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Warum Millionen Menschen nicht an den Klimawandel glauben – und was man dagegen tun könnte

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Es gibt Menschen, denen geht das irgendwie gegen den Strich, gegen ihr Identitätsgefühl, gegen ihre Weltanschauung, dass wir jetzt alle schuld sein sollen an einer globalen Erwärmung,

sagt der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf in einem kurzen Videoclip bei ZON zu den Motiven der Klimaleugner.

Etwas ausführlicher befasst sich Pia Heinemann bei Welt+ mit der Thematik.

Die Wissenschaftsredakteurin arbeitet heraus, dass Klima-Verschwörungstheoretiker oftmals von ideologischen Motiven angetrieben werden:

Sie haben meistens sehr konservative Wertvorstellungen, mögen keine Modernisierung, sind Individualisten, oft mit einer neoliberalen oder marktgläubigen Grundeinstellung. Sie halten sich selbst für vernünftig, rational und unterstellen anderen, ideologisch zu sein.

Typisch für Klimawandelleugner sei eine starke Aversion gegenüber links-grünen Anschauungen und eine gewisse Offenheit für Verschwörungstheorien. Man glaubt, dass ‚die da oben‘ sich etwas ausgedacht haben, um ‚uns‘ mundtot zu machen, wer an die böse Macht der Konzerne glaubt, daran, dass JFK vom FBI oder dem Staat umgebracht worden ist, der glaubt auch leicht daran, dass sich die Klimawissenschaftler verschworen haben.

Daneben geht es um den Ungewissheitsfaktor

Forscher können nur mit Wahrscheinlichkeitsaussagen operieren. Laien aber erwarten, dass die aufwendige wissenschaftliche Arbeit exakte Ergebnisse liefert. Vagen Aussagen gegenüber sind sie skeptisch.

und um die wuchtige Komplexität des Themas:

Außerdem ist das Thema Klimawandel so groß, so komplex und scheinbar so weit weg vom Alltag der Menschen, dass viele überfordert sind. Globale Temperaturen und Treibhausgase sind abstrakte Begriffe, mit dem eigenen Leben haben sie direkt nichts zu tun. Viele glauben auch nicht, dass sie selbst etwas dagegen unternehmen können, ja dass sie überhaupt einen Einfluss haben auf das, was passiert.

Letzteres kann man nun so oder so interpretieren.

Resignierend – wie eine Journalistin in der Berliner Morgenpost:

So hat eine Studie aus dem Umweltministerium über das Umweltbewusstsein junger Menschen ergeben, dass sie zwar gern fairen Kaffee trinken, aber den aus To-go-Bechern. Sie zwar ein hohes Problembewusstsein haben, aber nicht auf die Kurzflüge verzichten wollen oder auf das müllproduzierende Essen auf die Hand oder die wechselnden Mode- und Techniktrends.

Über Klimawandel nachzudenken ist unbequem, weil man immer wieder zum gleichen Ergebnis kommt: Jeder von uns könnte ein wenig mehr tun.

Oder motivierend – wie in dem Welt+-Artikel:

Wie man sich aber vor den Folgen des Klimawandels schützt, beziehungsweise, wie man mithelfen kann, ihn selbst zu verhindern, das spiele in den meisten Berichten kaum eine Rolle. Der Klimawandel und seine Folgen werden beschrieben, der Klimaschutz meist kaum angerissen.

Klimaforscher sollten darauf achten, trotzdem das Bild einer positiven Zukunft aufzuzeigen – und überschaubare Wege, wie diese Bild sicher erreicht werden kann. Man muss Menschen ermutigen und ihnen klare Anweisungen geben, was sie tun können. Kleine Projekte, mit denen sie sich identifizieren.

Das deckt sich in der Tat mit den Gründen, warum manche Menschen anfällig sind für Verschwörungstheorien – und andere nicht.

