gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

28. März 2024
von Bernd Harder
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Crossover: Janos Hegedüs und „Hey Wolfi“ über Fakes und Verschwörungsmythen der AfD

Crossover zwischen Hey Wolfi und Janos Hegedüs:

Aufgeflogen – Alice Weidel und die Lügen der AfD

heißt das Video von Hegedüs:

Wenn es in Deutschland eine Partei gibt, die in den letzten Jahren immer wieder durch absurde Lügen und Verschwörungserzählungen aufgefallen ist… an welche Partei denkt ihr dann?

Mir kommt als Erstes die AfD in den Sinn. Dennoch ist das Ziel dieses Videos nicht, die AfD anzugreifen. Vielmehr soll dieses Video ein klares Statement setzen und nachvollziehbare Begründungen liefern.

Parallel dazu hat Hey Wolfi

So krass lügt die AfD uns alle an

veröffentlicht:

Die AfD ist eine Partei, die die Lüge nicht nur zu Kunst, sondern zur Waffe erhoben hat. Sie nutzt wie keine andere politische Organisation bewusst Falschmeldungen, Falschbehauptungen und schlicht Lügen um ihr eigenes Image zu färben, Propaganda für Russland zu betreiben oder um Spendenbetrug zu vertuschen.

Zum Weiterlesen:

  • Video: „Verschwörungsmythen über die mRNA-Impfungen“ neu bei Janos Hegedüs, GWUP-Blog am 15. März 2024

27. März 2024
von Bernd Harder
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Homöopathie raus aus der Erstattung – oder nicht? INH schreibt an Karl Lauterbach

Tja, was denn nun?

Im Januar kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an, mit dem neuen Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) auch die Erstattung von Homöopathie durch die gesetzliche Krankenversicherung zu beenden.

Am 21. März legte das BMG einen aktualisierten (den dritten) Referentenentwurf vor. Die vorgesehene Streichung homöopathischer und anthroposophischer Kassenleistungen ist darin nicht mehr zu finden.

Knickt Lauterbach vor der Globuli-Lobby ein?

titelte Bild und vermeldete aus Kreisen des Ministeriums, die Homöopathie-Regeln sollen „Thema der weiteren Beratung auch im Parlament“ sein.

Heute hieß es, Lauterbach halte „an seinem Plan fest, homöopathische Leistungen und Arzneimittel als Satzungsleistungen von Krankenkassen auszuschließen“. Weiter wolle das BMG den Entwurf nicht kommentieren, wegen „regierungsinterner Abstimmungen“. Die Ärztezeitung vermutet, das Fehlen der Passage im aktuellen Entwurf könnte auf Kritik aus den Reihen der Grünen zurückgehen.

Wie auch immer:

Das INH hat Lauterbach einen Brief geschrieben und ihn noch einmal an das „falsche Signal“ erinnert, „das von einer Adelungder Homöopathie via Arzneimitteleigenschaft, Apothekenpflicht und auch Kassenerstattung in Richtung der Allgemeinheit ausgeht“.

Alles andere als die Streichung der Homöopathie

… wäre eine Niederlage für Vernunft und Rationalität, für eine ehrliche patientenorientierte Medizin und auch für wissenschaftliche Fakten, die nicht zur freien Disposition gestellt werden können.

Zum Weiterlesen:

  • Kassenerstattung für Homöopathie vor dem Aus! Oder …? INH am 27. März 2024
  • Lauterbach hält an Rotstift bei Homöopathie fest, pharmazeutische-zeitung am 27. März 2024
  • BMG: Homöopathie wird noch gestrichen, apotheke-adhoc am 27. März 2024
  • FDP drängt auf Streichung von Homöopathie als Kassenleistung, ooz am 26. März 2024
  • Bleibt Homöopathie Kassenleistung? Ampel uneins über Aus, morgenpost am 27. März 2024
  • Südwest-Ärzte ringen um Homöopathie, schwäbische am 27. März 2024
  • Hier zahlen Sie jetzt schon keinen Globuli-Zuschuss, bild am 27. März 2024
  • Ärztin muss Streichung der Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ hinnehmen, NVwZ am 25. März 2024
  • Endlich „den Unsinn“ beenden: Medien begrüßen Lauterbachs „guten Schritt“ gegen Globuli, GWUP-Blog am 15. Januar 2024
  • Erneuter Lauterbach-Vorstoß: Homöopathie raus aus der Erstattung durch die Kassen, GWUP-Blog am 11. Januar 2024
  • La homeopatía entra en crisis en el país que la inventó: el Gobierno alemán ya no cree en su eficacia, infolibre am 16. Februar 2024
  • Das GVSG: Implizite Systemfragen ohne Antworten, Gesundheits-Check am 27. März 2024

