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Zwillinge und Löwen bauen die meisten Unfälle? Nichts weiter als „statistischer Unsinn“

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Wozu eignet sich Astrologie, außer zum Flirten?

Klar – um in die Medien zu kommen.

Alle Jahre wieder bringt irgendeine Versicherung eine Unfallstatistik nach Sternzeichen heraus, die zuverlässig von ahnungslosen Journalisten bestaunt wird.

Diesmal ist es die Allianz Global Assistance Österreich, die herausgefunden haben will, dass …

… Kunden, die im Sternzeichen Zwillinge, Krebse und Löwen sind, 2014 am öftesten Assistance-Leistungen in Anspruch genommen haben. Die wenigste Hilfe benötigten im Sternzeichen des Schützen Geborene.“

Ist ja aufregend.

Und natürlich liegt das daran, dass Zwillinge „überdurchschnittlich unruhig und rastlos“ seien.

Wirklich?

Vielleicht gibt es aber auch nur besonders viele Österreicher mit diesem Sternzeichen.

Vergleichen wir mal die aktuelle AGA-Statistik mit der Verteilung der Sternzeichen auf die österreichische Gesamtbevölkerung, wie sie 2006 ermittelt wurde:

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Offenkundig hängt die Unfallhäufigkeit in der jeweiligen astrologischen Periode mit den unterschiedlichen Geburtenziffern in den verschiedenen Monaten zusammen.

Besonders deutlich sieht man das in den letzten beiden Jahresmonaten (November/Dezember), wo niedrigere Geburtenziffern deutlich mit den niedrigeren Unfallzahlen von Skorpionen und Schützen korrelieren.

An der Spitze solcher Erhebungen finden sich in Österreich regelmäßig die geburtenstarken Sternzeichen – diesmal sind es die Zwillinge, 2008 waren es Löwen und Fische, 2006 Fische und Wassermänner.

Schon 2009 haben die Wiener Pychologen und GWUP-Mitglieder Ivo Ponocny und Elisabeth Ponocny-Seliger auf diese „Astrologie-Lüge“ aufmerksam gemacht, als sie ihre „Akte Astrologie Österreich“ vorstellten und darin zahlreiche vermeintliche astrologische Zusammenhänge als „völlig bedeutungslos“ entlarvten.

„Unfälle und Tierkreiszeichen“ sind übrigens auch ein Thema in der Buchneuerscheinung „Statistischer Unsinn: Wenn Medien an der Prozenthürde scheitern“ von Andreas Quatember, Professor für Statistik an der Johannes-Kepler-Universität Linz.

Eine Rezension gibt’s bei Spektrum.de

Zum Weiterlesen:

  • Statistische Entlarvung der Astrologie-Lüge, derStandard am 7. Dezember 2009
  • Und wieder mal: Die “Akte Astrologie”, GWUP-Blog am 8. Januar 2011
  • Akte Astrologie – geschlossen, GWUP-Blog am 2. Dezember 2009
  • Korrelation bedeutet nicht Kausalität, GWUP-Blog am 12. Juni 2014
  • Astrologie-Vortrag mit Florian Freistetter bei SITP in Hamburg jetzt als Video, GWUP-Blog am 23. August 2015

3 Kommentare

  1. ich hab eh noch ein paar überteuerte Allianzversicherungen geerbt. Nehm das jetzt mal als Anlass zur Kündigung. Eine Versicherung, die offenbar zu doof ist für Statistik kann ich mir auch nicht leisten.

  2. In dem Hotel, in dem ich gerade nächtige, werden am Eingang alle Mitarbeiter auf einer Fotowand vorgestellt – inklusive Angabe des Sternzeichens. Sowas habe ich auch noch nicht gesehen…

  3. @jemseneier
    Die verstehen schon viel von Statistik, aber sie verstehen auch etwas von Marketing…

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