Ein Gastkommentar von Andreas Dietz:
Kanzlerin Angela Merkel hat im Internet zu einem „Zukunftsdialog“ eingeladen.
Der Begriff Zukunft verweist auf Fortschritt, Mut und Aufbruch. Doch wir Deutschen haben im Allgemeinen große Angst vor der Zukunft. Am liebsten igeln wir uns ein und schwelgen in der Gewissheit, dass früher alles besser war. Die Zukunft deuten wir apokalyptisch: Wir haben Angst davor, dass der Wald stirbt, dass schwere Erdbeben unsere Atommeiler erschüttern, dass die Nordsee einst bis Hannover reichen wird, und dass „Gene im Essen“ Übelkeit verursachen könnten.
Das hat Auswirkungen.
Seit Jahren leidet Deutschland unter schmerzlichem Fachkräftemangel. Uns fehlen bundesweit 40 000 Ingenieure, während in China und Indien jedes Jahr 700 000 ausgebildet werden. Unsere eigenen Wissenschaftler aber emigrieren, weil sie mit ihrer Forschungsarbeit in anderen Teilen der Welt auf mehr Akzeptanz stoßen.
Im Januar hat BASF kapituliert. Das Unternehmen erklärte, es werde seine Gentechnik-Sparte in die Vereinigten Staaten verlagern. Zukunft – das ist eine Angelegenheit von Amerikanern und Asiaten. In Deutschland erlauben wir uns stattdessen Jahrhunderte alten Aberglauben und staatlich geförderten Hokuspokus. Wir meiden das rationale Denken wie einen stinkenden Pilz.
Von Joachim Huessner stammt einer der ersten Vorschläge auf Merkels Online-Forum. Er schreibt als Betroffener:
Meine Frau hat sich über einen längeren Zeitraum nach und nach in esoterische Angebote verstrickt. Fing es zu Beginn noch ganz harmlos mit alternativer Medizin, die sie an unseren 3 Kindern ausprobierte, an, ging es weiter über Heilsteine, Wahrsagerbesuche, Familienaufstellungen, Reiki, Kartenlegen, Meditationen bis hin zu Seminarbesuchen.
Am Ende ist sie in der Annahme, eine berufliche Weiterbildung zu machen, in einer Sekte gelandet, von der sie sich nicht mehr lösen konnte. Sie verließ die Familie und nahm sich etwa ein Jahr später aus Verzweiflung das Leben.“
Huessner wünscht sich von Kanzlerin Merkel einen besseren Verbraucherschutz vor esoterischen Angeboten. Die Sekten-Expertin Ursula Caberta hat den Vorschlag kommentiert:
Es wird höchste Zeit, dass es einen Verbraucherschutz auch für den esoterischen Markt gibt. Es gibt schon viel zu viele Menschen, die auf diese Scharlatane hereinfallen sind und es tagtäglich tun. Es wird immer so dargestellt, als wären es Einzelfälle. Eine Darstellung, um politisch nicht tätig werden zu müssen?
Hilfreich wäre sicherlich, die Empfehlungen der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zu den so genannten Sekten und Psychogruppen (1998) sich mal wieder anzusehen. Nichts ist damals passiert. Die Szene – insbesondere die so genannte alternative Heilerszene – konnte sich fröhlich weiter entwickeln – zum Schaden von vielen Menschen.“
Politisch kann man zum Thema Verbraucherschutz ganz unterschiedliche Standpunkte einnehmen. Ist es Aufgabe des Staates, erwachsene Menschen davor in Schutz zu nehmen, sich selbst zu schaden, indem sie sich irrationalen Heilslehren anschließen? Oder sollte jeder – eine solide schulische Bildung vorausgesetzt – in eigener Verantwortung über seine persönlichen und geschäftlichen Beziehungen zu Gurus, Quacksalbern und Betrügern entscheiden dürfen?
Ganz gleich, welche Sichtweise man teilt – es stößt übel auf, dass der Staat gegenwärtig nicht einmal in der Lage ist, sich selbst und die eigenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen vor „alternativen Heilern“ zu schützen. Sie unterwandern die Hochschulen, um ihren esoterischen Humbug wissenschaftlich hoffähig zu machen.
