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Vortrag „Evolutionslehre in der Grundschule“ in München

| 14 Kommentare

Dittmar Graf, Professor für Biodidaktik an der Uni Gießen und Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat, ist Mit-Inititor des Projekts „Evokids“.

Ziel ist es, das Thema Evolution schon in den Lehrplänen für die Grundschule zu verankern.

Zu dem Projekt gehört auch das Kinderbuch „Urmel saust durch die Zeit“:

Am Freitag (13. März) ist Graf in München und referiert über „Evolutionslehre in der Grundschule“.

In der Ankündigung heißt es:

In der Grundschule hören die Schüler von der Erschaffung der Welt durch Gott. Von der Evolution erfahren sie noch nichts.

In den Lehrplänen für die bayerischen Grundschüler  kommen Urknall und Evolution nicht vor, dagegen wird die biblische Schöpfung 18 mal erwähnt.

Dass sich die überwiegende Mehrheit der Deutschen längst von den zentralen Dogmen des Christentums verabschiedet hat und immerhin jede(r) dritte Deutsche keiner  Religionsgesellschaft mehr angehört, wird einfach ignoriert.

Die Veranstalter meinen, Kinder sollten bereits in der Grundschule die Prinzipien der Evolution kennenlernen […]

Es wird gerne behauptet, die Kinder können die Evolution noch nicht begreifen. Wenn man die unbeweisbare Transsubstantiation, Trinitätslehre, Jungfrauengeburt und leibliche Himmelfahrt begreiflich machen kann, soll dies mit der durch unzählige Fossilien beweisbaren, logischeren Evolutionslehre erst recht möglich sein.

Darüber hinaus sind gerade die Vorgänge und Prinzipien der Evolution für das Verständnis der Welt und unserer menschlichen Natur für das spätere Leben überaus wichtig.“

Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im EineWeltHaus, der Eintritt ist frei.

Zum Weiterlesen:

  • Warum die Evolution schon Kindern erklärt werden sollte, Süddeutsche am 26. Juni 2014
  • Evokids: Evolution schon in der Grundschule lehren, GWUP-Blog am 26. Juni 2014
  • Urmel und die Evolution, GWUP-Blog am 26. Juli 2013
  • Wenn Schöpfung, dann auch Evolution, Süddeutsche am 26. Juni 2014
  • Evolution: Ein Lese-Lehrbuch, hpd-online am 26. Juni 2014
  • Interview mit Dittmar Graf: “Leitziel des Unterrichts muss der mündige Mensch sein“, diesseits.de am 7. Oktober 2013
  • The Rap Guide to Evolution, GWUP-Blog am 23. März 2014
  • Antidot gegen Kreationisten-Irrsinn, GWUP-Blog am 12. August 2010
  • SkepKon-Rückblick: Der „Kamikaze-Ichthyosaurier“ und die Kreationisten, GWUP-Blog am 2. Juni 2014
  • Vince Ebert: Evolution, GWUP-Blog am 22. Dezember 2013
  • Argumente des Kreationismus und ihre Widerlegung, Gedankenwerkstatt am 21. März 2014

14 Kommentare

  1. Super, dass da was passiert. Die tollen Pläne von EvoKids im Frühjahr 2014 mit einer Webseite mit Lehrmaterialien an den Start zu gehen, hat sich ja leider bis heute kaum erfüllt.

  2. Christlicher Glaube widerspricht nicht der Evolutionslehre. Jedenfalls nicht nach Auffassung der EKD und der katholischen Kirche. Als Schutzmaßnahme gegen den aus den USA herüberschwappenden Kreationismus halte ich Grundschulunterricht in Evolutionslehre im Moment noch für nicht notwendig.

    Aber wenn man es schafft, das altersgerecht zu vermitteln, habe ich nichts dagegen. Naturwissenschaften und Technik waren mir sowohl zu meiner eigenen Zeit als auch bei meinen Kindern in der Grundschule generell zu wenig vertreten, dafür gab es zu viel Bienchen-und-Blümchen-Romantik.

