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Impf-Aufklärung: Persönliche Storys zählen mehr als Fakten

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Auch Spiegel-Online befasst sich heute mit der Frage nach einer erfolgversprechenden Impf-Aufklärung.

Im Wesentlichen folgt der Artikel unserem Blog-Posting „Was tun gegen Impfgegner? Jetzt sind Emotionen gefragt“, ergänzt um den Part:

Auch ein verbesserter organisatorischer Ablauf würde Eltern das Impfen erleichtern. Gesundheitszentren müssten verstärkt werden und berufstätigen Eltern der Gang in die Apotheke und anschließend zum Arzt durch den direkten Besuch von Gesundheitsbediensteten in den jeweiligen Kindergärten abgenommen werden.“

Die SPON-Autorin zitiert primär aus einer Studie von 2013, nach der …

… persönliche Berichte über Nebenwirkungen bei der Impfentscheidung mehr ins Gewicht fielen als simple statistische Fakten. Je höher die Zahl persönlicher Berichte zu einer Impfung war, desto eher wurde diese als riskant eingeschätzt […]

Experten halten es daher für sinnvoller, Aufklärung über Impfungen auf eine emotionale Ebene zu heben.“

So vielleicht:

Unsere Nachbarn machen es übrigens so:

Frankreich zwingt seine Kinder zur Impfung“

Zur „Science of Anti-Vaccination“ gibt es ferner dieses neue Video:

Zum Weiterlesen:

  • Angst vor Impfungen: Warum wir Erzählungen mehr glauben als Zahlen, Spiegel-Online am 20. März 2015
  • Was tun gegen Impfgegner? Jetzt sind Emotionen gefragt, GWUP-Blog am 18. Februar 2015
  • Impfgegner drehen durch: immun gegen jede Vernunft, GWUP-Blog am 1. März 2015
  • Jenny McCarthy, ein Shitstorm und die Frage nach der besten Impfaufklärung, GWUP-Blog am 17. März 2014
  • Mit Witz und Betroffenheit gegen aggressive Impfgegner, GWUP-Blog am 11. August 2013
  • “Buffy” kämpft jetzt für die Keuchhusten-Impfung, GWUP-Blog am 16. Juni 2013
  • Impfgegner-Psychologie, GWUP-Blog am 9. Dezember 2014
  • Stopping Vaccine Denial: Are We Doing It Wrong? CSI am 9. März 2015
  • The influence of vaccine-critical websites on perceiving vaccination risks. J Health Psychol. 2010 Apr;15(3):446-55.
  • Effect of narrative reports about vaccine adverse events and bias-awareness disclaimers on vaccine decisions: a simulation of an online patient social network, Med Decis Making. 2013 Jan;33(1):14-25.
  • Frankreich zwingt seine Kinder zur Impfung, FAZ am 20. März 2015

21 Kommentare

  1. Davon habe ich meinem Verwandten auch erzählt.

    Er hat schlicht abgestritten, daß Masern die Ursache sind. Von seiner Reaktion auf meine Spätfolgen von Windpocken habe ich schon berichtet. Viel dichter kann der Einschlag nicht kommen.

    Wirkung: Keine.

    Es ist sicher nützlich zu wissen, daß man wir Menschen auf persönliche Berichte stärker reagieren als auf wissenschaftliche Fakten. Bei so gewichtigen Fragen wie der, ob man in ein Perpetuum Mobile investieren sollte, kann man das sicher gut einsetzen.

    Bei Fragen wie der, ob man sich und seine Kinder impfen sollte, ist es neoliberales Pfeifen im Wald.

  2. Es gibt auch Länder bei denen man das schlicht anders handhabt.
    http://www.heise.de/tp/artikel/44/44452/1.html
    Frankreich: Verfassungsrat entscheidet gegen Impfgegner

  3. > Bei Fragen wie der, ob man sich und seine Kinder impfen sollte, ist es neoliberales Pfeifen im Wald.<

    Warum 'neoliberal'?

