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Schluss mit „Excrementum Caninum“: Union fordert „klare Kennzeichnung“ von Globuli

| 51 Kommentare

Mutiger Vorstoß der CDU/CSU-Bundestagsfraktion:

Die Unionspolitiker setzen sich für eine „klare und verständliche Kennzeichnung“ homöopathischer Mittel und für den Wegfall der Apothekenpflicht ein.

Wir erwarten heutzutage, dass wir in allen Bereichen unseres täglichen Lebens angemessen und verständlich informiert werden. Das beginnt beim morgendlichen Frühstück und endet beim Mietvertrag. Die Information in deutscher Sprache ist dabei selbstverständlich.

Die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe homöopathischer Zubereitungen mit ausschließlich lateinischen Bezeichnungen ist dagegen nicht zeitgemäß und widerspricht allen Ansätzen der modernen Verbraucherinformation“,

erklärt die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Mechthild Heil:

Nur wer versteht, was konkret drin ist kann sich damit auseinander setzen. Hier besteht Änderungsbedarf. Außerdem muss die Apothekenpflicht für homöopathische Mittel überdacht werden. Für die meisten dieser Präparate liegt kein Nachweis der Wirksamkeit vor, es erfolgt keine Zulassung mit klinischen Studien, lediglich eine Registrierung.

Der ausschließliche Verkauf in Apotheken erweckt dabei den Anschein es würde sich um wissenschaftlich anerkannte Alternativen zu schulmedizinischen Medikamenten handeln. Wir sollten dem durch eine klare Regelung entgegenwirken.“

Damit greifen die Unionspolitiker eine zentrale Forderung von INH/GWUP auf.

In einer INH-Stellungnahme vom vergangenen Jahr heißt es:

Die fachlateinische Bezeichnung „Excrementum canis“ ist nicht jedem verständlich. Es sollte „Hundekot“ und am besten auch die Gewinnung, bzw. Herkunft desselben zusätzlich in Deutsch als Erläuterung dabei stehen. Dann wäre dieses Mittel für jeden charakterisiert.“

Genau zwei Monate vor der Bundestagswahl kann die eindeutige öffentliche Positionierung von CDU/CSU zum Thema Homöopathie kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathische Mittel müssen in deutscher Sprache gekennzeichnet werden, Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag vom 24. Juli 2017
  • CDU/CSU wollen Homöopathie aus der Apothekenpflicht entlassen, DAZ-online am 24. Juli 2017
  • CDU-Politikerin sieht “Regelungsbedarf” bei der Homöopathie, GWUP-Blog am 19. März 2014
  • Medikamente aus Hundekot? Astrodicticum simplex am 16. Juni 2008
  • Über Apothekenpflicht und lateinische Bezeichnungen der Homöopathika, INH am 21. März 2016
  • Homöopathie-Kritik: Excrementum caninum C30, DocCheck am 9. Februar 2016
  • Berliner Mauer, Hundekot: Was in homöopathischen Mitteln steck, Kölner Stadtanzeiger am 15. April 2014

51 Kommentare

  1. Auf der oben verlinkten DAZ-Seite mögen sich doch bitte noch ein paar Vernünftige einfinden.
    Momentan wüten Kollegen, die ich lieber nicht so nennen würde, gegen den Vorstoß.

  2. Ein vernünftiger Vorstoß. Nur wie groß ist die Halbwertszeit dieser Ankündigung? Der Wahlkampf winkt schließlich am Horizont, und unser Gesundheitsminister Gröhe hat sich sich bisher wie ein Aal um jede klare Aussage herumgewunden.

  3. Die Worte hört‘ ich wohl, allein: mir fehlt der Glaube.

  4. ich zweifle da auch noch, aber trotzdem mal ein anfang zur vernunft.
    daß die lateinischen bezeichnungen entfallen müssen ist trotzdem höchstes gebot. erst dann werden verbraucher merken daß sie veräppelt werden. (hoffentlich)

  5. Diese Bezeichnungen wie Ex.C. und so gehören gestrichen, egal ob auf Deutsch oder Latein oder Swahili.

    Schließlich ist da nachweislich genau gar keine Hundesch… mehr drin, also ist es schlicht falsch, das draufzuschreiben.

