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Homöopathie zum Aufmalen oder wie man eine Party aufmischt

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Hin und wieder bekommen wir Anfragen zur „Neuen Homöopathie“.

Das Ganze hat zwar so gut wie nichts mit Homöopathie zu tun, klingt aber gut, und potenziert den Schwachfug noch ein wenig.

In seiner Rubrik Wissenschaft & Blödsinn schreibt GWUP-Vorstand Dr. Florian Aigner heute über das Rumgekleckse der „Neuen Homöopathen“:

Wenn jemand mit seltsamen Streifen am Gesicht herumläuft, dann ist er eventuell ein Anhänger altertümlicher Riten. Vielleicht ist er auch einfach nicht besonders gut darin, sich nach dem Essen die Tomatensoße abzuwischen.

Es kann allerdings auch sein, dass es sich um einen Anhänger der neuen Homöopathie handelt.

Der Wiener Techniker Erich Körbler hat nämlich vor Jahrzehnten mit Hilfe seiner Wünschelrute herausgefunden, dass man praktisch alle Krankheiten ganz einfach heilen kann. Man muss sich nur geometrische Symbole auf die Haut malen.

Diese Idee, die heute als „neue Homöopathie“ verkauft wird, ist so verquer, dass man sie schon fast wieder charmant finden muss.

Mit der gewöhnlichen Homöopathie hat sie eigentlich wenig gemeinsam – bloß den Glauben, mit Effekten zu heilen, die es wissenschaftlich betrachtet gar nicht gibt.“

Für eines müssen wir der „Neuen Homöopathie“ allerdings dankbar sein:

Sie hat die Moderatorin und Schriftstellerin Amelie Fried zu dem genialen Artikel

Frau Fried fragt sich …ob Homöopathie unseren Frieden gefährdet“

motiviert.

Sehr zu Recht verortet Frau Fried nämlich die „dogmatischen Inquisitoren“, als die üblicherweise wir Skeptiker beschimpft werden, auf der richtigen Seite – bei Homöopathie-Fans und Co.:

Wenn man früher eine Party aufmischen wollte, musste man sagen, dass man Terroristen versteckt oder seine Kinder schlägt.

Heute genügt es, die Wirksamkeit der weißen Zuckerkügelchen anzuzweifeln […]

Inquisition war früher, heute gibt es Homöopathie. Wer zweifelt, ist der Häresie überführt und wird mit wütender Verachtung nicht unter 200 Jahren bestraft.

Die Gläubigen halten sich selbst für Wissende. Und wollen – wie alle religiösen Fanatiker – die Ungläubigen bekehren.

Dass auch Angehörige der gebildeten Stände die Homöopathie (und andere zweifelhafte Heilslehren vom Handauflegen bis zur Irisdiagnostik) propagieren, legt den Verdacht nahe, dass wir das Zeitalter der Aufklärung verlassen haben.

Das magische Denken, das diesen Methoden zugrunde liegt, gilt aus medizinischer Sicht als psychopathologisch.

Oder wie sonst soll man eine Lehre nennen, deren Anhänger sich mit Filzstift Zeichen auf den Körper malen, um ihre energetischen Schwingungen zu harmonisieren?“

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathie können Sie sich sonst wo hinmalen, futurezone am 24. März 2015
  • Frau Fried fragt sich …ob Homöopathie unseren Frieden gefährdet, Cicero am 28. November 2012
  • Homöopathie ist gutes Marketing, wirkt aber trotzdem nicht, GWUP-Blog am 11. März 2105
  • Erkenntnistheorie auf Homöopathisch? Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 3. März 2015
  • Homöopathie ist Irrtum, GWUP-Blog am 22. Januar 2012
  • Professor Frass und die Nebenwirkungen der Homöopathie im Praxistest, Kritisch gedacht am 12. März 2015

3 Kommentare

  1. Danke für den tollen Artikel.

  2. Und wie nicht anders zu erwarten kommen gleich die Homöos aus ihren Löchern gekrochen und spielen HP-Bullshitbingo…

  3. Es ist schon etwas paradox:
    Wir haben (noch) eine der besten medizinischen Versorgungen der Welt und wir wünschen uns die Kriegsbemalung unserer Ahnen zurück…
    Das ganze trifft auch auf andere „Naturmedizinen“ zu…es gibt Völker, denen bleibt nichts anderes übrig, als zu einem Schamanen zu gehen, aber ich glaube diese wären froh, wenn sie die medizinische Versorgung bekämen, die (noch) jeder in diesem Land erhalten kann…

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