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Zombie-Apokalypse II

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Vor einigen Tagen haben wir hier darüber berichtet, dass die Warnung der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC vor einer Zombie-Apokalypse durchaus authentisch ist:

Warum sich die Behörde mit Zombies beschäftigt, hat einen recht simplen Hintergrund: Wer für die Zombie-Apokalypse gewappnet ist, ist auch auf so ziemlich alle anderen Plagen und Katastrophenfälle gut vorbereitet.“

Anders gesagt: Die Webseite der CDC mit dem Titel „Preparedness 101: Zombie Apocalypse“ ist Teil einer Social-Media-Kampagne, mit der die Experten Sicherheitsmaßnahmen vor allem an junge Menschen herantragen wollen.

Katastrophenschutz, Notfallpläne – das hört sich nach dröger Theorie an, nach Panikmache oder, noch schlimmer, nach Gebrauchsanleitungen für Schisser. Kommen dagegen Zombies ins Spiel, wird die Sache interessant.

Einige Sonderlinge finden das Ganze sogar so interessant, dass sie die „Zombie First Responder“ gegründet haben, wie heute verschiedene Medien berichten.

Bei Spiegel-Online zum Beispiel heißt es unter der Überschrift „Das Zombie-Bootcamp“:

In den tiefsten Wälder Oregons in den USA bereitet sich eine kleine Gruppe Menschen schon (höchst professionell) auf die Invasion der Untoten vor. Und nicht nur das: Die Elitegruppe will ihr Wissen gar nicht für sich behalten. Jeder kann das Zombie-Bekämpfung-Tricks in einem zweitägigen Schnellkurs erlernen.

Auf der Homepage heißt es gar, es handele sich um den „ultimativen Führer“ in Sachen Zombie-Bekämpfung. Und auch Spezial-Kurse für Kinder werden angeboten.“

Nun ja.

Wie realistisch eine Zombie-Invasion tatsächlich ist, darüber hat sich vor zwei Jahren Welt der Wunder schon mal Gedanken gemacht.

Eine von fünf Überlegungen ist der „Untergang durch Viren“:

Das häufigste Schreckensszenario in Filmen sind mutierte Viren.

Bereits heute existieren ansteckende Krankheiten, welche die Verhaltensweisen von Menschen stark beeinflussen. Über infiziertes Rindfleisch und Bluttransfusionen kann sich die Creutzfeld-Jakob-Krankheit übertragen. Die Folgen sind eingeschränkte Beweglichkeit, Demenz und Tod.

Auch hier könnte eine spontane Mutation die Menschheit in eine Horde Zombies verwandeln: Mit einem Biss würde ein hochansteckender Virus in die Blutbahn gelangen und seine Opfer in tödliche Zombies verwandeln.“

Wie auch immer: Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedenfalls hat sich noch nichts dergleichen ereignet.

Selbst die berühmten haitianischen Untoten – also „zombifizierte“ Personen – sind bloß ein Mythos.

Der Rest geht auf Schwindelgeschichten zurück.

Dazu ein kurzer Auszug aus meinem aktuellen Buch:

Die „Zombiepedia“ auf der Webseite zombie.wikia listet eine ganze Reihe von „überlieferten Angriffen“ auf, beginnend 60 000 v.Chr. in Katanda (Zentralafrika) und vorläufig endend im Jahr 2002 in St. Thomas auf den Jungferninseln:

 Ein aufgedunsener, mit Wasser vollgesogener Zombie wurde mit völlig aufgelöster Haut an der Nordküste der Insel an Land gespült. Die Anwohner waren nicht sicher, was sie davon halten sollten, blieben auf Distanz und benachrichtigten die Behörden. Der Zombie schlurfte an Land und setzte den Schaulustigen nach …“

Ähnliche Ereignisse finden sich im Internet auf einer Weltkarte, die aktuelle „Undead Sightings“ beziehungsweise „Zombie Activities“ illustriert.

Im Jahre 2001 soll es einen Angriff in Sidi-Moussa, Marokko, gegeben haben. Den einzigen Beweis dafür stellt ein kurzer Artikel auf der letzten Seite einer französischen Tageszeitung dar:

Ausbruch einer Massenhysterie in einem marokkanischen Fischerdorf.

