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Methadon: Unterdrückt die Pharmaindustrie ein günstiges, wirksames Krebsmedikament?

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Seit Wochen wird ein plusminus-Beitrag in zahllosen Online-Foren als Beweis dafür gepostet, dass die Pharmaindustrie „ein super günstiges und effektives Krebsmittel unterdrückt“.

Allerdings trug dazu auch die ARD selbst mit ihrer Ankündigung bei:

plusminus

Was hat es damit auf sich?

Schon vor drei Jahren haben Medien wie die Mittelbayerische Zeitung darüber berichtet, dass Methadon die Wirkung von Chemotherapien verstärken könnte – Bezug nehmend auf die Forschung von Dr. Claudia Friesen an der Universität Ulm, über die idw-online 2013 schrieb:

ulm

2015 schrieb die Zeitschrift für Gastroenterologie über die fortgeschrittenen Planungen Friesens für eine klinische …

… Phase I/II-Studie zur Therapie mit D,L-Methadon in der Behandlung von Patienten mit histologisch gesicherten chemorefraktären kolorektalen Karzinomen.“

Am 17. August 2016 brachte die Tagesschau das Thema und berichtete von „80 erfolgreich behandelten Patienten“.

Daraufhin warnte die Pharmazeutische Zeitung vor „übermäßiger Euphorie“ und zitierte die Ulmer Molekularbiologin Claudia Friesen mit dem Satz:

Für eine Studie fehlte bislang das Geld.“

onni

Zugleich sah sich die Universität Ulm zu einer Stellungnahme genötigt, in der die Wissenschaftler um Claudia Friesen klarstellen, dass die von der Tagesschau genannten 80 Patienten …

… nicht am Universitätsklinikum Ulm und nicht im Rahmen von klinischen Studien behandelt wurden, sondern Methadon entweder als Schmerztherapeutikum bei Tumorschmerzen oder im Rahmen eines „off label“-Einsatzes des Medikaments erhielten.

Die Angaben zum Erfolg der Behandlung beruhen nicht auf wissenschaftlichen Publikationen und sind für uns nicht überprüfbar. Es lässt sich daher nicht beurteilen, ob bei diesen Patienten ein möglicher Therapieerfolg auf Grund der Einnahme von Methadon eingetreten ist.

Daher halten wir den unkritischen Einsatz von Methadon außerhalb klinischer Studien für nicht gerechtfertigt.“

Der unkontrollierte Einsatz wecke bei Patienten unrealistische Erwartungen, die sich nachteilig für die Patienten auswirken könnten.

Das ist im Grunde der gegenwärtige Stand, zu dem der plusminus-Bericht wenig Neues beigetragen hat.

Richtig ist, dass Methadon für Arzneimittelhersteller …

… kein wirtschaftliches interessantes Produkt ist“,

erklärt Mimikama/ZDDK in einem aktuellen Faktencheck. Und dass für pharmaunabhängige Studien „nur wenige Mittel zur Verfügung stehen“.

zd

Das sei indes bei weitem nicht das einzige Hindernis:

Die Schwelle für solche Studien ist aus gutem Grund sehr hoch, da sie immer ein ethisches Dilemma darstellen: Hier wird bei Schwerkranken mit potenziell gefährlichen Drogen experimentiert – nicht selten zu Ungunsten anderer Therapieformen. Außerdem bekommt eine Kontrollgruppe der Patienten ein Placebo, wird also gar nicht behandelt.

Die Vorergebnisse müssen also eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Wirksamkeit nahelegen, um eine solches Experiment an Menschen zu rechtfertigen.“

attt

Eben dies ist aber derzeit nicht der Fall. Auch das industriekritische arznei-telegramm schreibt klipp und klar:

Unabhängige klinische Forschung wird in Deutschland unzureichend gefördert. Diese unbefriedigende Situation kann jedoch nicht den unkritischen Einsatz einer experimentellen Therapie rechtfertigen. Wir raten von der unzureichend begründeten Off-label-Anwendung von Methadon zur unterstützenden Tumortherapie ab.“

Dennoch geht die Forschung weiter – von einer gezielten „Unterdrückung“ kann keine Rede sein.

met

Das Ärzteblatt berichtet von „ersten klinischen Daten“ der Berliner Charité (eine retrospek­tive, nicht kontrollierte Studie mit 27 Patienten) und zitiert die Neuroonkologische Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsge­sellschaft:

Aus Sicht NOA entwickelt sich das Thema, vor allem durch die unkritische Popularisierung der Daten, zu einer Herausforderung für die leitliniengerechte Therapie der Patienten“, sagt der Sprecher der NOA, Wolfgang Wick, Direktor der Neurologischen Klinik in Heidelberg.

