gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Kontrovers: Der Esoterik-Boom

| 17 Kommentare

Morgen Abend (Mittwoch, 9. September, 21 Uhr) bei Kontrovers im Bayerischen Fernsehen:

Der Esoterik-Boom“

Aus der Ankündigung:

Kontrovers-Reporter haben Menschen auf der Suche nach Sinn und Halt begleitet.

Zum Beispiel Inge. Die 68-jährige Münchnerin hat schon vieles ausprobiert, war unter anderem bei Hellsehern, Magiern und Alternativmedizinern.

Mit der Kamera haben unsere Reporter sie zu einem weiteren Termin begleitet und miterlebt, wie ihr auf Grundlage einer dubiosen Diagnose für mehrere Hundert Euro Kräutersaft verschrieben wird.

Den kann sich die Rentnerin eigentlich nicht leisten, trotzdem kauft sie ihn. Denn auch wenn die Probleme in ihrem Leben nicht kleiner werden, Inge setzt immer wieder neue Hoffnung auf die Wunderheiler und Magier, die sie seit Jahren konsultiert. Und ist damit nicht allein.

Anders als bei Medizinern gibt es keine behördliche Kontrolle oder Qualitätsstandards. Niemand kontrolliert, was in esoterischen Praxen, bei Heilern oder Schamanen eigentlich passiert.

Und so steigt die Gefahr, dass Scharlatane, Aufschneider und Böswillige in das Esoterik- und Heiler-Geschäft einsteigen. Denn klappt es mit der Heilung nicht, haben Schamanen und Heiler immer eine gute Ausrede: Das liegt dann ganz allein an einem selbst.

Auffällig ist, dass die Autoren esoterischer Bücher meist nicht die üblichen Qualifikationen haben, wie sie sonst Autoren gerne vorweisen: an einer Universität studiert oder sich beruflich mit dem Thema beschäftigt zu haben.

Hier scheint die persönliche Erfahrung des Autors viel wichtiger zu sein: Die Begegnung mit Engeln, Einhörnern oder Elfen reicht als Referenz. Ein subjektives Erlebnis wird so zu einer objektiven Wahrheit – der Leser muss nur daran glauben.

Eine unabhängige Prüfung, wie dies bei Sachbüchern meistens Standard ist, gibt es nicht.“

Zum Weiterlesen:

  • Esoterik ist die Rolex für die Aura und kostet entsprechend, GWUP-Blog am 1. September 2015
  • Buch: Wie Esoterik die Köpfe leert und die Kassen füllt, GWUP-Blog am 15. April 2013
  • Eso-Lifestyle: “Skrupellose und verachtenswerte Veranstaltung”, GWUP-Blog am 1. September 2013
  • Buchneuerscheinung: “Vier Frauen und ein Scharlatan”, GWUP-Blog am 12. Oktober 2014

17 Kommentare

  1. Ist kein neues Problem, so etwas dominiert die Menschen seit Jahrtausenden und wird so schnell leider nicht verschwinden.

  2. Ach, wer braucht schon Qualitätsstandards…die Heiler haben ihre Gabe direkt von der „Geistigen Welt“ oder von „Gott“.
    Ihr kleingläubigen Skeptiker ;-)

  3. @Ralf

    Und ich dachte immer, dass man sich so eine Gabe bei einer ungeimpften Kinderkrankheit holt ;)

  4. „Und so steigt die Gefahr, dass Scharlatane, Aufschneider und Böswillige in das Esoterik- und Heiler-Geschäft einsteigen. “

    Das impliziert ja schon, dass angenommen wird, dass es ehrliche Schamanen, Hellseher, Magier usw. gibt.

  5. Einer der besten Fernsehbeiträge zu diesem Thema.

  6. @ nihil jie: Damit wäre bewiesen, dass ungeimpfte Kinderkrankheiten von der „Geistigen Welt“ respektive „Gott“ kommen.

    @ Cliff Yablonski: Die gibt es sicher – welche nämlich, die wirklich echt und ehrlich von ihrem Mumpitz überzeugt sind. Das macht den Unsinn nicht weniger unsinnig und auch nicht weniger gefährlich, aber es sind nicht alles zynische Beutelschneider. Ich glaube, bei den gwup-Tests laufen immer wieder solche Leute auf.

  7. Gute Doku. Braco kannte ich noch gar nicht. Seine Vorstellung ist dermaßen einfältig und durchschaubar, dass man sich fragt, wie bloß jemand darauf hereinfallen kann.
    Ich denke der Knackpunkt ist der niedrige Eintrittspreis von 5 Euro. Da denkt sich so mancher, dass man es ja mal mit diesem Unsinn probieren könnte. Trotzdem bleibt es natürlich Abzocke.

  8. @ Jay:

    Und ich meine, Braco ist ein Tölpel, weil er nicht 50 Euro Eintritt verlangt.