  4. mein vorschlag:

    wer seinen kindern nur eine der empfohlenen impfungen vorenthält, dem wird das kindergeld gestrichen, dann kann mit persönlichen erlebnissen geprahlt werden.

    denn ! wer seine kinder nicht impfen läßt , vernachlässigt sie, und das darf nicht noch belohnt werden von uns allen.
    mfg.

  5. @diabetiker,
    ich halte es für keine gute Idee die Kinder für die Dummheit ihrer Eltern zu bestrafen.
    Auch scheint mir grundsätzlich „Bestrafung“ als erzieherische Massnahme gegen Dummheit nicht zielführend.

  6. @ Der Baumann:

    „Auch scheint mir grundsätzlich “Bestrafung” als erzieherische Massnahme gegen Dummheit nicht zielführend.“

    Doch, wenn alle anderen Methoden versagen, ist das der absolut richtige Weg.

    Der Vorschlag von diabetiker ist goldrichtig!

  7. @bernd: Aus zwei Gründen, einem politischen und einem ideologischen.

    Neoliberalismus beruht zu wesentlichen Teilen auf der Annahme, daß ein Individuum nur sich selbst verantwortlich ist und nur nach seinem eigenen, egoistischen Interesse handeln müsse, um ein maximal „Gutes“ für sich und mittelbar die Gesellschaft als Ganzes zu erreichen.

    Die Definition „Gutes“ hängt hier von der gesellschaftlichen Sphäre ab, also Gesundheit, wirtschaftlicher Erfolg, soziale Beziehungen und so weiter.

    Das ist, genau wie sein Gegenteil (Faschismus, dh: Individualität verhindert maximal „Gutes“ für die Gesellschaft, nur die Aufgabe des Selbst in einer größeren Gruppe hilft) eine Ideologie.

    Politisch insofern, als daß die neoliberale Grundannahme auf die Beziehungen von Staaten zu ihren Bürgern und von Staaten untereinander auf der gleichen Prämisse beruhen.

    Die Idee, daß Menschen nur „überzeugt“ werden müssen, daß eine bestimmte Handlung in ihrem Interesse liegt, ist Folge dieser Einstellung.

    In den letzten Wochen hat sich – auch in vielen Artikeln hier – gezeigt, daß – und warum – Überzeugungsarbeit bei Impfgegnern wirkungslos ist.

    Im „alten“ Liberalismus galt der Gedanke, daß die Freiheit des Individuums ihre Grenzen an der Freiheit anderer findet. Daraus wurde abgeleitet, daß manche Dinge eben übergreifend durch die Gesamtheit der Beteiligten geregelt werden müssen, zur Not auch gegen den Willen des Individuums.

    Daher zB die Demokratie, das Gewaltmonopol des Staates oder die Krankenversicherung.

    Deswegen rede ich auch vom Pfeifen im Wald. Wir sehen, daß die Überzeugungsarbeit scheitert.

    Statt andere Wege zu gehen, laufen wir halt schneller auf dem alten Weg, nur damit wir die Prämisse nicht antasten müssen.

  8. @Mistel
    Sehr gut erläutert…

    Zitat Mistel

    Im “alten” Liberalismus galt der Gedanke, daß die Freiheit des Individuums ihre Grenzen an der Freiheit anderer findet. Daraus wurde abgeleitet, daß manche Dinge eben übergreifend durch die Gesamtheit der Beteiligten geregelt werden müssen, zur Not auch gegen den Willen des Individuums.

    …und das würde „Impflicht“ bedeuten, welche jetzt in Frankreich gilt…manchmal kann man von seinen Nachbarn auch etwas lernen ;-)

  9. Wie auch immer:
    ES EILT, und es muss in Deutschland schnellstens gehandelt werden.

    Ich ärgere mich über jeden einzelnen Tag, der an der Vorsorge vorbeischleift.

  10. @Ralf: Danke :-)

    Ich habe mich auch gefreut, als ich von dem Urteil in Frankreich gelesen habe. Geht doch!

