Überraschende Wende in der Sache „Hochschule für Homöopathie“:
Die Steinbeis-Hochschule Berlin hat der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft mitgeteilt, dass die Planungen für den Studiengang „Complementary Medicine and Management (B.Sc.)“ am Standort Traunstein eingestellt wurden und somit kein Studienbetrieb aufgenommen wird.
Das geht aus einem Schreiben der Berliner Behörde an GWUP-Mitglied Ute Parsch hervor, die in mehreren Briefen den Anerkennungsstatus des Studiengangs erfragt hatte.
Von der Steinbeis-Hochschule oder der Homöo-Akademie gibt es bislang keine Bestätigung.
Auch zu den Gründen ist nichts bekannt.
Das Online-Portal chiemgau24 spekuliert über „wenig Interessenten“ an dem geplanten Studiengang und „öffentlichen Druck“.
Ob die behördliche Genehmigung für den Studiengang Homöopathie der Steinbeis Hochschule aufrechterhalten wird oder aber die „Homöo-Akademie“ vom Anbieter komplett eingestampft wird, ist ebenfalls unklar.
Auch angesichts weiterer geplanter Studiengänge in „Complementary Medicine“ bleibt die Frage nach der Wissenschaftlichkeit und dem Genehmigungsverfahren solcher Angebote akut.
Fürs Erste aber danken wir allen jenen ganz herzlich, die sich gegen das drohende „Hogwarts an der Traun“ engagiert haben – insbesondere Dr. Norbert Aust von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie!
Zum Weiterlesen:
- GWUP kritisiert die geplante Homöo-Akademie, GWUP-Blog am 22. Januar 2014
- Die Homöo-Akademie im Fokus der Medien, GWUP-Blog am 25. Februar 2014
- Die Homöo-Akademie in der Presse: “geistlose Beschäftigung”, GWUP-Blog am 22. März 2014
- Was taugt ein “Studium” der Homöopathie? Gar nichts! GWUP-Blog am 29. März 2014
- Sicherheitsrisiko Homöopathie, sicherheitsberater.de am 31. März 2014
- Homöopathie ist Placebo: Now We’re Talking, diaphanoskopie am 3. April 2014
- Aus für Homöopathie-Studium, Kritisch gedacht am 4. April 2014
- Homöo-Akademie Traunstein – erledigt? Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 4. April 2014
4. April 2014 um 15:27
Herzlichen Glückwunsch an Herrn Dr. Aust und die GWUP.
Manchmal setzt sich wider Erwarten tatsächlich die Vernunft durch.
4. April 2014 um 15:34
Ja!!! Und es hat sich doch etwas bewegt… Glückwunsch und danke an alle, die sich dafür eingesetzt haben!
Schade, dass Traunsteins Bürgermeister Kösterke das nur noch vom Wohnzimmerfenster aus mitbekommt ;D
4. April 2014 um 15:41
Das ist sehr erfreulich. Homöopathie ist gefährlicher Unsinn.
4. April 2014 um 15:47
Enttäuschung bei Chiemgau.24
http://www.chiemgau24.de/chiemgau/traunstein/traunstein/traunstein-planungen-bachelor-studiengang-homoeopathie-eingestellt-3457271.html
Doch noch kein Hochschul-Standort Traunstein.
4. April 2014 um 15:56
Danke erst einmal für die freundlichen Worte – und auch für die viele Unterstützung hier aus dem Blog und generell von der GWUP.
Aber, ich denke, wir würden unseren Einfluss überschätzen, wenn wir uns diesen Erfolg alleine zuschreiben würden. Dass die SHB da so sang- und klanglos lapidar mitteilt, man verfolge die Planungen nicht weiter, kann auch einen ganz anderen Grund haben, den ich irgendwie für wahrscheinlicher halte:
Ich vermute, dass jetzt der erste Bericht der Akkreditierungsagentur in Berlin angekommen ist.
Wenn da auch nur entfernt das drinstand, was meiner Meinung nach hätte drinstehen müssen, dann wird jemand bei der SHB angefangen haben zu überlegen und zu rechnen. Was muss man aufwenden, um die Akkreditierung zu erreichen?
Z. B. Festanstellung von hauptamtlichen Professoren – das geht mächtig ins Geld. Was kommt als Umsatz durch Studienbeiträge zurück? Wenn das nicht positiv ausgeht, dann war es das. Die SHB ist ein Wirtschaftsunternehmen, das muss sich rechnen.