In ihrem neuen Buch „Angela Merkel ist Hitlers Tochter“ schreiben die Journalisten Christian Alt und Christian Schiffer:

Was sind die Faktoren, die uns zum Verschwörungstheoretiker machen? Kontrolle scheint einer der Schlüsselfaktoren zu sein. In unserem Alltag haben wir gern das Gefühl, in Kontrolle zu sein. ICH entscheide, ob ich mir morgens Nutella oder Marmelade aufs Brot schmiere. ICH entscheide, ob ich zur Arbeit laufe oder den Bus nehme. ICH entscheide, ob ich den Feierabend mit meinen Kollegen bei einem Bier verbringe oder alleine mit einer Tüte Flips vor dem Fernseher

Das Gefühl zu haben, die Hauptrolle im Film des eigenen Lebens zu spielen, ist entscheidend für die eigene Zufriedenheit. Psychologen nennen dieses Gefühl Selbstwirksamkeit: Ich mache etwas, und die Welt reagiert tatsächlich auf mich.

Wenn dieses Gefühl vorhanden ist, dann kann uns das Chaos der Welt da draußen nichts anhaben.

Ich verpasse morgens auf dem Weg zur Arbeit die U-Bahn? Kein Problem, nehm ich eben die nächste. Meine Kollegin Lisa hat Geburtstagskuchen mitgebracht, aber ich bekomm leider kein Stück? Macht nix, passiert halt. Meine Firma muss 30 Prozent der Belegschaft entlassen? Ooookay. Das ist schlimm, aber mich wird es sicher nicht treffen. Und wenn doch: Ich finde sicher was Neues.

Menschen, die in ihrem Alltag Selbstwirksamkeit erfahren, finden: Die Welt ist ein chaotischer Ort, mit tollen und weniger tollen Zufällen, aber ich habe mein Schicksal selbst in der Hand. Wenn dieses Gefühl aber fehlt, dann erscheinen die kleinen alltäglichen Zufälle in einem ganz anderen Licht. Dann WILL irgendjemand nicht, dass ich die U-Bahn noch bekomme. Lisa WILL nicht, dass ich ein Stück Geburtstagskuchen esse, und wenn ich so darüber nachdenke: Letzte Woche hat sie mich schon so komisch angesehen.

Der Psychologe David Sullivan hat mit seinen Kollegen diesen Modus unseres Gehirns auf die Probe gestellt. Und zwar, indem sie die Selbstwirksamkeit ihrer Probanden manipulierten.

Zwei Gruppen bekamen einen Fragebogen. Gruppe 1 wurde gefragt, wie viel Kontrolle sie über folgende Ereignisse haben: „Ein Familienmitglied wird krank“, „Eine Naturkatastrophe zerstört mein Haus“ und „Ich bekomme eine Lebensmittelvergiftung“. Ziel war es, dass die Probanden aus Gruppe 1 sich eingestehen, dass sie über viele Dinge in ihrem Leben eben keine Kontrolle haben. Dass die Welt chaotisch ist. Dass wir im Alltag all die Dinge, die passieren können, gerne mal vergessen.

Gruppe 2 dagegen wurde an all die Dinge erinnert, über die sie die Kontrolle besitzen. Auch diese Gruppe bekam einen Fragebogen, nur sollten sie dort folgende Ereignisse einschätzen: „Ich bestimme, wie viel ich fernsehe“, „Ich bestimme, wen ich daten will“ und „Ich bestimme, welche Musik ich höre“.

Nachdem beide Gruppen so befragt worden waren, sollten sie einschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass die US-Wahl 2008 manipuliert wurde. Ergebnis: Gruppe 1, also die Gruppe, die den Glauben an Selbstwirksamkeit verloren hatte, neigte viel stärker zu Verschwörungstheorien […] Hilflosigkeit, Kontrollverlust, fehlende Selbstwirksamkeit: Je mehr man uns daran erinnert, wie klein und unbedeutend wir sind, desto bedeutsamer müssen die sein, die die Weltgeschicke wirklich in der Hand haben.

So gesehen, könnten die amerikanische Journalistik-Professorin Elisabeth Arnold bei Klimafakten und die Klimaforscherin Susanne C. Moser bei Welt+ durchaus richtig liegen:

Menschen haben ein tiefes Bedürfnis, ein gutes oder bedeutungsvolles Leben zu leben, in dem sie Genugtuung daraus ziehen, ihre Stärken, Talente und Tugenden zu zeigen. Wenn man sie an ein größeres Gemeinwohl erinnert, das sie durch selbst gewählte kleinere Ziele erreichen können, dann hilft ihnen das gegen das hilflose Gefühl im Anblick des Klimawandels.