26. März 2024
von Bernd Harder
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Podcast: Grundüberzeugung plus Bestätigungsfehler = kognitive Verzerrung

Prof. Aileen Oeberst zu Gast beim Kortizes-Podcast:

Biases – Diskussion eines sparsamen Rezepts

Die Liste der Biases (kognitiver Verzerrungen) ist lang und stark ausdifferenziert. Unzählige Faktoren können offenbar zu spezifischen Biases, Effekten oder Heuristiken führen.

Prof. Aileen Oeberst und Prof. Roland Imhoff fragten sich, ob man einen Teil der kognitiven Verzerrungen nicht auch einfacher, sparsamer erklären könnte: Gibt es ein zugrundeliegendes Rezept, mit dem sich eine Gruppe von Biases erklären lässt?

Sie untersuchten diese Überlegung und schlagen ein sparsames Rahmenmodell zur Erklärung von Biases vor – ein theoretischer Beitrag, der nun in guter wissenschaftlicher Praxis von der Fachwelt diskutiert, kritisiert und empirisch überprüft werden kann und soll.

Brigitte Winkelmann ließ sich im Gespräch mit Aileen Oeberst das Rezept erklären.

Die wissenschaftliche Arbeit dazu ist im vergangenen Jahr hier erschienen.

Zum Weiterlesen:

  • Toward Parsimony in Bias Research: A Proposed Common Framework of Belief-Consistent Information Processing for a Set of Biases, Perspectives on Psychological Science am 17. März 2023
  • Viele Denkfehler folgen demselben Prinzip, spektrum am 5. Mai 2023
  • Wachendörfer, Merle/Oeberst, Aileen: Differences Between True and False Autobiographical Memories – A Scoping Review, European Psychologist, January 2024
  • Skeptiker-Interview mit Aileen Oeberst: „Keine überzeugende Evidenz für das Phänomen der verdrängten Erinnerungen“, GWUP-Blog am 20. Juni 2023
  • Video: „Falsche Erinnerungen und ihre Folgen“ mit Aileen Oeberst, GWUP-Blog am 12. Mai 2023
  • Episode 50 – Denkfehler und Biases, Kritisches Denken am 19. Mai 2021
  • „Debiasing“ bei skeptisCH: Wie bringt man kognitive Verzerrungen unter Kontrolle? GWUP-Blog am 6. Oktober 2017
  • Vortragsreihe „Vom Reiz des Übersinnlichen“ in Nürnberg, GWUP-Blog am 13. März 2024

23. März 2024
von Bernd Harder
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Studie zu Falscherinnerungen: Suggestive Praktiken sind ein Problem in der Psychotherapie

Das ist richtig:

Die aktuelle „Satanic Panic“-Debatte wirft

… ein verstörendes Licht auf die Möglichkeiten der Einflussnahme von PsychotherapeutInnen und damit auf die Gefahren und Nebenwirkungen von Psychotherapie insgesamt,

schreibt die Psychiatrie-Zeitung Eppendorfer (die nichts mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu tun hat) in ihrer neuen Ausgabe.

Solche Selbstkritik ist der „Satanic Panic“-Szene nach wie vor völlig fremd.

Neuerdings wird auf ein „Positionspapier – zur Debatte über False Memories“ verwiesen, das von 14 Fachgesellschaften unterschrieben wurde, darunter die Huber-nahe „Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation (DGTD)“ und die „Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie“ (DGVT), die erst kürzlich eine Tagung mit dem Titel „Rituelle sexuelle Gewalt, auch mit satanischem Hintergrund“ abhielt.

Was es mit diesem Schrieb auf sich hat, erklärt ausführlich das Infoportal Satanic Panic.

Bezeichnend ist Punkt 5 des Positionspapiers:

Die Behauptung, Therapeut:innen redeten ihren Patient:innen in großer Zahl traumatische
Erfahrungen ein, die sie nie gemacht haben, ist wissenschaftlich nicht belegt.

