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Merk- und realitätsbefreite Homöopathen initiieren Petition gegen Wikipedia

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Müssen wir uns langsam Sorgen machen um den DZVhÄ?

Benötigt die Homöopathen-Lobby möglicherweise eine Bach-Blüten-Therapie mit Clematis gegen Realitätsflucht?

Zuerst erwirkt der Verdünner-Verein beim Deutschen Presserat eine „Missbilligung“ gegen den Journalisten und Ruhrbarone-Autor Sebastian Bartoschek wegen „der Berichterstattung über den Selbstmord des Journalisten und Befürworters der Alternativ- und Komplementärmedizin Claus Fritzsche“.

Dazu hat der Blogger merdeister bereits alles gesagt:

Welches Ziel der DZVhÄ mit dieser Art der Publizistik verfolgt, wird vermutlich sein Geheimnis bleiben […]

Vielleicht nutzt der DZVhÄ die Aufmerksamkeit auch einfach in dem Sinne, dass negative Aufmerksamkeit immer noch besser ist, als gar keine. Neuigkeiten sind von den Anhängern der “systematisierten Magie” seit 200 Jahren nicht zu vermerken und die Marketingphrasen sind weitgehend bekannt und entkräftet.

Man nutzt also dankbar jede Plattform, die sich bietet, um im Gedächtnis der Öffentlichkeit zu bleiben. Man handelt beim DZVhÄ somit ganz im Sinne ihres ehemaligen Mitarbeiters.“

Und ebenso wenig wie die Globulisten sich zu irgendeinem Zeitpunkt von den „schmutzigen Methoden“ (Süddeutsche) des bezahlten Anschwärzers distanziert haben, rücken sie von homöopathischen Krebs-„Heilern“ ab.

„Doppelzüngigkeit“ nennt das wiederum merdeister:

Immer wenn ich denke, die Homöopathen sind ja ganz niedlich mit ihren Ohrensesseln in den Praxen und Kügelchen in der Hand, werde ich darauf gestoßen, was für menschenverachtende Ideen sich unter dem Dach des DZVhÄ sammeln können.“

Kommen wir aber zum jüngsten Beispiel für die merkwürdige Verschrobenheit der Zuckerzauberer:

Der DZVhÄ unterstützt ganz offiziell eine Online-Petition, die darauf abzielt, den englischsprachigen Wikipedia-Eintrag „Homeopathy“ im Sinne der Schüttler zu ändern.

Denn derzeit – oh Graus – sei der Text „based on scepticism“.

Nein!

Und das bringt uns auf direktem Wege zurück zum Thema Wirklichkeitsverlust.

Wer solche Petitionen startet, hat Wikipedia nicht verstanden“,

kommentiert GWUP-Vorstand Ralf Neugebauer bei der Offenen Facebook-Gruppe der GWUP:

Petitionen sind glücklicherweise nicht in der Lage, die Realität zu verändern.“

Was in diesem konkreten Fall bedeutet:

Weder kann eine Petition Wikipedia dazu zwingen, Content zu ändern, noch entscheiden Abstimmungen darüber, was wahr ist.

Andere Kommentatoren heben die „Merkbefreitheit“ der Homöopathie-Fans hervor – denn zu einer ähnlichen Petition (von einem Verband „energetischer Heiler“) im März hatte Wikipedia-Gründer Jimmy Wales persönlich Stellung genommen.

Seine Antwort wurde auf der Petitionsseite prominent unter dem Petitionstext platziert:

Every single person who signed this petition needs to go back to check their premises and think harder about what it means to be honest, factual, truthful.

Wikipedia’s policies around this kind of thing are exactly spot-on and correct. If you can get your work published in respectable scientific journals – that is to say, if you can produce evidence through replicable scientific experiments, then Wikipedia will cover it appropriately.

What we won’t do is pretend that the work of lunatic charlatans is the equivalent of „true scientific discourse“.

It isn’t.“

Was soviel heißt wie:

Man werde bei Wikipedia das Treiben von „irren Scharlatanen“ keinesfalls mit einem echten wissenschaftlichen Diskurs gleichsetzen.

