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Verschwörungstheorien: Wenn einem die Worte fehlen

| 9 Kommentare

Interessanter Erfahrungsbericht im Jugendportal der Zeit:

Was tun?

Für meine nächste Begegnung dieser Art weiß ich: Es gibt rechte Verschwörungstheoretiker*innen, es gibt sie überall, sogar im Urlaub. Das ist nervig, aber erst mal nicht bedrohlich. Ich kann also weiteratmen.

Möglichst unbeeindruckt nachfragen und seine Theorie auf Schwachstellen untersuchen. Und die Schwachstellen entlarven. Nach außen sind Verschwörungstheorien imposant, nach innen oft porös […]

Ich werde es vielleicht nicht schaffen, eine*n Verschwörungstheoretiker*in zu bekehren, aber ich kann eine weitere Person sein, die er nicht mit seinem Quatsch überzeugt hat – und vielleicht sogar die anderen Mitreisenden.

Es ist ein bescheidener Triumph. Aber einer, mit dem es sich entspannt weiterurlauben lässt.“

Im Webportal The Conversation fasst ein Experte für Wissenschaftskommunikation den aktuellen Erkenntnisstand zu diesem Thema zusammen:

  • Versuchen Sie eine gemeinsame Basis des Verstehens zu finden.
  • Sprechen Sie den Mythos gar nicht mehr an.
  • Konzentrieren Sie sich stattdessen ausschließlich auf die Fakten, die dagegen sprechen.
  • Denken Sie daran, dass Verschwörungstheorien Identität schaffen. Finden Sie Argumente, die mit der Weltanschauung Ihres Gegenübers kompatibel sind. Konservative Klimawandelleugner etwa sind eher bereit, ihren Standpunkt zu überdenken, wenn ihnen zugleich Klimaschutzmaßnahmen als Impuls für Investitionen und neue Geschäftsmöglichkeiten nahegebracht werden.
  • Verpacken Sie die Fakten in eingängige Geschichten.
  • Verlangen Sie Beweise und genaue Erklärungen.

Zum Weiterlesen:

  • Wie ich im Hostel-Urlaub einem rechten Verschwörungstheoretiker begegnete, ze.tt am 20. August 2017
  • Why people believe in conspiracy theories – and how to change their minds, The Conversation am 18. August 2017
  • Broschüre zum Umgang mit antisemitischen Verschwörungstheorien, Amadeu-Antonio-Stiftung
  • Critical thinking skills are more important than IQ for making good decisions in life, Research Digest am 21. Juli 2017
  • Skepsis vs. „Leugnismus“, GWUP-Blog am 13. August 2017
  • Warum wir nicht glauben, was uns nicht passt: eine Analyse, GWUP-Blog am 8. August 2017
  • Kindersklaven auf dem Mars? Was passieren muss, damit Konspirologen zweifeln, GWUP-Blog am 3. Juli 2017
  • Neuerscheinung: Am Anfang war die Verschwörungstheorie, GWUP-Blog am 4. Juni 2017
  • Die zehn besten Antworten auf Verschwörungstheorien, Technology Review am 21. April 2008
  • Das kann doch nicht wahr sein, tagesspiegel am 29. November 2013

9 Kommentare

  1. „Verlangen Sie Beweise und genaue Erklärungen.“ Dann kommt in der Regel das Superargument: „Steht doch Alles im Internet“

  2. @Reinhard Aschenbrenner

    Ich kenne da eher die andauernden Verweise auf andere Protagonisten der jeweiligen Szene im Netz. Ich sollte mir mal diesen oder jenen Artikel im Netz durchlesen oder dieses und jenes Video anschauen. Alles sehr sehr „seriös“ sagt man mir dann immer *gg

  3. Behandelt die Deppen nach ihrer eigenen Geisteswelt… einfach mal so direkt als Kinderschänder kastrieren.

    Beweise gibt es zwar keine aber das liegt natürlich nicht daran, daß sie keine KS sind, sondern daß sie von der Kinderschänderloge unterdrückt werden…

  4. @ nihil jie:

    Heute hat mir auch ein Bekannter aus einem Forum Links zu VTler- und Spinner-Seiten bzgl. der neuesten Endzeit-Prophezeiungen zugeschickt. Das wären doch alles sehr interessante Gedankenspiele. Dabei weiss er genau, wie ich über sowas denke. Aber er ist nun einmal ein sehr gläubiger Mensch und nimmt sowas halt ernst. So blieb mir nichts anderes übrig, als ein paar deutliche Worte zu diesem geistigen Sondermüll zu finden und meinen Bekannten eindrücklich zu bitten, mir künftig so einen Schmarrn nicht mehr zukommen zu lassen.

  5. @noch’n Flo

    Ich habe so einen Arbeitskollegen. Ohne seine Verschwörungstheorien ein recht netter Mensch, aber wenn er damit anfängt wird er sehr schnell sehr anstrengend. An manche Tagen war das den ganzen Tag lang so. Ein mal bin ich schon an die Decke gegangen und wollte dass er mich damit zukünftig in ruhe lässt.

