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Chiemgauer Zuckerkugeln: Nur echt mit Zertifikat

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Spiegel-Online und das Laborjournal berichten über die GWUP-Kritik an der Traunsteiner Homöo-Akademie.

Allerdings wird in dem Spiegel-Beitrag auch deutlich, dass die behördliche Prüfung der geplanten Zauberschule wohl eher lax zu nennen ist und vermutlich kein größeres Hindernis darstellt:

Wie jeder neue Studiengang muss auch der Globuli-Bachelor der Steinbeis-Hochschule von einer Akkreditierungsagentur abgesegnet werden.

Ob das neue Fach wissenschaftlich ist, wird aber auch dort nicht wirklich geprüft. Vielmehr verlassen sich die Agenturen auf die Zulassung der Hochschule durch die jeweilige Landesbehörde. Es gilt das Prinzip: Ist die Hochschule in ihrem Bundesland zugelassen, wird auch der Studiengang in Ordnung sein.

Oder mit den Worten von Olaf Bartz, Geschäftsführer des Akkreditierungsrates in Bonn: „Die Akkreditierungsverfahren beruhen auf der Voraussetzung, dass die Studiengänge von regulären Hochschulen angeboten werden, deren Wissenschaftlichkeit nicht in Frage steht.“

Beim Steinbeis-Studiengang für Homöopathie stößt das System daher an seine Grenzen.“

Vielleicht sollten die Verantwortlichen mal das aktuelle Laborjournal zu Rate ziehen.

Dort heißt es unter der Überschrift „Chiemgauer Zuckerkugeln“:

Dumm nur, dass die positiven Effekte der Homöopathie Placebo-Effekte sind.

Samuel Hahnemanns wirre Lehre und sein Index magischer Mittelchen sind jedenfalls keine Hochschul-taugliche Wissenschaft. Aber Feinheiten evidenzbasierter Forschung stören die Chiemgauer Zuckerkugel-Akademiker nicht, ebenso wenig den Träger der Einrichtung – das Steinbeis Transfer Institut EUH.

Die 6.000 jetzt schon in Deutschland tätigen Homöopathen seien zu wenig für den wachsenden Bedarf. Schamanen-Nachwuchs für die Globuli-schluckende Nation soll die Akademie daher heranziehen, veredelt mit dem karnevalesken Titel eines Bachelor (bzw. Master) of Science, Vertiefungsrichtung Homöopathie.“

Zum Weiterlesen:

 

7 Kommentare

  1. Werte Angehörige der zuständigen Akkreditierungsagentur,

    wir leben offenbar in einer Zeit, in der nicht wenige Menschen nur noch bedingt in der Lage sind, Sinn von Unsinn zu unterscheiden. Warum sollte es bei Euch, geschätzte Akkreditierer, anders sein?

    Deshalb: Lasst Eurem Akkreditierungswahn einfach freien Lauf. Es gibt jede Menge von Jodeldiplomverleihern, die ganz scharf darauf sind, Teil der akademischen Welt zu werden.

    Nur ein Bitte: Verbindet die Akkreditierung der Traunsteiner Akademie für Schwachsinn auf Zucker, mit Auflagen für die spätere Tätigkeit der Absolventen. Schafft irgendwelche Strukturen, die meine Lieben und mich vor solchen Leuten im Gesundheitswesen schützen, die im Jahr 2014 doch tatsächlich noch der Meinung sind, die Miasmen-Lehre gehöre zur Pathologie, die ernsthaft daran glauben, dass wegverdünnter Marmor, dann, wenn er denn aus Irland stammt, für Träume von Feen verantwortlich ist, die potenzierte Hundeexkremente als Arzneimittel bei Morbus Crohn und nestfluchtunwilligen Kindern verordnen oder den deutsche Wattwurm gegen Zorngefühle, und die schon einmal auf die extraordinäre Idee kommen, Zuckerkügelchen in die Sonne legen und nach einer Weile behaupten, dass diese „gesättigt“ wären.

    Vor solchen Leuten möchte ich – als Patient – beschützt werden.

    Sorgt dafür! Ich mein´ das ernst.

