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„Muss man wissen“ – das Lied: Nachklang auf Axel Stoll

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Vor zehn Monaten starb der „Geschichtenerzähler und Rechtsesoteriker“ Dr. Axel Stoll.

Als eine Art verspäteter Nachruf ist jetzt der Song „Muss man wissen“ von Marc Amsler erschienen, mit O-Tönen von Axel Stoll – insbesondere sein legendäres Motto „Muss man wissen“ wird als wiederkehrende Refrain-Zeile eingesetzt.

Ein Auszug:

Ich frage mich so oft und finde es nicht toll, warum gibt es so Gestalten wie Dr. Axel Stoll?

Ich find das nicht nur lächerlich, sondern auch beschissen, was der so erzählt:

„Muss man wissen“.

Mit der Freien Energie zum Mars und dann zurück, in nicht einmal fünf Stunden, der Mann ist doch verrückt. Mit diesem Song erteil ich euch den Segen, wie war das jetzt nochmal:

„Muss man wissen, ne, von wegen.“

Ihr schaut in den Himmel und was seht ihr da? Ihr nennt es Chemtrails, aber ich nehme nur Kondensstreifen wahr. Doch eines weiß ich ganz genau, ich mag die rechten Esos nicht, wir haben als Nachkommen unserer Eltern eine große Pflicht.

Und zum Abschluss rate ich euch eins, lasst euch nicht um den Finger wickeln, lasst es einfach sein. Und nur zum Klarstellen, ich möcht hier keinen dissen, ich mach nur meine Lieder hier:

„Das muss man natürlich wissen.“

Nun ja, „verrückt“ war Axel Stoll wohl nicht, wie der Psychologe und „Hoaxmaster“ Alexander Waschkau im Skeptiker-Interview (1/2104) erklärte:

Die Frage, ob Dr. Stoll krank ist, möchte ich eher umformulieren zu: „Leidet Dr. Stoll an einer psychischen Störung?“

Und in dieser Formulierung steckt auch schon fast die Antwort, denn von einer psychischen Störung kann eigentlich nur dann gesprochen werden, wenn subjektiver Leidensdruck mit der Störung einhergeht.

Das heißt, der Gestörte sollte selbst die Störung als etwas Negatives empfinden – und das ist auch genau richtig so.

Denn es geht ja darum, dass nicht Dritte einen Menschen als „krank“ diagnostizieren, sondern die Diagnose soll der erste Schritt auf dem Weg sein, eigenes Leid zu überwinden. Aus diesem Grund neigen wir dazu zu sagen: Dr. Stoll ist nicht krank.“

Waschkau hatte zusammen mit Sebastian Bartoschek im September 2013 ein langes Gespräch mit Stoll geführt und daraus das Buch

Muss man wissen! – Ein Interview mit Dr. Axel Stoll“

zusammengestellt.

Bis heute (zuletzt im Mai 2015) werden Verschwörungsmythen über die angebliche Ermordung Stolls gestrickt.

So gesehen, sollte auch noch ein kritische Lied über den Neuschwabenländler erlaubt sein.

Zum Weiterlesen:

  • Dr. Axel Stoll ist tot, Ruhrbarone am 30. Juli 2014
  • Dr. Axel Stoll hat den Strafplaneten verlassen, vice.com am 30. Juli 2014
  • Alexa Waschkau/Alexander Waschkau/Sebastian Bartoschek: “Muss man wissen”. JMB-Verlag, Hannover 2013
  • Buchpremiere: Axel Stoll – kranke braune Esoterik? GWUP-Blog am 3. Dezember 2013
  • Interview zu dem Interviewbuch mit Axel Stoll, GWUP-Blog am 10. Januar 2014
  • Der Mythos Neuschwabenland, GWUP-Blog am 19. Mai 2013
  • Geschichtenerzähler und Rechtsesoteriker, Skeptiker 1/2014
  • Wer oder was ist Axel Stoll? diesseits.de am 13. Februar 2014
  • Zu Besuch bei den Ufo-Esoterik-Nazis, Vice am 31. Juli 2012
  • Premiere im Juli: „Ein Interview mit Dr. Stoll – Der Film“, GWUP-Blog am 7. Juni 2015

7 Kommentare

  1. Nach der Definition von Alexander Waschkau wäre also jemand, der sich für den lieben Gott oder Napoleon hält, nicht krank, solange er sich wohl dabei fühlt?
    Ich weiß ja nicht.

  2. @Horst: hast Du das Buch gelesen? Scheint nicht so.

    Und ja, für die Mehrheit der psychischen Störungen und deren Diagnose ist subjektiver Leidensdruck notwendig. Das hat sich nicht Alexander, oder ich, sich so ausgedacht.

    Sondern die WHO im ICD so festgelegt.

  3. War er dann wenigstens verrückt? Er hat doch bestimmt darunter gelitten, dass viele ihm nicht glaubten. (Kenne das Buch leider auch nicht.)

  4. Ich dachte der Leidensdruck und/oder Eigen- und/oder Fremdgefährdung seien Grund für die Behandlung , nicht für die Diagnostizierung …

  5. Horst muss ja nicht das Buch gelesen haben, um die Aussage suspekt zu finden. Sie steht ja auch für sich.

    Abgesehen davon, dass Störungen mit einem ich-syntonen Krankheitserleben keinen subjektiven Leidensdruck auslösen, stimmt die Aussage auch bezüglich der Befunderhebungspraxis in Psychiatrien einfach nicht.

    Für eine solche Erkenntnis muss man nun nicht die Antipsychatriekritik gefressen haben, die schon in den 70ern, auf dem Höhepunkt ihrer Popularität antiquiert war, sondern einfach mal eine Weile in einer gearbeitet haben.

  6. @Sebastian
    Nein, ich habe das Buch nicht gelesen. Stoll war ein Spinner, der einen Haufen dummes Zeug geredet hat. Die gibt es wie Sand am Meer. Warum sollte ich Geld für ein Buch über ihn ausgeben?

    Aber die Behauptung, dass nur psychisch krank ist, wer selber darunter leidet, halte ich für Unsinn.
    Die Welt ist voller Psychopathen, die sich selber für völlig normal halten und in keinster Weise irgendeinen Leidensdruck verspüren.

  7. @ S. Bartoscheck

    Nein, das hat sich weder die WHO ausgedacht, noch steht es so im ICD-10.

    Voraussetzung einer Diagnostizierung einer psychischen Erkrankung ist nicht der Leidensdruck des Patienten (was ist überhaupt „Leidensdruck“ und wie will man ihn messen?), sondern sind die die einzelnen festgelegten Symptome.

    Beispiel: Sie werden so gut wie keinen finden, der unter seiner narzistischen Persönlichkeitsstörung leidet. Und dennoch wird angenommen, dass zwischen 1 und 7 Prozent der Deutschen eine solche Störung aufweisen.

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