  6. Morgen in Fakt:

    „Zweifelhafte Behandlungsmethode – Wie mit Homöopathie Krebs behandelt wird.“

    http://www.mdr.de/investigativ/hormone-aus-pferdeblut-schweinezucht-tierschuetzer-pmsg-100.html

  7. Ganz hervorragend. Ich bin beeindruckt. Schauen wir mal, ob der DZVhÄ das unterstützt oder dagegen Stellung bezieht. Erklärt mal Homöopathie-Fans, warum sie die Globuli nicht auch bei DM kaufen können sollen. Sind ja völlig nebenwirkungsfrei…

  8. Bei Meditonsin würde dann Quecksilber drauf stehen.

    Ich zahle Höchspreise für die Gesichter von Impfgegner und die darauf folgende Schockstarre.

  9. Sollte die CDU sich dazu wirklich bekennen wäre das ein Grund die zu wählen (im Vergleich zu vielen auf meiner Seite es nicht zu tun). Leider wird es kein Bekenntnis dazu geben, denn es gibt auch Spinner unter den CDU wählern.

  10. Als Nächstes dann bitte bei Kosmetika, Zahnpasta,….

  11. @Matthias
    „Enthält nach homöopathischen Glauben irgendeine Information von Hundekot“ wäre zwar richtiger aber etwas umständlich zum draufschreiben.

  12. @ rambaldi & Matthias:

    Wie wäre es mit dem Hinweis Mit/unter Verwendung von Hundekot hergestellt?

    Dann ist Hundekot nicht als Zutat deklariert (geht nicht, weil ja keiner mehr drin ist in der Arzenei), aber die für Homöopathen entscheidende Verwendung von Hundekot bei der Herstellung wird ohne lateinische Maskierung schön publikumswirksam offengelegt.

    Die Deklaration der Ursubstanz sollte überhaupt viel genauer erfolgen. Bei gemahlener Honigbiene etwa (ganze Biene oder nur das Gift oder wie). Und bei den Urtinkturen, in denen der namensgebende Stoff überhaupt nicht enthalten ist (wie Plutonium, soweit ich weiß), müsste auch beschrieben werden, was da genau verwendet wurde. Dann hätte man statt „Plutonium D60“ eben „Eine Schippe Erde aus der Umgebung des Zwischenlagers xy, in dem zur Zeit der Entnahme vermutlich auch Plutonium lagerte D60“, das klingt schon nicht mehr ganz so toll. Entzauberung tut not…

  13. Ich stimme Matthias Urlichs absolut zu: unterhalb einer physiologischen Wirksamkeitsgrenze ist es Irreführung der Verbraucher, überhaupt einen Wirkstoff anzugeben.

    Da würde die deutsche Bezeichnung die Irreführung nur zementieren, denn wenn jemand Hundekot D20 wegen des Hundekots nicht nimmt, ist das ebenso absurd, als wenn er es nimmt, weil die lateinische Bezeichnung besser klingt. Allerdings wäre die deutsche Bezeichnung nach geltendem Recht meines Wissens Voraussetzung dafür, die Apothekenpflicht aufzuheben.

    Dann sollte aber lieber der Paragraph geändert werden.

  14. Wann begreifen Globulifans, dass ihre geliebte Homöopathie nichts weiter als ein Geldbringer für „Big Pharma“ ist?

    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/07/25/pharmaindustrie-will-homoeopathie-in-der-apotheke-behalten

  15. Guter Twitter-Hashtag: „Globokalypse“.

    https://twitter.com/hashtag/Globokalypse?src=hash

  16. @crazyfrog:

    Die Pharmaindustrie kämpft für die Homöopathie – entbehrt nicht einer gewissen Komik.

  17. @crazyfrog
    Aber die Kommentare in der DAZ zum Artikel sind absolut auf den Punkt gebracht. Sie greifen nämlich genau das schizophrene Verhalten der Pharmaindustrie zu Homöopathika heraus.