Zum Weiterlesen:

  • Wieso Millionen Menschen nicht an den Klimawandel glauben, Welt+ am 20. August 2018
  • Video: Womit haben Klimawandelskeptiker recht? Zeit-Online am 27. August 2018
  • Buch über Verschwörungstheorien: Der Mythenbildung auf der Spur, Deutschlandfunk am 20. August 2018
  • Christian Alt/Christian Schiffer: Angela Merkel ist Hitlers Tochter – Im Land der Verschwörungstheorien. Hanser 2018, 288 Seiten, 18 €
  • Der Verschwörungstheoretiker in dir, Spiegel-Online am 24. August 2018
  • Videos: Klima- und andere Fakten und wie man sie vermittelt, GWUP-Blog am 19. November 2017
  • Die Grenzen der Klimakommunikation – und wie es jenseits weitergeht, klimafakten am 22. Juni 2017
  • Gastbeitrag: “Ich war einmal ein Klimaskeptiker”, klimafakten am 20. September 2016
  • Klimaberichterstattung: Was Journalisten falsch machen – und wie sie dies ändern können, klimafakten am 13. August 2018
  • Die große Verschwörung: Warum verweigern sich Menschen wissenschaftlichen Erkenntnissen? klimafakten am 18. November 2016
  • Neue Strategie gegen Desinformation zum Klimawandel: das Seziermesser der Logik ansetzen, klimafakten am 3. Juli 2018
  • Desinformations-Kampagnen kontern – mit einer „Schutzimpfung“, klimafakten am 31. Januar 2017
  • Serie: Klimawandel-Mythen und Klimawandel-Fakten bei Astrodicticum simplex, GWUP-Blog am 6. Juli 2017
  • Das „Unsicherheits-Handbuch“ bei Klimafakten
  • Klimawandelleugner und ihr Glaube an „alternative Fakten“, Berliner Morgenpost am 24. April 2017

12 Kommentare

  1. @Lusru:

    Ist ja süß, dass Sie sich hier immer wieder anschleichen – allerdings darf ich Ihrem Gedächtnis erneut und zum wiederholten Male auf die Sprünge helfen:

    https://blog.gwup.net/2014/01/29/burokratie-besiegt-homoopathie/#comment-29962

  2. @crazyfrog

    Als Konkurrenz zur Daily Mail empfehle ich Ihnen den Daily Link herauszugeben.

    Hoppla, machen Sie ja schon.

  3. Ich wurde für eine Zeit in meinem Leben auch mal zum Leugner der menschengemachten Natur des gegenwärtigen Klimawandels.
    Ds hatte bei mir einen „kleinen“ Umweg.

    Von etwa 2004 bis 2008 hatte ich in meinem Leben einige Praktika in verschiedenen Betrieben absolviert. Durch die Bank hatte ich alle Kollegen muslimischen Glaubens als absolut judenfeindlich erlebt.

    Von Sept 2008 bis Dez 2011war ich im Zuge meiner Umschulung als 30+ in der Berufsschule mit Kiddies 17 – 22 Jahren. Zuzüglich eines deutschen Linken als auch eines Jungen aus wohl einem der ex-Jugoslawischen Staaten hatten alle muslimischen Kiddies sich antisemitisch gegeben als auch „du Jude“ als Schimpfwort im Munde geführt.

    Umweg langsam zuende, nun Richtung Weg zum Klimawandelleugner.

    Als jemand der Antisemitismus schlicht nicht ausstehen konnte und nicht nur weils dumm sondern auch verbrecherisch ist, hatte ich in diesem Zeitraum im Internet zu recherchieren begonnen, wieso etwa 99% aller Muslime, die ich im Zeitraum 2004 – 2011 getroffen hatte, allesamt Hitler und den Antisemitismus gut geheißen haben.

    Bei den professionellen großen Medien wie der Süddeutschen, des SPIEGELS, Focus, sonstige Berichte hatte ich entweder keine befriedigende oder eher ausweichende „Antworten“ gefunden.

    Wo ich aber fündig wurde, waren neorechte Seiten (die sich, was ich als Voraussetzung für eine gewisse Glaubwürdigkeit ansah, proisraelisch gaben), in denen jene lokale Artikel lokaler Kleinzeitungen zum Thema Islam und Judenfeindschaft gesammelt und als allein stehend aufgemacht und stark dramatisiert wurden.