    Wenn Ihr das nämlich nicht hinbekommt, dann solltet Ihr mir, ohne eine Tonne Arnika-Globuli parat zu haben, besser nicht über den Weg laufen.

  2. Ich schwanke bei solchen Nachrichten stets zwischen Resignation und Angriffslust. Nun bin ich kein Wissenschaftler und verfüge lediglich über Grundkenntnisse in den Naturwissenschaften, aber wenn ich mir die grundlegenden Prinzipien der H. anschaue, graust es mich vor den Leuten die aus voller Überzeugung diesen Unsinn glauben. Das sind dann Ärzte/Ärztinnen deren „Heilkunst“ im Ernstfall Menschen unglücklich machen wird.

  3. @langsamdenker
    Das eigentliche Grausen bekommt man erst, wenn vergleichsweise harmlose Krankheiten durch die Verschleppung einer effektiven Behandlung zu einer wirklich ernsten Gefahr für die Patienten werden.

  4. irgendwie erinnert mich das Elend der Zulassung an den TÜV.. wenn man den beauftragt „Bitte prüfen, ob unsere Plaketten auch schön rechtwinklig auf dem wasauchimmer kleben“ – dann prüft der TÜV genau das – nicht mehr. Egal ob das nun Autos, Raketen oder Perpetua Mobile sind. Das juckt die nicht – denn es war ja nur das Kleben von Etiketten gefragt. Das anschliessend der gewiefte Raketenbauer (oder P.M.-Bastler) damit wirbt: „Zertifiziert vom TÜV“ und im kleingedruckten auf den Aufkleber hinweist – das juckt doch den mündigen Bürger nicht. Der reagiert wie die Tölen vom alten Pavlov… der Sabber läuft! „Ist doch TÜV-geprüft“….

  5. Zu diesen alternativmedizinischen Steinbeis-Konstruktionen hat es bei Psiram mal im Rahmen der „Hogwarts an der Oder“-Recherche eine Materialsammlung gegeben.

    Im Hintergrund wirkt ein Medizinjurist Dr. Ernst Boxberg, der auch im CAM-Masterstudiengang der Viadrina tätig ist oder war.
    Offenbar haben fleißige Leute ebenfalls recherchiert und kommen zum gleichen Ergebnis:

    http://www.feuerwaechter.org/2013/12/hogwarts-an-der-spree-steinbeis-hochschule-berlin/

    … Als Verantwortlicher für die Kurse der Komplementärtherapie zeichnet Dr. jur. Ernst Joseph Boxberg, ein Rechtsanwalt, nach eigener Aussage Fachanwalt für Medizinrecht. So wird der Physiotherapiekurs auch an der Berufsfachschule Physiotherapie Bad Birnbach angeboten. Wesentlich aufschlussreicher ist seine Funktion als Direktor des Institutes für körperbezogene Therapien (IKT), denn dort wird unmissverständlich klargestellt, welcher Aufgabe es sich verpflichtet fühlt, nämlich der Akademisierung von Quacksalberei:

    Langfristiges Ziel ist es, die Akzeptanz der komplementären Methoden in Wissenschaft und Gesellschaft zu stärken.

    Dieses Ziel wird von dem ebenfalls zum Steinbeis-Konglomerat gehördenden IKT auch konsequent umgesetzt, so bietet man dort eine Reihe von Studiengängen, u. a. durchgeführt am mediacampus (man beachte: mediacampus, nicht medicampus!) in Frankfurt am Main — einer Einrichtung bei der es vornehmlich um schöngeistige Literatur geht — , mit Abschluss Bachelor of Science an, die kaum weiter von Wissenschaft entfernt sein könnten …

    Mich wundert ehrlich gesagt, dass diese Schlüsselfigur des Upgradings von Jodeldiplomen bislang noch keine besondere Beachtung fand – Leute wie Boxberg bauen die juristischen Konstruktionen, auf denen der CAM-Zug dann quer durch die akademischen Institutionen rauschen kann.
    Boxberg, der zusätzlich am Berliner IKT residiert, scheint auch dort ein bewährter Tandempartner des Linguisten Dr. Hartmut Schröder zu sein:
    http://www.ikt-studium.de/home/personen.html

    Hier gibt es noch viel zu recherchieren bzw aus dem Psiram-Archiv zu exhumieren – dieses Netzwerk ist weit verzweigt. Anfragen gern bei Psiram ;-)

  6. Nachtrag:

    Hier eine ähnliche Konstruktion, auf niedrigerem Level, aber mit bekannten Protagonisten unter den Dozenten:

    http://www.iek-berlin.de/ueber-uns/mitarbeiter

    Hartmut Schröder ist hier wohl wieder Schlüsselfigur; auch Marco Bischof vom CAM-Masterstudiengang taucht wieder auf.