Aus diesem Grund hält er die Durchführung einer klinischen Studie trotz der dünnen Faktenbasis für gerechtfertigt. „Um endlich belastbare Daten zur Verfügung zu stellen, berät der Vorstand der NOA derzeit darüber, eine solche Studie unabhängig von Pharmaun­ternehmen durchzuführen.“

Zum Weiterlesen:

  • Verhindern Ärzte und Pharmaindustrie eine revolutionäre neue Krebstherapie? Mimikama/ZDDK am 18. Juni 2017
  • Diskussion um potenzielle Anti-Tumor-Wirkung von Methadon, Ärzteblatt am 24. Mai 2017
  • Methadon als Krebsmittel: Klinische Studien müssen Wirksamkeit belegen, gesundheitsindustrie-bw am 26. April 2016
  • Krebs: Gefährliche Online-Lügen, GWUP-Blog am 10. April 2017
  • Video: Vermeintliche Krebs- Wundermittel und das „Zentrum der Gesundheit“, GWUP-Blog am 13. Juni 2017
  • Zehn Gründe, warum es keine “Krebs-Verschwörung” gibt, GWUP-Blog am 8. Juli 2015
  • Alternative Krebsbehandlung: Carl-Sagan-Preis 2017 der GWUP für Undercover-Doku/-Artikel, GWUP-Blog am 14. März 2017

31 Kommentare

  1. Hält jemand diesen Dreck länger als 30 sekunden ohne Schmerzmittel aus?

    „Alles.Scheiße – Länger als wir lebt nur die Pharmaindustrie“:

    https://donotlink.it/PeKV

  2. @crazyfrog:

    Ich hab den Link mal kuvriert.

  3. Ich finde es schade, dass die ARD mit einem sehr plakativen Titel (Methadon als Krebsmittel) in plusminus dazu beiträgt, die Gerüchteküche anzuheizen. Dies ist ein klassischer Griff ins Klo, so dass sich nun irrationale Geister in ihrer Ablehnung der „Bösen Pharmamafia“ unterstützt fühlen.

  4. Bei „Stern TV“ läuft das Thema auch gerade – und Frau Friesen geriert sich als verkanntes Genie.

  5. Die Sau wird jetzt durch das ganze mediale Dorf getrieben: eben gerade im Schweizer Radio SRF3, in den Mittagsnachrichten.

    Dort kam auch ein Experte der Schweizer Krebsliga zu Wort, der völlig korrekt vor überzogenen Erwartungen gewarnt und die aktuelle Wissenslage sehr schön deutlich gemacht hat.

    Nach dem Interview wurde es vom Sprecher aber dann doch wieder so dargestellt, dass über Methadon bei Krebs nur nicht geforscht würde, weil es sich für die Pharmaindustrie nicht rentiert, und für „freie Forschung“ nicht genügend öffentliche Gelder zur Verfügung stünden – obwohl die Krebsliga da ja helfen könnte.

    Gestern bei „Stern TV“ ist mir ja auch noch etwas sehr sauer aufgestossen: die Aussage des Herren rechts im Bild (ich habe leider den Namen vergessen), der meinte, Methadon sei ja „nur ein Schmerzmittel, welches einem jeder Hausarzt problemlos verordnen könnte“.

    Dass Methadon unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, dass off-label-Verordnungen von BTM rechtlich äusserst heikel sind, und dass es bei Schmerzen kaum noch Indikationen für Methadon gibt (weil es inzwischen andere Mittel gibt, die besser wirksam sind und weniger Nebenwirkungen und ein geringeres Suchtpotential haben), liess er mal eben unter den Tisch fallen.

    Ich bin ja mal gespannt, wann bei mir der erste Patient deswegen nachfragt.

