Die brisante gesellschaftliche Dimension der „Satanic Panic“ (Rituelle Gewalt-Mind Control-Verschwörungstheorie) als Legitimationsgrund für Umsturzphantasien haben wir bereits am Beispiel der Reuß-Gruppe beleuchtet.
Aber auch andere Verschwörungsideologen hängen sich dran – und natürlich immer wieder Klagemauer-TV.
In diesem aktuellen Filmchen
… verteidigt eine Sasek-Tochter nicht nur vehement das Narrativ vom „gnadenlosen, weltweiten rituellen Kindesmissbrauch“, sondern versteigt sich in abstruse Wahnvorstellungen vom „Sturz dieses Verbrechersystems“, die Maximilian Eders Revoluzzer-Ideen noch toppen.
Über die individuellen Gefahren der RG-MC-Theorie (fehlgeleiteten Psychotherapien, zusätzliche Traumatisierung von Hilfesuchenden, Zerstörung von Familien durch Falschbeschuldigungen etc.) ist schon einiges geschrieben worden.
Jetzt greifen die Psychiater Jörg M. Fegert und Frank Urbaniok das Thema dezidiert im Fachjournal Der Nervenarzt auf.
Sie weisen darauf hin, dass der unkritische Glaube an die „Satanic Panic“-Verschwörungstheorie mit ihren spezifischen Elementen wie „Mind Control“ einerseits zu Fehlbehandlungen von Patienten sowie im Gegenzug zu einem grundlegenden Misstrauen gegenüber deren Aussagen geführt habe:
Dadurch droht diesen ohnehin vulnerablen Patient:innen weiterer Schaden, was den basalen Prinzipien medizinischer Ethik widerspricht.
Die Autoren adressieren ihren Beitrag an beide Seiten einer „polarisierten medialen Debatte“,
… zwei Lager, die sich gegenüberstehen und denen ein sachlicher Austausch miteinander nicht möglich ist:
Dabei stellen Fegert/Urbaniok klar, dass
… nicht die Aufdeckung von Fehlbehandlungen, „false memories“ und Falschbeschuldigungen eine Gefahr für die Glaubhaftigkeit der Aussagen tatsächlicher Opfer, Unterstützungsangebote und Traumatherapien darstellen, sondern, im Gegenteil, der Versuch, diese Phänomene zu bagatellisieren und zu tabuisieren.
Also genau das, was wir jeden Tag erleben, wenn RG-MC-Aktivisten versuchen, die Aufklärung über einen gesellschaftlich und individuell gefährlichen Verschwörungsmythos zu verhindern:
Dazu Fegert/Urbaniok:
Personen, die auf diese Problematik [das RG-MC-Verschwörungsnarrativ] hinweisen, werden in der Regel als Angehörige oder Unterstützer:innen eines vermuteten geheimen Täter:innennetzes angesehen.
Und das, obwohl
… Belege für systematisch organisierten rituellen Missbrauch aus ideologischen Gründen fehlen.
Dass auch im Fall der Colonia Dignidad nicht von „rituellem“ Missbrauch die Rede sein kann, erklären die beiden Psychiater überzeugend.
Ihr Fazit:
Bleibt eigentlich nur noch die Frage, wie viele seriöse und konstruktive Gesprächsangebote die „Satanic Panic“-Szene noch braucht?
Zum Weiterlesen:
- Ritueller sexueller Missbrauch: Orientierung am Patientenwohl in einer polarisierten Debatte, Der Nervenarzt am 17. April 2024
- Renommierte Experten nennen die „Satanic Panic“ unverhohlen eine Verschwörungstheorie, GWUP-Blog am 17. April 2024
- Die Verkommenheit der Eliten: Satanic Panic als die „Big Lie“ der deutschen Reichsbürger, GWUP-Blog am 6. April 2024
- Rituelle Gewalt-Mind Control: Protagonisten fabulieren einen „Generalverdacht“ herbei – wir fordern einen neuen Ansatz, GWUP-Blog am 17. Februar 2024
- „Kannibalische Orgien“: Die sensationellen Enthüllungen der Satanic-Panic-Anhänger über uns Aufklärer, GWUP-Blog am 25. April 2023
- Skeptiker-Interview: Hinter der Klagemauer – welche Ziele verfolgt das „alternative Medienportal“? GWUP-Blog am 24. Juni 2019
- „Klagemauer-TV“: Angst und Verunsicherung schüren, Vertrauen erschüttern, GWUP-Blog am 26. Juli 2019
- Die Verschwörungswelten des Sasekismus: Infobroschüre über die OCG und kla.TV, GWUP-Blog am 5. Mai 2023
- „Aktionstage gegen geistige Brandstiftung“ in Gießen und Wetzlar zu den Gefahren von Pseudo- und Antiwissenschaft, GWUP-Blog am 8. April 2024