Das hat bislang niemand behauptet – dieses kritikimmunisierende Konstrukt vom „Generalverdacht“ gegen die Psychotraumatologie entsprang keiner Faktenwahrnehmung, sondern den Eigeninterpretationen der Satanic-Panic-Szene, wie wir hier dargelegt haben.

Auch die verzweifelte Wunschvorstellung der Satanic-Panic-Youtuber, das Phänomen der Falscherinnerungen möge sich doch endlich als „Pseudowissenschaft“ herausstellen, ist wenig mehr als permanente Selbstsuggestion und Realitätsflucht – gerade erst hat eine Meta-Analyse einmal mehr das Zustandekommen falscher Erinnerungen belegt.

Nicht nur, dass es jetzt eine weitere Studie dazu gibt:

In dieser Arbeit der Psychologen Jonas Schemmel, Lisa Datschewski-Verch und Renate Volbert wird sogar der besagte fünfte Punkt des ominösen „Positionspapiers“ relativiert.

  • 78 Prozent der befragten Therapeuten gaben an, das Phänomen angeblich verschütteter Erinnerungen sei ihnen in der Praxis bereits begegnet: Patienten erinnerten sich also an Dinge aus der Kindheit, die zuvor vermeintlich im Verborgenen geschlummert hatten – und zwar negative wie positive Ereignisse, wobei schlimme Erfahrungen deutlich häufiger genannt wurden.
  • 83 Prozent der befragten Therapeuten gaben an, dass sie Kontakt zu Patienten hatten, die grundsätzlich an die Existenz verschütteter Erinnerungen glaubten.
  • 82 Prozent der befragten Therapeuten bejahten die Frage, ob sie jemals angenommen hätten, dass den Symptomen eines Patienten ein traumatisches Ereignis zugrunde liegt, an das man sich nicht mehr erinnert.

An der Befragung nahmen 258 Psychotherapeuten in Deutschland teil.

Fast die Hälfte (49 Prozent) versuchte, das Ereignis aufzudecken, von dem sie annahmen, dass der Patient sich nicht erinnern konnte – teilweise mit umstrittenen Verfahren wie Hypnose, Traumdeutung und „wiederholten Fragen“.

Und das, obwohl „verdrängte Erinnerungen“ ein „Klischee“ sind, „für dessen Wahrheitsgehalt Belege fehlen“.

Und 20 Prozent betrachten es explizit als Aufgabe der Psychotherapie, Erinnerungen an traumatische Ereignisse „freizulegen“.

Es handelt sich also mitnichten um „Einzelfälle unprofessionellen und falschen Verhaltens von
Psychotherapeut:innen“, wie das besagte „Positionspapier“ suggerieren will.

Trotz der Einschränkungen dieser Studie, welche die Autoren selbst bennnen, liegen damit erstmals Zahlen zu bislang offenen Forschungsfragen vor, wie etwa zur Häufigkeit, mit der Therapeuten in ihrer täglichen Praxis von versteckten traumatischen Symptomen ausgehen.

Die Autoren schlussfolgern, dass

… suggestive Praktiken in der (deutschen) Psychotherapie weiterhin ein Problem darstellen. Diese Erkenntnisse sollten als Motivation für verstärkte Bemühungen zur effektiven Vermittlung der Gedächtniswissenschaft an (zukünftige) Psychotherapeuten dienen.

Zum Weiterlesen:

  • Positionspapier zur psychotherapeutischen Behandlung der Folgen sexuellen Missbrauchs, Infoportal-sp.de am 16. März 2024
  • Rituelle Gewalt-Mind Control: Protagonisten fabulieren einen „Generalverdacht“ herbei – wir fordern einen neuen Ansatz, GWUP-Blog am 17. Februar 2024
  • Wenn es das Kindheitstrauma gar nicht gegeben hat, Süddeutsche am 19. März 2024
  • Satanic Panic: Wie Familien an Falscherinnerungen zerbrechen, GWUP-Blog am 21. Oktober 2022
  • Satan Wants You: Eine Doku über „Michelle Remembers“ und den Beginn der Satanic Panic, GWUP-Blog am 23. Februar 2024
  • Positionspapier – Teil 1, dissoziationen am 25. März 2024

23. März 2024
von Bernd Harder
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Sex, Seelenheil, Geldbeutel: ZDF Magazin Royale über die Sekte Bhakti Marga im Taunus

Nette Idee:

Man bezahlt einem Guru 385 Euro, damit der nach Bali fliegt. Als Gegenleistung gibt’s einen „Private Lifestream“ und „On demand Videos“. Die Mindesteilnehmerzahl liegt bei 50 (macht also 19.250 Euro für den Guru).