  6. „Außerdem bekommt eine Kontrollgruppe der Patienten ein Placebo, wird also gar nicht behandelt.“

    Das stimmt nicht, zumindest nicht bei lebensbedrohlichen Erkrankungen und in diesem Fall ganz speziell nicht, weil, soweit ich das verstanden habe, die _zusätzliche_ Gabe von Methadon die Wirkung von Chemotherapien verbessert (bzw. verbessern könnte.

    Abgesehen davon stimmt auch nicht (unbedingt), dass Methadon als altes, nicht mehr patentgeschütztes Mittel wirtschaftlich uninteressant ist.
    Die Herstellung im größeren Maßstab sollte ohne größere Entwicklung möglich sein, also fallen Kosten weg.
    Eine neue Indikation für ein bekanntes Arzneimittel kann patentiert werden, so geschehen bei ASS zur Schlaganfallprophylaxe… einige Jahre lang durfte dafür nur Aspirin genommen werden.

    Geringen Entwicklungskosten (aber immer noch horrenden Kosten für Studien) steht also ein potentiell großer Gewinn entgegen, wenn sich zeigen sollte, dass Methadon wirklich einen Effekt hat.

  7. @ C. Becker:

    „Eine neue Indikation für ein bekanntes Arzneimittel kann patentiert werden, so geschehen bei ASS zur Schlaganfallprophylaxe… einige Jahre lang durfte dafür nur Aspirin genommen werden.“

    Bitte nicht Sildenafil (vulgo „Viagra“) vergessen – das wurde ja ursprünglich auch als Mittel gegen Bluthochdruck entwickelt und später völlig anders vermarktet.

  8. In diesem Fall mag es stimmen, dass viel Wind um nichts gemacht wird.
    Wie aber ist es mit 2ME (Panzem), Rita, Nutlin?
    Da scheint absoluter Stillstand. Heilen? Und was dann? Woher soll das Geld kommen, wenn Krebspatienten nicht mehr auf lange Medikamentengaben angewiesen sind?
    Sicher kann man bei jeglicher Kritik immer sofort behaupten, der Kritiker wäre Verschwörungstheoretiker – das ist recht bequem.

    Man könnte allerdings auch mal darüber nachdenken, was für Firmen das Wichtigste ist und dann ggf. nicht mehr pauschal sämtliche Unternehmen, egal welcher Sparte in Schutz vor bösen Kritikern nehmen.

    Manche Kritik ist berechtigt! Und um es einfach mal direkt auszudrücken: Ich kritisiere es, wenn GWUP in allem und jedem Verschwörungstheoretiker, Spinner, etc. sieht (by the way: Homöopathie ist nutzlos, da stimme ich euch bei). Schön wäre es, wenn nicht geurteilt, sondern informiert würde und das möglichst OBJEKTIV (was bedeuten würde: nicht alles was Pharma macht, ist zum Patientenwohl!).

  9. @CH:

    Sicher kann man bei jeglicher Kritik immer sofort behaupten, der Kritiker wäre Verschwörungstheoretiker – das ist recht bequem.

    Wer tut denn das konkret wo?

    Ich kritisiere es, wenn GWUP in allem und jedem Verschwörungstheoretiker, Spinner, etc. sieht

    Wer tut denn das konkret wo?

    Schön wäre es, wenn nicht geurteilt, sondern informiert würde

    Sie befinden sich hier aber nicht in einem reinen Nachrichtenmedium, sondern in einem sogenannten „Blog“, der schon per definitionem einen starken Meinungscharakter hat.

    und das möglichst OBJEKTIV (was bedeuten würde: nicht alles was Pharma macht, ist zum Patientenwohl!)

    Wer behauptet das denn? Hier jedenfalls niemand. Nur: Die (uns allen bestens bekannten) Fragwürdigkeiten der Pharmaindustrie machen Unsinn nicht um einen Deut sinnvoller.

    Möchten Sie denn, dass wir jeden „Alternativ“-kritischen Beitrag mit einem Disclaimer versehen: „Die Pharmaindustrie macht aber auch …“?