So wurde an der Berliner Charité 2008 der bundesweit erste Lehrstuhl für „Komplementärmedizin“ eingerichtet. Erforscht werden „alternative“ Heilmethoden wie Homöopathie, Akupunktur und Qigong. Ebenso gut könnte man sich mit dem Liebesleben von Elfen und Kobolden beschäftigen. An der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ist das der Fall:
Bei der geomantischen Begehung und Analyse im Projektteam erkannten wir die Präsenz von Nymphen auf dem Grundstück. Daher empfiehlt es sich, das Neubaugebiet in Bauabschnitten zu erschließen, um ausreichende Rückzugsmöglichkeiten für die Naturwesen zu ermöglichen.“
Über das Wandeln mit Wünschelruten kann man sogar Diplomarbeiten schreiben.
Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) unterhält ein ganzes Institut für „transkulturelle Gesundheitswissenschaften“, wo man sich in Projekten zum Beispiel mit „generalisierter Quantentheorie“, buddhistischen „Achtsamkeitsübungen“ im Schulalltag, „Bewusstseinswandel“ und „Ganzheitlichkeit“ befasst. Lehrstühle für so genannte Naturheilverfahren bzw. Komplementärmedizin gibt es auch an den Universitäten Rostock, München und Duisburg-Essen.
An der Universität Witten/Herdecke bemüht man sich auch um anthroposophische Medizin, die in der Tradition des Okkultisten und Rassentheoretikers Rudolf Steiner steht. An Großbritanniens Universitäten sind derartige Angebote bereits wieder auf dem Rückzug. Bei uns gedeihen sie wie Unkraut.
Wenn bald alle nur noch „ganzheitlich“ denken, aber niemand mehr in der Lage ist, ingenieurtechnische Leistungen zu vollbringen, muss man um den Zukunftsstandort Deutschland trauern. Es heißt, Wissen sei unsere einzige Ressource.
Wir aber gründen Sekten, jagen Nymphen und fabulieren über die Gedächtnisfähigkeit von Wasser.
Zum Weiterlesen
- Ursula Caberta: Schwarzbuch Esoterik. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011
- Joachim Huessner: Ein Weg hinters Licht. Autobiographischer Roman. Drachenmond Verlag 2010
- Zukunftsdialog, Astrodicticum simplex am 4. Februar 2012
- Scharlatane kriegen Orden, Forscher wandern aus, Welt-Online am 26. Januar 2012
4. Februar 2012 um 19:15
Wissenschaft systematisch vernichtet. War das nicht schon immer so, einst unter der Knute der Kirche, und heute…
Dumme hinterfragen nicht.
4. Februar 2012 um 20:12
Flucht ins Irrationale, je stärker der Trend wird, desto stärker werden hoffentlich die Gegenkräfte ;-)
4. Februar 2012 um 21:07
Mich würde interessieren, ob es konkrete Auseinandersetzungen mit den Universitäten gab, die esoterische Inhalte in einigen Studiengängen anbieten. Im Speziellen würde mich interessieren, ob es eine Erklärung der TU Dresden zum Wahlfach Homöopathie an der medizinischen Fakultät gab oder ob es Skeptiker gibt, die sich mit diesem Thema befassen.
Es ist nicht hinnehmbar und beschähmend, dass die „heiligen Hallen“ der Wissenschaft manipulierend von diesen esoterischen Kräften infiltriert werden. Gegen eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema im Rahmen des Studiums ist nichts einzuwenden, aber wenn ich schon sehe, dass dieses Wahlfach von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung und dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte unterstützt wird, ist mit unvoreingenommener wissenschaftlicher Betrachtung wohl kaum zu rechnen.
4. Februar 2012 um 21:32
„Gurus, Quacksalbern und Betrügern.“ Warum das „und“? Sollte es nicht vielmehr heißen: Alles Betrüger?
4. Februar 2012 um 22:07
Gene im Essen? Na hoffentlich!
