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Skeptiker sind nervig, überheblich und unsympathisch

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Vielleicht lag’s auch nur an der Hitze, aber in den vergangenen Wochen gab es hier im GWUP-Blog einige Kommentardiskussionen, die relativ unerfreulich endeten und die bei unseren Ufo-, Quanten- und Ganzheitlichkeitsfreunden das Bild von den „arroganten Skeptikern“ verfestigt haben dürften.

Nicht ganz so oft trauen sich ausgewiesene Online-Basher, uns persönlich ihre Meinung ins Gesicht zu sagen – aber hin und wieder schon.

Eine solche Situation erlebte dieser Tage mal wieder GWUP-Mitglied Philipp Nolden.

In seinem Blog Nessie-Hoaxer’s Diary hat er einen wunderbaren Artikel darüber geschrieben: „Kollateralschäden“.

Ein paar Auszüge daraus:

Unser letztendliches Ziel besteht nicht darin, Beliebtheits-Wettbewerbe zu gewinnen.

Wenn man andere kritisiert, dann muss man auch damit leben, dass man sich hier und da unbeliebt macht. Das gilt insbesondere, wenn man Leute kritisiert, die außer der Leichtgläubigkeit ihrer Zeitgenossen wenig Faktisches in der Hand haben. […]

Wenn man darüber nachdenkt, wie man unsere skeptische Plattfüßlerarbeit erfolgreicher machen kann, dann sollte man auch darüber nachdenken, was eigentlich ihr Ziel ist. Uns beliebt zu machen, ist ganz sicher nicht unser Ziel, sondern – im Kontext der Skeptiker-Arbeit – allenfalls Mittel zum Zweck.

Unser Ziel ist vielmehr, kritisches Denken populär zu machen. Und zwei der banalsten Marketing-Grundkenntnisse bestehen darin, dass

  1. Glaubwürdigkeit wichtiger ist als wohlfällige Versprechungen und
  2. die Reaktion des Zielpublikums entscheidend ist und nicht die irgendeiner undefinierten breiten Masse.

Bei unserem Zielpublikum, also bei denjenigen, die ernsthaft an kritischem Denken interessiert sind, wirken wir gar nicht überheblich oder besserwisserisch, sondern eher differenziert, gut informiert und – im Grunde ist das unser heiliger Gral – kritisch. Das negative Bild der Skeptiker ist eher verdrahtet bei esoterischen Gralssuchern und bei einer unkritischen breiten Masse. […]

Kurz gesagt: Unsere Unbeliebtheit ist weniger ein Zeichen dafür, dass wir etwas falsch machen. Sie ist vor allem ein Zeichen dafür, dass wir sehr vieles richtig machen.

Dem kann ich mich nur anschließen. Danke, Philipp!

Zum Weiterlesen:

  • Kollateralschäden, Nessie-Hoaxer’s Diary am 20. August 2013
  • In meinem Handschuhfach lebt ein Nilpferd, aargks/pro Logik am 19. August 2013
  • Wir Mediziner – Weshalb viele von uns lieber nichts von Skeptikern wissen wollen, Schweizer Skeptiker-Blog am 3. April 2013
  • (Un)Möglichkeit versus Wahrscheinlichkeit, Nachdenken bitte am 14. August 2013
  • Skeptiker und Pseudo-Skeptiker, GWUP-Blog am 18. Juli 2013
  • Stehen Skeptiker auf verlorenem Posten? Psiram am 5. Januar 2012
  • Häretiker: Abenteuer mit den Feinden der Wissenschaft und ein kritischer Blick auf die Skeptiker, Astrodicticum simplex am 22. März 2013
  • Judging Paranormal Claims, Huffington Post am 22. August 2013
  • Ufos: „Fast täglich Todeswünsche“, GWUP-Blog am 10. Dezember 2010

12 Kommentare

  1. Eine altbekannte Sache: Wenn Argumente ausgehen und Menschen sich in die Enge getrieben fühlen, beschimpfen Sie Ihre Gegner mit Aussagen wie … siehe Titel!

  2. Ich denke man muss das differenziert sehen. Es gibt weder ‚den Eso‘ ‚den Skeptiker‘ , ‚den Mediziner‘ oder ‚den Wissenschaftler‘

    Es gibt völlig weltfremde Esos und welche, die zumindest nicht auf alles rein fallen und mit denen man noch diskutieren kann. Gut, das die Auswahl was seriös ist und was nicht willkürlich ist, geschenkt.

