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Homöopathie: ein geschlossenes unwissenschaftliches System

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Es geht was voran:

Auch das Online-Portal Medscape greift die Homöopathie-Kritik des Bremer Gesundheitswissenschaftlers Prof. Norbert Schmacke auf.

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In dem Beitrag heißt es unter anderem:

Ganz besonders kritikwürdig findet Schmacke die Versprechen mancher Homöopathen, sogar Krebs mit Homöopathika heilen zu können. „Wenn man das belegen könnte, wäre das eine Sensation, sagt er.

Aber er sei den Zeugnissen solcher angeblichen Heilungen nachgegangen und habe feststellen müssen: Die angeblichen Zeugen haben sich distanziert. Mit Homöopathika Krebs heilen zu wollen, ist absolut indiskutabel.“

Um so mehr kritisiert Schmacke, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Homöopathika trotzdem zulässt. Während normalerweise Arzneimittel drei Phasen von Arzneimittel-Studien durchlaufen müssen, bevor sie zugelassen werden können, gebe es für die Homöopathika auch im BfArM eine Parallelwelt: die Kommisson D.

„In der Kommission D sitzen ausschließlich Fachvertreter der Homöopathie und befinden unter sich darüber, welche Medikamente zugelassen werden sollen, kritisiert Schmacke. Der Gesetzgeber legitimiere so die Homöopathie für die Behandlung von Erkrankungen bereits dann, wenn ihre Vertreter dies für ausreichend begründet hielten (Binnenkonsens) und eine entsprechende Nachfrage unter Kranken (Akzeptanz) bestehe.

Auf seriöse Studien wird dagegen verzichtet, so Schmacke. Damit sind die ethischen Grundprinzipien der Medizin verletzt“, bemängelt er.“

Medscape lässt auch zwei Homöopathen zu Wort kommen, die neben den üblichen Phrasen („Es gibt gute Studien„, „Wir brauchen mehr Forschung„, „Man kann Homöopathie nicht doppelblind testen“ etc.) erstaunlich nahe an der Realität sind: dass nämlich …

… das Gesamtsetting der homöopatischen Konsultation aus Gespräch und Verschreibung hilfreich ist.“

wurst

Mit den Lügen des homöopathischen „Krebsheilers“ Jens Wurster von der Clinica St. Croce im Tessin befasst sich aktuell auch der Science-Blog Gesundheits-Check:

Herr Wurster ist nicht leicht- oder leichtsubstanzgläubig, sondern er erfindet die Bestätigungen seiner angeblichen Heilerfolge einfach.“

Zum Weiterlesen:

  • Bremer Gesundheitsforscher kritisiert unterschiedliche Messlatten des BfArM für Schulmedizin und Homöopathie, medscape am 3. November 2015
  • Gesundheitswissenschaftler kritisiert Homöopathie: kein Nutzen, ethisch unvereinbar, GWUP-Blog am 26. Oktober 2015
  • Jens Wurster, die Homöopathie und die unerträgliche Leichtigkeit der Lüge, Gesundheits-Check am 30. Oktober 2015
  • Wieder kein Master of Science für Homöopathie, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 2. November 2015
  • Nachtcafé-Talk und Reaktionen von Homöopathen, Homöopathie neu gedacht am 1. November 2015
  • Bekennen sich die Homöopathen endlich zur Placebomedizin? GWUP-Blog am 2. Juni 2013
  • Placebos: Die immerselben Denkfehler der Homöopathen, GWUP-Blog am 28. Januar 2013
  • Das Mittel der Wahl gegen Homöopathie und Co.: Zeit und Zuwendung für die Patienten, GWUP-Blog am 25. Oktober 2015
  • Homöopathie: Nicht Globuli sind entscheidend, sondern die ärztliche Zuwendung, GWUP-Blog am 18. Juli 2014
  • Ein homöopathischer Knockout-Test, GWUP-Blog am 18. Januar 2010
  • Homöopathie: Brauchen wir „mehr Forschung“? GWUP-Blog am 8. August 2010
  • Homöopathie bei Krebs – es ist alles noch viel schlimmer, GWUP-Blog am 23. Juni 2014
  • „Studien-Daten“ und die Realitätsverweigerung der Homöopathen vom DZVhÄ, GWUP-Blog am 18. Oktober 2015
  • Homöopathie: Parallelwelt ohne Naturgesetze, GWUP-Blog am 2. Februar 2011

6 Kommentare

  1. Viele Patienten sind bereit, viel Geld aus der Privatschatulle für die Homöopathie auszugeben, z.B. für die „Erstanamnese“. Die könnten sie genauso ausführlich aber auch bei jedem anderen Arzt bekommen – wenn sie nämlich genauso viel privat dafür bezahlen.