  3. Als Hauptproblem empfinde ich in diesem Kontext, dass die Kinder schon in den Grundschulen ein irrationales (vulgo: falsches) Weltbild vermittelt bekommen.

    Wenn die Kinder die „Erschaffung durch Gott“ im Religionsunterricht ohne Erdung durch Biologie, Physik, etc, eingetrichtert bekommen, besteht die Gefahr, dass ihr Weltbild irgendwann schief sitzt. Und wer so ein falsches Weltbild erst einmal hat, der glaubt auch an Globuli, Impfkritik, Chemtrails, etc.

    Also: Eine tolle Initiative, weiter so!

  4. Zitat Thomas Jakob

    Christlicher Glaube widerspricht nicht der Evolutionslehre. Jedenfalls nicht nach Auffassung der EKD und der katholischen Kirche…

    Wenn aber der Mensch durch Evolution „entstanden“ ist, wieso hat er dann eine Sonderstellung?

    Wann – in der Evolution des Menschen – kam es zu dem „Sündenfall“? Wann zur „Erbsünde“? Das ist genuine Lehre des Christentums.
    Evolution funktioniert auch ohne einen Schöpfer, da sie quasi von „selbst“ abläuft.

    Wer „ernsthaft“ glaubt, wählt der Einfachheit halber den ‚Kreationismus‘; außerdem besteht auch die Gefahr, wenn man als Gläubiger die Bibel nicht wortwörtlich nimmt, daß auch andere Passagen falsch sein könnten und das wiederum gibt Freiraum für „Spekulationen“…auf was ruhen dann die Dogmen?

  5. Ralf:

    > Wann – in der Evolution des Menschen – kam es zu
    > dem “Sündenfall”? Wann zur “Erbsünde”?
    > Das ist genuine Lehre des Christentums.

    Das ist vor allem, wenn mich mein laienhaftes (in diesem Fall wortwörtlich) Wissen nicht täuscht, der klassische Gegenstand von unendlichen Disputen der Theologen, aber auch Philosophen, und ich meine damit nicht nur Blaise Pascal oder Kierkegaard.

    Das Vernaschen der nicht näher definierten Obst im Garten Eden nehmen wohl nur noch die ganz Harten (Thema Garten…) als historisch verbrieftes Ereignis wahr, genauso wie die meisten biblischen Geschichten, die meines Wissens eher auf der symbolischen, schlimmstenfalls allegorischen, Ebene zu betrachten sind.

    > Evolution funktioniert auch ohne einen Schöpfer,
    > da sie quasi von “selbst” abläuft.

    Korrekt, das ist eine der verbreiteten Sichtweisen, spätestens seit der Aufklärung als „Deismus“ bekannt. ;-)

    Grüße

  6. @ Ralf:

    Wer “ernsthaft” glaubt, wählt der Einfachheit halber den ‘Kreationismus’
    Atheisten und Kreationisten scheinen sich einig darin zu sein, dass ein Fürwahrhalten des besonders Unglaubwürdigen ein Maß für die Ernsthaftigkeit eines Glaubens ist. Leider sprechen diese beiden Parteien zu Klärung ihrer Positionen dann nicht miteinander, sondern gehen lieber von beiden Seiten auf Normalchristen los, die die Bibel von einem Naturkundebuch unterscheiden können und das dort Geschriebene auch unter Beachtung historischer und anderer Aspekte einzuordnen wissen.

  7. @Thomas Jakob:

    << Leider sprechen diese beiden Parteien zu Klärung ihrer Positionen dann nicht miteinander << Das ist nicht wirklich Ihr Ernst, oder? Haben Sie mal versucht, mit einem Kreationisten "zu sprechen"? Genauso gut können Sie mit einem Wasserfall sprechen und ihn bitten, doch endlich bergauf zu fließen.

  8. …das man auch innerkirchlich ein Problem mit der „Erbsünde“ hatte, beweist das Dogma der Unbefleckten Empfängnis; welche nichts mit der „Jungfrauengeburt“ zu tun hat, sondern daß Maria auch ohne Erbsünde empfangen worden sein muß, denn wie könnte sie sonst den Sohn Gottes gebären? – So hat man aus der Not eine Tugend gemacht ;-)

    Somit war nicht nur Jesus frei von Sünde, sondern auch seine Mutter Maria.