 Zum Weiterlesen:

  • DZVhÄ – Gewohnt Inkompetent, die ausrufer am 14. Juni 2014
  • Hamers Ideen zu Krebs beim DZVhÄ? dieausrufer am 22. Juni 2014
  • Homöopathie bei Krebs – es ist alles noch viel schlimmer, GWUP-Blog am 23. Juni 2014
  • Wikipedia-Gründer Jimmy Wales streitet mit „ganzheitlichen“ Heilern, GWUP-News am 29. März 2014
  • Selbst ernannte Skeptiker, raus aus Wikipedia! Psiram am 27. März 2014
  • Berlin Wall: homeopathy at ist finest, Edzard-Ernst-Blog am 28. Juni 2014
  • Homeopathic immunisation is dangerous, unethical madness, Edzard-Ernst-Blog am 3. Juli 2014
  • Heilpraktiker ohne Grenzen, DocCheck-News am 2. Juli 2014
  • Es braucht „Leiborientierte Homöopathie”, denn Homöopathie versagt bei Kopfmenschen! Ratgeber-News-Blog am 2. Juli 2014
  • Wegen Fritzsche-Nachruf: Homöopathen beschweren sich beim Presserat, GWUP-Blog am 22. April 2014
  • Malerisches: Simile-Prinzip, aargks/pro Logik am 6. Juli 2014

6 Kommentare

  1. „Let us all show our strength as Homeopaths and come forward to save Homeopathy“, heißt es unter dem Aufruf zur Petition.

    Wenn die Homöopathie bereits durch einen Wikipedia-Artikel existentiell bedroht wird, kann es ja mit dem Gehalt dieser „Wissenschaft“ generell auch nicht sehr weit her sein.

  2. Ja, Jimmy Wales ist glücklicherweise in dieser Beziehung voll und ganz in der Realität verwurzelt, und auch die Wikipedia-Community als ganzes gesehen besteht darauf, dass ihre Artikel den von der Community beschlossenen Belegstandards genügen (bei Medizinthemen sind das Reviewartikel in angesehenen Journals – „Fanmagazine“ wie Homeopathy gehören da nicht dazu).

    Die Petition als solche ist wirklich putzig („Your two minutes of time will definitely create a Change!“ – Jaaa, ganz bestimmt!).

    Besonderes Augenmerk richte man auch auf die stolze Behauptung, Homöopathie sei eine etablierte Wissenschaft, deren Wissenschaftlichkeit durch reichlich Beweise belegt sei (immerhin wird nicht behauptet, sie „wirke“).

  3. Es gibt noch andere Leute bzw. Organisationen, die mit Wikipedia-Einträgen nicht zufrieden sind.
    Sie verfassen noch keine Petitionen, aber Aufrufe wie „Keine Spenden für Wikipedia“ und recht unflätige Schreiben:

    http://www.umweltbedingt-erkrankte.de/index.php/umweltpolitik/158-keine-spenden-fuer-wikipedia

    Zitat (Auszug):

    „An die
    Gemeinnützige Wikimedia Fördergesellschaft mbH
    Obentrautstr. 72
    10963 Berlin
    30.11.2012 – Mailnachricht …
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    Eine Spende werde ich nur leisten, wenn Sie bezüglich Mobilfunk endlich eine neutrale Haltung einnehmen. Ich und andere Personen haben mehrfach versucht auf gesundheitliche Probleme durch Verwendung von Mobilfunk (speziell Handys) hinzuweisen. Jeder diesbezügliche Eintrag wird sofort wieder gelöscht. Solange Sie einseitig die Interessen der Industrie vertreten, holen Sie sich doch bitte auch dort das Geld ab !!!
    Dr. Claus Scheingraber
    für den Arbeitskreis Elektro-Biologie e.V. die EUROPAEM e.V. die DGUHT e.V.“

    Nicht ein Schatten von Argumentation, Sachlichkeit, Kommunikationsbereitschaft o. ä. …

  4. Die Rüge des Presserats bezieht sich doch nur auf einen Kommentar oder? Das macht es natürlich noch deutlicher, wie armselig der DZVhÄ versucht Kritiker mangels Argumente zu diskreditieren.

    Es geht also gar nicht um die Berichterstattung, sondern der Umgang mit einem Kommentar.

    Wirklich erbärmlich, dass die Ärzte sich von dieser Laienorganisation vertreten lassen.

  5. Man werde bei Wikipedia das Treiben von “irren Scharlatanen” keinesfalls mit einem echten wissenschaftlichen Diskurs gleichsetzen.“

    Das beruhigt!

  6. Ramen, ich möchte bitte ne Petition geschenkt bekommen, welche fordert, dass FSMoPathika auch in Apotheken abzugeben sind. Welcher meiner treuen Anhänger erfüllt mir meinen Wunsch … ?

    https://fsmosophica.wordpress.com/2014/06/04/die-fsmopathie

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