Hätte sich das gerechnet, hätte man sich wahrscheinlich nicht allzuviel um uns gekümmert. Schließlich kümmert sich kein Granderwasserhersteller und auch keine DHU oder Heel viel um uns. Aber, ich denke, wir haben durch unsere Aktivitäten dafür gesorgt, dass das Studium in Traunstein eine schlechte Presse bekommen hat.
Vielleicht hat man die Umsatzprognosen nicht mehr so rosig gesehen wie noch vor einem halben Jahr.
Ein wichtiger Schritt – und ein oder zwei Prost darauf.
Aber es gibt noch viel zu tun.
Nächste Woche redet Frass vor dem Europäischen Parlament über Homöopathie als Alternative zu Antibiotika…. http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/
etc. etc. etc.
4. April 2014 um 16:09
Ich denke, diese Recherchen sind äußerst interessant zum Thema:
https://www.facebook.com/homeo1023/posts/595021803922020
Zusammengefasst hat die Steinbeis-Hochschule etliche Verweise auf Homöopathie auf ihrer Webseite entfernt.
4. April 2014 um 16:43
Ach ja, eines habe ich völlig vergessen zu erwähnen:
Sollten unsere Aktivitäten tatsächlich einen Einfluss gehabt haben, dann verdanken wir das Alles Peter Biebl vom Blog Chiemgaugemseneier. Zumindest ich bin durch seine Blogbeiträge auf diesen Skandal aufmerksam geworden.
Es waren viele Mitstreiter am Werk, sie alle aufzuzählen ist riskant, weil man dann vielleicht jemanden vergisst – aber ohne Peter wäre wohl nichts gelaufen.
4. April 2014 um 17:47
Ui, das mit der Homöopathie anstelle von Antibiotika ist natürlich heftig.
Falls Herr Frass und seine Follower sich tatsächlich mit Globuli anstelle von Antibiotika im Ernstfall behandeln, besteht immerhin die Aussicht das sie sich damit selbst ins Jenseits befördern. Dann hätte sich das Thema wirklich überraschend von selbst gelöst.
Ach, der Artikel ist vom 1.April, das auch noch!
4. April 2014 um 18:11
Gratulation, egal wer jetzt Platz 1, 2, 3 usw. des Erfolges verbuchen kann.
Wenn es schon nicht die wissenschaftliche Aufklärung geschafft haben sollte, dann wäre aber das gebildete *Desinteresse* der beworbenen Studenten beachtenswert.
Oder hat das Eigenfinanzieren für ein leichtes Geldverdienen der Schwurbler abgeschreckt?
4. April 2014 um 18:20
@Catweazle
>> Ach, der Artikel ist vom 1.April, das auch noch!
Irgendwo auch meine Hoffnung, aber die Literaturstellen, die da angegeben sind, gibt es wirklich.
Und Frass hat tatsächlich über den Einsatz von Homöopathika bei Sepsis-Patienten auf der Intensivstation veröffentlicht (wird als Gastbeitrag demnächst auf meinem Blog erscheinen). Es geht zwar um die Zusatzbehandlung mit Homöopathika, aber immerhin.
http://cd.inter-uni.net/static/download/publication/komplementaer/c_2004_Frass_et_al_Homeopathy_sepsis.pdf
4. April 2014 um 19:15
Unglaublich:
…zumindest gleichwertig…unglaublich…so etwas vor dem EU-Parlament zu sagen, gleicht einem Verbrechen.
Man stelle sich einen Patienten mit einer akuten Blutvergiftung vor, dem man die „zumindest gleichwertigen“ Homöopathika verabreicht; dabei sollte man nicht vergessen den Leichenbestatter zu bestellen.
Das „einfache“ Infektionen auch ohne Antibiotika ausheilen können, verdanken wir unserem Immunsystem und nicht den Zuckerkügelchen.
4. April 2014 um 19:20
Zitat:
„Der Pressesprecher der Senatsverwaltung hat mir bestätigt, dass es sich um das Traunsteiner Institut handelt. Ich habe bei Steinbeis und bei der Homöo-Akademie niemanden erreicht.
Schöne Grüße,
Yvonne Maier“
(Frau Maier ist die Autorin des Beitrages zur Homöo-Akademie, der am 27.1.2014 auf Bayern II in der Sendung IQ – Wissenschaft und Forschung gesendet wurde, http://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/sendung714676.html)
Ich hatte Sie kurz über die neuesten Entwicklungen informiert.
4. April 2014 um 19:52
Ich denke, es gibt einfach zu wenig Interessenten für das „Studium“.
1. zu teuer, hohe Studiengebühren.