    Dieses „Institut für Entspannungstechniken und Kommunikation“ habe ich in ähnlicher Ausführung auch in anderen Bundesländern gefunden – kann aber sein, dass sich diese „Institute“ immer wieder mal umbenennen und mit anderem Outfit präsentieren.

    Auf diese Weise kann man dann wohl im CAM-Bereich völlig barrierefrei nach und nach upgraden – zur Not verschafft ggfs das persönliche Interview mit einem der Repräsentanten Schröder, Walach und Co dann die Eintrittskarte in den Bachelor-Studiengang, so vermute ich …

  7. Nachtrag 2:

    http://www.psiram.com/ge/index.php/Hartmut_Schr%C3%B6der

    Hartmut Schröder (geb. 19. Juni 1954 in Oberhausen/Rhld.) ist ein deutscher Soziologe und Linguist und seit 2002 Professor für „Sprachgebrauch und Therapeutische Kommunikation“ (bis 2010 für „Sprachwissenschaft, Linguistische Kommunikations- und Medienforschung“) an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Er ist Vorstandsmitglied des Instituts für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften IntraG, das Teil dieser Fakultät ist. Schröder ist auch therapeutisch im alternativmedizinischen Bereich tätig. Über eine medizinische oder therapeutische Qualifikation ist nichts bekannt.[1]

    Von 2008 bis 2011 war Hartmut Schröder Betreuer einer Dissertation zum Thema „Wer definiert Wissen? Wissenaushandlungsprozesse bei kontrovers diskutierten Themen in „Wikipedia – Die freie Enzyklopädie“ – Eine Diskursanalyse am Beispiel der Homöopathie.“[2] Die Dissertation des Autors Marius Beyersdorff erschien 2011 in Buchform im Lit Verlag.[3] Beyersdorff erwähnt in seinem Werk einen „familiären“ Bezug zur Homöopathie. Tatsächlich ist Marius Beyersdorff (Dozent im Bereich Medizinmarketing bei der Steinbeis-Hochschule Berlin) Sohn der aktuellen Geschäftsführerein der Firma Pekana Naturheilmittel GmbH aus Kißlegg (Deutschland) und wird in Firmenangaben genannt.[4] Die Pekana Naturheilmittel stellt homöopathische und spagyrische Heilmittel her (siehe: Spagyrik nach Pekana) …

    http://www.psiram.com/ge/index.php/Marco_Bischof


    Global Scaling

    Von Marco Bischof stammt ein einführender Beitrag in dem Buch Global Scaling – Basis eines neuen wissenschaftlichen Weltbildes von Global-Scaling-Erfinder Hartmut Müller und Michael Köhlmann. Mit der Global-Scaling-Masche der von Müller gegründeten Firma GSDI wurden über 2.500 Anleger geprellt, was 2011 zu einem Prozess wegen Anlagebetrugs führte.

    Tätigkeit an der Europa-Universität Viadrina

    Bischof gehört zum wissenschaftlichen Beirat des Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften (IntraG) an der Europa-Universität Viadrina (EUV) in Frankfurt/Oder. Im Rahmen dieses von Harald Walach geleiteten Instituts wird der umstrittene Masterstudiengang Komplementäre Medizin (Komplementäre Medizin – Kulturwissenschaften – Heilkunde, KMKH) angeboten. Bischof war am Institut zeitweise Koordinator einer „Forschungsstelle für Biokybernetik und Bioregulation“ und wurde dort ab 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter[5] genannt. Bei einer erneuten Überprüfung im Februar 2012 war er von der Liste der Mitarbeiter verschwunden. …

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