Denn Nahrungsmittel wie zB Fleisch, Gemüse, Obst, Getreide- und Milchprodukte oder Fisch wären mir ziemlich suspekt, wenn sie keine Gene mehr enthalten würden. :-)
4. Februar 2012 um 23:25
Dazu kann ich nur sagen, daß ich manchmal überrascht bin, welche Menschen an solches Zeug glauben, die sich als „gebildet“ betrachten.
Nur ein Zitat am Rande:
„Man sollte in Krankenhäuser mehr Reiki anwenden“…darauf erwiderte ich: „Ich will aber richtig im KH behandelt werden“…darauf bekam ich eine Welle der Aggression zu spüren.
Es gibt die interessante Theorie, daß die wissenschaftliche Entwicklung in den letzten hundert Jahren zu schnell ging und der „Durchschnittsmensch“ nicht hinterher kam, vielleicht nicht intellektuell, sondern mehr emotional. Wie heißt es so schön, die Ratio ist die Hure der Emotio…;-)
5. Februar 2012 um 01:39
Mit Esoterik wird Geld verdient! Eine Menge Geld. Es wundert mich nicht, das bei der fortschreitenden Privatisierung der Universitäten, flankiert durch die Bertelsmann-Stiftung und den Leitmedien, auch Esoterik an den Unis hoffähig wird! Wenn die Universitäten immer weiter den Märkten unterworfen werden, werden diese auch immer gezielter für die Märkte arbeiten und ausbilden. Ich halte diese Konzentration für sehr gefährlich. Wissenschaft und Forschung müssen frei, transparent und unabhängig sein!
5. Februar 2012 um 08:08
Hier bei uns in der Nähe gibt es eine staatlich anerkannte Rudolf-Steiner-Hochschule: http://www.alanus.edu
5. Februar 2012 um 09:31
@Ralf
Das (für mich) Schlimme dadran ist ja, dass man, wenn man dann wirklich versucht, mit solchen Menschen zu diskutieren, schneller als man ‚Popper‘ sagen kann in die Ecke des verbohrten, engstirnigen Dogmatikers gestellt wird, weil
– ist ja schon soooooooooooooo alt
-Mir hat schon geholfen
-‚Wer heilt hat Recht‘
-‚Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde….‘
– könnte uns alle retten, wenn es nicht durch eine großflächige Verschwörung der Pharma-Industrie, der geldgeilen Ärzte und Politiker und der Bilderberger systematisch unterdrückt werden würde.
Wenn die Proponenten von wenigstens binnen-konsistent blieben! Aber nein, alle mir bekannten Exemplare (und ich kenne einige!) vertreten nicht nur , sondern mindestens noch und , die sich untereinander auf das Heftigste widersprechen (man nehme nur mal Reiki und Homöopathie und Bachblüten/Schüssler…). Wenn man die Leute dann konkret darauf hinweist, dann hat man es sich erst recht mit denen verscherzt.
Dazu eine kleine persönliche Anekdote: Eine Arbeitskollegin (sitzt passenderweise im Nachbarbüro und muss durch mein Büro, um in das ihre zu gelangen) ist Anhängerin nicht nur von Reiki, sondern auch von Homöopathie, ‚ganzheitlicher systemischer Zahnheilkunde‘, Energiekarten, Pendeln und was weiß ich nicht noch so allem. Die ist wirklich die fleischgewordene Karikatur der Szene (mit der einzigen Ausnahme, dass sie sich zumindest nicht in fliederfarbenen Pastelltönen kleidet). Die Diskussionen, die ich mir mit ihr geliefert habe, sind immer zu dem eigentlich vorhersehbaren Ergebnis gekommen. Immerhin erwähnt sie in meiner Hör-Nähe (es sei denn in ihrem Büro) nicht mehr diesen Schwachsinn. Das auslösende Moment (so weit ich es recht einschätzen kann) war eine Unterhaltung an der Kaffeemaschine, in der sie sich extremst euphorisch über eine am Vortag statt gefundene Reiki-Lektion ausgelassen hat. Das habe ich noch ignoriert. Als dann aber kam, dass Reiki in Japan ja sozusagen Alltagswissen sei, konnte ich nicht mehr an mir halten und habe kurz erwähnt, dass ich immerhin mal zwei ‚echte‘ Japaner (sie hat ihren Reiki-Meister mal mit stolz geschwellter Brust ihr Büro gezeigt. Der ist so japanisch wie ein Schweineschnitzel koscher) nach Reiki gefragt habe. Ergebnis: Der eine konnte mit dem Begriff gar nix anfangen. Die andere hat mich nur groß angeschaut und dann erwidert „But that’s esoteric bullshit“.
