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Homöopathie: „Von wegen sanfte Medizin“

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In der aktuellen Grazia (24/20) schreibt Natalie Grams über Homöopathie:

Die neue INH-Vorsitzende Jutta Hübner spricht mit der Apotheken Umschau über falsche Heilsversprechen in Zeiten von Covid-19.

Ein Auszug:

Beim Deutschen Zentralverein Homöopathischer Ärzte heißt es, die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zur Eindämmung der Pandemie hätten „Vorrang vor eventuellen homöopathischen Maßnahmen“. Ist es denn nicht verantwortungsbewusst, wenn Vertreter alternativer Heilmethoden sich so äußern?

Hübner: Die Formulierung beschreibt ein typisches Beispiel der Alternativmedizin. Man stellt sich zwar scheinbar hinten an, aber erweckt damit gerade ein besonders hohes Vertrauen in die Aussage. Impliziert wird ja zum Ausdruck gebracht, dass die Homöopathie in irgendeiner Weise hilfreich sein kann bei COVID-19 – und genau dies ist weder bewiesen noch in irgendeiner Weise annehmbar.

Homöopathen weisen gerne darauf hin, dass man schon in ähnlichen schwierigen Situationen wie bei der Spanischen Grippe sehr gute Heilungsergebnisse erreicht hätte. Hierzu seien Berichte gesammelt worden.

Ja, so wird häufig argumentiert.

Der Unterschied zu den wissenschaftlichen Berichten und Erkenntnissen der konventionellen Medizin aus Pandemiezeiten liegt darin, dass diese Berichte in keiner Weise systematisch erfasst worden sind, sondern dass einfach nur gut verlaufende Einzelfallbeispiele zusammengestellt wurden.

Auch in der wissenschaftlichen Medizin arbeiten wir in Pandemiezeiten mit Erfahrungsdaten, aber sie werden nach ganz bestimmten festgelegten Regeln kritisch analysiert und sie werden vor allem auch von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen untersucht und diskutiert, so dass wir damit Fehlschlüsse möglichst vermindern oder vermeiden.

Das INH hat den Brief eines engagierten Followers an den rbb zu der Homöopathie-Sendung vom 25. Mai veröffentlicht:

Sollen wir die Theorie, dass die Erde eine Scheibe ist, auch zulassen, weil wir nur flaches Land fühlen und sehen? Solange die Sonne morgens aufgeht, funktioniert die Idee von der Scheibe für uns.

Warum schrauben Sie die Ansprüche ihrer Wissenschaftsredaktion so weit nach unten? Sollten Sie sich nicht der Wahrheitssuche verpflichtet fühlen, auch wenn diese nicht die gewohnte Bei-mir-wirkt’s-halt-Intuition bestätigt?

Zum Weiterlesen:

  • Covid-19: Riskante Heilsversprechen, apotheken-umschau am 4. Juni 2020
  • Eine Reise in die Vergangenheit beim rbb – und eine kritische Antwort, INH am 5. Juni 2020
  • Podcast: gmp spricht mit Natalie Grams und Jutta Hübner über den Wechsel beim INH, GWUP-Blog am 21. April 2020
  • Interview mit Natalie Grams: Gerade in Zeiten von Corona – welche Medizin wirklich wirkt, lustaufsleben am 1. April 2020
  • Jetzt als Podcast: „Fragen an den Autor“ mit Natalie Grams, GWUP-Blog am 24. Mai 2020
  • Die Abtrünnige: Von der Homöopathin zur Kritikerin, profil am 13. Mai 2020
  • Homöopathie und die Cholera in Wien 1831/32, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 24. Mai 2020
  • Die Medizinstudierenden in Deutschland positionieren sich gegen Homöopathie, GWUP-Blog am 3. Juni 2020

5 Kommentare

  1. Als bereits siebte Landesärztekammer kippt auch Mecklenburg-Vorpommern Homöopathie-Weiterbildungen. Es gäbe erhebliche Zweifel dafür, dass homöopathische Medikamente eine Wirkung hätten – abgesehen vom Placeboeffekt.

    https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Aerztekammer-MV-streicht-Homoeopathie-aus-Weiterbildungsordnung

  2. @ Bernd Harder:

    Das ist natürlich hart, wo doch Frau Schwesig vor gerade mal einem Jahr in ihrem Grußwort für die Jahrestagung des Zuckervereins in Stralsund noch von der „zunehmenden Akzeptanz der Methodik der Homöopathie“ sprach.

  3. @Joseph Kuhn:

    Wie viele Zuckerkügelchen wird sie zur Therapie ihrer Krebserkrankung geschluckt haben müssen?

  4. @ Peter Linke:

    Ihrer persönlichen Krankheitserfahrung sollte man mit Respekt begegnen, gute Polemik in Sachen Homöopathie hat keine Mühe, geeignete Anlässe zu finden.

  5. Gute Nachrichten: Die Landesärztekammer Brandenburg hat gestern die #Homoeopathie aus ihrem Weiterbildungskatalog gestrichen.

    https://twitter.com/RHeicappell/status/1274625369136607232

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