    Da sah ich mich deutlich besser informiert zumal dort auch Wahres über die negativen Aspekte des Islam drin standen wie Suren, die ich bei Recherche in einer vom saudischen Religionsministerium genehmigten Deutsch-Übersetzungen Koranübersetzung auch so wie von PI-News und Co zitiert gefunden hatte.

    Nun ist es, wie in Ihrem Artikel so gut dargestellt, in Neorechten und (Neo)Konservativen Kreisen, die auch auf Verschwörungstheorien setzten, auch hier unausweichlich gewesen, dass da auch die Leugnung der menschengemachten Natur des heutigen Klimawandels dran war.
    Und nachdem ich mich schon in Sachen Islam vs Judentum bei diesen Seiten besser aufgehoben gefühlt hatte, kam mir auch die Sache mit der Leugnung des menschengemachten Klimawandels sehr glaubhaft vor.

    Ebenso begann ich ganz langsam auch, andere dinge, die in diesen Kreisen kolportiert wurden, langsam für wahrer und wahrer zu halten.

    Gefühle und Empfindungen:

    Nein, ich war keiner jener Menschen, die glaubten. überhaupt keine Kontrolle über ihr Leben zu haben, auch wenn ich in diesem Zeitrum auch in einer Berufsmaßnahme war.
    Aber ich war einer jener, die glaubten, hinter die Matrix geblickt zu haben. Ich fühlte mich eher wie Heroe Neo, der die unwissenden Matrix-Insassen befreien musste.

    Der Weg hinaus – Familiäres und echtes persönliches Umfeld:

    Meine Familie hatte da den Anfang eines Michaels gut ertragen, der da langsam immer mehr solcher Thesen und Theorien (hier im Volksmundlichen gemeint) zum Besten gegeben hatte. Sie hatte mich nie verstoßen, sondern durch Gegenargumente immer noch einen Funken Zweifel an meinen Zweifeln, die ich da ja hatte, wach gehalten. Auch der „Rest“ meiner Verwandtschaft hielt mich im Familiären integriert.

    Der Weg hinaus – Recherchen, neues Wissen:

    Da ich nun einmal ein Mensch bin, der stets nach neuem Wissen sucht, wurde ich im Laufe der Zeit, in der ich mich auf dem Klimawandelleugnungstrip befand, auch auf Seiten wie RationalWiki, Psiram, GWUP (Homepage wie Blog) aufmerksam. Und vor allem wegen RationalWiki, was auch die Irrungen und Wirrungen der Linken und nicht nur der Rechtsextremen spöttisch beleuchtete, empfand ich die Infos, wer wirklich hinter der Verbreitung der Verschwörungsideologie Klimawandelleugnung steht (Neocons, radikal christliche Gruppierungen, Gegner der modernen Menschenrechte, das Fehlen echter beruflicher Qualifikation derjenigen, die sich in Mach.a.a.eisterwerken wie „The Great Global Warming Swindle“ äußerten, eben oft Mietmäuler) dann doch glaubhafter als wie das, was in den neorechten Seiten stand (die, wie gesagt, bei mir keinen offenen Antisemitismus haben durften um „glaubhaft“ zu sein).
    Das fand dann von etwa Anfang 2012 bis 2015 statt.

    Das Happy Ending:

    Nun, ich persönlich bin jemand, der nie gerne auf einem Wissensstand hängen bleibt, sondern zu dessen persönlicher Identität es gehört, vor allem wissenschaftliche Anschauungen stets zu akzeptieren, wenn sie gut genug begründet sind. Das mit dem Klimawandel, wie hier auf GWUP oder Klimafakten.de erschien mir als gut genug und vor allem bei letztgenanntem nicht so ermüdend katastrophistisch.

    Vielmehr würde ich mir dumm vorkommen, wenn ich wider besseren Wissens an etwas Falschem festhalten würde. Heute bin ich wieder davon überzeugt, dass der aktuelle Klimawandel auf menschliche Einwirkungen zurückgeht.

    Was bei mir jedoch blieb, ist meine islamkritische Haltung, da ich unter anderem in meinem Heimatland Deutschland, dass ich allen Krisen zu Trotz gerne mag, weder einen (importieren) Antisemitismus noch andere rückwärtsgewandte schlechte Entwicklungen möchte und auch den Muslimen in der Welt wünsche, sie könnten endlich mal frei leben, nicht von ihren Religionsvordermännern unterdrückt.