    Zitat Natalie Grams: „Wenn Homöopathen und [sic!] jetzt noch ein einziges Mal vorwerfen, wir Kritiker seien ja eh nur von der Pharmaindustrie dafür bezahlt, dann dürfen wir jetzt aber noch lauter lachen, oder?“ :)

  18. @Daarin

    Nur, weil die CDU mal von einem verirrten Geistesblitz getroffen wurde, empfinde ich noch lange das verlangen sie wählen zu müssen. Soweit geht meine Politikverdrossenheit noch lange nicht *gg

  19. Ich frage mich schon seit längerer Zeit, was diese extreme Neigung zu Hundekacke eigentlich bewirken soll?!?

  20. also mit der Hundescheisse verdünnt hab ich auch ein Sicherheitsproblem.
    Eine Virämie (zB Parvoviren) kann bis zu 10 hoch 12 Viren/pro ml hinaufgehen.
    Da muss man ganz schön weit schütteln- und es ist ja nie ganz klar, was war denn da als Ursubstanz wirklich drinnen?

    Und als biotechnologisch interessierter Mensch wären da klare Sicherheitsregeln zusätzlich erforderlich! War der Hund geimpft zB gegen Tollwut und entwurmt (die Hundescheiße kann man ja vergleichen mit einer Blutspende)
    und welches validierte (!) Virusinaktivierungeverfahren liegt vor – nämlich keines.

    Wenn Homöopathen vielfach gegen Impfungen wettern, sollen sie zuerst mal solche Fragen im eigenen Bereich beantworten.

    @steff Hundescheisse soll doch gegen Arbeitslosigkeit wirken- oder?

  21. @ WolfgangM:

    „Hundescheisse soll doch gegen Arbeitslosigkeit wirken- oder?“

    Nee, nicht ganz: das Zeuch soll gegen die Frustration bei Langzeitarbeitslosigkeit helfen.

  22. @Steff:
    „Ich frage mich schon seit längerer Zeit, was diese extreme Neigung zu Hundekacke eigentlich bewirken soll?!?“

    Sie eignet sich eben besonders gut, um den Irrsinn der Homöopathie darzustellen:

    Man nehme ein beliebiges Ausgangsmaterial. Verdünne es kräftig. Mache eine Arzneimittelprüfung. Die „Symptome“ führen zu einem Arzneimittelbild.

    Der Irrsinn dabei: Jedes, aber auch wirklich jedes Ausgangsmaterial wird nach dieser Methode zu einer Arznei. Auch Hundekot, einfach alles. Vakuum, Schwarzes Loch, Mondstrahlen(sic!) usw usw.

  23. @ Ich: Eben, man kann alles verhomöopathisieren – Bachforelle, Bachstelze, Meeressand, Bier [schön spezifisch, Imperial Stout schmeckt und wirkt ja auch „grobstofflich“ schon genauso wie Kristallweizen wie Eisbock wie Kölsch wie Ale wie Pils usw., da muss man gar nicht weiter differenzieren], belgische Bitterschokolade, Benzin, Benzin Super 95, Ethanol, Baumkrebs-Nosode, Katzenmilch, Dachs, Waldmistkäfer, Varizellen Lebendimpfstoff, Tollwutnosode, Radkersburger Wasser (besonders schön – Wasser mit Wasser verdünnnen!), Klapperschlange, Rattenblut usw. usw. Gefunden bei einem bekannten Anbieter.

  24. Ähnlichkeitsprinzip: Globuli, die Kranken gegen Krebs helfen, verursachen Krebs bei Gesunden –> sofortiges Verkaufsverbot!!

  25. Kann man sich nicht auch homöopathisch ernähren? Womöglich hatte ein D20 BigMac eine sofortige Adipositas zur Folge. Nach ja, aber den könnte man ja unter den Hungernden aufteilen. Hach, die Welt könnte so schön sein, wenn Homöopathie funktionierte.