Gruß
5. Februar 2012 um 12:48
Ich find das ja außerordentlich bedenklich, wie hier wild Skeptizismus mit kruden Anti-Ökologischen Positionen verquirlt wird.
Vor einiger Zeit hattet ihr hier noch einen Artikel mit der Aussage: Klimaskeptiker != Skeptiker. Das scheint ihr vergessen zu haben?
5. Februar 2012 um 14:15
@Michael: Die GWUP beurteilt Sachverhalte nach wissenschaftlichen Kriterien, und nicht danach, ob diese vermeintlichen oder echten ökologischen Positionen entsprechen. So ist es Stand der wissenschaftlichen Erkenntis, dass die derzeitige globale Erwärmung menschengemacht ist. Aber wir müssen eben auch sagen, dass die Einwände gegen die grüne Gentechnik (bezüglich deren angeblicher Gefahren) wissenschaftlich unhaltbar sind. Insofern finde ich es sehr problematisch, wenn potentielle Forscher im Bereich der Gentechnik zum Auswandern gezwungen sind. Genau so problematisch sehe ich die derzeit laufende Verleumdungskampagne gegen Klimaforscher.
Dass die GWUP mal mit „grünen“ Organisationen in einem Punkt übereinstimmt, und in einem anderen nicht, liegt daran, dass wir uns an die Realität orientieren und nach dem Stand der Wissenschaft informieren. Wir nehmen es gern in Kauf, mal im einen Punkt von der einen Seite gelobt und der anderen angegriffen zu werden, und wenn es ein anderes Mal genau umgekehrt ist.
Ich vermute, Andreas Dietz wollte mit dem ersten Absatz eher über die „German Angst“ sprechen, als sich konkret zum Thema Klimawandel äußern.
5. Februar 2012 um 16:11
Lieber Michael, ich bin Skeptiker. Ich bin immer bereit, mich mit neuen Thesen und Behauptungen auseinanderzusetzen. Den derzeitigen Erkenntnisstand bezüglich der Klimaentwicklung, wie er von den allermeisten Wissenschaftlern vertreten wird, erkenne ich an. Trotzdem nehme ich davon abweichende Thesen ernst, sofern sie nicht in absurde Verschwörungstheorien eingewickelt sind. Sollte sich herausstellen, dass der menschliche Einfluss nicht der einzige ist und etwa auch die Sonnenaktivität eine ernstzunehmende Rolle spielt, werde ich das akzeptieren. Letztendlich fußt die gesamte Klimaschutzpolitik auf Prognosen und Modellen, die nur so gut sind wie die Daten, mit denen man sie füttert. Wissenschaft lebt davon, dass Theorien sich der empirischen Wirklichkeit entsprechend weiterentwickeln. So bin ich sehr gespannt auf überzeugende Erklärungen für die Stagnation des Temperaturanstiegs in der zurückliegenden Dekade. Ein anderes Beispiel ist der Mythos des Waldsterbens, den ich oben erwähnt habe. Große Hysterie herrschte hierzulande, bis sich herausstellte, dass es dem deutschen Wald eigentlich sehr gut geht, ja er sogar gewachsen ist. Folgende erhellende Doku von Michael Miersch lief dazu auf Arte: http://www.achgut.tv/20110801828/ – Was ich mit meiner Zuspitzung oben verdeutlichen wollte, ist der hierzulande weit verbreitete Hang zum apokalyptischen Denken. Diese Angst bildet die Grundlage für politische Maßnahmen, die überzogen, übereilt und ökonomisch oft verheerend sein können (siehe Atomausstieg). Im übrigen finde ich – auch aufgrund von Erfahrungen mit diversen Zeitgenossen – dass es gerade das grün-alternative Milieu ist, in dem Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit, Ökologismus, Esoterik und „Alternativmedizin“ so zu einem kruden Weltbild verquirlt werden, dass sie kaum noch getrennt voneinander kritisiert werden können. Es sei mir also das gleiche unter anderem Vorzeichen ebenfalls gestattet. Umweltschutz ist eine sehr wichtige Angelegenheit, Ökologismus als Ideologie lehne ich hingegen ab. Herzliche Grüße!
