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Wieder ein Löwe tot: Artensterben für die Traditionelle Chinesische Medizin

| 19 Kommentare

Die ganze Welt ächtet den US-Zahnarzt Walter Palmer, der in Simbabwe den Löwen Cecil gejagt und getötet hat.

Weit weniger Aufmerksamkeit findet dagegen das massenhafte Löwensterben für die Traditionelle Chinesische Medizin.

Vergangene Woche haben Polizisten in der südostchinesischen Provinz Anhui ein Löwenweibchen erschossen, das offenbar aus einem Transportkäfig entflohen war:

How the protected animal came to be on the road in Anhui, eastern Chinese, was not clear, but the illegal raising of endangered species is not unusual in China […]

Aside from a small population in north-western India, lions are native only to Africa, but the illegal raising of endangered species can be lucrative in China as some of their body parts are deemed to have curative properties in traditional Chinese medicine.“

Bereits vor drei Jahren hatte die SAVE Wildlife Conservation Fund-Stiftung berichtet:

Der Verdacht bestand schon lange: Nachdem der Tiger als Lieferant für Produkte der traditionellen chinesischen Medizin fast ausgerottet ist, haben asiatische Händler die nächste Raubkatze im Visier: den Löwen.

Seine pulverisierten Knochen gelten als Allheilmittel, genau wie der daraus hergestellte „Löwenwein.“

Während Stars von Mia Farrow bis Arnold Schwarzenegger sich zu Cecil äußerten, ist unseres Wissens nach Schauspieler Hannes Jaenicke der einzige Prominente, der auch auf den „lukrativen Export der Knochen von Zuchtlöwen nach Asien für die Traditionelle Chinesische Medizin“ aufmerksam macht:

TCM ist also nicht bloß pseudomedizinischer Unsinn, sondern stellt auch „eine der größten Bedrohungen“ für den Artenschutz dar.

Zum Weiterlesen:

  • Chinese police shoot dead a lioness on Anhui highway, theguardian am 9. September 2015
  • Mythen der Traditionellen Chinesischen Medizin, GWUP-Blog am 20. Juni 2012
  • Video vom Debunking Slam: „Schwanger werden mit Fledermauskot?“ GWUP-Blog am 1. Mai 2015
  • Vortragsvideo: Traditionelle Chinesische Medizin, GWUP-Blog am 1. März 2014
  • Chinesen glauben, Stoßzähne fallen wie Milchzähne aus, Süddeutsche am 2. März 2012
  • Artensterben für die Medizin, GEO am 1. September 2011

19 Kommentare

  1. Ohne das irgendwie Schönreden zu wollen:
    Wo genau ist der Zusammenhang zwischen dem Töten von extra dafür gezüchteten Tieren in Regionen, in denen diese gar nicht natürlich vorkommen, und dem Artensterben?

  2. @crazyx:

    In der SAVE-Mitteilung heißt es:

    << Die getöteten Löwen stammen von Jagdfarmen, die Löwenzucht betreiben, um die Tiere dann beim so genannten “canned hunting” (übersetzt “Gatterjagd”) reichen Jagdtouristen zum Abschuss anzubieten. Daneben, so mail & guardian, mehren sich auch Hinweise, dass nicht nur gezüchtete, sondern auch wilde Löwen nach Asien exportiert werden. Ein wilder Löwe, dessen Skelett übrigens umgerechnet rund 10.000 Euro bringt, gilt in den Augen mancher, auf die chinesische Heilmedizin vertrauender, Asiaten als “potenter” und somit wertvoller." Darüber hinaus würde ich anmerken, dass auch "gezüchtete" Löwen, die entweder gejagt oder zu "Medikamenten" verarbeitet werden, für die Arterhaltung nicht zur Verfügung stehen.

  3. …. und dann wären noch die ganzen Esofreaks/ Goodpeople, welche ihren jeweiligen geistigen Dünnschiss auf Tropenholzpapier schmieren, vom Messeflyer bis meterweise Heilbotschaften im Büchermarkt. Ist sicher ebenso scheinheilig.

  4. „Tradition“ ist das Zauberwort.
    Da gluckst der Wohlstandsbürger ganz verzückt.

  5. Unserer Kulturkreis akzeptiert den Tod hunderttausender Tiere jeden Tag, da sollten geschlachtete Löwen für die traditionelle chinesische Medizin unwichtig sein.

  6. @Randifan:

    Mir wäre neu, dass Kühe und Schweine geschützt und vom Aussterben bedroht sind?

  7. @Bernd Harder
    Ich halte vom aussterben bedrohte Tiere für nicht schützenswerter, als Kühe und Schweine, da ich keine nutzen sehen, diese vor dem Aussterben zu bewahren. Außer es werden rationale Gründe angeführt, warum Löwen nicht gejagt werden sollen. Diese traditionelle chinesische Medizin ist kein rationaler Grund.