    Dazu haben wir hier bereits alles gesagt:
    https://blog.gwup.net/2013/04/21/skeptiker-als-pharma-soldner/

  10. @ CH
    „Ich kritisiere es, wenn GWUP in allem und jedem Verschwörungstheoretiker, Spinner, etc. sieht!“

    Ich denke, Sie sind noch nicht sehr lange auf diesem Blog. Denn sonst wüssten Sie, dass Herr Harder JEDEM eine Chance gibt. Obwohl viele Dauerbesucher hier vom Blog schon oft nach dem ersten Kommentar eines scheinbar sonderbaren Kommentators ahnen, dass ein „Spinner oder Verschwörungstheoretiker“ dahintersteckt, versucht Herr Harder es fast jedes Mal aufs Neue „im Guten“. Sachlich, gelassen und auf höfliche Art.

    Leider wird dies aber nicht ebenso beantwortet, sondern so mancher Spinner fängt an, loszupoltern und zu beleidigen, sachliche Argumente kommen leider nicht. Wie gesagt, Bernd Harder erträgt so manchen Schwachsinn immer wieder aufs Neue, obwohl auch er sicher weiß, dass nichts außer Geschwafel kommen wird.

    Wenn Herr Harder dann mal – nach zahlreichen Kommentaren im Austausch – irgendwann etwas in die Richtung Spinner ausspricht, biegen sich die anderen Leser schon längst vor Lachen über gewisse Typen, denen man hier eigentlich von Anfang an jede Bühne hätte verbieten sollen.

    Aber genau das macht Bernd Harder eben nicht, denn er lässt sich gerne eines Besseren belehren und vom Gegenteil seiner Meinung ÜBERZEUGEN und gibt – wie erwähnt – jedem Kommentator (und mag er noch so durchgeknallt wirken) eine faire Chance.

    Er erwartet aber sachliche wissenschaftlich belegte überprüfbare Fakten mit Nennung der Quelle. Aber…..Spinner und Verschwörungstheoretiker liefern leider NICHTS.

    Ja, und dann reißt auch mal bei Herrn Harder der Geduldsfaden…

    Verständlich, oder?

  11. Vor einiger Zeit hörte ich das von meiner Mutter – ich dachte, sie hat da etwas falsch verstanden…dann habe ich mal schnell gegoogelt und tatsächlich: Methadon. Wenn man aber etwas sorgfältiger nachgelesen hat, dann hat man auch Laie schnell begriffen, daß es sich hierbei um kein „Wundermittel“ handelt.

  12. Auch in Österreich:

    Nein zu Methadon in der Krebstherapie

    http://vorarlberg.orf.at/m/news/stories/2849558/

  13. Deutsche Schmerzgesellschaft: Methadon ist kein Krebsheilmittel – keine falschen Hoffnungen wecken.

    https://idw-online.de/de/news678388

  14. Skepsis ist gut und wichtig.
    Nur, sollte man dann nicht allen „Wahrheiten“ gegenüber skeptisch bleiben?
    Ich bin auch immer skeptisch, wenn neue „Wundermittel“ entdeckt werden, aber dabei darf ich auch der Geschäftspolitik der Pharmaindustrie gegenüber skeptisch bleiben.
    Niemand kann sagen: „Ich bin der neuen Behandlungsmethode gegenüber kein bisschen skeptisch“. Das wäre Unsinn, denn dazu ist sie ja noch viel zu wenig erprobt. Nur sagt das ja auch keiner.
    Hier wird dem Umgang mit dieser neuen Forschungsrichtung, Skepsis entgegen gebracht. Das ist möglicherweise auch angebracht, werden doch ansonsten Milliarden in eine Krebsforschung gesteckt, die nur auf theoretischen Konzepten beruht. Hier kommt ein Ansatz aus der Praxis und dafür ist nicht genug Geld da. Das macht mich und andere skeptisch.
    Vielleicht ist so ein Block aber auch nur für die Skepsis in einer Richtung da. Da kenne ich mich nicht so aus.