    Lösungen, die ich als quasi Insider vorschlagen würde:

    – In sozialen Medien niemals Menschen ausgrenzen, die an Verschwörungstheorien oder andere nicht PC-konforme (Linke wie Rechte PC in den jeweiligen Filterblasen) Dinge glauben.

    – Im Konfliktfeld Islam vs westliche Aufklärung und Liberalismus auch ehrlich und ohne in diesem Fall linke PC berichten, sonst übernehmen das nämlich die Neorechten bis alten Rechtsextremen und ein wirklich westlich freiheitlich denkender Mensch sollte das im eigenen Interesse eigener Freiheit nicht wollen, dass nun die rechte PC überhand nimmt.

    – Am besten keine PC, dafür aber respektvolelr Umgang miteinander und offen ehrliche Diskussionen einer aufgeklärten Gesellschaft, die zigtausendfach besser als ein vormoderner Bevormundungsstaat ist.

    – Wie in Klimafakten.de oder im soeben von mir kommentierten Artikel bereits oft genug angedeuted, nicht immer so hilflos machend katastrophistisch über den Klimawandel berichten und nicht jedem individuellen Hinz und Kunz die Schuld persönlich aufladen.

    Ich hoffe, das war mal ein etwas anderer Einblick in die Sache mit dem menschengemachten Klimawandel und dessen Leugnung.

  4. @ Bernd Harder/Lusru

    Bernd Harder
    2. Februar 2014 um 17:32

    @Pierre Castell:
    „Ich glaube immer noch daran, dass Menschen klüger werden können. Erst wenn’s hoffnungslos ist, ziehe ich den Schlussstrich.“

    Wie man sieht, ändern sich die meisten erwachsenen Menschen nicht. Ja, sie könnten klüger werden. Aber sie wollen offensichtlich nicht – auch nicht nach vier Jahren. Deshalb begrüße ich, dass hier solchen Personen in hoffnungslosen Fällen keine Möglichkeit mehr gegeben wird, erneut Blödsinn zu verbreiten…

  5. „Warum Millionen Menschen nicht an den Klimawandel glauben – und was man dagegen tun könnte“

    Ich bin ein großer Fan Ihrer Seite. Der Kampf gegen Unaufgeklärtheit, Aberglauben und irrwitzigen Hokuspokus ist eine wirklich wichtige Aufgabe, bei der auch ich Sie gern unterstütze. Der oben zitierte Satz ist jedoch in so vielerlei Hinsicht haarsträubend, daß ich ihn gern kommentieren möchte.

    Unabhängig davon, was ich persönlich zum Thema Klimawandel denke, bin ich der Meinung, daß ein so hochkomplexes Thema wie unser Klima und dessen Veränderung unbedingt einer wissenschaftlichen Herangehensweise bedarf. Dies um so mehr, als maßgebliche Antriebe des und Einflußgrößen auf das Klima noch lange nicht verstanden sind – auch nicht von der Fachwelt der Klimatologie, wenn ich richtig informiert bin.

    Weiterhin denke ich, daß also die Frage nach Ausmaß und Ursache des Klimawandels ausschließlich durch eine faktenbasierte, auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften beruhende Diskussion beantwortet, zumindest aber diskutiert werden sollte. Aus diesem Grunde ist die Formulierung „… an den Klimawandel glauben …“ nicht nur fehl am Platze, sondern ein direkter Widerspruch zu Ihren Leitlinien (zum Beispiel manifestiert in Ihrem Namen „GWUP“).

    Wissenschaft und Glaube widersprechen sich diametral – und doch fordern Sie implizit, daß „die Menschen“ dies tun müßten, wenn Sie Gegenmaßnahmen entwerfen, die den fehlenden Glauben von „Millionen Menschen“ heilen oder wiederherstellen sollen. Sie werfen diesen Menschen also nicht Uninformiertheit vor, sondern Häresie. Das wäre ein Fall für die Kirche, aber nicht für die GWUP.

    Ebenfalls mehr als fragwürdig ist die Formulierung „…nicht an den Klimawandel glauben …“ deshalb, weil sie unterstellt, daß zahlreiche Menschen den Wandel des Klimas an sich negieren und in einer Art „Aberglauben“ jeder Veränderung des Klimas (oder sonst welcher Umgebungsfaktoren) gegenüber Augen und Ohren verschließen. Was die wissenschaftlichen Kritiker der Hypothese vom menschengemachten Klimawandel jedoch ansprechen und anzweifeln, ist eben dieser menschliche Einfluß auf den Klimawandel, und hier auch nicht dieser Einfluß an sich, sondern sein Ausmaß.