2. Ein „studierter“ Heilpraktiker ist für sein Klientel eher weniger glaubwürdig (Sichwort „Schul“medizin). Man erwartet von ihm keine anstudierten Fähigkeiten, sondern „Gaben“, die ihm in die Wiege gelegt wurden wie „heilende Hände“, „magische“ Fähigkeiten wie „Ferndiagnose“ oder „Erspüren“ von Krankheiten. Das homoepathische kann er sich in einem 4wöchigen Kurs aneignen.
Ich würde auch keine 25.000€ ausgeben, wenn ich die selben Berufsaussichten mit einem mehrwöchigen Fernkurs haben kann.
4. April 2014 um 20:12
Dennoch Dank an Hr. Aust und all die anderen, die ein klares Zeichen für Vernunft und Wissenschaft gesetzt haben. Danke.
Es ist schon peinlich genug, dass sich sonst kaum Standesvertreter der Wissenschaft eindeutig geäußert haben. Idealismus? Fehlanzeige.
Vielleicht schrecken jetzt mehr Strategen bei Zaubermeister Walach & Co. davor zurück mit diesen Versuchen die Homöopathie salonfähig zu machen.
Es hat seinen Preis und die GWUP kann Ärger machen. Das ist kein Durchlaufen. Dennoch glaub ich auch, dass die nächsten Zauberstudiengänge schon in der Pipeline sind.
Dennoch ein guter Tag für den Wissenschaftsstandort Deutschland.
4. April 2014 um 20:19
ich habe da zwei probleme,
1. heilpraktiker, da diese spezies null ahnung von medizin hat, wieso nennen die sich heil-praktiker ?
2. wieso muß man einen vierwöchigen kurs mitmachen um etwas über homöopatie zu wissen ? die „ausbilder“ wissen doch auch nichts , man lernt also nichts, und für nichts braucht man keine vier wochen.
da reichen 5 minuten, übe schwurbeln. 1 minute, denk ans finanzamt 4 minuten.
4. April 2014 um 20:37
Hoffentlich springt Populistikus Seehofer nicht im letzten Augenblick noch mit einer Geldspritze ein.
4. April 2014 um 21:49
Wäre die aktuelle Ebola-Epidemie nicht mal ein Betätigungsfeld für die Homöopathen-Ohne-Grenzen?
Zwar wird Ebola nicht durch ein Bakterium, sondern durch ein Virus verursacht, da aber Homöopathika so gute Ergebnisse (wenn nicht sogar bessere) wie Antibiotika erzielen, da eignen sie sich doch bestes als Virostatikum, oder?…
also werfen Sie Ihr Tamiflu von der letzten Schweinegrippe in den Müll…
4. April 2014 um 22:10
Das ganze war wohl doch nur ein lang vorbereiteter April-Scherz…
5. April 2014 um 12:21
So schön das Ergebnis letztlich auch sein mag: Mich gruselt es ehrlich gesagt, daß der Zulassungsprozess praktisch ohne wirkliche Prüfungen des „Studiengangs“ ablief.
Außerdem wüsste ich gern mehr über das System der Steinbeis Hochschulen. Gibt es hierzu irgendwo schon Nachforschungen ? Deren Webpräsenz ist ja nicht so ergiebig.
Bye
5. April 2014 um 19:31
Bei dem ganzen Wahnsinn der Hogwarts-Uni, sollte man über etwas nachdenken.
Mittlerweile gibt es auf dem Land schon einen merklichen Ärztemangel.
Wenn es so weitergeht, dann kommen so ein paar Homöos auf das Land und eröffnen dann ihre Praxen.
Wenn die Menschen weit zum Arzt fahren müssen, dann gehen sie bei den kleineren Wehwehchen zum Homöopathen bzw Heilpraktiker (oder halt gar nicht zum Arzt, wenn das Geld fehlt)
5. April 2014 um 21:11
@ralf,das ist gut möglich, gehen ja heute schon viele zum arzt nur um sich zu unterhalten, die anderen sind dann die dummen und warten.
ich bin beim arzt nur wenn ich was habe, und bin nach 5 minuten wieder raus, sprechen tun wir manchmal so zeit ist, über autoreparaturen.
vom privatleben teile ich maximal mit, daß es meiner frau gut geht.
wenn sich alle daran halten würden, hätten die ärzte nämlich genau „die“ zeit die ihnen heute fehlt sich mit echte/ernsten beschwerden gründlich zu befassen.
stattdessen müssen sie zum 100000sten mal erklären daß ein schnupfen von selbst wieder weggeht, und daß die ja soo gefährlichen ab da auch nicht helfen „naja das ist aber schade, da hat die schulmedizin eben noch nichts“ dabei hätten sie so gerne eine packung ab in der apotheke geholt und dann im küchenschrank verschimmeln lassen.
