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Verschwörungsmythen und ihre Echokammern im Internet

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Erneut haben italienische Forscher die Verbreitung von Gerüchten und Verschwörungsmythen via Facebook untersucht.

Studie

In ihrer aktuellen Studie kommen sie zu dem Ergebnis:

„Verschwörungstheorien simplifizieren die Ursachen, verringern die Komplexität der Realität und sind in einer Weise formuliert, die ein bestimmtes Maß an Unbestimmtheit zulässt“, so die Forscher.

Das kaschiert, dass die Quellen oft unbekannt sind und die Inhalte häufig Meinungen von einzelnen Außenseitern darstellen. Bei wissenschaftlichen Meldungen sind die Forscher, ihre Methoden und die Originalveröffentlichungen dagegen in der Regel leicht zu identifizieren.

Wie sich zeigte, gibt es jedoch in puncto Verbreitung im Netz durchaus einige Ähnlichkeiten: In beiden Fällen werden die Meldungen vor allem in Freundesnetzwerken Gleichgesinnter geteilt.

„Unsere Auswertungen enthüllen, dass zwei ausgeprägte und hochgradig getrennte Gemeinschaften im Netz existieren, eine rund um die Verschwörungstheorien und eine bezogen auf wissenschaftliche Themen“, so Del Vicario und ihre Kollegen.

Sie bezeichnen diese fast geschlossenen Kreise als „Echokammern“ – was hineinkommt, wird vielfach untereinander geteilt und verstärkt bereits vorab existierende Einstellungen. Wer bereits vorher eher der Wissenschaft zuneigt, teilt auch vorwiegend solche Meldungen. Wer ohnehin hinter vielem gleich eine Verschwörung wittert, der wird auch solche Inhalte bevorzugt teilen.

Das erklärt auch, warum es so schwer ist, hartnäckige Falschinformationen wie beispielsweise das längst mehrfach widerlegte Gerücht, dass Impfungen Autismus auslösen, aus dem kollektiven Gedächtnis zu entfernen.“

Zum Weiterlesen:

  • Online-Gerüchten auf der Spur, wissenschaft.de am 5. Januar 2016
  • Viagra in Chemtrails und anderer Nonsens: Verschwörungsfans sind leichtgläubiger, GWUP-Blog am 4. Juni 2015
  • Podcast: Why are conspiracy theories so attractive? The Guardian am 13. November 2015
  • Forschungsnetzwerk untersucht Verschwörunstheorien, GWUP-Blog am 5. Januar 2016

5 Kommentare

  1. @ Martina Rheken

    Passend dazu:

    „DIE POESIE DES PÖBELNS (Autor Oliver Kalkofe, Auszug)

    „Der Mensch liebt es, seine Meinung kundzutun. Das ist ja auch sein gutes Recht, schließlich hat er lange genug um das Recht kämpfen müssen, dies überhaupt zu dürfen. Verblüffend ist allerdings, dass die Lautstärke einer Meinungsäußerung und deren Inhalt sich gewöhnlich nicht kongruent sondern eher reziprok zueinander verhalten. Einfacher gesagt: je unreflektierter und gedankenloser die Aussage, desto vehementer und lautstarker wird sie meist in die Öffentlichkeit getragen.

    Verbindet man die jeweilige Inhaltsleere noch dazu mit passenden Emotionen wie Wut, Verbitterung oder einfach lang angestauter Frustration, so entsteht die poetischste Form der Aggressions-Artikulation: die so genannte ‚Pöbelei’.

    Rein subjektiv scheint es davon heutzutage wesentlich mehr zu geben als irgendwann früher mal – was wahrscheinlich vor allem mit der Erfindung des Internets und den dort vermehrt angebotenen Plattformen zur bequemen Pauschalpöbelei zu tun hat.

    Wollte man sich beispielsweise vor 30 Jahren beim Fernsehen beschweren, musste man mühsam eine Postkarte beschriften, sogar noch selbst bezahlen und zum Briefkasten tragen – wohlwissend dass wahrscheinlich nur ein gelangweilter Hilfsmitarbeiter sie kurz halbherzig überfliegt, bevor er sie in den nächsten Papierkorb segeln lässt.