  15. @Leo:

    << Hier kommt ein Ansatz aus der Praxis und dafür ist nicht genug Geld da. <<

    Das ist aber

    a) gar nicht der entscheidende Grund, um den es geht. Sie haben die Stellungnahmen der Fachgesellschaften zu Methadon gelesen? Das ist nicht die Pharmaindustrie, trotzdem wird dort die Methode derzeit sehr kritisch gesehen.

    b) Wofür genau ist nicht genug Geld da? Die Pharmaindustrie mag kein allzu großes Interesse an der Erforschung von Methadon haben – aber das ist ja nicht der einzige Player im Gesundheitswesen. Studien kann man auch auf andere Weise finanzieren, und genau das wird ja auch angestrebt. Zitat:

    "Die Südwest Presse schreibt, dass es nach einer Auseinandersetzung an der Universitätsklinik Ulm zu einem Ärzte-Treffen gekommen sei. Dabei kam es laut Bericht zu der Übereinkunft, dass Friesen seitens der Klinikleitung „aktiv“ bei der Durchführung von klinischen Studien unterstützt wird."

    "Vielleicht ist so ein Block aber auch nur für die Skepsis in einer Richtung da. Da kenne ich mich nicht so aus."

    Es steht Ihnen frei, sich darüber zu informieren, zum Beispiel:

    https://blog.gwup.net/2013/04/21/skeptiker-als-pharma-soldner/

  16. Hier noch ein aktueller Artikel, der das Dilemma ganz gut zusammenfasst – so simpel ist die Sache halt nicht, als dass mit „Böse Pharma“ alles erklärt wäre:

    https://www.nzz.ch/meinung/arzneimittelentwicklung-gute-medikamente-boese-pharma-ld.1306513

  17. @ Leo:

    „werden doch ansonsten Milliarden in eine Krebsforschung gesteckt, die nur auf theoretischen Konzepten beruht“

    Wie kommste denn auf den Dreh? Die zugrundeliegenden Konzepte sind bereits sehr gut in der Praxis verifiziert worden. Hast Du überhaupt eine Ahnung, wie medizinische Forschung im Allgemeinen und Krebsforschung im Speziellen funktionieren?

  18. Schon mal vorweg: am kommenden Sonntag widmet der Schweizer Radiosender SRF3 dem Thema Methadon als Krebsmedikament seine wöchentliche Sendung „Input“, zu hören von 20 bis 21 Uhr, danach als Podcast auf der Homepage des Senders abrufbar. Bin mal gespannt, wie die Thematik aufgearbeitet wird.

  19. Heute im ZDF:

    „Ergebnisse aus Laborversuchen, die nahelegen, dass Methadon auch in der Krebstherapie erfolgreich sein könnte, wecken Hoffnung bei Krebspatienten. Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet ein.“

    https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/methadon-in-der-krebstherapie-100.html

  20. Mich hat gerade vorhin auch schon wieder ein Patient darauf angesprochen – tut mir immer sehr leid, wenn ich da den Hoffnungen einen Dämpfer verpassen muss.

  21. http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/ratgeber/krebs-mit-methadon-heilen-52379698.bild.html
    http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/methadon/kommentar-methadon-in-der-krebstherapie-52381960.bild.html

    Ausgerechnet die Bildzeitung bringt einen differenzierten Artikel mit kritischem Kommentar dazu! Wenn der ganze Hype um Methadon also überhaupt etwas gutes hatte, dann das…

    @ noch’n Flo: „Der Herr rechts im Bild“ bei Stern TV ist Dr. med. Hans-Jörg Hilscher, betreuender Palliativmediziner des Mutter-Theresa-Hospizes in Iserlohn.

    Eine schriftliche Probe seiner Ansichten und Eigendarstellung findet sich in der Mamazone-Ausgabe von 06/15, freundlicherweise von den Rechtsmedizinern in Ulm auf ihrer Website gespeichert: http://www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/Institute/Rechtsmedizin/Rumpelkammer/MamazoneMAG-Juni2015.pdf.

    Schon damals bestach dieser Mann mit einer Euphorie gegenüber Methadon, die er zwar nicht mit Fakten stützen, aber doch auch in einem wissenschaftlichen Journal verbreiten konnte: https://link.springer.com/article/10.1007/s00940-016-0243-3. Die Quintessenz des leider nicht im open access verfügbaren Papers lautet sinngemäß: „Fakten haben wir zwar keine, aber warum wollen wir es nicht trotzdem damit versuchen.“

    Was nun Frau Friesen angeht, sendet sie (mit Rückendeckung ihres Chefs Prof. Dr. Miltner) fatale Signale aus.