Herrlich.

Und natürlich eine Steilvorlage für Jan Böhmermann, der gestern Abend im ZDF Magazin Royale die neohinduistische Sekte „Bhakti Marga“ ins Visier nahm:

Der Guru packt seine Koffer und fliegt nach Bali, und man kann ihm per Stream live dabei zugucken. Zu Hause am Laptop zugucken, wie jemand anderes nach Bali fliegt – zum Preis eines Fluges nach Bali. Genial.

Auch diese sechs Kilo schweren Guru-Füße aus Gießharz für 999 € dürften es sogar mit dem Loriotschen „Familienbenutzer“ an vollkommener Sinnfreiheit aufnehmen können:

Hier im Blog tauchte „Bahkti Marga“ im Zusammenhang mit Spendengeldern für einen umstrittenen Fluthilfeverein im Ahrtal auf.

Auch im Mittelpunkt des Böhmermann-Beitrags steht das Thema „Cashflow im Einklang mit den Chakren“, allerdings geht es am Ende auch um Missbrauchsvorwürfe:

Darüber berichtete 2022 schon der Hessische Rundfunk, was einen anhaltenden Rechtsstreit mit der religiösen Sondergemeinschaft nach sich zog. Dazu hat der HR eine aktuelle Stellungnahme veröffentlicht, in der der Sender von einem „richtungsweisenden Erfolg“ vor dem Oberlandesgericht Hamburg schreibt.

Wir kennen die Wahrheit nicht – es steht Aussage gegen Aussage,

heißt es schließlich im Magazin Royale, was web.de so kommentiert:

Böhmermanns Ausgabe über Bhakti Marga [ist] weniger ein TV-Prozess, sondern vielmehr eine Warnung, ganz genau hinzuschauen, wem man sein Seelenheil überlässt – und seinen Geldbeutel.

Zum Weiterlesen:

  • Dubiose Religionsgemeinschaft: Jan Böhmermann kritisiert Guru bei „ZDF Magazin Royale“, watson am 23. März 2024
  • Jan Böhmermann teilt gegen Bhakti Marga aus, web.de am 23. März 2024
  • Rechtsstreit: Ein Guru vor Gericht, Süddeutsche am 8. April 2022
  • Just Love? Erfolge für den hr im Rechtsstreit gegen den Guru der Sekte Bhakti Marga, hessenschau am 22. März 2024
  • Umstrittene Sekte „Bhakti Marga“: Der Wunderguru aus dem Taunus, tagesspiegel am 2. Dezember 2022
  • „Bhakti Marga“ bei Psiram
  • „Peter Maier“ bei Psiram
  • Teslaplatten und Aura-Essenzen: Der Verein, der Schiffmanns Spendengelder bekommt, GWUP-Blog am 21. Februar 2022

23. März 2024
von Bernd Harder
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Super-Bio oder Eso-Quatsch? Demeter bei den Science Cops

Heute ist der vierte und letzte Teil der „Anthroposophie“-Reihe bei den Quarks Science Cops erschienen:

Anthroposophie auf dem Acker: Rühren im MIST

Die Marke Demeter ist in vielen Supermarkt-Regalen zu finden und oft etwas teurer als andere. Stellt sich die Frage: Steht der höhere Preis wirklich für echtes Tierwohl und Nachhaltigkeit oder finanziert man damit möglicherweise auch Esoterik?

Wenn die Science Cops mit ihrem Podcast recherchieren, könnt ihr ahnen, wohin die Reise geht.

Die Folge gibt es als Podcast und bei Youtube.

Die Doku

Auf Steiners Spuren – So prägt Anthroposophie unseren Alltag

ist jetzt in der 3sat-Mediathek verfügbar.

Zum Weiterlesen:

  • „Anthroposophie“ bei den Science Cops: Weltanschauung voller bizarrer Esoterik, GWUP-Blog am 2. März 2024
  • „Esoterische Waldorfschulen“ bei den Quarks Science Cops, GWUP-Blog am 9. März 2024
  • „Anthroposophische Medizin“ bei den Quarks Science Cops, GWUP-Blog am 16. März 2024
  • „Demeter“ im Waldorfsalat, GWUP-Blog am 2. Juli 2023
  • MAITHINK X über Demeter, GWUP-Blog am 22. November 2021
  • Das “Goldene Brett vorm Kopf” fürs Lebenswerk geht an: Demeter, Anthroposophie.blog am 28. November 2018

22. März 2024
von Bernd Harder
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Podcast: Tödlicher Exorzismus – der Fall Anneliese M.