    Was schon gesessen hat, weil ich in solche Situationen nicht sehr zimperlich bin. Aber nach knapp einer Woche war das alles wieder vergessen.

    Ich würde ihn nicht ein mal als rechts einstufen trotz wegen seinem latentem Antisemitismus, den er selbst nicht als solchen versteht. Er ist ja nur Israel-Kritisch. Nein… rechts ist er wirklich nicht. Das ist es gerade was das alles so kariös macht. jedenfalls ist das alles sehr sehr anstrengend und sehr nervtötend. Ich habe schon aufgehört Gegenargumente vorzubringen. Macht wirklich absolut keinen Sinn.

    „Ist ja interessant“ kommt da nur um mir im gleichen Zuge die nächste krude Geschichte auf zu Tischen. Dieses „Ist ja interessant“ kommt mir mindestens genau so vor wie „Leckt mich am Arsch, ich glaube dennoch weiter daran“

    Manchmal habe ich echt das Gefühl dass die Beschäftigung mit all den Verschwörungstheorien sein kompletter Lebensinhalt ist. Er spricht nie über Freunde oder irgendwelche Begegnungen mit anderen Menschen. Verschwörungstheorien sind einfach sein absolutes Lieblingsthema. Hin und wieder ein wenig Astronomie, wogegen er in dem Bereich an keine der Verschwörungstheorien glaubt die so im Umlauf sind.

    Andere Verschwörungstheorie nennt er auch so und auch dass sie dämlich oder blöd sind. ZB. die Flacherdler, oder Nibiru-Anhänger usw. Die lacht er lauthals aus. Naja… nur noch bis Dezember.

    Dann ist auch mein Dasein in dem laden zu ende *gg

  6. Etliche Varianten von wilden Verschwörungstheorien geistern durch die Welt und durch die sozialen Netzwerke. Was sind die fünf abstrusesten Verschwörungstheorien und was kann dagegen getan werden?

    https://hpd.de/artikel/fuenf-krudesten-verschwoerungstheorien-14707

  7. @ nihil jie:

    „Er ist ja nur Israel-Kritisch.“

    Das ist aber auch ein extrem schwieriges Terrain, weil beide Seiten – Isrealis wie Palästinenser, Juden wie Muslime – immer wieder Absprachen brechen und feindselige Handlungen begehen. Die beide zu allem Unglück auch immer wieder religiös begründen (was zu der unseligen Durchmischung zwischen Staatlichkeit und Religion führt – die da eigentlich gar nicht sein dürfte).

    Dazu kommt dann noch die Verknüpfung mit den Grossmächten: die USA unterstützen traditionell Israel, Russland dessen Nachbarn. Aber auch nicht immer und unbedingt.

    Für uns Mitteleuropäer ist das letztlich doch gar nicht mehr durchschaubar.

    Ich habe schon öfters darüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht besser wäre, wenn es wirklich einen Gott gäbe, der eines Tages vom Himmel tönen würde: „Ihr habt bis heute nicht kapiert, dass ich der Gott von Euch ALLEN bin – wenn Ihr es nicht schafft, das Land, welches ich Euch gegeben habe, friedlich gemeinsam zu nutzen, dann muss ich es Euch wieder nehmen“ – und das Land Abrahams würde mit einem gewaltigen Rülpser im Inneren der Erde verschwinden.

    Und gut is‘!

  8. @ noch’n Flo
    „Für uns Mitteleuropäer ist das letztlich doch gar nicht mehr durchschaubar.“

    Für mich als Elektriker ist Medizin letztlich total undurchschaubar. Trotzdem gelingt mir die Unterscheidung zwischen hilfreich und nicht hilfreich. Etwas mühsam, aber es ist möglich.

  9. @noch’n Flo

    Ja genau. Es ist ein sehr komplexes Thema. Und das ist eben das wovor viele kapitulieren und sich lieber der gezielten Schuldzuweisung widmen. Aus welchen Gründen denn immer. Im Falle meines Kollegen kommt die „Indoktrination“ wohl aus seinem familiären Umfeld. Zumindest ist mir das so zu Ohren gekommen. Oder anders… ich habe das so aus den Gesprächen herausfiltern können, dass der Ursprung seiner Sichtweisen seitens seines Großvaters herrührt.

    Wie auch immer. Ich werde meinen Kollegen nicht einfach aufgeben. Dafür hat er einfach viel zu viele wertvolle Wesenszüge wie beispielsweise große Hilfsbereitschaft. Nein, ich will ihn nicht einfach so fallen lassen. Aber wenn ich da nicht mehr arbeite werde ich ein wenig mehr Abstand haben und kann mir ihn besser „dosieren“. Dann kann ich solche Situationen besser ertragen. Das geht mir aber mit dem überwiegenden Teil meiner Mitmenschen so. Vollkommen davon unabhängig wie sie so drauf sind.

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