    In folgendem Chat mit Hilscher zusammen (http://www.stern.de/tv/experten-antworten-und-rat-zu-methadon-in-der-krebs-therapie-7505434.html) behauptet sie positive Effekte der Methadonbehandlung beim Menschen, obwohl sie das selbst überhaupt nicht wissen kann, da sie bislang nur in vitro geforscht hat.

    Behauptungen, daß Methadon bei einigen dort aufgeführten Tumoren (Mammakarzinom, Plasmozytom, Sarkom [welches der vielen Sarkome genau?], Kolorektalkarzinom) auch nur in vitro helfen soll, sind komplett unseriös, da weder Friesen et al., noch sonst eine AG hierzu bislang publiziert haben!

    Gleichzeitig wird Friesen in „Volle Kanne“ zitiert, daß sie ja „nur Chemikerin“ sei und daher keine Erfahrung mit klinischen Studien habe (sinngemäß also: mit der Behandlung von Patienten) – wie geht das zusammen??

    Geradezu hilflos wirken in diesem Zusammenhang die Versuche der Leitung des Universitätsklinikums Ulm, sich dieser Quälgeister zu erwehren (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.streit-ueber-krebstherapie-in-ulm-stopp-fuer-ein-heilsversprechen-gegen-krebs.0253457a-d57f-492e-89fe-427f361c92f9.html), gefolgt von einer geharnischten Reaktion der abgewatschten Rechtsmediziner: http://www.uniklinik-ulm.de/index.php?id=1411.

    Ich persönlich bin nicht gegen eine prospektive Studie über die Wirkung von Methadon bei Glioblastompatienten, da diese armen Menschen in der Tat wenig Chancen haben, aber was dazu geführt hat, daß jetzt eine solche Studie aufgelegt werden soll, ist ein Skandal!

    Frau Friesen und ihr Kompagnon Hilscher haben jegliches Maß vermissen lassen, spielen mit willfährigen Medien herum und machen todkranken Patienten Hoffnungen, die sehr wahrscheinlich sich nicht erfüllen werden – es ist wie in der „Raus-aus-den-Schulden“-Parodie von Switch reloaded: „Claudia Friesen geht es nicht um Geld, sie will einfach nur ins Fernsehen.“ Aber das mit fatalen Folgen!

    Ich bitte um Entschuldigung, daß mein Kommentar so lang geworden ist, aber dieses empörende Gebahren mußte einmal zur Sprache kommen!

  22. The nightmare continues: Während aktuell im Deutschen Ärzteblatt ENDLICH ein vernünftiger Fachartikel erschienen ist, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/75734/Diskussion-um-potenzielle-Anti-Tumor-Wirkung-von-Methadon, verbreitet plusminus (http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/methadon-krebstherapie-reaktionen-100.html) weiterhin die Mär von den edlen Streitern Friesen und Hilscher und den bösen übermächtigen Fachgesellschaften, die mit der Pharmaindustrie verbandelt sind.

    Jetzt muß auch noch Prof. Radbruch von der Gesellschaft für Palliativmedizin dran glauben, weil die DPG einige Zuwendungen von Pharmasponsoren erhalten hat.

    Die angebliche Nichtpatentierbarkeit von Methadon für die mögliche neue Indikation Antitumortherapie wird ebenso behauptet und bleibt weiterhin falsch, und das fragwürdige Gebahren von Hilscher und Friesen wird nicht mit einer Silbe erwähnt. Zu bedauerlich, daß ich dafür Rundfunkbeitrag bezahle – so viel Murks hätte ich eher bei RTL2 erwartet!

  23. Das die Pharma-Industrie Krebsmittel unterdrückt ist blanker Schwachsinn.

    Meine Mutter sagte zwar, dass sie sich mit einer unterhalten hat aber das ist vermutlich genauso gültig, als würde ich Dr. Stefan Lanka fragen, ob ich mich impfen lassen soll oder nicht.

