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Verfluchte und „besessene“ Puppen im Kino und bei eBay

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Im Kino ist mal wieder Puppen-Horror angesagt:

„The Boy“ ist eine Porzellanfigur, die von ihren Besitzern wie ein echtes Kind umsorgt wird:

Brahms liebt Musik, muss gefüttert und mit einem Gutenachtkuss ins Bett gebracht werden. Andernfalls könnte der Porzellanknirps ein unangenehmes Verhalten an den Tag legen. Das zumindest geben die Heelshires der neuen Nanny mit auf den Weg, bevor sie zu einem längst überfälligen Urlaub aufbrechen. Zunächst tut Greta die Hinweise als dummes Geschwätz ab, doch dann mehren sich die Anzeichen, dass die Puppe tatsächlich ein Eigenleben führt.“

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Offenkundig ist das Para-Spektakel – ähnlich wie „Chucky“ – mal wieder von „Robert the doll“ inspiriert, der wohl bekanntesten „haunted doll“ weltweit, die sich im Key West Art and Historical Museums befindet und eine eigene Homepage plus Facebook-Seite hat:

Noch heute behaupten Angestellte des Museums, dass Robert gelegentlich zwinkere oder sich bewege. Der Aberglaube um den Fluch, der auf der Puppe lasten soll, gehe so weit, dass Besucher Robert um Erlaubnis bitten, bevor sie ihn fotografieren.“

Ähnliche Mythen ranken sich um „Annabelle“.

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Sie brachte es 2014 zu Kino-Ehren. Die Originalpuppe wird in einer verschlossenenen Glasvitrine des Warren Occult Museum in Monroe, Connecticut, aufbewahrt, welches die „Dämonologin“ Lorraine Warren betreibt.

Auch außerhalb der Filmpaläste sorgen „verfluchte“ Puppen immer wieder für Grusel-Feeling, wie etwa „Peggy“ im vergangenen Jahr:

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Aus skeptischer Sicht lassen sich all die Roberts, Annabells, Peggys und Co. als Urban Legends, Creepypasta oder PR-Gags identifizieren.

Dolls are especially „haunted“, possibly because of their ethereal, vacant-looking expressions or permanent smiles“,

schreibt Karen Stollznow vom CSI in ihrem Buch „Language Myths, Mysteries and Magic“.

In diese Richtung weist auch die Creepypasta „The Expressionless  – Die Ausdruckslose„, die von Hoaxilla in den „HoaX-Files“ aufgegriffen wird.

Die Puppenspielerin Nathalie Wendt erklärt:

Grusel kann entstehen, wenn wir wissen, dass etwas nicht lebendig ist, und wir trotzdem beim kurzen Hinschauen das Gefühl haben, wir sähen ein Lebewesen.“

Wohl deshalb sorgten mysteriöse „Grusel-Puppen“ 2015 in Düsseldorf für echte Verstörung:

Pupp

Aus demselben Grund zählen das „Tal der Puppen“ in Japan und die mexikanische „Puppeninsel“ Isla de las Munecas zu den „gruseligsten Orten der Welt“.

Die Angst vor Puppen kann als Automatonophobie sogar Krankheitswert annehmen (angeblich davon betroffen: Channing Tatum und Ashton Kutcher).

Was indes von den „Flüchen“ der dämonischen „haunted dolls“ zu halten ist, illustriert ein Facebook-Eintrag bei Robert the Doll:

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Mutmaßlich ist das der wahre Grund, warum Leute bei eBay für Tausende Euro „besessene“ Puppen kaufen:

Zum Weiterlesen:

  • Diese Leute kaufen bei eBay für Tausende Euro „besessene Puppen“, Vice am 12. März 2015
  • Robert the Haunted Doll: Creeping Out Floridians Since 1904, slate am 18. November 2013
  • Die wahre Geschichte hinter Annabelle, moviepilot am 9. Oktober 2014
  • “The Conjuring”: Zwei Geisterjäger im Reich der Fabel, GWUP-Blog am 18. Juli 2013
  • The Warrens: Sorting the truth from the Hollywood myth, Doubtful News am 4. Juli 2014
  • Gruselig: Wer sich ein Video dieser Puppe anschaut, soll später furchtbare Dinge erleben, Huffington Post am 22. April 2015
  • Warning: Just Looking At This Haunted Doll Reportedly Triggers Sickness… Or Not, redbookmag am 17. April 2015
  • Die gruseligsten Geschichten schreibt das Internet, Welt-Online am 30. Oktober 2015
  • Grusel-Tour in Mexiko: Insel der Zombie-Puppen, Spiegel-Online am 12. Februar 2013
  • Die Insel der gruseligen Puppen, Vice am 7. Mai 2011
  • Mysteriöse Porzellanpuppen verbreiteten Angst in US-Kleinstadt, hna am 29. Juli 2014
  • Das unheimliche Tal der Puppen, travelbook am 29. Mai 2015
  • Bilderfluch? Skeptiker auf Mythenjagd, GWUP-Blog am 3. März 2010
  • 13 dolls you wouldn’t want to sit next to on a plane, weekender am 11. Februar 2016
  • Puppengrusel, einestages am 13. Februar 2016

7 Kommentare

  1. … und dann war da noch die Novelle „The Doll“ von Algernon Blackwood aus dem Jahr 1946, die bei dem einen oder anderen Gruselregisseur als Inspirationsquelle mit eingeflossen sein mag…

    https://en.wikipedia.org/wiki/The_Doll_and_One_Other

  2. Die Film-Annabelle hat eigentlich nichts von der Original-Annabelle ;-)
    Bei den Dokus auf der „Conjuring“-Blu-Ray, waren auch Bilder von der Original-Annabelle, aber diese waren unkenntlich gemacht :-), man wollte die „Kino-Puppe“ nicht lächerlich machen.
    „Annabelle“ hab ich mir noch nicht angesehen, aber ich habe es vor, da „The Conjuring“ filmtechnisch gut gemacht ist – mal sehen, ob das bei dem Prequel auch der Fall ist…

  3. Sogar die Cosmo interessiert sich für das Thema:

    „What It’s Like to Meet Annabelle, the Real-Life Haunted Doll From The Conjuring“:

    http://www.cosmopolitan.com/entertainment/movies/a60076/conjuring-annabelle-doll-event-interview/

  4. „Our interview is with Dr. Cori Convertito, Curator of the Key West Art and Historical Society, which oversees the Fort East Martello Museum, home of Robert the Doll.“

    http://www.skeptic.com/podcasts/monstertalk/16/10/12/

  5. Der Film:

    Robert – Die Puppe des Teufels

    https://www.youtube.com/watch?v=bfMrrgPigEY

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