5. Februar 2012 um 16:47
@ Andreas Dietz: Die „Stagnation des Temperaturanstiegs der letzten Dekade“ kommt dadurch, dass viele „Klimaskeptiker“ 1998 als Ausgang nehmen, als die Temperatur durch ein sehr starkes El Nino besonders hoch war. Wir sollten nicht vergessen, dass 9 der 10 wärmsten Jahre in das 21. Jahrhundert fallen. Die letzten nur vergleichsweise kühleren Jahre sind durch La Nina verursacht. Ich empfehle diese NASA-Seite, wo diese Abhängigkeiten von El Nino und La Nina gut erklärt sind.
Auch sehe ich es problematisch an, Wissenschaftsfeindlichkeit (einseitig) im „grün-alternativen Mileu“ festzumachen, denn es hängt vom Thema ab. In Sachen Evolution oder Klimaforschung hat die Wissenschaftsfeindlichkeit eine andere Farbe, siehe auch „The Republican War on Science“ von Chris Mooney, im Übrigen auch ein Referent bei der kommenden World Skeptics Congress in Berlin.
5. Februar 2012 um 17:10
@ Amardeo Sarma: Ich habe nicht die Wissenschaftsfeindlichkeit als solche, sondern deren Mixtur mit Esoterik und „Alternativmedizin“ an diesem Milieu festgemacht. In Sachen Klimaentwicklung lasse ich mich gerne von plausiblen Erklärungen überzeugen. Die Abhängigkeit von El Nino und La Nina klingt plausibel. Ich werde mich damit näher befassen.
5. Februar 2012 um 17:25
@Andreas Dietz:
„Den derzeitigen Erkenntnisstand bezüglich der Klimaentwicklung, wie er von den allermeisten Wissenschaftlern vertreten wird, erkenne ich an.“
Das ist schonmal gut, leider widersprechen Sie dieser Aussage aber in ihren späteren Ausführungen. Michael Miersch, auf den Sie sich offenbar berufen, erkennt den Stand der Wissenschaft definitiv nicht an und ist ein Wissenschaftsfeind erster Güte.
Ich bin zwar kein Klimawissenschaftler, aber zum ausgefallenen Temperaturanstieg kann ich sogar mit meinem Laienwissen was beitragen:
Erstmal stimmt das heute nicht mehr. 2010 und 2011 ist die Temperatur wieder deutlich angestiegen.
Ihre Aussagen beweisen erstmal, dass Sie anscheinend überhaupt nicht wissen, was „Klima“ überhaupt ist. Darunter versteht man gemittelte Temperaturen über einen längeren Zeitraum – dass einige Jahre da rausfallen, ist überhaupt nichts ungewöhnliches.
Bzgl. des konkreten Zeitrahmens bis 2009 ist soweit ich weiß aber auch eine andere Erklärung, nämlich Schwefelpartikel durch viele oft nicht mit Rauchgaswäsche ausgestattete Kohlekraftwerke in China. Das ist glaube ich die passende Veröffentlichung dazu:
http://www.pnas.org/content/early/2011/06/27/1102467108
Aber liebe GWUP: Ihr macht Euch echt lächerlich, wenn ihr solchen Leuten hier eine Plattform bietet.
5. Februar 2012 um 17:50
@Alle: Das Thema Klima greife ich mal separat auf, und wir sollten hier uns an dem wesentlichen Inhalt des Beitrages orientieren.
@Michael: Ich denke, mit der scharfen Formulierung tun wir Andreas Dietz Unrecht – seinen Beitrag halte ich mit den von mir gemachten Vorbehalten durchaus insgesamt für zutreffend. Nur zur Klarstellung: 2010 war tatsächlich sehr warm (laut NASA das wärmste Jahr, siehe mein Link weiter oben; andere geben 2005 als das wärmste Jahr an, denn die Verfahren der verschiedenen Organisationen weichen leicht voneinander ab), 2011 aber nicht (aber dennoch die Nr. 9 unter den 10 wärmsten Jahren). Und Kritik und mit Kritik umgehen gehört zum Kern wissenschaftlichen Tuns.
