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Kinderärzte weisen Impfgegner freundlich an, sich eine andere Praxis zu suchen

| 18 Kommentare

Vor einem Jahr haben wir über einen amerikanischen Kinderarzt berichtet, der keine Kinder von Impfverweigerern als Patienten annimmt.

Der Beitrag wurde kontrovers diskutiert – nichtsdestotrotz macht das Beispiel Schule.

In der Facebook-Gemeinschaft Dinge, die Impfgegner sagen ist jetzt die fassungslose Reaktion einer Impfgegnerin dokumentiert worden, deren Tochter genau das bei ihrer Kinderärztin erlebt hat:

praxis

Auch der Kinderdok bekennt sich in einem aktuellen Posting dazu, die Gattin eines impfunwilligen Verschwörungsgläubigen ersucht zu haben, sich mit ihrem kleinen Sohn nach einer anderen Arztpraxis umzuschauen, während …

… der Vater weiter im Hintergrund seine Theorien ins Publikum lamentierte. Er redete noch weiter, als ich schon längst den Raum verlassen hatte. Ab einem bestimmten Punkt hatte alle Empathie ein Ende.“

Das können wir nur unterstreichen.

Wer sich von der glühenden Humanität und dem Charme der Impfgegner überzeugen mag, braucht nur mal die Reaktionen dieser Zeitgenossen auf ein Vox-Interview mit dem Impfaktivisten Bill Gates zu lesen.

Zum Beispiel:

Gegen Bill Gates war A.H. ein Chorknabe bezüglich Eugenik und größenwahnsinnigen Ideen.“

Oder:

Der alte Narr sollte sich ins Bett legen und ans Sterben denken!“

Übrigens: Der jüngste Masern-Ausbruch wird heute aus Barntrup (Kreis Lippe) gemeldet.

Zum Weiterlesen:

  • Nanu Nano, kinderdok am 29. Mai 2015
  • Kinderarzt zu Impfgegnern: “Get Out of My Office”, GWUP-Blog am 5. Februar 2014
  • Wider die Allesversprecher, GWUP-Blog am 18. Juni 2013
  • Impfen bei Lesch und in den Medien: “Wir merken nicht, dass Impfungen uns schützen“, GWUP-Blog am 11. Mai 2015
  • Skepkon-Video: 100 000 Euro für den Beweis der Existenz des Masernvirus – im Ernst?!? GWUP-Blog am 23. Mai 2015
  • Bill Gates warnt vor einer Bedrohung, die schlimmer ist als Kriege und Umweltkatastrophen, Huffington Post am 27. Mai 2015
  • Künstler pro Impfen: „The Art of Saving a Life“, GWUP-Blog am 17. Januar 2015

18 Kommentare

  1. Die Begründungen „Patienten im Wartesaal nicht gefährden“ und „Empathie am Ende“ sind aber höchst unterschiedlich. Versteh ich nicht, was das im selben Post soll.

  2. @Armin Kirchmaus:

    Wieso? In beiden Fällen geht es ums Nicht-Impfen der Kinder und den daraus resultierenden Praxisverweis.

  3. Wieso die Begründungen unterschiedlich sind ? Das eine ist eine sachliche Begründung, die sich wegen des gemeinsamen Aufenthaltes im Warteraum als mögliche Infektionsort auf Gefährdungen durch nichtgeimpfte Kinder bezieht. „Empathie am Ende“ meint einen uneinsichtigen, nervigen Menschen, dessen Kind ein Arzt aus diesem Grund nicht mehr behandeln möchte.

  4. Danke für das immer wieder berichten und Finger in die Wunde legen. Es muß mehr Vernunft einkehren. Und wenns die Leute nicht anders verstehen, dann eben so.

    Soviel Mut, wie der amerikanische Arzt, ein Schild am Eingang aufzuhängen, hatte ich aber noch nicht.

  5. 40° Fieber, aber kerngesund?

  6. Also ich find das geht gar nicht und widerspricht jeglicher ethischer Haltung. Als Arzt oder Ärztin sollte man immer im Sinne des Patienten handeln und mag der noch ein solch unethischer Patient sein. Es ist nicht Sache des Arztes oder der Ärztin die Haltungen eines Patienten zu beurteilen.

    Ich versteh den Frust darüber, dass es immer noch Leute gibt, die die minimmalen Impfrisken als schwerwiegenderes Risiko einstufen als die in Wahrheit sehr schwerwiegenden (und immer wieder tödlichen) Erkrankungen wie Masern, Polio etc.

    Aber auch Menschen die zum Beispiel eine schwerwiegende Straftat begangen haben, darf nicht die ärztliche Zuwendung verweigert werden.

    Das sollte nicht Sache der Medizin sein, denn die Bestrafung ist im Rahmen eines aufgeklärten Rechtsstaats Sache der Justiz.

    Der Schutz anderer Patienten und Patientinnen scheint mir hier doch sehr fadenscheinig und der hier angesprochenen Fall wirkt auf mich eher so, als ein Arzt mit überfüllter Praxis, wie das heutzutage üblich ist, ein paar Patienten los werden möchte.

