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Skeptiker 2/10: Woher der Psi-Glaube kommt

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Für manche ist es schier zum Haareraufen: da verweist die Wissenschaft Hellsehen, Telekinese & Co. durchweg ins Reich der Legenden; der Forschungszweig der Parapsychologie hat auch in 160 Jahren kein „Psi“ dingfest machen können –  und trotzdem sind viele Menschen felsenfest überzeugt, dass paranormale Phänomene existieren.

Aber warum eigentlich?
Dieser Frage steht im Mittelpunkt des nächsten SKEPTIKER, der am 7. Juni 2010 erscheint. Zu den Autoren der Ausgabe gehört Prof. Wolfgang Hell, Psychologe an der Universität Münster und Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP. Tatsächlich unterscheiden sich Para-Gläubige (auch „Schafe“ genannt) in verschiedener Hinsicht von den Ungläubigen („Ziegen“), schreibt Hell. So verfügen Schafe  in stärkerem Maße über eine Eigenschaft, die Psychologen Transliminalität nennen. Transliminale Personen zeichnen sich unter anderem durch niedrigere Wahrnehmungsschwellen aus, außerdem können sie sogar solche Sinnesreize nutzen, die wegen ihrer Schwäche nur unbewusst wahrgenommen werden.
Das bedeutet: Wenn sich Schafe auf ihre Vorahnungen verlassen, liegen sie oft richtig, wissen aber nicht, warum. Kein Wunder, dass sie ihre Erfolge auf Psi-Kräfte zurückführen. Wer käme schon darauf, dass in Wahrheit ganz normale Sinneseindrücke dahinter stecken –  nur viel zu schwach, um bewusst wahrgenommen zu werden!
An einem anderen Punkt setzen zwei finnische Fachkolleginnen von Hell, Dr. Marjaana Lindeman und Dr. Kia Aarnio, mit ihrer Erklärung an. Sie entwerfen in ihrem Beitrag ein Modell, das Aberglauben, magisches Denken und paranormale Überzeugungen auf eine unzulässige Vermischung des so genannten Kernwissens über Lebewesen, Gegenstände und mentalen Phänomenen zurückführt. Ein Beispiel: Gegenstände lassen sich von Ort zu Ort transportieren. Wenn man diese Eigenschaft fälschlicherweise auch mentalen Phänomenen, etwa Gedanken, zuspricht, entsteht das Konzept der Gedankenübertragung.
Soweit das Modell. Dr. Günter Molz, ebenfalls Psychologe und Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP, hat zusammen mit seinen Mitarbeitern Jan Cwik und Mario Iskenius die Studie von Lindeman und Aarnio teilweise wiederholt. Die Ergebnisse stellten die Forscher vor zwei Wochen auf der Essener GWUP-Konferenz vor. Ihr Fazit: Das letzte Wort ist in dieser Frage noch nicht gesprochen. Auch ihre Arbeit ist nachzulesen im SKEPTIKER 2/2010.
Außerdem wie immer im Heft: aktuelle Meldungen und Lesetipps.

Dazu wie immer viele aktuelle Meldungen und Lesetipps.

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

2 Kommentare

  1. Der Psi-Glaube ist doch nur eine von etlichen Spielarten des Irrationalismus! Warum sollten Menschen nach jahr(zehnt)elanger religiöser Verblödung, auf die sie auch noch ein verbrieftes (Menschen-)Recht haben, ausgerechnet vor dem Para-Glauben zurückschrecken? Wie kann man erwarten oder auch nur hoffen, daß Unvereinbarkeit mit dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Kenntnisse als disqualifizierendes Kriterium anerkannt wird, wenn sich Jede/r grundgesetzlich geschützterweise herausnehmen darf, an beliebigen und sogar logisch falschen Überzeugungen ggf. auch wider besseres Wissen festzuhalten?

  2. Ich denke, es ist nicht die Religon, die Leute verblöden lässt, sondern es sind tiefsitzende, unbewusste Bedürfnisse, die Menschen zu irrationalen Dingen treibt.

    Undman sollte nicht vergessen, dass Philosophien, Religionen, Aberglauben die allerersten Methoden und Versuche der Menschen waren,sich bewusst ihre Umwelt zu erklären.

    Irrationalität hat viel mit Ängsten und dem Wunsch zu einer Gruppe zu gehören, die man verstehen kann und die einen verstehen, zu tun als mit „dumm sein“.

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