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Wie Homöopathen Kinder zu Pillen-Junkies erziehen

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Bemerkenswert, dass ein Zeitungsartikel zum Thema

Sollte man Kindern Globuli geben?“

der Homöopathie-Kritik umfangreich Raum gibt.

Im Kölner Stadtanzeiger/Kölnische Rundschau erklärt Dr. Natalie Grams, warum sie ihren Kindern keinen Zauberzucker mehr verabreicht:

Wichtig ist, dass man sich darüber bewusst ist, dass das Ritual hilft – nicht die Globuli.“

Und:

Es bestehe auch die Gefahr, dass die Kinder damit aufwachsen, dass es gegen jedes kleine Wehwehchen ein Mittelchen gebe.“

Letzterer ist ein besonders interessanter Punkt – sehen sich die Skeptiker doch immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden einseitig „Big Pharma“ unterstützen und einer „Rezeptblockmedizin“ plus Medikamentisierung das Wort reden.

Dass das Unsinn ist, hat auch schon Dr. Christian Weymayr in einem Interview zur „Homöopathie-Lüge“ klargestellt:

Ebenso wichtig wäre meiner Überzeugung nach, dass Ärzte ihren Praxisbesuchern auch mal sagen, dass sie gar nichts brauchen. Damit würde der Patient Vertrauen in den eigenen Körper gewinnen, und das könnte positiver und befriedigender sein, als einer Pille zu vertrauen, die von außen zugeführt wird.

Im Buch formulieren wir das so: „Am besten ist dran, wer weder das eine noch das andere in Anspruch nimmt. Dann spart er Zeit, Geld und Nerven.“

Die wahren Pillen-Junkies sind die Homöopathen, die bei jeder Kleinigkeit mit ihren Kügelchen daherkommen (sogar „Launenhaftigkeit“ kann angeblich „mit Hilfe der Homöopathie gelindert“ werden).

Darauf weisen mittlerweile auch andere Blogs und sogar der Apotheken Umschau-Ableger Baby und Familie hin:

Jedes Wehwehchen mit einer homöopathischen Arznei zu behandeln, sei unnötig. Einerseits erwecke man dadurch bei Kindern den Eindruck, jede Befindlichkeitsstörung und jedes Symptömchen mit einer Arznei kurieren zu müssen, andererseits werden falsche Abhängigkeiten bei Eltern und Patienten erzeugt.”

Zum Weiterlesen:

  • Umstritten: Sollte man Kindern Globuli geben? Kölner Stadtanzeiger am 14. September 2015
  • “Die Homöopathie-Lüge” – Ein Interview (Teil 2), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
  • 13 Fragen an die Homöopathen, Astrodicticum simplex am 31. Oktober 2008
  • Homöopathie bei Kindern und Tieren, GWUP-Blog am 5. März 2010
  • Homöopathische Märchen, GWUP-Blog am 21. September 2013

3 Kommentare

  1. Ja, da stimme ich voll zu.
    Meine Schwester (nicht gerade ein Kind und nicht mit Globuli aufgewachsen, aber irgendwann zur Homöopathie gekommen wie die Jungfrau zum Kind) schmeißt Arnica C200 ein, als ob es Zucker wäre (moment… :D). Ein bisschen das Bein am Tisch gestoßen → Globuli schlucken. Und das würde ja sofort SOOOOO blau werden, wenn sie das nicht täte. Und bei anderen Leiden wird halt eine andere Sorte Zauberzucker genommen.

    Mein Hausarzt ist übrigens einer von der seltenen Spezies, der einen auch mal bei schwerer Erkältung krank schreibt und nur Ruhe verordnet – bei Bedarf aber auch ein Antibiotikum verschreibt, wenn es nötig sein sollte. Finde ich sehr sympathisch.

  2. Aber, was ich nicht verstehe, warum hilf „Arnica C200″…nach dem „Simsalabim-Prinzip“, würde nur eine Substanz wirken, die die Symptome in „nichtpotenzierter“ Form verschlimmert/verursacht…und soweit ich weiß, hilf Arnika, als Naturheilmittel bei Prellungen – in „nicht-potenzierter“ Form…das verstößt somit gravierend gegen das ‚Simile-Prinzip‘.

  3. Ja.
    Ich glaube, da kann man sich auf den Abschnitt des Organon berufen, in dem Hahnemann sagt, dass die Allopathen ja doch auch manchmal ein echtes Heilmittel gefunden hätten.
    Habe mir gerade bei Arnika aber auch schon gedacht, warum homöopathisch, wenn es das auch mit Inhaltsstoffen als Salbe gibt.

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