In der ARTE-Mediathek ist derzeit „Requiem“ (2005) verfügbar, der sich an dem Fall Anneliese Michel orientiert:

Dazu gibt es auch einen aktuellen Podcast des True-Crime-Formats „Der Fall“:

Tödlicher Exorzismus – Der Fall Anneliese M.

Die Folge ist dreimal so lang wie das Youtube-Video dazu, und neben der Kriminalpsychologin Lydia Benecke ist auch Bianca Liebrand von der Sekteninfo NRW mit dabei.

Fazit der Moderatorin Sarah Koldehoff:

Ich find’s vor dem Hintergrund dieses Falles extrem eindrücklich, dass Exorzismen heute auch noch vorkommen und es sogar auf Social Media Angebote gibt, die sich gezielt an junge oder auch psychisch kranke Menschen richten, obwohl der Fall von Anneliese zeigt, was da im schlimmste Fall passieren kann, wenn man an irrationalen Überzeugungen festhält und den Betroffenen nicht hilft.

Stichwort „Nature23“, über den es demnächst auch einen TV-Bericht geben wird.

Zum Weiterlesen:

  • Podcast: „Tödlicher Exorzismus – Der Fall Anneliese M.“ vom 12. März 2024
  • Video: Der Exorzismus von Klingenberg bei „Der Fall“, GWUP-Blog am 6. März 2024
  • Gerhard Ammerer/Nicole Bauer/Carlos Watzka: Daemonen – Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2024, 320 Seiten, 32 €
  • Katholische Kirche: So funktioniert ein Exorzismus, welt.de am 20. Mai 2008
  • „Teufelsaustreibung“, tagesspiegel am 21. Mai 2008
  • Der „Große Exorzismus“ der katholischen Kirche: De Exorcismis et Supplicationibus Quibusdam (PDF)
  • Podcast: „Der Exorzismus der Anneliese Michel“, mainpost am 25. August 2021
  • Petra Ney-Hellmuth: Der Fall Anneliese Michel. K&N 2014
  • Exorzismus in Deutschland, GWUP-Blog am 27. November 2023
  • „Teuflische Angst“: Die SZ über den Exorzisten „Nature23“, GWUP-Blog am 3. Januar 2024
  • Neu im Skeptiker: Der Internet-Exorzist „Nature23“, GWUP-Blog am 9. Dezember 2023

21. März 2024
von Bernd Harder
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Warum sollte irgendjemand Daniele Ganser glauben?

Am 4. März hielt Daniele Ganser einen Vortrag in Ingolstadt zum Thema „Weltfrieden“.

Die Redaktion der Regionalzeitung Donaukurier ersuchte uns um eine Einschätzung und einen kurzen Kommentar zu dem Verschwörungsideologen und „Goldenes Brett“-Preisträger.

Anscheinend gab es aber nach einer Ankündigung keine weitere kritische Berichterstattung mehr zu der Veranstaltung. Daher hier unser Beitrag im Wortlaut:

Er stellt doch nur Fragen? Mitnichten.

Am 6. September 2019 legte sich Daniele Ganser bei Twitter unzweideutig fest: „WTC 7 wurde gesprengt.“

Schon in den Jahren davor hatte der selbsternannte Friedensforscher das Gebäude Nummer sieben des World-Trade-Center-Komplexes in New York instrumentalisiert, um Zweifel an der „offiziellen Version“ der Anschläge vom 11. September zu streuen. Aber schon seine Standardphrase: „Wir haben zwei Flugzeuge, aber drei Türme“ stimmt nicht.

Neben den Zwillingstürmen WTC 1 und 2 als Ziel des Angriffs wurden WTC 7 und auch WTC 3 als Kollateralschäden vollständig zerstört und WTC 4, 5, 6 so schwer beschädigt, dass sie später abgerissen wurden.

Und meist präsentierte Ganser bei seinen Vorträgen Videomaterial, das seinem Publikum die entscheidenden Sequenzen des WTC 7-Kollapses vorenthielt: nämlich das Wegsacken des östlichen Penthouses auf dem Dach.