  26. Hundeexkremente und Küchenschaben – in homöopathischen Mitteln stecken hinter lateinischen Namen teils ekelerregende Substanzen. Eine CDU-Politikerin fordert, diese klar zu benennen.

    http://www.fr.de/wirtschaft/homoeopathie-hundekot-soll-hundekot-heissen-a-1320627

  27. @ 2xhinschauen:

    „Globuli, die Kranken gegen Krebs helfen, verursachen Krebs bei Gesunden“

    Ich frage mich ja, wie da die Arzneimittelprüfungen genau ablaufen – so viele Freiwillige, sich einen Tumor einzufangen, wird es ja wohl nicht geben.

  28. @noch’n Flo
    Man sagt den Probanden das ja nicht vorher. Wäre ja noch schöner. Die sollen eben auf alle Symptome achten, die ihnen nach der Einnahme so an sich auffallen. Krebs ist da natürlich tough. Aber keinerlei confirmation bias :-)

  29. Ginge es den Grünen nur um soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz wären sie wählbar. Die nähe der Partei zur Esotherikmafia ist jedoch ein Wahlhindernis.

  30. Das Argument der SPD-Dame (fachkundige Beratung) klingt scheinbar ganz vernünftig. Aber warum benötige ich zum Kauf von Homöopathika, die nur sowieso Zucker oder Wasser enthalten, eine Beratung durch Apotheker/PTA/PKA? Ein Wärmepflaster (frei verkäufliches Arzneimittel mit ECHTER Wirkung) kann ich schließlich auch in jeder Drogerie kaufen, ohne belabert zu werden.

    Der Kommentar der Grünen-Vertreterin Kordula Schulz-Asche glänzt jedoch nur so von Nichtwissen. Wer findet den Fehler in folgendem Zitat? „Darüber hinaus soll die Apothekenpflicht eine falsche oder unangebrachte Einnahme gerade verhindern.“

  31. Naja, was die sich so unter sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz vorstellen, ist auch mehr als fragwürdig.

  32. @RPGNo1
    Das machst Du Dir zu einfach.

    Auch in den Diskussionen bei DAZ-online kam der Anspruch der Apotheker zur Sprache, den Leuten eben nicht jedes gewünschte OTC-Präparat rüberzuschieben, sondern qualifiziert nachzufragen, evtl Problemfälle zu erkennen usw.

    Wer also Globuli will, aber den Eindruck erweckt, nicht gesund zu sein, soll erkannt und auf den richtigen Weg geführt werden, egal ob in den Präparaten was drin ist oder nicht (also ich meine damit nicht, ob da für den Apotheker dabei was drin ist :-)))

    Finde ich richtig und angemessen.

    Nur dass das eben nicht oft passiert. Mir selbst ist das bei meiner 50er Jahrespackung Talcid bisher in vielen Jahren erst einmal widerfahren, und das Thema ist auch schon systematisch untersucht worden, ich glaube sogar von der Stiftung War’n Test.

  33. @2xhinschauen:

    << Auch in den Diskussionen bei DAZ-online kam der Anspruch der Apotheker zur Sprache, den Leuten eben nicht jedes gewünschte OTC-Präparat rüberzuschieben, sondern qualifiziert nachzufragen, evtl Problemfälle zu erkennen usw. <<

    Sorry, aber darüber kann ich (nach meiner Erfahrung) nur lachen – in diese Richtung habe ich bei DAZ-online ja auch kommentiert.

  34. Also, mein Hausarzt ist kein Esoteriker, also keine Globuli.

    Und bei meiner Apotheke im gleichen Haus sagte man mir auf meine Frage ob sie auch Homöpathie verkaufen würden nur: „Das müssten wir bestellen“.

    Alles ein Grund genug um bei meinem Arzt und der Apotheke zu bleiben.

    Obwohl natürlich auch bei uns in der Schweiz der Unsinn über Krankenkassen bezahlt wird. Und wenn es nur die Homöopathie wäre.

    In der Schweiz wird bei gewissen Kassen jeder esoterische Unsinn bezahlt.

    https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/suche.html#TCM

  35. @ Bernd Harder: Dabei ist das mit der Beratung (und der Möglichkeit, dass dort ein etwa vorliegendes ernsthaftes gesundheitliches Problem bei einem Kunden erkannt wird) wenigstens grundsätzlich überhaupt ein Argument. Vermutlich das mit Abstand beste (wenn nicht einzige), das für die Apothekenpflicht der Kügelchen spricht.

