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Anti-Eso-Richtlinie in Österreich: Ein Schamanotherapeut reagiert überaus erzürnt

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Über die „schrecklichen Nachrichten“ aus Österreich, die ein gewisser Dr. August Thalhamer unlängst verbreitete, hatten wir im September schon berichtet.

Was war geschehen?

Bei Licht besehen etwas überaus Positives.

Das österreichische Bundesministeriums für Gesundheit erließ im Juni 2014 eine „Richtlinie für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zur Frage der Abgrenzung der Psychotherapie von esoterischen, spirituellen und religiösen Methoden”.

Darin heißt es unter anderem:

Bekehrung, Heilsversprechungen, missionarische Ansätze bzw. religiöse oder esoterische Praktiken stehen in krassem Widerspruch zum Selbstverständnis von Psychotherapie als wissenschaftlich fundierte Krankenbehandlungsmethode.”

Der besagte Herr Thalhamer, seines Zeichens katholischer Theologe und angeblich auch Psychotherapeut (mit Schwerpunkt „schamanisches Consulting“), erblickte in dieser sinnvollen Beschränkung des esoterischen Psychomarktes sogleich eine Art Hexenverfolgung („Immerhin werden wir nicht mehr verbrannt“) und verfasste nicht nur eine dümmlich-peinliche Suada im Internet, sondern auch eine „Streitschrift gegen die Reduktion des Menschen auf naturwissenschaftlich erfassbare Materie“.

KG

Im Science-Blog Kritisch gedacht nimmt heute eine „kritische Konsumentin“ ausführlich Stellung dazu – und fordert,

… dass Sie, Herr Thalhamer, unverzüglich aus der Liste der Psychotherapeuten und der klinischen Gesundheitspsychologen des Bundesministeriums für Gesundheit gestrichen werden.“

Dem „Proponenten der Schamanotherapie“ schreibt sie ins Stammbuch:

Unverkennbar zeigen Sie sich enttäuscht bis erzürnt darüber, dass hierzulande der Schamanismus und die Esoterik in der Psychotherapie durch die vom Ministerium ausgearbeiteten Richtlinien nicht Anerkennung finden.

Mit völligem Unverständnis nehmen Sie zur Kenntnis, dass zahlreiche Beschwerden Angehöriger psychisch Kranker über die Auswüchse der Esoterik in der Psychotherapie bei Beschwerdestellen eingegangen sind. Darüber sprechen Sie nicht nur geringschätzig von „Querulanten“.

Sondern auch mit Ihrer Homepage geben Sie selbst ein Beispiel von den wunderlichsten Auswüchsen der Esoterik in der Psychotherapie und Psychologie ab.“

Unsere „Energetikerin“ Andrea Walter hat dafür einen schönen Begriff geprägt:

spirituelle Kompetenzenüberschreiter und Selbstüberschätzer.“

Zum Weiterlesen:

  • Schamanische Psychotherapie: Ein offener Brief, Kritisch gedacht am 18. Januar 2016
  • „Schreckliche Nachrichten“ für Psycho-Esoteriker und die Plastikschamanen an der TU, GWUP-Blog am 2. September 2015
  • GWUP-Konferenz-Rückblick: Vorsicht Seelenpfuscher! GWUP-Blog am 18. Mai 2013
  • Die sechs Ebenen des Schwachsinns, Andrea-Walter-Blog am 29. November 2015

7 Kommentare

  1. Sein geistiges Rüstzeug und sein spirituelles Rückgrat bezieht Herr Thalhamer wohl aus der Theologie…

    Ich würde mich allerdings anheischig machen, zu belegen, dass seine Tätigkeit bzw. die dieser zugrunde liegenden „Erkenntnisse“ einer Reihe von Lehrsätzen der katholischen Kirche widersprechen. Da sei wirklich die polemische Frage erlaubt, wie es kommt, dass solche Leute nicht nur frei herumlaufen, sondern auch noch Publikationsorgane finden.

    Die Verabsolutierung solcher „Privatmeinungen“ ohne jede Evidenz (höflich ausgedrückt) führt bei der in Rede stehenden Person im Grunde in die Lächerlichkeit. Wenn es nicht so ernst wäre.

  2. Hm.. vielleicht ist er Anhänger der Querulantentheorie. Daraus wurde ja bekanntermaßen z.B. auch die Querulantenmedizin entwickelt. Der Querulantensprung ist dagegen nur Eingeweihten bekannt…

  3. Ein anderes Gebiet sind die sog „Schimpfgegner“ – „wir schimpfen nicht“. Jede Schimpfung ist nach deren Maßgaben gefährlicher als eine Nicht-Schimpfung..

  4. Ich finde, dieser eine Satz beschreibt vollständig die Geisteswelt des Herrn Thalhamer (bewusst kein „Dr“; einen akademischen Grad werde ich ihm erst bei positivem Nachweis desselben zugestehen):

    „Mangelnde spirituelle Erfahrung von Psychiatern und Psychotherapeuten kann zu Fehldiagnosen führen, wenn sie z.B. psychoseähnliche spirituelle Erfahrungen nicht von Erkrankungen unterscheiden können.“

    Dazu gibt es eigentlich nichts mehr zu sagen. Außer vielleicht, dass der Typ anscheinend noch nie von Fällen wie dem der Anneliese Michel gehört zu haben scheint. Die Einstellung ist beängstigend.

  5. Bald werd ich „schamanisch-depressiv“…

  6. @ Xarry_H:

    Schaman Sie sich!

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