gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Wie man mit fünf Euro am Tag „Reichsbürger“ trollt

| 4 Kommentare

Unter anderem wegen „illegaler Geschäfte mit einer Art eigener Krankenkasse“ ist der „König von Deutschland“ Peter Fitzek zu einer weiteren Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden.

Das ganze absurde Theater des letzten Verhandlungstages kann man beim Goldenen Aluhut nachlesen.

Bezeichnend für diese seltsame Szene ist, dass Fitzeks „Geschäftsmodell“ (mit dem er 360 000 Euro eingenommen hat) trotzdem Nachahmer findet:

Auf ihrer Internetseite bietet die Deutsche Gesundheitskasse (Degeka) Arzt-, Zahnarzt- und Krankenhausbehandlungen an. Im Katalog sind auch Leistungen für Behandlungen durch Heilpraktiker sowie die Erstattung der Kosten von Naturheilverfahren und medizinischen Aufwendungen bei Auslandsreisen enthalten. In der Degeka-Satzung wird das Geschäftsgebiet als „ganz Deutschland in seinen Außengrenzen, wie diese am 31. Juli 1914 bestanden“.

Vice hat einen „Reichsbürger“ names Erhard Lorenz als Gründer der angeblichen „Gesundheitskasse“ ausfindig gemacht:

Auch wenn die Versicherung sich auf das deutsche Kaiserreich beruft, akzeptiert die „DeGeKa“ ihre Monatsbeiträge nur in der „jeweils gültige[n] Währung in Deutschland“, heißt es auf einem Dokument mit der Übersicht der Leistungen.

Beim Geld sind die Reichsbürger dann doch auf dem Boden der Realität angekommen.“

Da ist wohl was dran – denn das Innenministerium von Schleswig-Holstein hat einen simplen Weg gefunden, Reichsheinis den Spaß zu verderben.

„Reichsbürger“, die ihren Ausweis bei den Behörden abgeben wollen, um damit ihre Verweigerungshaltung zu dokumentieren, müssen jetzt eine Verwahrgebühr von fünf Euro pro Tag bezahlen:

Nach Auskunft des Ministeriums nehmen seit der Gebühreneinführung knapp 70 Prozent der „Abgabewilligen“ ihre Papiere nach dem Behördengang wieder mit nach Hause.“

Zum Weiterlesen:

  • Weitere Haftstrafe für Peter Fitzek, mdr am 10. August 2017
  • König gegen Staatsanwalt – Das Urteil, Der Goldene Aluhut am 17. August 2017
  • Wir haben mit dem „Reichsbürger“ gesprochen, der eine eigene Krankenkasse gegründet hat, vice am 18. August 2017
  • Finanzaufsicht warnt vor „Reichsbürger“-Krankenkassen, mdr am 18. August 2017
  • Schleswig-Holstein trollt Reichsbürger mit Verwahrgebühr, justillon am 13. August 2017
  • Warum es „die Reichsbürger“ gar nicht gibt, belltower.news am 10. August 2017
  • 2 Jahre und 6 Monate Haft für Peter Fitzek … und warum das gar nicht schlimm ist, reichsdeppenrundschau am 11. August 2017
  • Neonazis haben schreckliche Angst, geoutet zu werden, broadly am 18. August 2017
  • Zehn Dinge, die man über die Identitären lernt, wenn man ihr Lexikon liest, vice am 18. August 2017
  • Wie geht’s wirklich unter Reichsbürgern zu? perspective daily am 31. Mai 2017
  • In was für einem Land leben wir eigentlich? Mit Reichsbürgerideen durch Absurdistan, Skeptiker 2/2017
  • Jetzt als Video: “Reichsbürger” und die BRD-GmbH bei “Skeptics in the Pub Köln”, GWUP-Blog am 7. Juni 2017

4 Kommentare

  1. Eine sehr kreative Idee des Innenministeriums. Das sollte Schule machen.

  2. „Nicht alle Reichsbürger haben eine psychische Gesundheitsstörung:

    Abwegige und abstruse Äußerungen rechtlicher oder tatsächlicher Art stellen für sich allein noch keine hinreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für die Annahme einer die Fahreignung beeinträchtigenden psychischen Gesundheitsstörung dar.

    Mit dieser Begründung gab das Gericht dem Eilantrag eines von der Stadt Freiburg als sogenannter „Reichsbürger“ eingestuften Fahrerlaubnisinhabers statt.“

    http://justillon.de/2017/08/reichsbuerger-psychische-gesundheitsstoerung/

  3. @ Bernd Harder:

    Oh, der Postillon hat inzwischen sogar eine Jura-Kolumne?

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.