Einige Sekunden später versinken die weiteren Dachaufbauten in das bereits zusammengestürzte Gebäudeinnere – und erst danach, wenn der Wolkenkratzer scheinbar „symmetrisch“, wie Ganser fälschlicherweise behauptet, „runtergeht“, setzte sein Vortragsvideo ein.

Gansers Suggestivfrage „Feuer oder Sprengung?“ ist mit den vollständigen Informationen leicht zu beantworten: Feuer (und Trümmereinschläge von den Twin Towers).

Daran ändert auch die Pseudo-Studie nichts, auf die Ganser im September 2019 Bezug nahm.

Sein Gewährsmann, der „Truther“-nahe Bauingenieur Leroy Hulsey, kann in seiner „WTC Reevaluation Study“ den Einsturz des Penthouses ebenso wenig erklären wie viele andere grundlegende Probleme einer Sprengungs-Hypothese.Wer auf diese Punkte hinweist, wird von Ganser-Claqueuren als unzulässig kleinlich hingestellt – wo doch so große Themen wie Krieg, Medienmanipulation und politische Ränke verhandelt würden.

Aber wie seriös kann jemand sein, der schon bei leicht nachprüfbaren Sachverhalten seine Zuhörerschaft gezielt beeinflusst? Der sich auf Quellen beruft, die nicht verlässlich sind. Der Informationen zurückhält. Der einige ausgewählte Fakten nimmt und sie so aufreiht, dass sie nur eine mögliche Antwort implizieren. Der scheinbar kritische, tatsächlich jedoch manipulative Fragen formuliert.

Experten beobachten bei Ganser, dass seine Aussagen zum Krieg in der Ukraine einseitig und weitgehend vergangenheitsfixiert seien. Dass er eine angebliche „Spaltung“ der Gesellschaft „zwischen geimpft und ungeimpft“ mit der Judenverfolgung im Dritten Reich vergleiche und damit den Holocaust verharmlose. Dass er Deutschland für ein „besetztes Land“ halte. Dass er sich mit der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin Sophie Scholl vergleiche. Und vieles mehr.

Wie aber kann jemand, der als „subtiler Demagoge“ auftritt, dem Frieden dienen?

Wir stellen ja nur Fragen.

Und noch eine weitere: Warum sollte irgendjemand Ganser glauben?

Das fragt sich auch der Kommunikationswissenschaftler und Journalist Thilo Baum auf seiner Homepage.

Sein Fazit:

Daniele Ganser bewirkt, dass sich sein argloses Publikum seine Meinungen auf der Basis von Falschinformationen und unvollständigen Informationen bildet.

Auch einen Podcast hat Baum am Start, mit Themen wie

Manipulation durch Geschwurbel

Oder „Russells Teekanne“ oder „Unbewiesen und unwiderlegbar“.

Zum Weiterlesen:

  • Warum glauben Sie (an) Daniele Ganser? thilo-baum am 18. März 2024
  • Die verquere Logik des Daniele Ganser, thilo-baum am 14. April 2023
  • Die toxische Rhetorik der Ulrike Guérot, thilo-baum am 7. August 2023
  • Das „Goldene Brett“ für Ulrike Guérot und Daniele Ganser, GWUP-Blog am 6. Oktober 2023
  • Video: „Gekonnt perfide“ – Daniele Ganser und seine Masche, GWUP-Blog am 22. August 2023
  • „Weder wissenschaftlich noch spannend“: Daniele Ganser, GWUP-Blog am 17. August 2023

21. März 2024
von Bernd Harder
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„Anthroposophieforschung“: Sammelband zum Download

Zum kostenlosen Download:

Anthroposophieforschung: Forschungsstand – Perspektiven – Leerstellen

Aus dem Inhalt:

  • Helmut Zander: Erforschung der Anthroposophie: Pfade, Gegenstände, Konzepte
  • Ansgar Martins: Apokalyptik, Sozialreform und Ich-Philosophie. Über einige Entwicklungen und Neuansätze in der deutschsprachigen Anthroposophie nach dem Tod Rudolf Steiners 1925
  • Marty Bax, Helmut Zander: Hilma af Klints abstrakte Malerei und die Interferenzen von Pietismus und Esoterik
  • Ionuț Daniel Băncilă: Die Anthroposophie in Rumänien: rezeptionsgeschichtliche Momentaufnahmen
  • Viktoria Vitanova-Kerber: Anthroposophie in Bulgarien
  • Ann-Kathrin Hoffmann: Vom Kopf auf die Füße stellen. Waldorfpädagogik als Kulturforderung im Zeitalter des Intellektualismus?
  • Stéphanie Majerus: Das „Ich“ als Teil eines kosmischen Lebensstroms. Kulturanthropologische Überlegungen zu Demeter-Bauern
  • Hartmut Traub: Zur wissenschaftstheoretischen und methodologischen Einordnung des Denkens Rudolf Steiners

Herausgeber sind Viktoria Vitanova-Kerber und Helmut Zander.

