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„Real Events“? Der Poltergeist von Enfield bei ARTE

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Bei ARTE lief heute Abend die dreiteilige Mini-Serie „Unsichtbare Besucher“ – einmal mehr eine angebliche „True Story“, diesmal über den berühmten Poltergeist-Fall von Enfield im Sommer 1977.

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Die Verfilmung wird allenthalben gelobt, zum Beispiel in der Frankfurter Rundschau:

Der Drehbuchautor Joshua St Johnston und der durch die Serie „Kommissarin Lund“ international bekannt gewordene dänische Regisseur Kristoffer Nyholm versuchen aufrichtig, den Empfindungen der Beteiligten nahezukommen.

Der Grusel entsteht aus der Empathie für die Betroffenen, vor allem für die aufgeweckte Janet, die im Film von dem geisterhaften Störenfried bedrängt und von ihm als Sprachrohr benutzt wird.“

Es sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass „Unsichtbare Besucher“ auf dem Buch „This House Is Haunted“ des „Ermittlers für paranormale Aktivitäten“ (ARTE) Guy Playfair basiert.

Der CSI-Senior Research Fellow Joe Nickell nennt den Schmöker „astonishingly naive“ und den Autor Guy Playfair „not a Fair-playing Guy“.

Nickells eigenen Recherchen zufolge entsprangen die vermeintlich paranormalen Vorgänge wohl eher einem Kinderstreich der beiden Töchter Janet und Peggy:

As a magician experienced in the dynamics of trickery, I have carefully ex­amined Playfair’s lengthy account of the disturbances at Enfield and have concluded that they are best explained as children’s pranks.“

Diesem Urteil schlossen sich auch die Parapsychologin Anita Gregory von der Society for Psychical Research (SPR) und der US-Zauberkünstler Milbourne Christopher an:

She [Gregory] suggested that the case had been overrated, describing several episodes of behavior on the part of Janet and Peggy that were revealing. Gregory concluded that the girls were nonpsychically responsible for many of the incidents that were attributed to “poltergeist” phenomena.“

Auch die FR kommt nicht umhin, den Dreiteiler „parteiisch“ im Sinne Playfairs zu nennen, aber:

Ob man nun paranormale Phänomene akzeptiert oder nicht – die Charaktere, ihr Verhalten, ihre Motive werden psychologisch fundiert und schlüssig beschrieben.“

Das Video ist noch sieben Tage lang in der ARTE-Mediathek verfügbar.

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Apropos Geisterfilme: Die Studentenplattform academicworldnet hat mit Dr. Mark Benecke über den aktuellen Kinostreifen „Ouija 2: Ursprung des Bösen“ gesprochen.

Zum Weiterlesen:

  • Enfield Poltergeist, Skeptical Inquirer Volume 36.4, July/August 2012
  • Enfield Haunting: Guy Playfair not a Fair-playing Guy, CFI am 7. Mai 2015
  • Das Spukhaus von Stans, oder: Wie einfach es ist, die menschlichen Sinne zu täuschen, skeptiker-blog.ch am 29. Dezember 2011
  • Der Spuk von Rosenheim, GWUP-Blog am 21. November 2013
  • “The Conjuring”: Zwei Geisterjäger im Reich der Fabel, GWUP-Blog am 18. Juli 2013
  • Spuk aus dem Spucknapf, GWUP-Blog am 4. März 2012
  • Hoaxilla #192 – „Der Spuk von Rosenheim“ vom 8. September 2015
  • Die Geister sind los, Academicworld am 13. Oktober 2016

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