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Psychologie Heute: Warum Bullshit funktioniert

| 7 Kommentare

 Warum bullshit funktioniert“

erklärt Heiko Ernst im Blog der Zeitschrift Psychologie Heute.

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Ein Auszug:

Die Anfälligkeit für bullshit ist offenbar in uns angelegt. Manchmal wollen oder müssen wir einfach etwas glauben – und nicht hinterfragen. Manchmal ist uns eine Quelle, die wir schätzen, wichtiger als der Inhalt einer Botschaft.

Der Philosoph und Vorkämpfer der Aufklärung, Baruch Spinoza, meinte sogar, dass Menschen erst etwas glauben müssen, um es wirklich zu verstehen. Und die heutige Sozialpsychologie geht von einem response bias aus, das uns allen zu eigen ist: Wir erwarten nicht von vornherein, dass uns jemand belügen oder verscheißern will.

Es existiert also eine deutliche Asymmetrie zwischen Glaubenwollen und Skepsis.“

Zum Weiterlesen:

  • Das Zeitalter der “Selbstverblödung” und des Obskurantismus – Warum Bullshit funktioniert, Ratgeber-News-Blog am 23. März 2016
  • Verschwörungsmythen und ihre Echokammern im Internet, GWUP-Blog am 6. Januar 2016
  • Der pseudo-weise Bullshit esoterischer Sprücheklopfer ist nicht intelligent, GWUP-Blog am 14. Dezember 2015
  • Verdunkelungsgefahr, Psychologie-Heute-Blog am 15. März 2016

7 Kommentare

  1. Der Philosoph und Vorkämpfer der Aufklärung, Baruch Spinoza, meinte sogar, dass Menschen erst etwas glauben müssen, um es wirklich zu verstehen.

    Das würde auch der „Hierarchie von Unten nach Oben“ entsprechen…zeitlich früherer Hirnregionen haben eine größere Macht, als evolutionsgeschichtliche Spätere.
    Wir als rationale Menschen, vergessen gerne, welche Macht von unseren „archaischen“ Gehirnregionen ausgeht.
    Diesen Satz (Zitat) habe ich so noch nicht gehört, aber ich finde ihn äußerst interessant und richtig.
    Der Glauben hat eine große Macht…aber die Reflexion kann aus „Glauben“ „Wissen“ machen…das ist Arbeit für unser Großhirn, das einen Großteil unseres Menschseins ausmacht…

  2. Copy & Paste aus der Kommentarspalte bei Psychologie Heute:

    Der Glaube an Unsinn hat viele Kinder. „Bullshit“ ist bei Harry Frankfurt als Rede verstanden, der die Wahrheit egal ist. Das kennt man aus politischen Talk Shows, in denen manchmal jedes Argument recht ist, um für einen Moment Recht zu bekommen. Bei Impfgegnern ist das anders. Sie glauben, dass sie die Wahrheit kennen und die Anderen lügen. Hier hat man es eher mit einem Phänomen wie „Denialismus“ zu tun, einem strategischen Leugnen unliebsamer Evidenz (siehe dazu z.B. Diethelm/McKees Aufsatz „Denialism: what is it and how should scientists respond?“: http://eurpub.oxfordjournals.org/content/19/1/2).

    Dass wir uns im Alltagsleben mit Skepsis schwer tun und nicht als Popperianer handeln, ist im Grunde übrigens sinnvoll. Wenn wir immer alles hinterfragen würden, würde der Alltag nicht mehr funktionieren. Darauf vertrauen zu können, dass man nicht ständig hinters Licht geführt wird, ermöglichst erst unsere Gewohnheiten, d.h. wir brauchen im Alltag eine erwartungskonforme Umwelt. Der confirmation bias ist so gesehen eine bewährte Überlebenstechnik.

  3. „Dass wir uns im Alltagsleben mit Skepsis schwer tun und nicht als Popperianer handeln, ist im Grunde übrigens sinnvoll. Wenn wir immer alles hinterfragen würden, würde der Alltag nicht mehr funktionieren. Darauf vertrauen zu können, dass man nicht ständig hinters Licht geführt wird, ermöglichst erst unsere Gewohnheiten, d.h. wir brauchen im Alltag eine erwartungskonforme Umwelt. Der confirmation bias ist so gesehen eine bewährte Überlebenstechnik.“

    Schon richtig, aber ich denke es ist auch unstrittig dass man nicht alles unhinterfragt hinnehmen sollte. Wo also die Grenze ziehen? Oder vielleicht in jedem Fall neu auswürfeln?

  4. @Positron:
    „Schon richtig, aber ich denke es ist auch unstrittig dass man nicht alles unhinterfragt hinnehmen sollte. Wo also die Grenze ziehen? Oder vielleicht in jedem Fall neu auswürfeln?“

    Es ist genau das, was eigentliche Intelligenz ausmacht.Permanentes Hinterfragen von Allem führt zu völliger Handlungsunfähigkeit, alles sofort als richtig hinzunehmen meist zu frühem Tod.

    Die Frage, wo die richtige Balance liegt, ist eine der essentiellen, seit vielen hundert Jahren. Vorschlaghammer oder Pinzette, für alles braucht es das richtige Werkzeug. Ist beim Denken nicht anders. Man kann sich Fragestellungen durchaus so nähern, dass es tendenziell besser ist als Würfeln.

  5. @Groucho

    Mit „auswürfeln“ meinte ich eigentlich, dass man das von Fall zu Fall neu entscheiden muss. Ich wollte damit keines Falls ausdrücken, dass man diese Frage nach dem Zufallsprinzip entscheiden soll.

  6. @ Positron: Ich fürchte, Groucho hat recht, eine einfache Regel, wo die Grenze zu ziehen ist, gibt es nicht, man muss das Hirnlicht anlassen.

    In der Regel stellt sich das Problem ja auch nicht so abstrakt. Keiner steht früh auf und überlegt, was er heute mal wieder hinterfragen könnte.

    Aber wenn einen z.B. Freunde oder Bekannte darauf ansprechen, dass man sich in einer wichtigen Sache seltsam verhalten würde, sollte man das immer als Anlass nehmen, darüber nachzudenken, ob sie recht haben oder nicht.

  7. Der Glaube hat eine große Macht, so Ralf oben. Ich stimme dem zu. Der Glaube ist der Bereich des impliziten Lernens,will sagen der Gefühle. Das Baby lernt zuallererst seine Welt über und durch die Gefühle kennen.Das ist auch der Bereich der Sinneserfahrungen den auch andere Säugetiere haben.Die so abgespeicherte subjektive Gefühlswelt wird dann Grundlage unseres Denkens und unserer Sinnsuche im Leben. Gefühlsdefizite aus den Babyjahren wie mangelnde Liebe oder Abweisungen(siehe Bindungstheorie) führen dann später zu Kompensationen in Form der Suche nach Liebe und Anerkennung. (Mangelnde Anerkennung wird so u.a. mit Narzissmus und Machtgefühlen kompensiert) Der Glaube(Religion,Esoterik,Aberglaube),kann da auch die
    Befriedigung dieses Mankos bieten, da er Lebensängste kompensiert und die Welt somit „heiler“ macht. Die Kartenlegerin (Bullshit) bedient somit lediglich tiefsitzende menschliche Gefühlsdefizite.

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