Die gebundene Ausgabe kostet 59,95 €

Zum Weiterlesen:

  • „Anthroposophie“ bei den Science Cops: Weltanschauung voller bizarrer Esoterik, GWUP-Blog am 2. März 2024
  • „Esoterische Waldorfschulen“ bei den Quarks Science Cops, GWUP-Blog am 9. März 2024
  • „Anthroposophische Medizin“ bei den Quarks Science Cops, GWUP-Blog am 16. März 2024
  • Video: Von Demeter bis Waldorfschule – eine kritische Betrachtung der Anthroposophie

20. März 2024
von Bernd Harder
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Geschmolzene Gehirne: Das Havanna-Syndrom im „Tatort“

Im „Tatort“ am Sonntag erklärte Prof. Boerne das „Havanna-Syndrom“ (ab 1:15:35), nachdem ein Mordopfer ein geradezu „weichgekochtes“ beziehungsweise „zu einer flüssigen Masse geschmolzenes“ Gehirn aufwies, und am Schluss starben mehrere Polizisten durch Mikrowellenstrahlung (1:27:50):

Tatsächlich kam 2022 ein Expertengremium unter der Leitung des Stanford-Mikrobiologen David Relman zu der Auffassung, das „Havanna-Syndrom“ werde von gepulster elektromagnetischer Strahlung verursacht und zeige sich an Veränderungen der weißen Substanz im Gehirn der Betroffenen:

Skeptiker wiesen den Bericht allerdings als „junk science“ zurück:

Veränderungen der weißen Hirnsubstanz seien lediglich bei drei amerikanischen Diplomaten, die in Kuba ihren Dienst taten, im MRT nachgewiesen worden – und bewegten sich im Rahmen dessen, was zum Beispiel auch bei Migräne oder Depressionen auftrete.

Der National Intelligence Council (NIC) stellte im März 2023 fest, es sei „höchst unwahrscheinlich“, dass das sogenannte Havanna-Syndrom beziehungsweise „Anomalous Health Incidents“ (AHI) auf den Einfluss ausländischer Gegner oder zielgerichteter Energiegeräte zurückzuführen sind.

Die gemeldeten Beschwerden seien stattdessen wahrscheinlich das Ergebnis von Vorerkrankungen, anderen Krankheiten oder Umweltfaktoren.

Auch in zwei neuen Untersuchungen

konnten Forscher keine signifikante Unterschiede der Gehirnstruktur oder -funktion bei betroffenen Botschaftsmitarbeitern finden:

Was die Ursache für das Havanna-Syndrom und die nachfolgenden AHI-Beschwerden ist, regt noch immer zu Spekulationen über Geheimdienste oder finstere Mächte an. Eine Hirnschmelze aber scheidet aus. Davon ist die Realität mindestens so weit entfernt wie ein „Tatort“-Drehbuch von einer Oscar-Nominierung.

kommentiert die Süddeutsche.

Den Nocebo-Effekt bringt spiegel.de ins Spiel.

Nach wie vor also sind „psychogenic mass psychology effects“ die beste Erklärung für das Havanna-Syndrom.

Zum Weiterlesen:

  • Havanna-Syndrom: Angriffe oder psychogenes Massenleiden? GWUP-Blog am 13. September 2022
  • The Rise and Fall of „Havana Syndrome“, Skeptical Inquirer Volume 47, No. 5, September/October 2023
  • Exclusive: Declassified report suggests „Havana syndrome“ could result from energy weapon, salon.com am 29. März 2023
  • Newly Declassified Report on „Havana Syndrome“ Used the Wrong Criteria, skeptic am 31. März 2023
  • Können Mikrowellen tatsächlich Gehirne schmelzen? Süddeutsche am 18. März 2024
  • Was steckt hinter den Mikrowellen-Waffen aus dem Münster-Tatort? spiegel.de am 18. März 2024