    Dass diese Beratung erfahrungsgemäß (sicher aus verschiedenen Gründen) oft nicht stattfindet, stimmt natürlich, das zieht also auch nicht wirklich.

  36. @ Noldor:

    „Und bei meiner Apotheke im gleichen Haus sagte man mir auf meine Frage ob sie auch Homöpathie verkaufen würden nur: “Das müssten wir bestellen”.“

    Ich muss unbedingt wissen, welche Apotheke das ist. Ich verspüre das dringende Bedürfnis, der/dem Besitzer(in) ein Denkmal zu errichten.

  37. @gnaddrig:

    Ja, das ist sicher richtig.

    Ich denke nur, dass eben genau das sich mit dem Ende der Apothekenpflicht möglicherweise auch von selbst erledigen würde.

    Denn die Nachfrage nach homöopathischen Mitteln auch bei ernsteren Erkrankungen entsteht m.E. nach erst durch den Nimbus der „Apothekenpflicht“.

    Wenn man das Zeug in jedem Supermarkt nachgeschmissen bekäme, würde möglicherweise auch niemand mehr auf die Idee kommen, dass das überhaupt ernstzunehmende Medikamente sind.

  38. @ Bernd Harder: Das glaube ich auch. Apothekenpflicht suggeriert Seriosität und, sagen wir, Brisanz („Kann nicht jeder x-beliebige Drogist handhaben, da muss echtes Fachpersonal ran, kann also nicht so harmlos sein“).

    Also ab in die Drogerie- und Supermärkte damit, und zwar mit deutscher statt lateinischer Benennung drauf („Hundekot D30). Dazu das Verbot, Globuli als Naturmedizin o.ä. zu bewerben, das dürfte die Geschichte dann für viele Entzaubern.

  39. @Bernd @gnaddrig
    Inzwischen denke ich mir, dass die Streichung der Apothekenpflicht für homöopathische Präparate nicht reicht. Den Herstellern bleibt es ja überlassen, weiterhin nur Apotheken als Vertriebskanal zuzulassen, auch wenn das nicht verpflichtend ist. Gibt ja auch Marken anderer Alltagsprodukte, die man nur in der Apotheke bekommt. Wenn man die denn kaufen will. Vielleicht gerade deshalb…

    Wichtiger wäre also eine Anpassung der Etikettierungsvorschriften an das 21. Jahrhundert. Es muss draufstehen, was drin ist, und das auf deutsch.

  40. Das Argument, dass in der Apotheke die wichtige Beratung stattfinden würde, ist vordergründig natürlich richtig.

    Problematisch dabei ist jedoch, dass im deutschen Apothekensystem Apothekeninhabende auch Kaufleute sind, die Gewinn machen wollen und müssen.

    Daher fällt es natürlich vielen von ihnen schwer, sich deutlich gegen die Homöopathie zu stellen. Wenn die Krankenkassen mit der Übernahme von Homöopathiekosten zu gewinnen versuchen, dann sollte das doch für Apotheker nur recht und billig sein… und dementsprechend versuchen sich dann etliche Apotheken eben mit homöopathischer (allg. alternativer) Beratung zu profilieren.

    Das soll nicht heißen, dass das gut wäre, sondern dient nur der Erklärung, warum so viele Naturwissenschaftler, die es besser wissen sollten, Homöopathika anbieten.

    Das gilt ebenso für Ärzte. Mitschuld haben da auch die Kassen – nicht nur, weil sie die Leistungen z.T. übernehmen, sondern auch, weil sie es Apothekern und auch Ärzten immer schwerer machen, ihr Geld auf wissenschaftlich ehrliche Weise zu verdienen.

    Natürlich gibt es dann noch eine Spannbreite von „Ich verkaufe Homöopathika, wenn Leute die verordnet bekommen haben.“ bis „Ich versuche Leuten, die nach Medikament XY fragen, zusätzlich/ stattdessen Homöopathikum YX anzudrehen.“, wobei letztere meines Erachtens ihr Examen zurückgeben sollten.