    Das trägt auf jeden Fall nicht dazu bei, Menschen von der wissenschaftlich basierten Medizin zu überzeugen, sondern treibt dann ebendiese Menschen erst recht wieder zu den esoterischen Kurpfuschern.

    Aufklärung funktioniert nicht mit Gejohle und dreinschlagen auf Andersdenkende, das wär dann eher der negativ dialektische Rückschlag, der leider der Aufklärung immanent ist.

  7. Zum Glück scheint es nicht der einzige Fall zu sein.

    Eine Arbeitskollegin auf Mecklenburg erzählte mir von einem ähnlichen Fall, den sie selbst erlebte:

    Im ersten Gespräch mit der Kinderärztin der Wahl (das Kind war noch unterwegs) merkte die Pädiatrin an, dass sie auf jeden Fall impft. Die kluge Kollegin hatte keine Einwände. Da schob die Ärztin nach, dass sie bei Meinungsverschiedenheiten in Sachen Impfung die Eltern bittet, sich einen anderen Kinderarzt zu suchen.

    Auch das fand die Kollegin gut. Im Übrigen gibt es in den Kitas ihrer Stadt keinerlei „Kinderkrankheiten“-Probleme, sofern dagegen Impfungen existieren. Zwischen den Zeilen hörte ich da von einem gewissen sozialen Druck auf Verweigerer.

    Alles in allem: Daumen hoch für Meck-Pomm!

  8. @Armin Kirchmaus:

    << “Empathie am Ende” << "Empathie am Ende" bezieht sich auf den Vater. Das war aber nicht der Grund, weshalb der Mutter ein Praxiswechsel empfohlen wurde - sondern die nicht vorhandene Impfbereitschaft für den Sohn. Vielleicht habe ich das nicht explizit genug herausgearbeitet. Es ging jedenfalls nicht darum, einen "nervigen Menschen" loszuwerden - wäre es so, hätte ja nur der Vater Praxisverbot bekommen und nicht Vater, Mutter und Kind zusammen. Die Stellungnahme vom Kinderdok selbst oben haben Sie gelesen? << Es muß mehr Vernunft einkehren. Und wenns die Leute nicht anders verstehen, dann eben so. <<

  9. @Christian Groschke: Das Kind der Impfverweigerung wurde doch nach deren eigener Aussage untersucht. Es ist davon auszugehen, dass auch eine Behandlung stattfand, soweit diese nötig und sinnvoll war.

    Ich finde es gut, wenn Ärzte die Sicherheit der Mehrheit ihrer Patienten höher stellen als die Attitüden Einzelner.

  10. @ christian groschke:

    Es ist ein Ding, einem kranken Kind die akut nötige Behandlung zu verwehren. Notfallmedizin im weitesten Sinn ist ein ganz eigenes Feld, und kein Arzt würde einen echten Notfall abweisen. Das hat die Ärztin in dem Beispiel ja nicht getan.

    Es ist etwas ganz anderes, jemanden nicht als Stammpatienten haben zu wollen, der notwendige oder jedenfalls sinnvolle medizinische Maßnahmen verweigert und dadurch eine Gefahr für andere darstellt.

    Wenn solche ungeimpften Impfgegnerkinder in den Wartezimmern sitzen, können sie dort Säuglinge oder aus irgendwelchen Gründen nicht impfbare Kinder anstecken. Und wenn die hinterher bleibende Schäden davontragen, ist das tragisch und wäre einfach zu vermeiden gewesen.

    Ich finde es nachvollziehbar und völlig korrekt, wenn Kinderärzte das Risiko nicht eingehen wollen. Wer – wie diese uneinsichtigen Impfgegner – so leichtfertig mit anderer Leute Gesundheit spielt, hätte in meiner Praxis (wäre ich Arzt) nichts verloren.

    Sollen die sich weltanschaulich kompatible Kinderärzte suchen, da können sie dann im Wartezimmer Masernparty feiern. Aber nicht in demselben Wartezimmer wie meine Kinder oder meine (wäre ich Arzt) Patienten.

    Falls es solche Kinderärzte nicht in ausreichendem Maß geben sollte, müsste man vielleicht die eigene Haltung zur Impfung überdenken. Und der Praxisverweis hatte sicher nicht vorrangig das Ziel, die Impfgegner aus ihrem Weltbild zu reißen, sondern die anderen Patienten zu schützen.

    Es handelte sich dabei nicht um Aufklärung, sondern um Eigenschutz.

  11. Wenn es nicht so traurig wäre, fände ich ja diese zweigeteilte Möchtegerndenke amüsant.

    Einerseits hält man Ärzte ja für bestenfalls für dämlich weil sie an Impfungen glauben, aber dann rennt man doch hin.