5. Februar 2012 um 18:21
@ Michael: Ich weiß, was „Klima“ ist. Ich habe u.a. Geowissenschaften studiert. Das macht mich nicht zum Klimaexperten, aber ein Grundverständnis von atmosphärischen Prozessen meine ich zu haben.
Ich wüsste nicht, wo Sie in meinen Ausführungen einen Widerspruch sehen. Ich vertrete in Sachen Klimawandel den gegenwärtigen Erkenntnisstand, habe aber meine prinzipielle Offenheit gegenüber neuen Erklärungsansätzen zum Ausdruck gebracht. Ich bin kein Dogmatiker, sondern in einem ständigen Lernprozess. Ich habe mich vor Jahren auf Drängen eines Freundes sogar schon mal auf Bach-Blüten-Globuli eingelassen. Natürlich konnte mich das nicht von deren Wirksamkeit überzeugen.
Und voraussichtlich werde ich die Lektüre von Vahrenholts Buch (ja, ich werde es lesen!) nicht zum Klimawandelleugner. Mich interessiert einfach nur, welche Argumente etwa für den Einfluss der Sonnenaktivität vorgetragen werden. In wissenschaftlichen Fragen bleibe ich offen und skeptisch – auch wenn ich in politischen Kommentaren zu mitunter polemischen Zuspitzungen neige.
5. Februar 2012 um 19:26
@Armadeo Sarma
„Aber wir müssen eben auch sagen, dass die Einwände gegen die grüne Gentechnik (bezüglich deren angeblicher Gefahren) wissenschaftlich unhaltbar sind“
Ich finde, diese Aussage ist vereinfachend und es liegt auch ein falsches Verständnis davon zu Grunde, was Wissenschaft zu Gefahren zu sagen hat.
Man kann zwar nach dem Stand der Wissenschaft die Gefahren benennen (ob das jetzt grüne Gentechnik ist oder Kernenergie spielt erst einmal keine Rolle) und im besten Fall quantifizieren. (Wobei das in der Regel immer darauf hinaus läuft einen Wert für das Risiko zu bestimmen).
Die Beurteilung der Gefahr entzieht sich einer wissenschaftlichen Betrachtung, denn hierbei geht es immer darum, zu entscheiden, wie viel Risiko man (die Gesellschaft) zu tragen bereit ist. Das ist immer eine gesellschaftlich-politische Entscheidung, niemals eine wissenschaftliche.
ZUr grünen Gentechnik: Beim massenhaften Einsatz dieser Technologie ist ein Verlust an Biodiversität eine reale Gefahr. Für einen Ökobauern ist es eine reale Gefahr, wenn er wegen Eintrags von gentechnisch veränderten Pflanzen seine Ernte nicht mehr verkaufen kann. Ich will das Thema jetzt nicht ausbreiten und man kann bezüglich der Einschätzung der Gefahren unterschiedlicher Meinung sein. Es ist aber sicher nicht so, dass _sämtliche_ Einwände gegen die grüne Gentechnik wissenschaftlich unhaltbar sind.
5. Februar 2012 um 21:13
@Andreas Dietz:
Wenn Sie wissen was Klima ist, hätten Sie sich den unqualifizierten Beitrag zur Abkühlung im letzten Jahrzehnt ja sparen können.
Sie können ja gern Vahrenholdts Buch lesen. Mich wundert aber, was das hier zu suchen hat.
Ich empfehle ja tendenziell wissenschaftliche Publikationen, um sich mit dem Stand der Wissenschaft ausseinanderzusetzen. Ich dachte bislang, das sei eigentlich auch das Konzept der GWUP. Mir wäre nicht bekannt, dass Vahrenholdt zum Thema schon einmal irgendetwas publiziert hätte.