    Die Notwendigkeit eines Gottes ist letztlich nur noch auf den „Schöpfungsakt“ beschränkt – also dem „Urknall“; dieser bedurfte aber höchstwahrscheinlich auch keines Schöpfers.

    Es gibt Theorien eines Multiversum, das immer neue Universen schafft – wobei das fast schon eine Art Pantheismus ist.

    Viel merkwürdiger ist der Gedanke, das unser Universum einfach so aus dem Nichts entstanden ist – ohne Ursache, vielleicht hätte es auch nicht entstehen können, aber es ist entstanden.

  9. @Thomas Jakob
    Über viele Jahre hinweg war ich selbst katholisch gläubig…und habe auch vieles versucht „hinzubiegen“ – wenn man aber die (wissenschaftlichen) Fakten betrachtet, bleibt kein Raum für einen Gott.

    Nein, ich will nicht Ihren Glauben angreifen, sondern ich setzte mich nur immer wieder mit im Auseinander, da ich selbst gläubig war (und vielleicht zu einer „Restpromille“ auch noch bin).

    Ich versuchte damals auch alles mit der Evolution in Einklang zu bringen: Für mich war zb der Neandertaler der Bruder ‚Abel‘, der von uns ‚Kain‘ erschlagen wurde…ja, ich hab‘ mir vieles „schöngeredet“…

  10. @ Bernd Harder

    “ Das ist nicht wirklich Ihr Ernst, oder? Haben Sie mal versucht, mit einem Kreationisten zu sprechen? “

    Sicher. Es ist kein Vergnügen. Die Wirklichkeit wird umgebogen, wie es gerade passt, und dazu wird die Unvollständigkeit des Wissens, die niemand bestreitet, als Freibrief für alles benutzt.

    Auf der anderen Seite begegne ich hin und wieder einer relativ neuen Sorte von Atheisten, die Glauben mit einer wissenschaftlichen Theorie verwechseln, diesen Pappkameraden dann zerlegen und meinen, sie hätten etwas gekonnt. Am besten noch garniert mit einer Opferrolle, herabsetzenden Vergleichen und psychologisierendem Gehabe.

    Mir wäre es recht, wenn diese beiden Gruppen sich gegenseitig auf den Geist gehen würden und nicht mir. Sie haben sich wechselseitig verdient.

  11. Auf der anderen Seite begegne ich hin und wieder einer relativ neuen Sorte von Atheisten, die Glauben mit einer wissenschaftlichen Theorie verwechseln

    Wieso wird dann wissenschaftlich an den Glauben herangegangen?…Bibelexegese usw…
    Auf der anderen Seite erfordert aber auch der Glauben eine große Portion „Naivität“ – es gibt Dinge, die geglaubt werden müßen (Dogmen) und auch nicht hinterfragt werden sollen…gut, das trifft für die Evangelische Kirche nicht so zu, wie für die katholische.
    Ja, Glauben ist keine wissenschaftliche Theorie, aber er muß sich mit wissenschaftlichen Fakten messen lassen…
    Wenn die Bibel nicht wortwörtlich zu nehmen ist, warum ist es dann das „Wort Gottes“? ;-)

  12. @ Ralf

    So konkrete Bezüge zwischen Bibel und historischer Realität versuche ich schon lange nicht mehr zu finden.

    „Widersprechen Bibelstellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, so sind sie allegorisch zu deuten“ (Maimonides, 12. Jh).

    Das bringt es für mich noch heute auf den Punkt. An Wunder, die hart gegen gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnisse verstoßen, glaube ich nicht mehr, vielleicht habe ich auch nie daran geglaubt.

    Damit wird für mich aber nicht die ganze Religion zu Unsinn, sondern da steckt viel altes und tiefes Wissen über Menschen drin, bei dem allzu rational-naturwissenschaftlich-optimistisch auftretende Weltanschauungen bisher m. E. noch den Beweis schuldig geblieben sind, dass sie besser sind. Und diese Weisheit kommt da auf eine Art und in einer Auswahl, für die man nicht studiert haben und reich sein muss, sondern die schon breit vermittelbar war, als die meisten Menschen noch Analphabeten waren und unter schwierigen Umständen lebten.

