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Buchtipp: „Die Seeschlange vom Comer See“

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Machen Sie wieder Ferien in Italien? Und haben Sie schon Ihre Urlaubslektüre zusammen? Vielleicht haben Sie ja noch Platz im Koffer für Ulrich Magins neues Buch „Die Seeschlange vom Comer See„. Und vielleicht sollten Sie es besser lesen, bevor Sie die Füße in unbekannte Gewässer halten … SKEPTIKER-Redaktionsleiterin Inge Hüsgen hat sich das Buch angeschaut:

Auch in diesem Sommer gehören die oberitalienischen Seen wieder zu den Lieblings-Reisezielen der Deutschen. Was kaum einer der Millionen Besucher weiß: Lago Maggiore, Gardasee & Co. sind „Ungeheuerseen“, ähnlich dem schottischen Loch Ness. Wenn man den Zeugen glauben will, tummeln sich dort rätselhafte Kreaturen.

Und wie rätselhaft! Während manche Beobachter von einer Art Seeschlange berichten, wollen andere ein pferde- oder krokodilähnliches Tier gesehen haben – im selben See, versteht sich. Keine Kamera hat die Monster je scharf abgelichtet, die „Beweisfotos“ erinnern verblüffend an die Kielwellen von Booten. Wen wundert es da, dass kein Exemplar je gefangen wurde und dass historische Berichte nichts von den Ungeheuern wissen?

Andere, von Monsterfans gern angeführte Quellen sind schlichtweg erfunden, wie SKEPTIKER-Redakteur und Mythenkenner Ulrich Magin bei seinen Recherchen herausfand. Sein Schluss: Statt einer unbekannten Tierart stecken soziologische Phänomene hinter den Sichtungen. Große Seen wirken geheimnisvoll, ihre Naturgewalt kann Menschenleben leicht auslöschen. Deshalb bevölkerten frühere Generationen sie in der Vorstellung mit Meermenschen, Geistern und Gottheiten. Erst nach Entdeckung von fossilen Sauriern im 19. Jahrhundert wurden solche Tiere auch in verschiedenen Seen beobachtet.

Einen repräsentativen Überblick über die Sichtungen listet Magin in einem Anhang auf. Neben Gardasee, Comer See und Lago sind auch die weniger bekannten Gewässer der Region berücksichtigt. Deutlich wird dabei vor allem, auf welche Weise sich moderne Monstermythen bilden. Noch sind die oberitalienischen Seeungeheuer vielgestaltig, weil sie noch nicht fest in der populären Vorstellungswelt verankert sind. Verschiedene „alte“ und „neue“ Ungeheuertypen werden gleichermaßen gesichtet, bis sich durch Erzähltraditionen und Medienberichte jeweils ein Typus durchsetzt.

Zu Recht weist der Autor darauf hin, dass etablierte Ungeheuerseen wie Loch Ness anfangs ganz ähnliche Phasen durchlaufen haben. Künftige Forscher werden jedenfalls Ulrich Magins Bestandsaufnahme als wertvolle Quelle schätzen. Urlauber entdecken beim Lesen ihre Reiseziele von einer ganz neuen Seite.

Video vom „Monster-Fisch“ aus dem Gardasee:

Dazu Ulrich Magin in seinem Buch: „Meiner Ansicht nach (und der Schweizer Kryptozoologe Andreas Trottmann stimmt mir hier zu) handelt es sich um eine Motoryacht mit Winterverdeck.“

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Autor: Stefan Kirsch

Stefan Kirsch: Diplom-Germanist und Redakteur, aktiv in der GWUP seit 2000. Studium der Germanistik, Journalistik, Philosophie und Psychologie an der Universität Bamberg, Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (djv). Beruflich ist er in der Unternehmenskommunikation eines deutschen Technologie-Konzerns tätig.

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