    Wozu also all die Mühe? Heute kann man sich einfach spontan, ungewaschen und nach ein bis zwei Fläschchen Empörungsbeschleuniger an den PC hocken, unter albernem Pseudonym in eine beliebige Community oder Kommentarleiste einloggen und dort mit verwegener Orthographie plus verschwenderischer Fülle an Großbuchstaben und aufmerksamkeitssteigernden Ausrufezeichen seine konstruktive Kritik absondern, wie z.B. ‚ey SCHEIS, SENNDUNG ir opfah!!!11!!1!1 gehddoch varrecken oder stirbt dafür zall ich kein geböhrn mea11!111!!!!!!112’ oder ‚warum macht ihr eigenlich immer nur so welche Sendungen die wo ich nich mag und nich sowas wie früher wo Fensehn noch schön war? AMES DEUTSCHLAND’

    Nur wer extrem übermotiviert ist, keinen Computerzugang hat oder ganz dringend mal an die frische Luft muss, der begibt sich zudem noch mutig auf eine politisch motivierte Demonstration und skandiert dort im emotional aufgeheizten Empörungs-Chor ‚LÜ-GEN-PRES-SE’, das passt eigentlich immer irgendwie. Aber am schönsten ist es ja doch daheim.

    Doch selbst wenn man sich manchmal über die Troll-Exzesse und Hass-Gewölle der wunderlichen Verbal-Wilderer fassungslos ärgert – freuen wir uns über den theoretischen Frieden, der uns vielleicht durch diese Möglichkeit des anonymen Auslebens unmotivierter Angriffslust beschert wurde.

    Denn wer sich an der Tastatur auskotzen kann, bleibt drinnen und hält vielleicht draußen dafür seine Fresse. Und die meisten Menschen wären sicher auch nicht in den Krieg gezogen, wenn sie gewusst hätten dass man ihn auch schriftlich erledigen kann. Also Smiley – Herzchen – Smiley, Leute!“

  2. Eine „Echokammer“:
    https://www.matrixwissen.de/index.php?lang=de
    Zitat:

    In einer Welt komplexen Wissens sollten die einfachen Weisheiten nicht vergessen werden

    Das ist keine Satire-Seite! In einem Satz wird die ganze „Existenzberechtigung“ von VT’s beschrieben :-)
    Was dort geboten wird ist Pseudowissenschaft in Reinkultur…

  3. „albernem Pseudonym in eine beliebige Community oder Kommentarleiste einloggen und dort mit verwegener Orthographie plus verschwenderischer Fülle an Großbuchstaben und aufmerksamkeitssteigernden Ausrufezeichen“

    MEIN Pseudonüm is NICH albern und überhaupt finde ich sone Verallgemeinerung voll KACKE!!!
    Geh sterbän!!1!!

    Mal ernsthaft.
    Diesen Lobo-Artikel fand ich sehr treffend:

    http://www.spiegel.de/netzwelt/web/lobo-kolumne-hilferuf-an-die-mindestens-durchschnittlich-begabten-a-1072955.html

    Das deckt sich auch mit meiner Beobachtung. Sehr, sehr viele User der sozialen Medien hierzulande sind schlicht Idioten.
    Nicht dass man mich falsch versteht. Ich habe prinzipiell nichts gegen diese Menschen. Ich kenne einige davon und schätze sie oft als herzensgute Menschen und gute Freunde. Aber früher hätten sie Niemandes Gehör gefunden. Weil sie einfach nicht die hellsten Kerze auf der Torte sind.
    Heute, mit Facebook und Twitter et al. können sie ihre blöden Ideen und Meinungen der Öffentlichkeit kundtun und finden natürlich einen entsprechenden Zuspruch. Von ebenso minderbegabten Leuten oder welchen, die intelligent genug sind, diese Ansichten für sich auszunutzen.

  4. Im Moment scheint es Ärzte zu geben, die der Meinung sind, das Zika-Virus löse keine Missbildungen aus, sondern ein Pestizid, welches die Entwicklung von Larven im Wasser hemmen soll. Sie weisen darauf hin, in Kolumbien habe es keine Fälle von missgebildeten Kindern gegeben, obwohl das Virus auch dort Menschen infiziert. Allerdings wird diese These nicht akzeptiert. Aber sollte sie sich am Ende als echt herausstellen, dann zeigt es, wie voreillig die Medien sein können.

    http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/reisemedizin/missgebildete-babys-in-brasilien-zika-virus-unschuldig-aerzte-machen-insektizide-verantwortlich-fuer-mikrozephalie_id_5289426.html

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