    Die Formulierung „… nicht an den Klimawandel glauben …“ hat Anklänge an das Unwort „Klimaleugner“, die sämtliche Skeptiker, die bestimmte Aspekte des Themas kritisch hinterfragen, in die Nähe von Holocaustleugnern bringt – was erkennbar (und für jeden seriösen Wissenschaftler abzulehnen) ausschließlich dazu dient, diese Skeptiker zu diskreditieren.

    Ich erkenne also in dieser Überschrift eine eklatanten Abweichung von Ihrer ansonsten ausgezeichnet recherchierten und evidenzbasierten Arbeit. Dies ist zu kritisieren.

    Die Auseinandersetzung darüber, in wieweit der Mensch Anteil am Klimawandel hat (und darauf aufbauend darüber, welche Folgen dieser postulierte Anteil auf die Biosphäre hat), sollte an den üblichen strengen Kriterien der wissenschaftlichen Evidenz (empirische Daten, Beobachtungen in der Natur, wiederholbare Experimente) gemessen werden – nicht daran, ob irgend jemand an irgend etwas glaubt. Schon gar nicht sollte der Verfechter der einen Seite den der anderen diskreditieren oder verunglimpfen.

    Das Argumentum ad hominem ist zumindest nach meiner wissenschaftlichen Ausbildung der schlimmste logische Fehlschluß, den ein Wissenschaftler begehen kann. Und sie machen diesen Fehler schon in ihrer Überschrift.

    Damit tun Sie sich keinen Gefallen.

  6. @Martin Toden:

    Erst einmal vielen Dank für Ihre Anerkennung und Unterstützung unserer Arbeit.

    Und ebenso danke für Ihren ausführlichen und bedenkenswerten Kommentar.

    In dem konkreten Fall ist es von meiner Seite aus indes schlicht so, dass die Artikelüberschrift die Überschrift des „Welt“-Beitrags zitiert. Ein Screenshot der „Welt“-Seite mit eben dieser Überschrift kommt denn auch im Beitrag direkt oben.

    Es wäre sicher sinnvoll und korrekt gewesen, diese Passage bei uns als Zitat mit An- und Abführung zu kennzeichnen – allerdings überfrachte ich Headlines ungern mit allen möglichen Sonderzeichen. Als genuine Erweiterung von uns im Sinne der Aufgabenstellung der GWUP haben wir das „Und was man dagegen tun könnte“ ergänzt.

    Also die Absicht war, das – in der Tat vage und unpassende – „Welt“-Zitat zu ergänzen.

    Wenn das in dem Fall nicht besonders gut gelungen ist, bedauere ich dies.

  7. @Martin Toden:

    Ich habe mir erlaubt, Ihren Kommentar von dem Artikel „Kampfschrift gegen Halbwahrheiten“ hierher umzukopieren – ich denke, hier, beim eigentlichen Beitrag, passt er besser.

  8. „Bei den wesentlichen Grundaussagen zum Klimawandel – dass sich die Erde seit Jahrzehnten signifikant erwärmt und der Mensch die Hauptursache dafür ist – gibt es also einen soliden Konsens. Wer dies bestreitet, kann sich nicht auf die Klimawissenschaft berufen.“

    Klimafakten.de

    Daraus folgt für mich, dass der nicht-Glaube an den Menschengemachten Klimawandel eben genau so wenig ein „Skeptizismus“ wie der Nicht-Glaube an die Mondlandung oder die Rundheit der Erde.

    Natürlich gibt es beim Klimawandel Faktoren, Mechanismen und Effektstärken die einer noch sehr unbefriedigenden Unschärfe unterliegen, es ist ein höchst komplexes Thema.

    Aber dann bewegen wir uns eher in der Disskussion um die Fehlerbalken der Prognose.

    Um soweit zu kommen ist der „Glaube“ an die oben zitierte Tatsache allerdings notwendig.

    Oder es bedürfe bahnbrechend guter Argumente, warum es sich eben nicht um eine Tatsache handelt und der Konsens der wissenschaftlichen Forschung grundlegend nicht der Realität entsprechen sollte….