    In Deutschland wird wer Wissen hat gerne als arrogant betrachtet, ebenso wer aufklärerisch tätig ist. Es wird aber auch unsympathische Skeptiker geben. Viele fragen sich halt, warum machen die sich so eine Mühe anderen zeigeb zu wollen, dass sie Blödsinn glauben :-)

  3. Aus meiner Sicht ist das Grundproblem der „Skeptiker“ bzw. Gwups, daß sie sich, zumindest soweit ich das überblicken kann, nur oder hauptsächlich mit esoterischem Quark befassen. Was interessiert denn das aufgeklärte Publikum das ständige kritische Hinterfragen von offensichtlichem Humbug? Wer daran glauben _will_, tut das sowieso, da ist die Aufklärungsarbeit verschwendete Mühe. Dabei gibt es so viel(e) Allgemeinwissen, Statistiken, Nachrichten, Forschungsergebnisse usw. deren kritisches Hinterfragen für viele Menschen einen praktischen Nutzen haben könnte. Im Gegensatz zu Artikel um Artikel über Homöopathie oder Mondwässer – Stellungnahmen _dazu_ nützen nämlich miemandem was.

    Ich halte mich selbst für einen ausgesprochen skeptischen und kritischen Menschen, aber mit einer „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ möchte ich auf keinen Fall in Verbindung gebracht werden. Schon der Name ist eine aggressive Botschaft gegenüber Abergläubigen.

  4. @anonym:

    << Was interessiert denn das aufgeklärte Publikum ... << Und was ist mit den anderen? << gegenüber Abergläubigen. << Wir befassen uns nicht mit "Glauben" oder Glaubensfragen. << Im Gegensatz zu Artikel um Artikel über Homöopathie oder Mondwässer – Stellungnahmen _dazu_ nützen nämlich miemandem was. << Sehe ich anders: Sie bewahren Menschen vor konkretem gesundheitlichem oder finanziellem Schaden.

  5. @bernd:

    „Ich denke man muss das differenziert sehen. Es gibt weder ‘den Eso’ ‘den Skeptiker’ , ‘den Mediziner’ oder ‘den Wissenschaftler’“

    Das ist schon richtig. Es gibt aber eine gewisse Häufigkeit geringschätziger Äußerungen. Und es gibt ein Klischee, also ein Bild, das die meisten, die bisher nicht direkt mit dem Thema zu tun hatten, im Kopf haben, wenn sie den Begriff „Skeptiker“ hören. Und beides ist meiner Meinung nach nicht so, wie es in einer aufgeklärten Gesellschaft, die rationales Denken schätzt, sein sollte.

    Das Problem ist nicht so sehr die Weltsicht einer bestimmten Menschengruppe. Das Problem ist eher, dass ein vorurteilsbehaftetes Klischee von den Skeptikern bei den meisten Gruppen zum Allgemeingut gehört.

    „Es wird aber auch unsympathische Skeptiker geben.“

    Genauso, wie es tatsächlich italienische Machos gibt und Frauen, die nicht einparken können. Aber in allen drei Fällen ist es ein Vorurteil, wenn das als archetypisch für die jeweilige Personengruppe angesehen wird. Und ich bin manchmal entsetzt, wie unreflektiert diese Vorurteile geäußert werden.

  6. Danke übrigens für die freundliche Erwähnung und das positive Feedback.

  7. @anonym:

    Schön wär’s, wenn Sie recht hätten. Wann waren Sie das letzte Mal in einer 0-8-15-Buchhandlung?

    Im Schnitt finden Sie da knapp einen Regalmeter Philosophie, knapp 2 Regalmeter Naturwissenschaften und gut 80 Regalmeter Esoterik/Alternativmedizin/Dalai Lama/Kochen mit Feng Shui.

    Solange die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung fortgesetzt auf die eine oder andere Spielart parawissenschaftlichen Humbugs hereinfällt, ist die Arbeit der GWUP bitter notwendig.

    Und wenn’s mal arrgogant rüberkommt, so what? Das beste Mittel gegen Erleuchtete, Gurus und vom Schiksal auserwähle Übermenschen war schon immer: auslachen!

  8. ich bin froh, dass ich nicht allen, als Skeptiker oder als Mensch allgemein, sympathisch bin… denn dann werden fremde Menschen einfach zu zutraulich.

    ich bin kein Kuscheltier, sondern ein Raubtier :D

  9. @ nihil jie

    Und das gefällt Ihnen, ein Raubtier zu sein?

  10. @Pierre Castell

    bei angebrachter Abschreckung gegen nervende Menschen, bin ich schon mal gerne gelegentlich ein Raubtier. alles natürlich auf der Umgangs- und Mental-Ebene :D oder glauben Sie ich zerreiße mein Gegenüber gleich in kleine Stücke wenn ich ihn nicht mehr ertragen kann ? *lach*

    Wissen Sie… manchmal ist es sehr günstig sich von der schlechteren Seite zur zeigen. es ist wirklich sehr wirkungsvoll.