    Ob sich daran etwas ändern würde, wenn die Apothekenpflicht abgeschafft würde, weiß ich nicht. Immerhin könnten dann PTAs und Apotheker noch mehr Beratung für die Kugeln (und vereinzelten anderen Arzneiformen) anbieten, um sich eben von Drogerie und Supermarkt abzusetzen.

    Andererseits heißt ein Abschaffen der Apothekenpflicht ja nicht, dass die Sachen nicht trotzdem nur in der Apotheke verkauft werden – das können die Hersteller ja halten, wie sie wollen – wobei dann wiederum vermutlich auch neue Hersteller auf den Markt drängen werden, die auch in Supermärkten ihren Kram anbieten.

    Darüberhinaus sind manche Homöopathika eben auch nicht wirkstofffrei, so dass diese weiterhin in der Apotheke bleiben müssten, wenn entsprechende (Phyto)pharmaka apothekenpflichtig oder sogar verschreibungspflichtig sind.

    Insgesamt wäre einer Verbannung der Homöopathie aus der Apotheke also nur möglich, wenn man Homöopathika den Arzneimittelstatus aberkennt und zur früheren Apothekenbetriebsordnung zurückkehrt, nach der in der Apotheke eben nur Medizinprodukte (als die Homöopathika dann auch nicht gelten dürften) und Arzneimittel verkauft werden durften.

    Aber davon abgesehen halte ich den anderen Vorstoß, dass Homöopathika für Laien verständlich beschriftet werden müssen, mit Angabe der Wirkstoffstärke in mg oder µg (und bitte nicht in wissenschaftlicher Schreibweisen 1*10^-200 mg, die ein Laie ja auch nicht unbedingt versteht), für erstrebenswert – auch wenn man sich dann in der Apotheke vielleicht mal kritische Fragen anhören müssten wie „Da ist ja dann gar nix drin, das kann doch auch nicht wirken; wieso soll ich das nehmen?“

    Zwar kann dann die von Homöopathie überzeugte Fraktion immernoch den Kunden zuschwurbeln, aber vielleicht ist die Hemmschwelle, den Kram zu kaufen, dann doch etwas erhöht.

  41. @Bernd Harder
    <>

    Hast du unter einem lustigen Phantasienamen kommentiert oder wurde dein Kommentar gelöscht? Ich sehe dort keinen….

  42. @ RPGNo1:

    Supi, aber IN der Apotheke ist die Esoterik-Blase am richtigen Platz?!?

    *facepalm*

  43. DPhG-Statement: Homöopathie wirkt, aber nicht die homöopathische Arznei:

    https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2005/daz-44-2005/uid-14840

    Zitat daraus:
    „….In Bezug auf die Homöopathie gibt es heute weder aus experimentellen noch aus klinischen Untersuchungen eine wissenschaftliche Basis dafür, die postulierte Wirkungsweise homöopathischer Arzneimittel für plausibel zu halten. …“

  44. Zum DPhG-Statement:

    Natalie Grams beschreibt doch in ihrem Buch die gleichen positiven Effekte von „Hommöopathie light“. Da sind sich beide Parteien einig.

    Leider wird das die Hardcore-Homöopathen trotzdem nicht überzeugen, man siehe nur die unselige Ringvorlesung an der LMU München:

    http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2017/07/21/ringvorlesung-homoeopathie-von-wissenschaft-und-glauben/

  45. Es ist geschafft!!

    Apothekenpflicht fällt: Homöopathie zukünftig im Süßwarenregal erhältlich

    http://zynismus24.de/homoeopathie-im-suesswarenregal/

  46. „Die Junge Union (JU) Hessen dringt darauf, die Bezahlung von Homöopathika als Satzungsleistung der Krankenkasse zu verbieten, sofern klinische Studien deren Wirksamkeit nicht zweifelsfrei belegen.“

    https://www.ju-hessen.de/aktuelles/archiv/junge-union-fordert-homoeopathie-als-satzungsleistung-der-krankenkasse/

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