  9. Lieber Herr Toden, auch wenn ich nicht zur GWUP gehöre, möchte ich auf Ihren Beitrag antworten.

    „Ich bin ein großer Fan Ihrer Seite. Der Kampf gegen Unaufgeklärtheit, Aberglauben und irrwitzigen Hokuspokus ist eine wirklich wichtige Aufgabe, bei der auch ich Sie gern unterstütze. Der oben zitierte Satz ist jedoch in so vielerlei Hinsicht haarsträubend, daß ich ihn gern kommentieren möchte.

    Unabhängig davon, was ich persönlich zum Thema Klimawandel denke, bin ich der Meinung, daß ein so hochkomplexes Thema wie unser Klima und dessen Veränderung unbedingt einer wissenschaftlichen Herangehensweise bedarf. Dies um so mehr, als maßgebliche Antriebe des und Einflußgrößen auf das Klima noch lange nicht verstanden sind – auch nicht von der Fachwelt der Klimatologie, wenn ich richtig informiert bin.“

    Wenn Sie sagen nicht verstanden, dann müssen sie genau sagen, was nicht verstanden ist, denn es ist definitiv nicht so, dass gar nichts verstanden würde. Thyndall hat den Effekt vor 150 Jahren beschrieben, Arrhenius hat ihn quantifiziert und bis auf die genauere Vermessung von Parametern, wie der Klimasensitivität hat sich nichts Wesentliches mehr geändert. Selbst das allererste Rechnerische Klimamodell liegt nach über 50 Jahren noch immer erstaunlich nah an der Wirklichkeit.

    „Weiterhin denke ich, daß also die Frage nach Ausmaß und Ursache des Klimawandels ausschließlich durch eine faktenbasierte, auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften beruhende Diskussion beantwortet, zumindest aber diskutiert werden sollte.“

    So wird das auch gemacht. Deswegen ist in der Klimaforschung seit den 1960er Jahren im Grunde der Drops auch gelutscht.

    In den 1970er Jahren gab’s mal eine öffentliche Debatte zur Globalen Abkühlung, in der Wissenschaft wurde allerdings auch damals schon die langfristige globale Erwärmung durch Treibhausgase vertreten.

    „Aus diesem Grunde ist die Formulierung „… an den Klimawandel glauben …“ nicht nur fehl am Platze, sondern ein direkter Widerspruch zu Ihren Leitlinien (zum Beispiel manifestiert in Ihrem Namen „GWUP“). Wissenschaft und Glaube widersprechen sich diametral – und doch fordern Sie implizit, daß „die Menschen“ dies tun müßten, wenn Sie Gegenmaßnahmen entwerfen, die den fehlenden Glauben von „Millionen Menschen“ heilen oder wiederherstellen sollen. Sie werfen diesen Menschen also nicht Uninformiertheit vor, sondern Häresie. Das wäre ein Fall für die Kirche, aber nicht für die GWUP.“

    Dann haben sie vor allem ein semantisches Problem, kein inhaltliches, denn von Häresie und Kirche sprechen Sie, aber nicht die Wissenschaftler und auch nicht die GWUP. Aber ähnlich wie Sie bauen Wissenschaftler und die GWUP darauf, mit Menschen zu kommunizieren und Kommunikation ist zwangsläufig manchmal unscharf. „Glauben“ in diesem ist wie immer in der Naturwissenschaft nur ein Kurzwort für „Sich von den Nachweisen überzeugen lassen“. Wird ziemlich oft so gebraucht – Harald Lesch macht das z.B. dauernd, wenn er über den Kosmos redet.

    Viel wichtiger ist aber – und deswegen denke ich, dass ihr Problem nur an der Wortwahl hängt – dass überall dort, wo die GWUP und andere vom Klimawandel sprechen, auch die Argumente aufgeführt werden, auch in dem von Ihnen kritisierten Artikel, wo z.B. auf die Klimafakten verlinkt wird.

