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Klar, Impfen ist auch eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiko

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Lesenswerter Impf-Artikel bei der Huffington Post:

HU

Eine völlige Sicherheit, d. h. Schutz vor der Erkrankung und der komplette Schutz vor möglichen Nebenwirkungen der Impfung, lässt sich nicht erreichen. Deshalb muss für jede Impfung das Risiko des Impfens gegenüber dem Risiko, nicht geimpft zu sein, abgewogen werden.

Und das ist gar nicht so einfach. Denn das Risiko des Impfens steht Eltern ja akut vor Augen – die Krankheit dagegen ist immer nur ein mögliches Ereignis, das vielleicht nie eintreten wird (eben weil die Impfungen insgesamt populär sind).

Zudem gibt es für die Einschätzung von Risiken keine allgemein gültige „Währung“: schwere Impfkomplikationen sind extrem selten – aber was bedeutet das für mein Kind?

Die andere Seite der Waagschale (nämlich welche Komplikationen hätte mein Kind bei der „echten“ Infektionskrankheit zu erwarten?) bleibt ja im Einzelfall unbekannt.“

Zum Weiterlesen:

  • Gesundheit für Kinder: Impfen, Huffington Post am 21. Juni 2016
  • Mit einer guten Geschichte Impfgegner, Homöopathie-Fans und Klimaleugner überzeugen? GWUP-Blog am 19. Juni 2016
  • Impfgegner: Mit solchen Leuten will man nicht mehr diskutieren, GWUP-Blog am 8. Juni 2016
  • Kinderlähmung: Weltweiter Impfstoffwechsel, Psiram am 16. Juni 2016

4 Kommentare

  1. Das ist wieder ein klarer Fall von: Uns geht es zu gut!

    Früher sind Menschen reihenweise an Infektionskrankheiten gestorben, jede größere Wunde konnte tödlich enden (auch heute noch).
    Viele Entbindende sind an dem Kindbettfieber gestorben, die Kindersterblichkeit war hoch usw. usw.

    Jetzt sind wir so verrückt, daß wir wieder gefährlichen Infektionskrankheiten Raum geben wollen, weil wir vergessen haben, wie wichtig es ist, uns zu schützen?

    Vielleicht ist es auch ein „Erfolg“ der „Sanften Medizin“, daß man denkt, die „Natur“ sei „sanft“ und alles hätte seinen „Sinn“ – jede „Kinderkrankheit“ sei wichtig für die Entwicklung des Kindes.

    Mit diesen Ansichten, entfernen wir uns von der Realität, vielleicht auch deshalb, weil wir die Realität nicht mehr so zu spüren bekommen…von wegen „Mutter Natur“…

  2. Was den bei der HuffPost angesprochenen Abwägungsprozess angeht, so sehe ich das doch etwas anders.

    Bei einer emidemologischen Maßnahme wie dem Impfen -jedenfalls bei den klar empfohlenen Schutzimpfungen- tritt der Aspekt der individuellen Abwägung doch eindeutig in den Hintergrund. Die Impfempfehlung beruht auf gesicherten emidemologischen Daten, die das statistische Risiko enthalten.

    Der Sinn der Impfung ist ein zweifacher: Herdenimmunität zum „Aushungern“ der Krankheit und zum Schutz nicht Impfbarer auf der einen Seite und der individuelle Schutz auf der anderen Seite. Ich sehe es nicht als besonders rational an, wenn Eltern das individuelle Impfrisiko „vor Augen sehen“ – und die Gefährung sowie die Folgen eines Krankheitsfalles dagegen nicht (?). Das hätte der Autor mal den Polioeltern der 50er und 60er Jahre erzählen sollen.

    In der Tat ein Luxusproblem, wenn Eltern glauben, unter einer solchen Sichtweise eine individuelle Impfentscheidung treffen zu können.

    Ich behaupte mal, dass es individuelle Impfentscheidungen vor einem solchen scheinrationalen Hintergrund kaum gibt. Impfgegner haben durchweg eine schlichtere Denkweise: Kinderkrankheiten gibt es wahlweise gar nicht, nicht mehr, sind harmlos oder gar nützlich; Impfungen sind wahlweise Goldesel für die Pharmaindustrie, Maßnahme zur Ausrottung des Volkes oder widersprechen der natürlichen Lebensweise.

  3. @ Udo Endruscheit:

    Ihrer Behauptung im letzten Absatz muss ich wohl auch zustimmen. Die Phrase von der „individuellen“ Impfentscheidung ist de facto nichts anderes als eine Herdenimmunisierung gegen eine rationale Abwägung, also das genaue Gegenteil dessen, was es eigentlich zu sein beansprucht.

    Die Entscheidung, ob Eltern ihre Kinder impfen lassen oder nicht, dürfte außerdem im Regelfall längst gefallen sein, bevor sich die Frage konkret stellt, und vermutlich sogar, bevor überhaupt Kinder da sind. Sie fällt mit der Adaption eines Weltbildes.

  4. @klauszwingenberger:

    << Die Phrase von der “individuellen” Impfentscheidung ist de facto nichts anderes als eine Herdenimmunisierung gegen eine rationale Abwägung << Es ist sicher richtig, dass dieser Begriff von den Impfgegnern so gebraucht und verstanden wird, und das könnte man den Autoren durchaus ankreiden, dass ihnen das offenbar nicht bewusst ist. Was die Autoren damit aber selbst möglicherweise meinen, wird m.E. im letzten Satz noch einmal verdeutlicht: << Und deshalb geben wir detailliert Auskunft über jede einzelne Impfung. << Daran kann ich erst mal nichts Falsches finden. Ich würde z.B. vor einer FSME-Impfung schon mal über Endemiegebiete, Freizeit- und Urlaubsverhalten etc. reden wollen.

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