5. April 2014 um 21:44
@Diabetiker
Ja, das stimmt, aber manche Menschen suchen „Zuwendung“ beim Arzt – ich denke dabei an viele alte einsame Menschen, die bei jedem „Zipperlein“ zum Arzt gehen. Aber ich denke nicht, daß wir das Ärztemangelproblem dadurch korrigieren, daß wir weniger zu den Ärzten gehen – Wenn diese fehlen, dann kann man auch nicht weniger zu ihnen gehen.
Das Problem, das ich sehe ist: Wenn wir immer mehr „alternative“ Möglichkeiten Raum geben, dann nehmen die sich auch diesen.
Das Schreckgespenst der Alternativmedizin, sehe ich als gegeben.
…und wie heißt es so schön: „Wehret den Anfängen!“
5. April 2014 um 22:15
ja ralf genau deshalb unterstütze ich gwup, und sage, wo es nutzt, meine meinung (es gibt leider auch leut mit denen man darüber überhaupt nicht reden kann).
und wie du schriebst, die gehen zum arzt um zuwendung zu bekommen, genau das ist aber ein riesenproblem, genau damit operieren ja die huschi wuschi künstler, zuwendung(anamnese wie starb denn die oma und weshalb die mama,…..blah blah), genau diese funktion habe ich mal in einem schönen buch gelesen = die menschliche klagemauer als beruf – „ich gehe hin vermiete meine zeit um zuzuhören, weiter nichts, gebe keine ratschläge oder ähnliches“ .
in unserem land wird für so viele sinnlose sachen geld haufenweise rausgeschmissen.
in jedem dorf gibt es menschen die mit einem obolus ihre rente gerne aufbessern würden, und dafür eben zuhören. denn die zeit eines arztes ist viel zu kostbar, um sie mit alten geschichten zu verbrauchen.
mfg. d
1. Mai 2014 um 01:35
Heute warnte die WHO vor den resistenten Keimen, die durch den „sorglosen“ Umgang mit Antibiotika „entstehen“ (sie entstehen nicht dadurch, sondern sie haben einen evolutionären Vorteil, die Resistenzen entstanden durch Mutationen, die dann – durch den Einsatz von Antibiotika – selektiv begünstigt wurden).
Wenn wir diese wirksame Waffe verlieren, dann verlieren wir ganz real unzählige Menschenleben…
in diesem Kontext, reizt der Ausspruch: „Homöopathika seien mindestens so wirksam wie Antibiotika“…
Wir leben nicht auf einem Ponyhof…und die Natur ist auch nicht bevölkert von der Gattung „Rosa Einhorn“…
7. Mai 2014 um 05:39
Privat-Unis sind auf dem Vormarsch – wer es sich leisten kann, studiert zunehmend an diesen Bezahl-Unis.
Dazu gehört z. B. auch die Viadrina-Uni Frankfurt/Oder (Sponsor: HEEL GmbH)
http://www.psiram.com/ge/index.php/Europa-Universit%C3%A4t_Viadrina
und hätte auch die Homöopathie-Hochschule in Traunstein gehört.
Sie alle finanzieren sich auch durch Stiftungen, Spenden etc., was dann auch die angebotenen Lehrinhalte bestimmt; man rühmt sich der guten Verbindungen zu Wirtschaft und Industrie.
Wo bleibt da die „Unabhängigkeit von Forschung und Lehre“ ?!
Man zieht sich genau so den „akademischen Nachwuchs“ heran, den man braucht, um dann später die „richtigen“ Leute in Führungspositionen zu haben …
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/privatunis-deutlich-mehr-studenten-studieren-an-privaten-hochschulen-a-967864.html
Einer der Kommentare (Zitat):
„Der Boom an Bezahlhochschulen beweist nur, dass es in Deutschland mehr Geld als Hirn gibt. Man kann eben mittlerweile auch Uni-Abschlüsse kaufen. Es lebe der freie Markt. Bildiung für alle und Sozialstaat sind tot.“
Man beachte beim obigen SPIEGEL-Artikel auch die weiteren Links zum Thema unter:
„Mehr auf SPIEGEL ONLINE“ !
16. September 2018 um 10:43
Den Beitrag zu Traunstein mit Norbert Aust kannte ich noch gar nicht. Kontraste: Der Globuli-Bachelor – Streit um Homöopathie-Studium in Traunstein
https://www.youtube.com/watch?v=1vZWvO-AkL8