    Das Ausmaß möglicher menschlicher Destruktivität z. B. ist von modernen Ansätzen ( u.a. Rousseaus edler Wilder, der sog. Neue Mensch des Kommunismus) völlig unterschätzt worden, scheint aber genetisch angelegt zu sein. Die Bibel ist da illusionslos, bekommt aber gleichzeitig das Kunststück hin, eine positive Perspektive zu bieten (Verwandlung durch Christus). Apropos Erbsünde: Für die genetische Macht- und Zerstörungsdisposition passt dieser Begriff m. E. gar nicht so schlecht.

  13. Das bringt es für mich noch heute auf den Punkt. An Wunder, die hart gegen gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnisse verstoßen, glaube ich nicht mehr, vielleicht habe ich auch nie daran geglaubt.

    mMn kann es keine Wunder geben, da ein Verstoß gegen die Naturgesetze das ganze „Kontinuum“ durcheinander brächte; letztendlich verdankt das Universum diesen Naturgesetzten seine Existenz und Beständigkeit.
    Natürlich ist das Universum kein „Laplacescher Dämon“, dh aber nicht, daß die Unmöglichkeit der Brechbarkeit oder auch die „Heisenbergsche Unschärferelation“ eine Erklärung für die „Wirkungsraum Gottes“ wären – auch das Chaos hat Gesetze.
    Die „Freiheit“ des Menschen kann sich nur innerhalb dem Rahmen der Naturgesetze bewegen.

    Und diese Weisheit kommt da auf eine Art und in einer Auswahl, für die man nicht studiert haben und reich sein muss, sondern die schon breit vermittelbar war, als die meisten Menschen noch Analphabeten waren und unter schwierigen Umständen lebten.

    Dazu passend ein Zitat von Joseph Joubert:

    Religion ist die einzige Philosophie, die das Durchschnittshirn verstehen und annehmen kann.

    Religionen bieten aber auch die Gefahr, daß sie fundamentalistisch ausgelegt werden, zb „Kreationismus bzw bibeltreue Christen“ oder der „Salafismus“ im Islam.

    Das Ausmaß möglicher menschlicher Destruktivität z. B. ist von modernen Ansätzen ( u.a. Rousseaus edler Wilder, der sog. Neue Mensch des Kommunismus) völlig unterschätzt worden, scheint aber genetisch angelegt zu sein. Die Bibel ist da illusionslos, bekommt aber gleichzeitig das Kunststück hin, eine positive Perspektive zu bieten (Verwandlung durch Christus). Apropos Erbsünde: Für die genetische Macht- und Zerstörungsdisposition passt dieser Begriff m. E. gar nicht so schlecht.

    Diese „Genetische Disposition“ kann man aber nur schwer mit der „Erbsünde“ vergleichen, da „Sünde“ immer ein freies Handeln gegen Gottes Gebote ist; wir haben uns unsere Gene nicht frei gewählt, somit können wir nichts für diese Disposition – natürlich sind wir (relativ) frei, nicht danach zu handeln.

  14. Sorry, bei meinem letzten Einwand zur „Erbsünde“ habe ich vergessen zu schreiben, daß ich das mit der „freien Entscheidung“ bzgl der „ersten Menschen“ meine, die dann sich frei gegen den Willen Gottes gestellt hätten, diese hätten aber auch diese genetische Disposition gehabt und dann bleibt immer noch die Frage, wann das in der Evolution des Menschen gewesen sein soll.

    Die Erbsünde ist letztendlich die Grundlage des Christentums, deshalb ist die Frage so wichtig.

    Die Bibel ist natürlich kein historisches Buch, aber irgendwann müsste der „Sündenfall“ ein realer historischer Akt gewesen sein, genauso wie die Kreuzigung Jesu; beide Geschehnisse sind so essentiell für das Christentum.

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