpentin, Benzin, Chlorbleiche: Immer rein mit den natürlichen Gesundmachern, GWUP-Blog am 23. Januar 2018

7 Kommentare

  1. Der Link “ Rechtshilfeabkommen“ führt nach Algerien ???

  2. @Maxx2000:

    Hauptsache Italien …

  3. Mal eine Frage in die Runde: Glaubt irgendjemand, dass Kalcker auch nur einen Tag sitzen wird (sollte er verurteilt werden)?

    Selbst wird er sicher nicht nach Argentinien reisen. Und ob ein Auslieferungsantrag gestellt wird, bleibt abzuwarten. Müsste es den nicht schon geben, wenn bereits Anklage erhoben wurde?

    Und schlimmstenfalls zieht er bei Schiffmann ein (oder entzieht sich auf andere Art der Gerichtsbarkeit).

  4. Noch eine Frage: Wenn er in Argentinien verurteilt wird, ganz egal ob ein Auslieferungsverfahren angeleiert wird oder ob er auch nur einen Tag sitzt – gilt er dann hier oder in der Schweiz als vorbestraft?

  5. Laut einem Update bei MedWatch soll Kalcker verhaftet worden sein.

    Grundlage ist dieser Zeitungsartikel, der aber im Grunde nur von irgendwelchen „Quellen“ bei der Polizei spricht und von mehreren Razzien und zwei Festnahmen, darunter „ein deutscher Staatsbürger“, in Merlo im Großraum Buenos Aires berichtet.

    Würde ich erst mal mit Vorsicht betrachten.

  6. Artikel 16 unseres Grundgesetzes:

    (2) Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden. Durch Gesetz kann eine abweichende Regelung für Auslieferungen an einen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder an einen internationalen Gerichtshof getroffen werden, soweit rechtsstaatliche Grundsätze gewahrt sind.

  7. @ 2xhinschauen:

    Daran ist die Schweiz allerdings nicht gebunden. Wenn er ganz sichergehen will, nicht u.U. nach Argentinien ausgeliefert zu werden, muss er wohl nach Deutschland. (Vermute ich als Nichtjurist.)

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