Zur Frage der Sonnenaktivität dürfte das so eine der jüngeren Veröffentlichungen sein:
http://www.metoffice.gov.uk/news/releases/archive/2012/solar-output-research
Zu der im Ursprungsartikel vorgetragenen Grundthese („alles nur eine Frage der besonders deutschen Psychologie“) ist mir übrigens dieser sehr lesenswerte Text (von einem Wissenschaftler, der in dem Bereich auch real forscht) über den Weg gelaufen:
http://www.scilogs.de/wblogs/blog/klimalounge/medien-check/2012-01-05/die-deutsche-lust-am-untergang-und-der-klimawandel
6. Februar 2012 um 06:35
@Michael: Ich schrieb nichts von Abkühlung.
6. Februar 2012 um 09:39
@Michael: „Ich empfehle ja tendenziell wissenschaftliche Publikationen, um sich mit dem Stand der Wissenschaft ausseinanderzusetzen.“
Den Grad der Wissenschaftlichkeit von Vahrenholdts Publikation werden wir beurteilen, NACHDEM wir sie gelesen und die dort aufgestellten Behauptungen überprüft haben. Die von Ihnen dankenswerterweise verlinkte Veröffentlichung zur Sonnenaktivität wird bei der Bewertung des Buches auf jeden Fall hilfreich sein, ebenso wie die zu erwartenden Reaktionen der Klimaforscher. Was mir aber nicht behagt, sind Vorverurteilungen. Zu meiner ablehnenden Einstellung gegenüber der Homöopathie und meiner Befürwortung der Grünen Gentechnik bin ich gekommen, NACHDEM ich mich damit auseinandergesetzt hatte. Skeptiker lesen redlicherweise auch tendenziell unwissenschaftliche Bücher. Wie sollten sie sie sonst beurteilen können?
Und in meinem oben veröffentlichten Kommentar habe ich bewusst mit dem Mittel der Zuspitzung und Polemik gearbeitet. Der von Ihnen kritisierte Absatz ist unsachlich und sollte es auch sein. Nähme man meine Übertreibung als These ernst, würde sie einer empirischen Überprüfung wohl nur ansatzweise standhalten. Genauso wenig ist ganz Deutschland auf Nymphenjagd.
6. Februar 2012 um 17:59
Skandal!
Miserabel recherchierte Artikel, die eine esoterische Gefahr suggerieren sollen, werden dazu verwendet, künstliche Aufregung zu generieren.
Wenn Hochschulen sich mit Esoterik beschäftigen, werden sie nicht von Okkultisten unterwandert, sondern prüfen erstmal wissenschaftlich, ob deren Mittelchen so unwirksam sind, wie manche es behaupten.
Bevor Esoterik an den Hochschulen erforscht wird, ist die Behauptung der Unwissenschaftlichkeit erstmal unwissenschaftlich.
Daraus, dass das geschieht, ne Bedrohung machen zu wollen… *fazialpalmier*
Und der Zeit-Artikel is ja ma oberpanne: Biokybernetik (= Steuerung biologischer Systeme) ohne Weiteres in die Eso-Ecke rücken, nur weils komisch klingt (andere Gründe werden nicht angeführt).
Es geht dabei vermutlich um nix anderes als Ökologie, spezifischer Erhaltung von Ökosystemen, zu deutsch: Försterei.
Wenn man n Problem mit Esoterik hat, sollte man vielleicht darauf verzichten, genauso suggestiv vorzugehen wie diejenigen, die man kritisieren will.
Ich geh dann mal meine Globuli schlucken, hilft ja gegen Aufregung…
6. Februar 2012 um 20:33
Ich kann meinem Vorredner nur beipflichten:
Nymphen wurden schon im 20. Jahrhundert wissenschaftlich erforscht, und zwar von Lady Cottington. Leider ist dieses alte Wissen verloren gegangen! :-(
Lady Cottington entwickelte eine Methode, wie man Feen fängt und presst.
Ihre Forschungsergebnisse sind im „Book of Pressed Fairies“ eindrucksvoll und plausibel dargestellt.
Hier eine historische Film-Doku dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=Q-EW1bVyBvM&feature=related
7. Februar 2012 um 06:32
@Yaneaffar
Bitte Bitte Bitte…! Sag daß Du das satirisch meinst…
7. Februar 2012 um 10:16
@Andreas Dietz:
Ich hab also über ihre Haltung gelernt:
1. in politischen Kommentaren kann man Pseudowissenschaftlich argumentieren, das ist dann „Zuspitzung und Polemik“.