  12. @ Kinderdok

    Dann wird es aber Zeit, dass Sie den Mut finden und das Schild aufhängen. Hätte ich ein Kind und gäbe es einen Kinderarzt in der Nähe, der das machte, dann ginge ich zu ihm, weil ich wüsste, dass ich es hier mit einem ordentlich arbeitenden Wissenschaftler zu tun habe.

    Würden Sie noch einen kleinen Aufsteller dazu stellen, in dem die Interessierten und Empörten Flyer mit Begründung und Aufklärung fänden, dann fände sich bestimmt auch ein Lokaljournalist, der darüber einen Artikel schriebe.

    Los, lieber Kinderdok, helfen Sie dem Konjunktiv dabei, endlich nicht mehr nur eine Möglichkeit zu sein.

    ;o)

    @ trixi, #1

    Publikumsapplaus!

  13. Als eine Reaktion, die womöglich aus diversen Beweggründen entsteht, kann ich diese Aktion schon nachvollziehen. Das mag ja Resignation sein oder eine „Abwehrreaktion“.

    Ich kann nicht über das Nervenkostüm von Ärzten urteilen die oft mit unzähligen Patienten Kontakt haben. Wer weiß, wie schnell ich das Handtuch geschmissen hätte. Aber ethisch gesehen ist die Aktion nicht ganz unproblematisch.

    Außerdem können Kinder nichts dafür, wenn sie sehr originelle Eltern haben ;)

  14. @kinderdok
    „Und wenns die Leute nicht anders verstehen, dann eben so.“
    „So“ verstehen sie’s ja auch (oder erst recht) nicht. Und jeder weiß das. Vielleicht gehen die Eltern danach gar nicht mehr zu Medizinern.
    Dem Kind tut man keinen Gefallen damit.

    Die eigene Hilflosigkeit gegenüber der Irrationalität in Genervtheit abzuleiten ist keine gute Idee. Und seine Macht als Arzt zu misbrauchen, der Genervtheit praktischen Ausdruck zu verleihen, wäre eine noch viel schlechtere. (klar: einer dezenten Bitte muss man ja nicht nachkommen, aber das Wort Praxisverweis fiel auch schon)

    Anderes Beispiel: Ein HIV-Infizierter kann sich mit einiger Wahrscheinlichkeit auch selbstverschuldet in die Lage gebracht haben und nötigt medizinisch arbeitenden Menschen allerlei Sicherheitsmaßnahmen auf. Da würde man kaum sagen: ’solln die doch sonstwohin gehen‘.

    Noch mal anders: Das Eingangsbeispiel mit der Infektionsgefahr könnte man sicher abrunden mit dem Verweis, dass keine gesonderten Wartezimmer für Geimpfte und Nichtgeimpfte vorhanden sind.

    Dann würde ich aber auch gern getrennte Wartezimmer für jeden Infizierten. Ein Drittel meiner Infekte hab ich mir beim Arzt geholt und dabei in Summe vielleicht ein drittel Jahr aktives Leben eingebüßt. Und wer ist sich schon sicher, ob es sich bei der Erkältung nicht um eine Grippe handelt ?

    Sind so Fragen.

  15. @ nihil jie: Ich sehe da kein ethisches Problem, s. meinen vorigen Kommentar.

    @ Armin Kirchmaus: Der Vergleich mit dem HIV-Infizierten hinkt. Der mag sich fahrlässig in die Lage gebracht haben, kann an der jetzt aber auch nichts mehr ändern. Das ist eine ganz andere Situation als bei einem ungeimpften Patienten, der die Gefährdung anderer durch die entsprechenden Impfungen ganz einfach (und für ihn kostenlos) beseitigen könnte.

    Und woher wissen Sie, wo Sie Ihre Infekte herhaben? Wenn man viel in Wartezimmern sitzt und wenig mit Kindergarten- und Grundschulkindern zu tun hat, mag das Drittel hinkommen, aber weiß mans’s?

  16. wie können ungeimpfte Kinder für geimpfte Kinder ein Risiko darstellen!?! Eltern die ihre Kinder nicht impfen haben das Risiko einer ansteckung ihrer Kinder sowieso tagtäglich, worin besteht das Problem?? komischerweise wird man als erwachsener der weniger geimpft wird nicht der Praxis verwiesen…

  17. @elgringo: Als Beispiel: Kinder unter 11 Monaten sind nicht gegen Masern geimpft (nicht empfohlen) und können sich in der Praxis anstecken.

  18. @elgringo:

    << wie können ungeimpfte Kinder für geimpfte Kinder ein Risiko darstellen!?! << Nicht für "geimpfte" Kinder - aber für Kinder, die noch zu jung zum Impfen sind und z.B. im Wartezimmer einer Kinderarztpraxis einem hohen Risiko ausgesetzt sind, und für kranke Menschen, z.B. immunsupprimierte Patienten, die nicht geimpft werden können. << Eltern die ihre Kinder nicht impfen haben das Risiko einer ansteckung ihrer Kinder sowieso tagtäglich, worin besteht das Problem?? << Das "Problem" besteht darin, dass solche Eltern andere Kinder gefährden, die nichts für solche Spinnereien können.

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