    „Ebenfalls mehr als fragwürdig ist die Formulierung „…nicht an den Klimawandel glauben …“ deshalb, weil sie unterstellt, daß zahlreiche Menschen den Wandel des Klimas an sich negieren und in einer Art „Aberglauben“ jeder Veränderung des Klimas (oder sonst welcher Umgebungsfaktoren) gegenüber Augen und Ohren verschließen. Was die wissenschaftlichen Kritiker der Hypothese vom menschengemachten Klimawandel jedoch ansprechen und anzweifeln, ist eben dieser menschliche Einfluß auf den Klimawandel, und hier auch nicht dieser Einfluß an sich, sondern sein Ausmaß.“

    Siehe oben. Das Problem, wenn man zwar den Klimawandel anerkennt, aber den menschlichen Einfluss darauf nicht, ist z.B. die Erklärung der Keeling-Kurve und aller anderen Faktoren (Änderung des Isotopenverhältnisses des atmosphärischen Kohenstoffs, etc.), deren physikalische Beschreibung nun mal auch den menschengemachten Klimawandel enthält.

    „Die Formulierung „… nicht an den Klimawandel glauben …“ hat Anklänge an das Unwort „Klimaleugner“, die sämtliche Skeptiker, die bestimmte Aspekte des Themas kritisch hinterfragen, in die Nähe von Holocaustleugnern bringt – was erkennbar (und für jeden seriösen Wissenschaftler abzulehnen) ausschließlich dazu dient, diese Skeptiker zu diskreditieren.“

    Skeptizismus ist nun mal nicht einfach das Hinterfragen, sondern die Fähigkeit, durch Fragen über Argumente zu begründeten Meinungen zu kommen und die Meinung (wenn Sie möchten, diskutieren wir über dieses Wort auch gerne), dass der Klimawandel entweder nicht stattfindet oder nicht Menschengemacht sei (häufig findet man eine Evolution von diesem zu jenem – und vermutlich bald zu, „ja, er ist menschengemacht, aber er ist gut für uns!“), ist nun mal aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht allzu gut begründet.

    „Ich erkenne also in dieser Überschrift eine eklatanten Abweichung von Ihrer ansonsten ausgezeichnet recherchierten und evidenzbasierten Arbeit. Dies ist zu kritisieren.

    Die Auseinandersetzung darüber, in wieweit der Mensch Anteil am Klimawandel hat (und darauf aufbauend darüber, welche Folgen dieser postulierte Anteil auf die Biosphäre hat), sollte an den üblichen strengen Kriterien der wissenschaftlichen Evidenz (empirische Daten, Beobachtungen in der Natur, wiederholbare Experimente) gemessen werden – nicht daran, ob irgend jemand an irgend etwas glaubt. Schon gar nicht sollte der Verfechter der einen Seite den der anderen diskreditieren oder verunglimpfen. Das Argumentum ad hominem ist zumindest nach meiner wissenschaftlichen Ausbildung der schlimmste logische Fehlschluß, den ein Wissenschaftler begehen kann. Und sie machen diesen Fehler schon in ihrer Überschrift.

    Damit tun Sie sich keinen Gefallen.“

    Siehe oben. Wenn Sie über die Argumente diskutieren möchten, tun Sie sich keinen Zwang an. Seien Sie nur bitte nicht überrascht oder beleidigt, wenn man Ihnen vor allem durch Links auf Seiten antwortet, wo der jeweilige Teilaspekt en detail erklärt wird, denn so richtig neue Fragen sind in den letzten Jahren nicht aufgekommen. In der Regel wird, ähnlich wie beim Tabakrauchen, dem Urknall, der Evolution und beim Impfen an eine Kontroverse appelliert, die es in der Wissenschaft einfach schon lange nicht mehr gibt.

    In meiner Antwort habe ich einiges zu diversen Fragen bzw. zur Erklärung diverser Phänomene verlinkt. Dem war bei Ihnen leider nicht so, denn außer der wenig ergiebigen semantischen Diskussion und einer nicht gut begründeten Skepsis finde ich bei Ihnen nichts Substanzielles. So wirken Sie leider nicht wie jemand, der über die Sache diskutieren möchte, sondern das Thema über die Semantik auf ein anderes Gleis zu leiten versucht.

    Damit tun Sie sich keinen Gefallen.

  10. @alle:

    Nochmal die Bitte:

    Bitte kommentieren Sie das Thema „Warum Millionen Menschen nicht an den Klimawandel glauben hier – und nicht bei dem „Kampfschrift gegen Halbwahrheiten“-Artikel, wo nur ein einziger Satz aus dem obigen Beitrag zitiert wird.

    Ich muss das alles händisch hierher umkopieren, danke.

    @Oliver Gabath:

    Danke für die ausführliche Antwort.

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