    MMS konnte hier ja auch verboten werden. So weit ist der Weg zu einer Impfpflicht dann auch nicht mehr.

    Wie bekommst du eigentlich die hübschen Zitate hin? Und wie verhindere ich, dass der Editor nach jedem Punkt einen Absatz macht, statt die Absätze dort zu lassen, wo ich sie gerne hätte?

  11. @ Mistel: Zitate? blockquoteDein Zitat/blockquote. Das blockquote muss jeweils in spitze Klammern.

    Ansonsten kann man sich alles, was hier formatierungstechnisch passiert, im Quelltext anschauen. Dazu den interessanten Text markieren, etwa Ralfs Kommentar, rechtsklicken, aus dem Kontextmenü „Markierungsquelltext“ anklicken (oder ohne Markierung auf die Seite rechtsklicken und dann „Seitenquelltext“ anklicken). In dem sich öffnenden Fenster den interessanten Text suchen (Strg F) und schauen, welche Tags drumherum stehen. Nachmachen.

  12. @Mistel
    HTML-Code ;-)
    http://de.selfhtml.org/html/text/zitate_adressen.htm
    Das mit dem Punkt ist meinem (aktuellen) Kenntnisstand nicht zu verhindern – ich bin auch nicht so bewandert in HTML – eher in C/C++ und etwas Assembler (von früher her ;-))

  13. @ Ralf: Ein Wort, ein Smiley, ein Link, das ist elegant :)

  14. @gnaddrig
    Ja, so ist es, das ist auch mein liebster Kommunikationsstil ;-)
    Stich-/Schlagwort -> Emoticons (Zeichen das es ein Mensch geschrieben hat) -> weiterführende Informationen, in Form eines Links…
    …mehr braucht man nicht, wenn es um „logische“ Informationen geht…deshalb „liebe“ ich auch mathematische Gleichungen, da sie die ‚Information‘ in einer kompakten Form vermitteln… ;-)

  15. Nach meiner Erfahrung zählt die Anekdote nur dann mehr als wissenschaftliche Fakten, wenn die Anekdote die eigene Meinung stützt.

    Widerspricht die Anekdote der eigenen Meinung, wird sie ebenso ignoriert, wie die Fakten. Man kann Impfgegnern beliebig viele Anekdoten über schwere Krankheitsverläufe nahezubringen versuchen, es wird i. d. R. nichts bringen.

    Eine einzige Anekdote von Impfnebenwirkungen (seien sie noch so harmlos) ist jedoch für die Impfgegner der „Beweis“ für die Richtigkeit Impfungen abzulehnen.

    Im Übrigen, das gilt auch für andere Meinungen. Wir Menschen sind so gestrickt. Was unsere Meinung bestärkt, wird stärker wahrgenommen, als was ihr widerspricht.

    Ich denke, dass das mit unserem evolutionären Erbe der ‚intuitiven Intelligenz‘ zu tun hat.

    ‚Intuitive Intelligenz‘ ist meiner Definition nach eine Art „Mustererkennung“, (auch) das Wiedererkennen von Situationen oder Handlungsabläufen. Wenn wir (auf der intuitiven Ebene) glauben, ein für uns positives Muster erkannt zu haben, dann war es (über lange Zeit im Laufe der Evolution) sicher gut, wenn wir die Situation oder den Handlungsablauf wiederholen und uns nicht vom erstbesten Misserfolg wieder davon abbringen lassen.

    Der (vermeintliche) Vorteil könnte dennoch vorhanden sein. Jede (auch nur scheinbare) Bestätigung verstärkt unsere Meinung (Vermutung) weiter. Und es bedarf einiger Misserfolge oder eines signifikanten Nachteils, um die „Regelkette“ zu beseitigen.

    Mich erinnert daher das Verhalten der Impfgegner (und anderer hartleibiger Dogmatiker) an Skinners Tauben.