    Es gibt wirklich Menschen die gelernt haben mich mit manchen Dingen echt in Ruhe zu lassen und mich damit nicht wiederholt zu traktieren ;)

    Sie wollten meine skeptische Arroganz und Überheblichkeit nicht zum wiederholtem male ertragen.

    Und es ist nicht wirklich einfach so aus dem stand heraus Arrogant und überheblich zu sein….

    musste lange dran herum feilen… vor allem, damit es auch echt und ernst wirkt. naja… aber Übung macht bekanntlich den Meister ;)

  11. Ist die „Zielgruppe“ hier nicht etwas zu eng definiert?

    Es ist wichtig und richtig, dass Menschen, die ernsthaft an kritischem Denken interessiert sind, „die Skeptiker“ positiv wahrnehmen.

    Aber was hilft es am Ende, wenn nur ein (kleiner?) Teil der Gesellschaft von den Positionen „der Skeptiker“ überzeugt ist? Meines Erachtens muss das Ziel gerade sein, einen möglichst großen Teil der Gesellschaft (die „undefinierte breite Masse“) davon zu überzeugen, keiner Quacksalberei aufzusitzen.

    Das antiwissenschaftliche Denken breitet sich (jedenfalls nach meiner subjektiven Wahrnehmung) in der Gesellschaft mehr und mehr aus und ist nicht (mehr) nur auf einen kleinen Teil von Exoten beschränkt.

    Nur wenn wissenschaftliches Denken und Handeln Konsens in der breiten Gesellschaft ist, haben wir eine starke Gesellschaft und Demokratie. Je mehr mitmachen, desto besser.

    Überzeugen beginnt damit, als sympathisch und positiv wahrgenommen zu werden. Ich finde es daher sehr wohl wichtig, sich zu bemühen, bei möglichst vielen Menschen mit seinen Positionen „gut anzukommen“.

    Das heißt nicht, inhaltlich von den Positionen abzurücken, sondern sie möglichst so zu verpacken, dass es vielen Menschen (gefühlt!) leicht fällt, sie anzunehmen.

    Ich denke mir allzu oft, dass bei der Einstellung mancher Menschen eigentlich die intellektuelle Brechstange nötig wäre. Wenn man die dann auspacken würde, würde das aber ziemlich sicher nicht zum Erfolg führen.

    Man muss sich auch bewusst sein, dass es viele Menschen ohne (akademischen) naturwissenschaftlichen Hintergrund gibt. Bei denen steht jemand, der ein Thema ausführlich und wissenschaftlich differenziert darlegt, auf der Überzeugungsskala nicht unbedingt auf Platz ein.

    Auch an dieser Stelle: Ausführliche und differenzierte Argumentationen sind wichtig und richtig. (Für mich das persönlich ist das das einzige, was mich zu überzeugen vermag.) Wenn man sich aber darauf beschränkt, wird man Teile der Gesellschaft leider nicht erreichen. Bei manchen Menschen bewirkt da ein platter Spruch wie „Wer heilt hat Recht“ mehr.

  12. @Mein Name:

    Ja, das ist zum großen Teil richtig und kommt in der aktuellen Standortbestimmung von Herrn Sarma auch so zum Ausdruck:

    https://blog.gwup.net/2018/08/16/skepticism-reloaded-amardeo-sarma-im-skeptical-inquirer-ueber-die-neuen-herausforderungen/

    Trotzdem ist es natürlich auch so, dass wir niemandem das konkrete Vorgehen oder Verhaltensweisen in einem bestimmten konkreten Fall vorschreiben können und wollen.

    Ich bitte auch um Verständnis für Skeptiker, die sich seit mehreren Jahrzehnten schon in dieser Sache engagieren, die unzählige Gespräche mit unzähligen Menschen geführt haben und aufgrund von zahllosen frustrierenden Erfahrungen mittlerweile eben so agieren, wie sie es für richtig halten – und nicht, wie es vielleicht nach den neuesten Erkenntnissen der Kommunikationsforschung „besser“ oder zielführender wäre.

    Dafür würde ich nie jemanden kritisieren. Dazu muss man auch ganz nüchtern sehen, dass ein bestimmter Teil der „Gläubigen“ nicht mehr erreichbar ist, ganz egal wie „positiv“, charmant oder sonstwas man rüberkommt und wie ausführlich und differenziert die Argumentation ist. Auch diese Erfahrung haben wir alle schon x-mal gemacht, auch hier im Kommentarbereich.

    In einem „Skeptiker“-Artikel dazu heißt es:

    „Jeder Einzelne muss seine individuelle Vorgehensweise finden, die abhängig ist von Zeit, Geduld, Temperament, Frustrationstoleranz, Wissen, Umfeld, Zielsetzung und anderem mehr. Das Verkehrteste wäre, zu Hause zu bleiben, Porzellan zu polieren und auf das Ende zu warten.“

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