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„Zeit“-Interview: Homöopathie Bullshit-Bingo mit Frau Bajic

| 21 Kommentare

Bemerkenswertes Interview mit der DZVhÄ-Oberhomöopathin Cornelia Bajic bei Zeit-Wissen.

baji

Sehr treffende Fragen der beiden Zeit-Redakteure Josephina Maier und Jan Schweitzer – und Antworten, die man nicht zu kommentieren braucht.

Auf der Einhorn-Koppel der Frau Bajic

  • „… wünschen sich die Menschen die Erstattung der Homöopathie durch die Krankenkasse“ (das Gegenteil ist der Fall)
  • „… gibt es diverse Studien, die die Wirtschaftlichkeit der Homöopathie belegen“ (das Gegenteil ist der Fall)
  • „… gibt es hochwertige Studien, die belegen, dass Homöopathie wirkungsvoller ist als eine Therapie mit Placebo“ (das Gegenteil ist der Fall)
  • „… ist das Wirkprinzip der Homöopathie bis heute nicht bekannt“ (was daran liegt, dass es gar keine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus gibt)
  • … sind die „unseriösen“ Homöopathen immer die anderen
  • … müssen Anekdoten als „Wirksamkeitsnachweis“ herhalten
  • … ist die „Beliebtheit“ der Homöopathie das entscheidende Argument für ihre Anwendung

Und so weiter, und so fort. Im Grunde spielt Frau Bajic einfach nur das „Homöopathie Bullshit Bingo“ einmal komplett durch.

Am Ende dieses selbstentlarvenden, faktenfreien Geschwurbels bleibt eigentlich nur noch die Frage offen, was Frau Bajic über den Weihnachtsmann denkt.

bjik

Übrigens ist heute im Blog Die Erde ist keine Scheibe schon vor der Veröffentlichung des Zeit-Interviews eine Replik auf Frau Bajics Lieblingsphrase „Wir sehen ein Phänomen …“ erschienen.

Zum Weiterlesen:

  • Interview mit Cornelia Bajic: „Homöopathie kann nicht alles“, Zeit-Wissen am 21. Juni 2017
  • „Wir sehen ein Phänomen …“, Die Erde ist keine Scheibe am 21. Juni 2017
  • Warum bloß? Die Erde ist keine Scheibe am 14. Juni 2017
  • Pharmaverband verteidigt die Homöopathie, DAZ-online am 20. Juni 2017
  • Propaganda statt wirksamer Medizin: Homöopathie in der Flüchtlingshilfe, GWUP-Blog am 20. Juni 2017
  • Homöopathie bei “Brisant”: Säkulares Weihwasser, GWUP-Blog am 16. Juni 2017
  • Die “Tagesthemen” beim Weltkongress der Homöopathen in Leipzig, GWUP-Blog am 14. Juni 2017
  • „Humbug“: Natalie Grams zum Homöopathen-Kongress, GWUP-Blog am 14. Juni 2017
  • Kritisches zum homöopathischen Weltärztekongress in Leipzig, GWUP-Blog am 13. Juni 2017
  • Offizielle Erklärung des INH zur Veröffentlichung der WissHom: „Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie

21 Kommentare

  1. Und nu, Bajic?

    „ZEIT: Sie sagen, es sei unseriös, Heilsversprechen abzugeben. Auf Ihrer Homepage steht aber folgende Aussage: „Ein sorgfältig ausgewähltes homöopathisches Arzneimittel heilt schnell, sanft, sicher, nebenwirkungsfrei und dauerhaft auch schwere, akute und chronische Erkrankungen, wie Migräne, Neurodermitis, Asthma bronchiale, Colitis, Rheumatismus u.v.a., für die sonst nur Linderung, aber keine Heilung möglich ist. Dies gilt auch für akute Krankheiten bakterieller oder viraler Natur.“ Das ist ein konkretes Heilsversprechen. Ein Beispiel für das, was Sie gerade als Kennzeichen für unseriöse Anbieter genannt haben.“

  2. @crazyfrog:

    Auch nett:

    Bajic: Die Menschen wünschen sich aber die Erstattung durch die Krankenkasse, und die Allgemeinheit will doch die Homöopathie!

    ZEIT: Die Allgemeinheit will auch Freibier.

  3. „und die Allgemeinheit will doch die Homöopathie!“

    Kleines Kind das mit dem Fuß aufstampft!

  4. Trifft offenkundig auch auf Frau Bajic zu, die nicht mal das Konzept „Studie“ verstanden hat:

    https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/standpunkte/64-wie-die-homoeopathie-den-gesunden-menschenverstand-ausser-kraft-setzt

  5. Tacheles! „Warum diese Scharmützel?“

    Endlich mal 2 Journalisten, die die richtigen Fragen stellen. Sehr erfrischendes Interview. Bajic wäre beinahe ins Schwitzen gekommen.