2. ob eine Publikation wissenschaftlich ist, entscheidet sich nicht etwa nach einem Peer-Review durch andere Wissenschaftler, sondern nach ihrer Privatmeinung, obwohl Sie in dem Bereich nicht forschen und keine relevanten Kompetenzen vorzuweisen haben.
Ich wiederhole: Liebe GWUP, indem ihr so jemand eine Plattform gebt, seid ihr ganz schön ins Fettnäpfchen getappt.
7. Februar 2012 um 17:10
@ Michael: Ich bin kein Forscher, ich betreibe Skeptizismus als Hobby.
In den vergangenen Jahren habe ich mich vorwiegend mit Esoterik und Alternativmedizin befasst. Bezüglich der Feinheiten der Klimawandeldebatte bin ich (im Gegensatz zu Ihnen) noch in einem Lernprozess. Wenn ich eine Publikation lese und deren Behauptungen beurteile, tue ich das selbstverständlich mit Hilfe der Arbeiten jener Wissenschaftler, die dazu forschen. Sie können das meinen Ausführungen oben entnehmen.
Mein bisheriges Wissen allein (meine „Privatmeinung“) reicht als Messlatte zur Beurteilung sicher nicht aus. Das habe ich aber auch nirgends behauptet. Vielleicht mag Ihnen meine Vorgehensweise naiv erscheinen. Eine solche Ansicht steht Ihnen selbstverständlich zu. Aber genauso habe ich meinen Erkenntnisprozess bezüglich der Homöopathie, der Akupunktur, des Kreationismus, u.ä. gestaltet. Und ich habe mir dabei nützliches Wissen aus Fächern angeeignet, die ich nie studiert habe (z.B. Evolutionsbiologie). Letztendlich bin dabei auch stets dort gelandet, wo die Wissenschaft steht.
Vielleicht verfasse ich in zwei Wochen einen polemischen Kommentar über Vahrenholts Buch. Aber am Anfang steht bei mir die Bereitschaft, mich auf seine Argumente einzulassen.
11. Februar 2012 um 03:08
> Uns fehlen bundesweit 40 000 Ingenieure <
richtig.
und dieser sog. fachkräftemangel ?
den ich kann lediglich (andauernd) i.d. sog. politik feststellen.
weil, wie ja in diesem beitrag pars-pro-toto festgestellt wird, anhand von diversen fakten – dld. i s t rückständig.
und nutzt mEn auch nicht u.a. vorhandene arbeitskraft/wissen von zB dipl.ings ü 40 (die noch/wieder im lande sind – alle anderen gehen ja weg. sic.)
usw. usf.
24. Februar 2012 um 16:23
Zur Info:
In einem Fernsehbeitrag hat sich der Verfasser der Wünschelruten-„Diplomarbeit“ zu Wort gemeldet. Außerdem vergleicht der Bürgermeister und Auftraggeber der geomantischen Untersuchung die Geomantie mit Yoga. Aber seht selbst:
http://www.augsburg.tv/aktuell/bauen-mit-nymphen-und-engeln-17_02_2012.html
7. Mai 2012 um 20:11
Es hört nicht auf. Das Hogwart an der Oder hat wieder zugeschlagen ;-) und um die kognitive Dissonanz zu reduzieren, wären die Kritiker der Pseudo-Masterarbeit als Tempelwächter der Wissenschaftsreligion stigmatisiert, jaja, so einfach ist das.
Artikel über die umstrittene Masterarbeit
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/kozyrev-spiegel-masterarbeit-an-der-viadrina-uni-belegt-hellsehen-a-831305.html
Kommentar von Walach
http://intrag.info/aktuell/2012/05/07/wissenschaft-als-religion-–-religion-und-wissenschaft/
14. Juni 2012 um 13:00
Heute war Spatenstich zum neuen „Nymphen“-Baugebiet:
http://www.br.de/radio/bayern1/sendungen/mittags-in-schwaben/nymphen100.html