  8. @Randi:

    Ein rationaler Grund könnte z.B. sein, dass TCM wirkungsloser Unsinn ist – warum sollte dafür auch nur irgendein Tier sterben?

    << da ich keine nutzen sehen, diese vor dem Aussterben zu bewahren. << Also Sie bewerten den Tod von Löwen rein nach Nutzenerwägungen, sehen es aber zugleich als "problematisch" an, dass in unserem Kulturkreis "Nutz"-Tiere für verschiedene Zwecke "genutzt" und dafür auch getötet werden? Muss man nicht verstehen, oder?

  9. Psiram hat auch was zum Thema, mit sehr deutlichen Attacken gegen PETA, veröffentlicht und zack ist der Server lahmgelegt. Fällt mir schwer da an Zufall zu glauben.

  10. @Bernd Harder
    Für mich besteht keine Unterschied ob ein Wilderer aus reinen Vergnügnen einen Löwen tötet oder hunderttausende von Tieren in den Schlachthöfen. Deswegen kann ich die Entrüstung im Fall des Löwen Cecil nicht nachvollziehen.

  11. @Randi:

    In Schlachthöfen werden Tiere „zum Vergnügen“ getötet?

    << Für mich << Das erübrigt vermutlich eine weitere Diskussion?

  12. @Seb:

    Jetzt geht’s wieder.

    Es ist allerdings nicht ganz dasselbe Thema, sondern es geht um die PETA-Kampagne gegen den Cecil-Jäger.

    https://blog.psiram.com/2015/09/peta-und-die-liebe/

  13. Nach einem (recht gut recherchiert wirkenden) Stern-Artikel von August könnte ausgerechnet die gezielte Zucht für Großwildjagd und TCM letztlich sogar zur Arterhaltung BEITRAGEN, und in manchen Gebieten sollen die Bestände in den letzten Jahren sogar wieder angestiegen sein.
    Die Argumentation erscheint mir erstmal schlüssig: Auch wenn ich für keine der beiden Gruppen nennenswerte Sympathien aufweise, würde ich denen doch zutrauen, viel Geld zu investieren, um auch in Jahrzehnten noch Großwild in gewisser Anzahl vorzufinden…

  14. @ Randifan

    Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?

  15. @crazyx:

    Den Stern-Artikel habe ich auch gelesen und die Argumentation hinsichtlich der Großwildjagd mag in gewisser Weise schlüssig erscheinen.

    Aus verschiedenen Gründen (was z.B. allein die Menge angeht) würde ich das nicht eins zu eins auf den TCM-„Bedarf“ übertragen.

    Des Weiteren mag ein Großwildjäger 50 000 Dollar für einen Löwen zahlen, aber sicher kein TCM-„Apotheker“ in China.

  16. Nun ja, es mag zynisch klingen, aber ich finde, daß ein Löwe, der in freier Wildbahn lebt mehr wert ist, als ein „degeneriertes“ Nutztier, das von den Menschen auf Hochleistung gezüchtet ist…keine Kuh der Welt würde so viel Milch geben, wenn sie nicht dahin gezüchtet worden wäre.
    Ein Löwe ist ein Tier aus der Natur und der in der Natur leben sollte.
    Ich will hier keineswegs propagieren, daß Nutzvieh wertlos sei und man mit ihm machen kann was man will…ich wollte hier nur die Relation aufzeigen.

  17. Der „Wert“ dieser Tiere ist rein subjektiv.
    Es gibt Millionen Kühe auf der Welt, die sich problemlos nachzüchten lassen.
    Der Löwe aber ist (ortsabhängig) entweder stark gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht.

    Für mich macht es einen Unterschied, ob ich eine Stadttaube abknalle oder einen der letzten Dodos.

    Wenn man an der Erhaltung der aktuellen Fauna interessiert ist, wie ich, dann sind Löwen „mehr wert“. Wenn nicht, und auch das kann man begründen, dann eben nicht.

    De fakto sind, was uns Menschen anbelangt, Kühe wohl weitaus „nützlicher“, also mehr wert, als ein Löwe.

    Was habe ich denn persönlich von einem afrikanischen Wildtier?

  18. @ Ralf

    Nun ja, aber eigentlich sollte man nicht so denken. Der Löwe in freier Wildbahn hat einfach nur mehr Glück, dass er dort leben darf.

    Genauso wie wir mehr Glück haben als arme Menschen in der dritten Welt, die es sich wie das arme Nutzvieh leider nicht aussuchen konnten wie und wo sie leben müssen…

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