    Beim Wirkmechanismus halten die Homöos bereits die Klappe!

    Mich hätten noch Fragen zu den Widersprüchen innerhalb der Homöopathie interessiert:
    – Wie erkenne ich einen seriösen Homöopathen/(Astrologen)?
    – Wie hoch schätzt Frau Bajic den Placeboanteil ihrer Therapien ein?
    – Widerspricht „Komplexhomöopathie den „Original-Hahnemännern“?
    – Stellungnahme zur Selbstmedikation via „Quickfinder“-Homöopathie.
    – Grenzen der Homöopathie (Bsp: Akutes Abdomen, Krebs, Ebola!?)
    – Wieso empfiehlt weltweit keine einzige medizinische Fachgesellschaft Globuli in ihren Leitlinien?
    – Wo liegen konkret die Fehler in dem Gutachten der australischen Gesundheitdsbehörde?
    – Warum sind Studien zur H. von dermaßen lausiger Qualität?Inkompetenz?
    – ach, die Liste wird endlos …

    Ist ja auch egal, wenn man so hirnvernagelt ist wie die Homöopathen.

  6. @ maxx2000

    „Bajic wäre beinahe ins Schwitzen gekommen.“

    Ganz bestimmt nicht, sie musste ja nur vorher etwas aus dieser Liste nehmen:
    http://homoeopathie-liste.de/anwendungs-gebiete/schwitzen.htm

    Und da sie so sehr daran glaubt, wird irgendein Kügelchen dann schon geholfen haben.

  7. Ich weiß, dass Schadenfreude nicht richtig ist, aber ein kleines bisschen konnte ich mir bei der Lektüre dieses Artikels doch nicht verkneifen.

    Frau Bajic hat sich ein Wurm gekrümmt und gewunden, und doch haben die Fragen der Zeitreporter zielgenau wie Schnabelhiebe getroffen.

  8. In einem Punkt möchte ich allerdings widersprechen:

    “… gibt es hochwertige Studien, die belegen, dass Homöopathie wirkungsvoller ist als eine Therapie mit Placebo” (das Gegenteil ist der Fall)“

    Das Gegenteil wäre, dass hochwertige Studien belegen, dass Homöopathie nicht wirkungsvoller als Placebo ist. Solche Studien gibt es meines Wissens nicht. Ich würde auch nicht so weit gehen, zu sagen, dass die Studien die Wirksamkeit belegen, aber ich würde schon sagen:

    „Es gibt nach der EbM-Methodik hochwertige klinische Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass Homöopathie wirkungsvoller ist als eine Therapie mit Placebo.“

    Dass es viele Studien gibt, die diesen Effekt nicht sehen, wird im Originalzitat ja nicht verneint. Dass die EbM-Methodik hier einen blinden Fleck hat, wie Harriet Hall auf dem Skeptiker-Kongress in Berlin gesagt hat, und deshalb zu falschen Ergebnissen kommen muss, darf in der Diskussion nicht dazu führen, die positiven Studien zu negieren.

    Denn es ist, wenn man es puristisch sieht, ein Missbrauch der EbM-Methodik, aufgrund der unausgesprochenen Prämisse, dass die Homöopathie Null-A-priori-Plausibilität besitzt, positive Studien pauschal als schlecht zu bezeichnen. Was unausgesprochen ist, sollte besser operationalisiert werden. Deshalb trete ich dafür ein, die A-priori-Plausibilität von Wirkungen bei der Interpretation von Studienergebnissen zu berücksichtigen.

  9. @Christian Weymayr:

    Vielen Dank für die Erläuterungen.

    Das Gegenteil wäre, dass hochwertige Studien belegen, dass Homöopathie nicht wirkungsvoller als Placebo ist.

    Ich dachte dabei z.B. an die NHMRC-Studie.

  10. @ Christian Weymayr: Volle Zustimmung im Hinblick auf die erforderliche a-priori-Plausibilität.

    Aber Sie werden nicht ernsthaft glauben, dass auf diesem Niveau ein argumentativer Austausch mit der Homöopathie-Fraktion möglich ist…

    Auch der öffentliche Diskurs, den wir gerade erleben, wäre damit wohl überfordert.

  11. @Udo Endroscheit: Mit der Studiendiskussion nach herkömmlichem Muster, wie er seit vielen Jahren geführt wird, ist der öffentliche Diskurs ganz sicher auch überfordert. Und sie hat in meinen Augen die Position der Homöopathen eher gestärkt als geschwächt.

