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Esoterisches Wunderwasser: Interview mit Helge Bergmann

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Der Humanistische Pressedienst hat ein Interview mit Dr. Helge Bergmann zu seinem neuen Buch „Trübes Wasser“ veröffentlicht.

Ein Auszug:

Woher kommt dann das Bedürfnis, noch besseres Wasser zu haben? Was versprechen sich die Menschen davon?

Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum Einen ist die Werbung für esoterisches Wasser voller falscher Behauptungen über die Qualität unseres öffentlichen Trinkwassers: Es sei “energiearm”, ja sogar “es macht krank”, ohne jeden Nachweis dafür. Die Verunsicherung führt dann bei vielen Menschen zum Wunsch nach einer Verbesserung des ganz normalen und einwandfreien Trinkwassers.

Weiterhin werden durch falsche und unsinnige Behauptungen Unsicherheit und Angst erzeugt mit dem Ziel, ein “besseres” Wasser trinken zu wollen. Zum Beispiel soll krankes Blut linksdrehend sein (was immer das ist), also wird empfohlen, dagegen rechtsdrehendes Wasser zu trinken.

Ein weiterer Punkt betrifft Angebote wie etwa Edelsteinwasser, Vollmondwasser, Grander-Wasser in einem Wellnesshotel. Solch ein Wasser ist wirkungslos, aber es wird beispielsweise suggeriert, “es könnte ja vielleicht doch besser sein” oder “es tut mir einfach gut”.

Dieses Wunschdenken bedeutet, dass das Etikett wichtiger ist als der Inhalt. Esoterisches Wasser wird dann durch die Werbung zum Lifestyleprodukt. Ob es tatsächlich besser ist oder der Gesundheit dient, wird zur Nebensache.“

Wasser

Die Angebote bedienen sich zumindest teilweise eines wissenschaftlichen Vokabulars. Was unterscheidet denn eine physikalische von einer esoterischen Schwingung?

In vielen Fällen nehmen esoterische Behauptungen über das Wasser Bezug zur Physik. Sie verwenden dabei vertraute Begriffe wie “Schwingung”, “Frequenz” oder “Resonanz”. Dies geschieht jedoch stets ohne nachvollziehbare Erläuterung.

Doch welche Schwingungen sind gemeint? Wie kommen solch fragwürdige Schwingungen zustande, wer hat sie je in einem Labor beobachtet oder gar gemessen? Dafür gibt es keine plausiblen Antworten.

Bei solchen Angaben wird die physikalische Realität der Molekülschwingungen einfach benutzt, um sie mit esoterischen (nichtexistierenden) Schwingungen auf dieselbe Stufe zu stellen. Es handelt sich, wie so oft, um nichtssagende Worthülsen und falsche Behauptungen. Das Ganze soll wissenschaftlich klingen und Kaufinteressenten beeindrucken.“

Zum Weiterlesen:

  • Helge Bergmann: Trübes Wasser. Alibri, Aschaffenburg 2015
  • Neues Buch zu allen Fragen rund um esoterisches Wunderwasser, GWUP-Blog am 25. Oktober 2015
  • Interview: Esoterisches Wasser als Lifestyleprodukt, hpd-online am 5. Januar 2016
  • GWUP-Thema: Belebtes Wasser
  • Was ist dran am Granderwasser? Webseite von Dr. Erich Eder
  • Neuerscheinung, Helge Bergmann: Trübes Wasser, Alibri-Blog am 9. Dezember 2015

7 Kommentare

  1. Ist doch im Vergleich zum Lourdeswasser aus der Lourdes, wo angeblich die Jungfrau Maria einer vierzehnjährigen erschien. Ihr konnte das Wunderwasser nicht helfen, sie starb mit 35 an Knochentuberkulose.
    Die Esoteriker kopieren vieles, was die Großkirchen seit Jahrhunderten machen, denn sie profitieren von diesem Aberglaube.

  2. Im Gegensatz zu den Kirchen verlassen die modernen Wasserschwurbler jedoch die reine Glaubensebene und unterfüttern ihre Behauptungen mit pseudowissenschaftlichen Behauptungen. Das ist das eigentliche Problem. Das Wunderwasser von Lourdes ist mehr Glaubensfolklore.

  3. „Dieses Wunschdenken bedeutet, dass das Etikett wichtiger ist als der Inhalt. Esoterisches Wasser wird dann durch die Werbung zum Lifestyleprodukt. Ob es tatsächlich besser ist oder der Gesundheit dient, wird zur Nebensache.“ (Zitat Dr. Helge Bergmann)

    So fiel ich vor etwa 30 Jahren auf die vollmundigen Versprechungen der Hersteller von überteuerten Pflegeprodukten herein. Ich dachte im Stillen, eine Gesichtscreme die 100 DM kostet, MUSS besser sein als eine Creme zu 10 DM.

    Damals verstand ich noch nicht, dass die Gesetzgebung zulässt, Kunden mit „wissenschaftlichen“ Werbeversprechen (die in Wirklichkeit nur aus haltlosem Geschwätz und medizinisch klingenden Fanatasiebezeichnungen bestanden) zu blenden – oder treffender ausgedrückt – zu „belügen“.

  4. @TeslaDriver
    Wenn alles nur eine Glaubensfrage ist, dann ist die Wissenschaft zweitrangig, eine wissenschaftliche Bestätigung braucht die Kirche nicht, um ihre Wallfahrtsort am Laufen zu halten. Dafür existiert sie seit fast 2000 Jahren und wird noch lange existieren.

  5. @Randifan:
    Nein. nicht „ALLES“ ist eine Glaubensfrage und auch Ihr „NUR“ haben Sie selbst erdacht. Niemand hatte so etwas hier behauptet.

  6. Zitat TeslaDriver

    Im Gegensatz zu den Kirchen verlassen die modernen Wasserschwurbler jedoch die reine Glaubensebene und unterfüttern ihre Behauptungen mit pseudowissenschaftlichen Behauptungen. Das ist das eigentliche Problem. Das Wunderwasser von Lourdes ist mehr Glaubensfolklore.

    Dieser Kommentar zeigt das eigentliche Problem auf, die ‚Naturwissenschaften‘ und ‚religiöser Glaube‘ werden nicht mehr klar voneinander getrennt, sondern man versucht es pseudowissenschaftlich zu erklären; das ist auch der Grund, warum Esoterik-Schwurbler sich nicht auf „Relgions- bzw Glaubensfreiheit“ berufen können, da sie das naturwissenschaftliche „Copyright“ verletzen.

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