Verschiedene Quellen bestätigen, dass eine bislang unbekannte neurologische Erkrankung fünf Dorfbewohner befallen hat und sie dazu brachte, ihre Freunde und Verwandte anzugreifen, um ihr Fleisch zu essen. Lokalen Bräuchen entsprechend wurden die Betroffenen gefesselt, mit Gewichten beschwert, zum Meer geschleppt und ins Wasser geworfen. Eine amtliche Untersuchung ist im Gange. Die Anklage lautet auf vorsätzlichen Mord sowie Beihilfe zum Totschlag.“

Es kam jedoch „nie zu einer Gerichtsverhandlung“, entnehmen wir einem Büchlein namens „Der Zombie Survival Guide“, in dem der Fall Sidi-Moussa ebenfalls dokumentiert ist:

Weitere Meldungen ließen sich nicht nachweisen.“

Allerdings lässt sich ebenso wenig nachweisen, dass die Geschichte überhaupt stimmt.

Oder ob wir es lediglich mit einem Hoax zu tun haben, so wie die angebliche Meldung der britischen BBC von 2005 über einen Zombievirus in Kambodscha.

Dort sollen seinerzeit Regierungstruppen den Ort Quan‘sul – unweit der Grenze zu Laos – unter Quarantäne gestellt haben, da Moskitos eine völlig neuartige Form von Malaria verbreitet hätten. Das Virus sei absolut tödlich und raffe die Opfer rasend schnell dahin.

Aber damit nicht genug. Binnen zwei Stunden nach dem Ableben bringe der Erreger das Herz der Verstorbenen auf rätselhafte Weise wieder zum Schlagen. Zu einem untoten Leben reanimiert, stünden die Leichname wieder auf. Ohne Hirnfunktion, ohne Emotionen und daher unmenschlich grausam und aggressiv.

Pläne der kambodschanischen Regierung, das Virus zu erforschen, seien am Veto der USA gescheitert, welche die sofortige Vernichtung dieser potenziellen Biowaffe und Menschheitsbedrohung erzwangen.

Gruselig? Schon, aber bloß ein Aprilscherz.

Vier Jahre später wärmten Spaßvögel das Ganze noch mal auf und ließen die Virenzombies durch London schlurfen. Ursache für den Outbreak sei eine fatale Mutation des H1N1-Erregers. Der neue Stamm heiße „H1Z1“.

Lassen wir die genannten Zombie-Ausbrüche also getrost eine Medien-Ente sein – dann bleibt immer noch die ernste Mahnung der CDC:

Better safe than sorry.“

Zum Weiterlesen:

6 Kommentare

  1. Naja, immer, wenn ich einkaufen oder in die Stadt gehe, sehe ich hunderte Zombies. Aber angegriffen haben sie mich noch nicht.

  2. War in der Kambodscha-Zombie-Meldung ernsthaft von einem Virus die Rede? Malaria ist keine Virenerkrankung.

  3. @Yuri:

    “ After death, this virus is able to restart the heart of it’s victim …“

  4. „Ein aufgedunsener, mit Wasser vollgesogener Zombie wurde mit völlig aufgelöster Haut an der Nordküste der Insel an Land gespült.“… Klingt für mich als wäre das einfach Rainer Calmund im Badeurlaub gewesen.

  5. @Andreas B.
    LOL…;-)

    Warum wird immer gemutmaßt, daß ein Mensch ohne Hirn aggressiv handelt…ich glaube, es ist vielmehr unser Gehirn und auch das Großhirn (Verstand), das uns zu unermesslichen Grausamkeiten bringt.
    Je höher entwickelt eine Spezies ist, umso perfider kann das Handeln sein.

  6. Im Sinne von „better safe than sorry“, hier ein paar medizinische und ballistische Ratschläge für den Fall der Fälle:

    „Dr. Steven Schlozman, has written extensively about the brain function of undead zombies (as opposed to voodoo victim zombies). He’s co-director of Medical Student Education in Psychiatry at Harvard Medical School and, much more importantly, on the advisory board of the Zombie Research Society. His self-appointed mission is to use zombie fiction to help teach people about the way the human brain works. […] In most zombie-scenarios a wounded zombie still poses a massive danger and ammunition is likely in short supply, so knowing what part of the brain needs to be destroyed to prompt an immediate shut-down is useful.“

    Weiterlesen:

    http://www.popularmechanics.com/science/health/forensics/zombie-kill-brain-forensics

    Ich selbst folge jedoch eher dieser Philosophie – man hat ja schließlich Stil:

    http://wrongcards.com/ecard/real-men-hunt-zombies

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