    Doch bei uns herrscht der selbstverständliche Anspruch, dass Schulmedizin“, egal, wie aufwändig sie ist, grundsätzlich kostenlos zu sein hat.

    Vielleicht kommen die Mediziner ja mal auf die Idee, eine „Ausführliche Erstanamnese“ oder „Empathisches Zuhören“ in die IGeL-Leistungen aufzunehmen.

  2. @nota.bene:

    << Vielleicht kommen die Mediziner ja mal auf die Idee, eine "Ausführliche Erstanamnese" oder "Empathisches Zuhören" in die IGeL-Leistungen aufzunehmen. << Das fände ich durchaus eine charmante Idee. Zumal jeder Arzt "IGeL"-Leistungen selbst kreieren und benennen kann und es dafür keine oberste Instanz gibt, die das entscheiden und genehmigen müsste. Er braucht im Grunde nur eine Abrechnungsziffer dafür. Traut sich vermutlich nur keiner, weil es dann heißen würde, dass er/sie Geld für Selbstverständlichkeiten "abzockt". Und die Kassen wären die ersten, die diesen Arzt oder diese Ärztin übel schelten würden, wo sie doch angeblich alles ausreichend bezahlen.

  3. @nota.bene
    Nun ja, die Crux ist, daß die „Empathie“ zur Kassenleistung gehören sollte…aber dem ist nicht so, außer bei psychiatrischen Ärzten, die den „Gesprächsteil“ anscheinend abrechnen können, da es ein Teil der Behandlung ist.
    Vielleicht sollte man dies auf alle Ärzte ausweiden, wobei hier die Frage der Kontrollmechanismen ist, die einen Missbrauch ausschließen – aber Ihr Vorschlag einer IGeL-Leistung hat da schon einen Charme, aber das Problem ist das, daß man sozialschwache Personen von einer „empathischen“ Behandlungen ausschließt.
    Der Zeitfaktor wird immer bedeutender, bei wachsenden Patentenzahlen, die sich durch eine hohe Lebenserwartung ergeben, die auch meist multiple Krankheiten aufweisen, deren Behandlung, eine eigene Komplexität entfalten – schon allein der Medikamenten-Cocktail, den alte Menschen zum Teil einnehmen müssen.
    Meine Mutter (80j) nimmt täglich unzählige Tabletten zu sich…und ich kann nur vermuten, daß es dort zu unzählige Nebenwirkungen kommen kann.

  4. Die Intensivberatung bei schwerwiegender Erkrankung würde „Druck aus dem Kessel nehmen“. Der Einwand, es käme zu Missbrauch dieser Abrechnungsposition, ist Unfug. Schließlich existiert diese Position auch für Privatpatienten:

    https://blog.gwup.net/2015/10/25/das-mittel-der-wahl-gegen-homoopathie-und-co-zeit-und-zuwendung-fur-die-patienten/comment-page-1/#comment-57428

    Die „sprechende Medizin“ braucht eine Aufwertung. Das ist enorm wichtig, damit nicht noch mehr Kollegen sich frustriert abwenden und ihr Heil in dubiosen Privatkliniken suchen, in denen sie das Lied der Klinik-Betreiber summen müssen.

  5. Mich hat auch schon immer gewundert, dass es tatäschlich nicht nur registrierte, sondern auch zugelassene Homöopathika gibt. Dass diese Zulassung anders läuft als für normale Medikamente, habe ich bisher nur angenommen.
    Ob es jemals gelingen wird, diese Zweigleisigkeit zu beenden? Irgendwie bin ich skeptisch.

    @Ralf
    Auch wenn das nicht ganz hierher gehört: Wenn Ihre Mutter so viele Medikamente nimmt, die u.U. von verschiedenen Ärzten verschrieben wurden, dann wäre es ratsam, mal in der Apotheke einen Interaktionscheck machen zu lassen und sich mit den verschreibenden Ärzten zu verständigen.

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