    So wirkungsvoll „unterdrückt“ die Pharma also Krebsmittel:

    „Eines haben Patienten mit diagnostiziertem Lungenkrebs überhaupt nicht: Zeit. Im Schnitt bleibt ihnen ein Jahr – klinische Studien zu neuen Medikamenten dauern fünf Jahre und länger. Das CIO Köln-Bonn geht deshalb in enger Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie neue Wege, damit neue Therapieoptionen in Deutschland schneller zur Verfügung stehen.
    […]
    „Beim Plattenepithelkarzinom, einer Form des Hautkrebs, hat die Gruppe um Prof. Roman Thomas in Köln ein Gen als Treiber charakterisiert. In einer engen Zusammenarbeit mit Novartis wird ein passender Kinaseinhibitor jetzt bereits in einer ,first in man‘ Studie auf die Wirksamkeit getestet“, sagt Prof. Wolf. Die Rolle der Industrie könnten Forschungseinrichtungen jedoch nie einnehmen. „Das teure ist nicht die Grundlagenforschung, sondern die Medikamentenentwicklung, zu der Toxizitätsanalysen, Reinheitsprüfungen und vieles mehr gehören. Das können universitäre Einrichtungen nicht leisten, das müssen Unternehmen machen.“

    https://www.pharma-fakten.de/fakten-hintergruende/forschung/kooperation-zwischen-kliniken-und-pharmaindustrie-krebstherapie-auf-ueberholspur/
    (zuletzt aufgerufen 18.08.17; 8:58 Uhr)

    Kampf gegen Krebs – Forschende Pharma-Unternehmen in Deutschland stark engagiert

    „Berlin (vfa). Immer mehr Krebspatienten können heute besser behandelt werden: Große Therapiefortschritte gab es in den letzten Jahren bei bestimmten Formen von Blut- und Lungenkrebs sowie bei Hautkrebs. Ziel der Neuentwicklungen ist stets, Lebensqualität, Heilungschance und Überlebensdauer der Patienten zu verbessern.
    […]

    Zu den deutschen Pionierleistungen gehören immunonkologische Wirkstoffe, die Krebszellen direkt mit Immunzellen verbinden, die sie daraufhin zerstören, sowie gentechnisch veränderte Zellen, mit denen nachhaltig verschiedene Krebsarten bekämpft werden sollen.

    https://www.vfa.de/de/presse/pressemitteilungen/pm-004-2016-kampf-gegen-krebs-forschende-pharma-unternehmen-in-deutschland-stark-engagiert.html
    (zuletzt aufgerufen 18.08.17; 9:04 Uhr)

    Sehr sehr effektiv, wie die Krebsmittel unterdrücken, muss ich schon sagen.
    Wahrscheinlich sind alle Alumni, die bei der Pharma arbeiten auch an dieser Super-Verschwörung beteiligt.

    Habe noch was für die sich gerne köstlich amüsieren wollen über dieses Thema ;-)

    Behauptung: Die Pharmaindustrie hat kein Interesse am perfekten Krebsheilmittel

    https://www.forum-3dcenter.org/vbulletin/archive/index.php/t-465606.html
    (zuletzt aufgerufen 18.08.17; 9:08 Uhr)

    Viel Spaß

    (Hoffentlich liest das Herr Harder auch.
    Der wird sich bestimmt auch darüber amüsieren)

  24. @Paul Löschke:

    Vielen Dank für Ihre Ausführungen.

    Hier noch ein paar weitere Argumente:

    https://blog.gwup.net/2015/07/08/zehn-grunde-warum-es-keine-krebs-verschworung-gibt/

  25. @ Bernd Harder: Danke für den Hinweis, daß der neue Beitrag erschienen ist; es freut mich sehr, daß Sie am Ball bleiben!

  26. Hier sind noch ein paar Neuigkeiten.
    Neue Krebsmedikamente bzw. Therapien:

    http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/therapie/volkskrankheit-krebs-trends-in-der-tumortherapie-2017-duerfen-krebspatienten-echte-neuerungen-erwarten_id_6573472.html

    „LYMPHOSEEK® (99mTc-tilmanocept) wird in Europa eingeführt – neues Radiopharmazeutikum bietet Diagnosestandard der „nächsten Generation“ für die Durchführung der Sentinel-Lymphknotenbiopsie“
    12.06.2017 – 08:02

    http://www.presseportal.de/pm/80824/3657366

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