    Bitte versteht das nicht falsch als Überheblichkeit! Mir selbst geht es auch nicht anders. (Erst gerade beim „Stinkefinger-Fake/Fake-Fake…“ habe ich die Version vorschnell akzeptiert, die mir am angenehmsten war, weil sie meine Meinung stützte.)

    Wenn man jedoch wissenschaftliches Denken gelernt hat, kann man von der intuitiven auf die rationale Ebene wechseln und (manchmal schmerzhaft) sich von falschen Vorstellungen wieder lösen.

    Die sachlich nüchterne Betrachtung der Evidenzen in der Gänze kann uns den Denkfehler aufzeigen und tut das i. d. R. auch.

    Was aber in weiten Teilen der Bevölkerung fehlt, ist genau die Kernkompetenz ‚wissenschaftliches Denken‘. Um wissenschaftlich zu denken muss man selbst kein Wissenschaftler sein.

    Man muss nur die Methodik und ihre Vorteile verstanden haben! Leider haben (meiner Erfahrung nach) viel zu wenige „Multiplikatoren“ (Lehrer) selbst diese Kernkompetenz, oder sie ist nicht gut ausgeprägt. (Ich hoffte, meine Erfahrungen wären die Ausnahme, aber die Abwertung wissenschaftlichen Denkens stärkt meine Sicht – so meine Rezeption keinen Bias hat…)

    Wie sollten sie dann aber die Kompetenz an ihre Schüler vermitteln? Und auch denjenigen, die die Ausbildung der „Multiplikatoren“ regeln, also den (Schul)Politikern, selbst fehlt diese Kompetenz und damit auch die Einsicht in die Notwendigkeit der Vermittlung an die Lehrer und so auch an die Schüler.

    Die Politik ist leider im Gegenteil mit Voodoo-Anhängern (vulgo Homöopathie-Befürworter etc.) und Religioten durchseucht, die in wissenschaftlichem Denken eher eine Gefahr (für ihr krudes Weltbild) sehen.

  16. @alle: *rotwerd* Auf die Idee, HTML zu nutzen, bin ich gar nicht gekommen. Die meisten Foren filtern das heraus und mit einem Pseudo-Tag bin ich schon mal hier gescheitert. Danke für die Hilfe!

  17. Na sowas :-) Schon wieder gescheitert, trotz Leerzeichen zwischen den spitzen Klammern. Hinter „Pseudo-Tag“ sollte eigentlich spitze-Klammer-auf, Leerzeichen, ironie, Leerzeichen spitze-Klammer-zu stehen :-)

  18. @Mistel
    Ja, für einen „Informatiker“ ist das schon peinlich – vielleicht sind Sie ein „theoretischer Informatiker“, welcher eigentlich ein „Mathematiker“ ist…ich erfreue mich seit Jahrzehnten an der Praxis…aber früher war alles besser und schöner…man konnte patzen…egal…O(n) war kein Hinderungsgrund ;-)
    Dafür benutze ich C/C++ mit einer effektiven Zeigerdynamik und Speicherdynamik, die macht schwächen von Algorithmen wieder wett ;-)

  19. @Ralf: Eigentlich eine Mathematikerin, die der Hunger vorzeitig in die Niederungen der Softwareindustrie getrieben hat ;-) Statt also den Löwen mittels eleganter Matrixinversion in den Käfig zu bugsieren, vererbe ich den Käfig und gut ist. Allerdings bin ich alt genug, ihn zur Not auch noch mit Pointern so lange einzukreisen, dass er sich nicht mehr bewegen kann.

    Ich wurde wohl Opfer meines eigenen Confirmation Bias :-)

  20. @Mistel
    Lol…sehr gut geschrieben ;-)
    Da kann ich nicht mithalten…
    Willkommen, ich hoffe das da noch mehr kommt…
    aber mit der Mathematikerin lag ich nicht falsch, das ist mir als praktischer „Hacker“ gleich aufgefallen…wobei ich natürlich auch ein großer Freund der Mathematik bzw der Theoretischen Physik bin…

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