    Was Braco treibt, schreit dem Publikum den Unsinn, der da drin steckt, geradezu ins Gesicht. Die Menschen gehen dorthin, nicht obwohl, sondern weil es so enorm durchgeknallt ist.

    Es gibt ein Publikum, das sich bevorzugt in extremen Positionen gefällt. Die mutigen Naturen gerben sich die Innereien mit MMS (Münchhausen-Kranke auch die ihrer Kinder), die nicht erwachsen gewordenen Blumenkinder lassen sich von Rüdiger Dahlke einseifen, andere lassen sich zu Hamers Neuer Medizin verführen, und, und, und.

    Wer bereit ist, so phantastischen Irrsinn mitzumachen und womöglich auch noch zu verfechten, muss nicht mit Discountheilung geködert werden. Man gönnt sich ja sonst nichts.

  9. Zitat Cliff Yablonski

    “Und so steigt die Gefahr, dass Scharlatane, Aufschneider und Böswillige in das Esoterik- und Heiler-Geschäft einsteigen. ”

    Das impliziert ja schon, dass angenommen wird, dass es ehrliche Schamanen, Hellseher, Magier usw. gibt.

    Na ja, ich würde es so deuten, daß die „Ehrlichen“, diejenigen sind, die selbst der Selbstverblendung anheim gefallen sind, und die „Unehrlichen“ die, die wissentlich die Menschen betrügen; wobei der erste Fall im Endeffekt der gleiche ist…der „Patient“ ist bei beiden der Dumme.

  10. Interessant (bzw. erschreckend) finde ich auch die unsägliche Dame, die einen für 1800€ in fünf Tagen zum „Schamanen“ ausbildet. Bei einer handvoll Teilnehmer wird die Kasse schon klingeln.
    Ich frage mich, wie man in der Eso-Szene an die Credibility gelangt, dass Leute bereit sind, einem dermaßen viel Geld zu bezahlen.
    Ist das willkürlich oder haben die Anbieter extrem viel richtig gemacht, was diese Szene angeht?
    Die besagte Dame hat ja einen anderen beruflichen Hintergrund und ist erst spät in die Esoterik-Szene abgerutscht.

  11. Zitat Jay

    Ich frage mich, wie man in der Eso-Szene an die Credibility gelangt, dass Leute bereit sind, einem dermaßen viel Geld zu bezahlen.

    Mit Heilsversprechen ist eine Menge zu verdienen…Der Glaube versetzt Berge und wenn es Berge aus Geld sind ;-)
    Traurig empfand ich das Beispiel in dem Beitrag, wie eine Mutter eines an ALS erkrankten Jungen, als letzte Hoffnung sich an „Prinz Valium“ wandte…dieser Frau ist kein Vorwurf zu machen, da sie in ihrer Not nach den letzten Strohhalm greift (die Ärzte haben den Jungen schon „austherapiert“), anzuprangern ist ein Scharlatan, der die Not ausnutzt…pfui Deifel…

  12. @Ralf, noch mehr Sinn macht es natürlich, die in der Zukunft liegenden und nicht nachprüfbaren Heilsversprechen per einkommensabhangigem Dauerabo feilzubieten. Man muss der Esotherik für so einen Fall natürlich einen anderen Namen geben um nicht in die Schmuddelecke gedrängt zu werden. Selbstverständlich braucht es auch genug Einfluss in Politik und Justiz um möglicherweise berechtigte Kritik nicht nur abzublocken, sondern auch noch gegen die Partypooper mit aller Härte vorzugehen.

  13. https://www.schwaebische.de/panorama/die-dramatische-heilung-des-dschungelkinds-2038589

    Ich halte die Geschichte für unglaubwürdig. Eine Frau, die noch die Kraft hat in den Dschungel zu reisen, wurde sicher nicht aus schulmedizinischer Sicht „aufgegeben“. Zudem war ja nicht einmal klar, woran die Frau litt.

    Mit dem Resultat der schamanischen „Behandlung“ zeigte sie sich hochzufrieden – obwohl das „Mittel“ sich zunächst sogar lebensbedrohlich auswirkte.

    Seltsam fand ich auch die Annahme, dass man eine Krankheit, die einen im Dschungel ereilt, auch am besten im Dschungel behandeln lässt.

  14. @Christine

    Es gibt einen Podcast mit Sabine Kuegler. Sie geht darin ausführlicher auf ihre Suche nach einem Heilmittel ein, als es das kurze Interview in der Schwäbischen hergibt.

    https://www.ardaudiothek.de/episode/talk-mit-thees/sabine-kuegler-wie-das-dschungelkind-in-den-urwald-zurueckkehren-musste-um-sein-leben-zu-retten/swr3/13088985/

  15. @RPGNo1

    Danke! Das werde ich mir nachher mal ansehen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.