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The cult of alternative medicine: Ex-Naturopathin Britt Marie Hermes beim „Denkfest“

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Dr. Natalie Grams ziert das Cover der aktuellen Ausgabe von frei denken, der Zeitschrift der Schweizer Freidenker-Vereinigung.

Anlass ist ihr Vortrag am 3. November beim „Denkfest“ in Zürich, den sie zusammen mit der ehemaligen Naturheilpraktikerin Britt Marie Hermes bestreitet.

In ihrem Blog Naturopathics Diaries – Confessions of a naturopathic doctor schreibt Hermes über „the dangerous and incompetent practices rife in my former profession“.

Auf der Nachrichtenseite Quartz ist gerade ein Porträt der ehemaligen Alternativheilerin erschienen.

Die „Denkfest“-Referentin erzählt darin, wie an einem Freitagnachmittag im Mai 2014 die mühsam hochgezogene Mauer der Selbstimmunisierung gegenüber kritischen Fragen mit einem Mal zusammenkrachte.

Britt Marie Hermes wartet ungeduldig auf eine Lieferung des umstrittenen Krebsmittels Ukrain, das sie einer Patientin spritzen will. Als Hermes ihren Chef nach dem Verleib der Sendung fragt, erklärt der leichthin, möglicherweise sei das Stoffgemisch von der FDA beschlagnahmt worden. Sie möge sich etwas gedulden.

Zu Hause beginnt Hermes erstmals selbst zu Ukrain zu recherchieren. Sie liest von der Wirkungslosigkeit des Schöllhornextrakts und von schlimmen Nebenwirkungen – und stellt nach und nach fest, dass auch die übrigen Therapiemethoden ihrer Praxis fragwürdig bis gefährlich sind.

Die 33-Jährige entsagt der Mumpitz-Branche und widmet sich seither der Förderung des kritischen Denkens.

Ihre Geschichte gleicht in vielerlei Hinsicht der von Natalie Grams. Auch Britt Marie Hermes wird heute von ihren ehemaligen Kolleginnen und Kollegen angefeindet. Und sie muss sich von der Quartz-Autorin die Frage gefallen lassen, wie sie im Internet-Zeitalter überhaupt so lange dem Glauben an offenkundigen Humbug aufsitzen konnte?

Wie Grams brachte auch Hermes ein subjektives Evidenzerlebnis auf die Schiene „Alternativmedizin“. Sie schrieb sich am „Bastyr Center for Natural Health“ in Seattle ein, einer Art Heilpraktikerschule, wo zwar Zweifel wuchsen – zugleich aber auch ein Schuldenberg von 80.000 Dollar.

Und so wurde sie lizenzierter Naturopath unter ihrem Mädchennamen Britt Deegan.

Erst nach ihrem Ausstieg erkannte Hermes, dass der Gebrauch von illegalen Substanzen innerhalb der „Heiler“-Szene weit verbreitet ist. Das Vorbild von Professor Edzard Ernst ermutigte sie schließlich, aktiv über solche Machenschaften aufzuklären. Ihr Blog Naturopathic Diaries wurde 2016 mit dem „Ockham Award“ des Skeptic-Magazins ausgezeichnet.

Nichtsdestotrotz fragt sie sich, was sie konkret mit ihrem Engagement bewirken kann:

Will I ever be able to convert people inside the cult? I ask these questions all the time, and I don’t yet have answers.”

Von ihrer „persönlichen Reformation des Denkens“ erzählen Britt Marie Hermes und Natalie Grams am 3. November in Zürich.

Zum Weiterlesen:

  • The journey of a “doctor” who joined the cult of alternative medicine and then broke out of it, qz am 30. September 2017
  • Natalie Grams: Die Ketzerin, brand eins 9/2016
  • „Gesundheit!“ – Das neue Buch von Dr. Natalie Grams erscheint im Oktober, GWUP-Blog am 1. Oktober 2017

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