    Ein konsequenter Ausschluss aus der klinischen Forschung wäre dagegen nicht nur wissenschaftlich geboten. Zu sagen: „Das ist so absurd, dass positive Ergebnisse aus klinischen Studien falsch sein müssen“, ist eine klare, wissenschaftlich gut begründbare und für den gesunden Menschenverstand leicht nachvollziehbare Position.

    Es wäre also in meinen Augen einen Versuch wert. Und schlimmer als jetzt, da Homöopathen mit klinische Studien argumentieren, kann es nicht werden, denke ich.

    @ Bernd Harder: Du hast recht, das Review der Australier sagt, dass es keine hochwertigen Studien gibt: „No good-quality, well-designed studies with enough participants for a meaningful result reported either that homeopathy caused greater health improvements than placebo, or caused health improvements equal to those of another treatment.“

    Andere Reviews kommen meines Wissens allerdings zu anderen Ergebnisse. Es kommt darauf an, wie man „hochwertig“ definiert.

  12. @ C. Weymayr:

    „Andere Reviews kommen meines Wissens allerdings zu anderen Ergebnisse.“

    Welche bitte?

  13. Keine Studien zur Homöopatheie klingt sehr plausibel.

    Zumindest wäre ein klarer Schlussstrich sinnvoll. Es gibt keinen Nachweis, basta.

    Die Gläubigen interessieren die Studien ohnehin nicht, oder sie unterstellen Parteinahme.
    Die anderen, denen nicht klar ist, was Homöopathie sein soll/vorgibt zu sein, würden eher durch die Erklärung des vermeintlichen Wirkprinzips, das ja gleich mehrere absurde Grundannahmen enthält, sogar erreicht.

    Dann bleiben noch die Placeboeffekte/Mir hat es aber geholfen. Ein Teil der Verwenden wird einfach davor zurückscheuen, zugeben zu müssen sich getäuscht zu haben oder getäuscht worden zu sein von dem netten, fürsorglichen, Zuhören könnenden Heilpraktiker.
    Extrem kontraproduktiv finde ich, dass hier viele Kassen Gesprächszeiten bezahlen, bei EM aber nicht.

    Die Wirkung der Gespräche wäre etwas, das untersucht werden sollte. Wer hat aus welchem Grund den Bedarf. Wenn ich zum Orthopäden wegen einem gebrochenem Arm gehe, will ich vielleicht keinen Austausch er meine Seelenlage.

    Vielleicht ist es auch ein „modernes“ Phänomen einer komplexeren Welt, dass der Gesprächsbedarf – außerhalb der dafür ja auch vorhandenen Räume wie Beratungsstellen, Psychologen etc. – gesucht wird, eben auch so nebenbei.

  14. Bei der Zeit war es jetzt ein paar Tage ruhig, jetzt flackert die Diskussion wieder auf. Es wird über die unsachliche, niveaulose und voreingenommene Gesprächsführung durch die beiden Zeit-Journalisten geklagt. Das Stichwort Hetzjagd fällt, ebenso die Unterstellung, die Pharmalobby mische mit. Die Zeit habe die Gelegenheit zu einer „qualitativen Auseinandersetzung“ mit der Homöopathie verpasst.

  15. @gnaddrig
    Eventuell hat die Homöopathielobby (ich verwende das Wort bewusst) bemerkt, dass sie in den Kommentaren zum Zeit-Artikel gar nicht gut wegkommen. Nun haben sie wohl auf den einschlägigen Homepages und Foren Wirbel gemacht, dass man der bösen „Schulmedizin“ doch nicht einfach das Feld überlassen kann. Prompt tauchen nämlich die Homöopathieanhänger mit ihren sattsam bekannten (und vielfach wiederlegten) Argumenten wieder auf.

  16. Vielleicht ist das auch Strategie; die die ersten Kommentare waren sehr homöopathiekritisch. Aber wenn das Interesse nachlässt (und damit auch der Widerstand) ist, legen die Fans der Homöopathie nach. In der Regel werden die letzten Kommentare eher gelesen und da stehen da die Pro-Statments. Das lesen dann diejenigen, die nicht selber kommentieren und es entsteht das Bild dass doch so viele dafür und das Interview unsachlich/arrogant und was weiß ich ist, was da eben alles behauptet wird.

  17. @ Clemens M.: Kann schon sein, aber da kann man ja zum Glück gegenhalten, wie bei dem Beitrag von Natalie Grams und Nikil Mukerji neulich: Soll erst mal jemand beweisen, dass es nicht hilft …

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