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Interview: „Selbsttäuscher und Geschäftemacher“ in der Alternativmedizin

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„Selbsttäuscher und Geschäftemacher“ ist ein Interview mit dem Bremer Zahnmediziner Dr. Hans-Werner Bertelsen überschrieben, welches die Zeitschrift profil-wissen im März veröffentlichte.

Jetzt ist das Gespräch im Volltext als PDF verfügbar, und zwar auf der Praxishomepage von Dr. Bertelsen und im Science-Blog Kritisch gedacht.

Ein Auszug:

Sind Ihrer Meinung nach alle Anbieter komplementärer Methoden Scharlatane oder Geschäftemacher?

Bertelsen: Nein, auf der einen Seite finden Sie die braven Selbsttäuscher und auf der anderen die bösen Geschäftemacher. Charakterlich finden sich zwischen den Selbsttäuschern und den Geschäftemachern große Unterschiede.

Während die Selbsttäuscher den Unsinn, den sie verzapfen, auf herrlich naive Weise selber glauben, arbeiten die fiesen Geschäftemacher mit dem seit Jahrhunderten bewährten Instrument der Ausgrenzung, besonders gegenüber Fachkollegen.“

Angst vor Nebenwirkungen oder die Sorge, aus reiner Gewinnsucht zu einer Behandlung überredet zu werden, gibt es sowohl bei konventioneller als auch bei alternativer Medizin. Wie kommt es, dass die Zahl der Fans alternativer Methoden in den vergangenen Jahren so stark gestiegen ist?

 Viele Diskussionen sind überflüssig und werden unverantwortlich geschürt, damit Papier bedruckt wird. Der unverhandelbare Grundsatz lautet: Es gibt keine 100 Prozent in der Medizin, dazu sind wir alle zu verschieden. „One size fits all“ können Sie bestenfalls in der Sockenabteilung eines Kaufhauses finden.

Sicherlich gibt es Nebenwirkungen bei einer Impfung. Diese stehen aber in keinem rational sinnvollen Zahlenverhältnis zum Nutzen. Wenn ich als Einzelner alle Lebensrisiken vermeiden will, darf ich mich auf keinen Fall freiwillig in ein Auto setzen und muss mich auf der Toilette fest anschnallen.

Die zunehmende transzendentale Obdachlosigkeit, die abnehmende Zahl echter zwischenmenschlicher Kontakte und die resultierende Sehnsucht gepaart mit verantwortungslosem Journalismus sind meiner Meinung nach die Hauptgründe für die Entwicklung. Journalismus, der die Sehnsucht nach Wundern bedient, lässt sich vor den Karren der Anbieter unseriöser Methoden spannen.“

 Zum Weiterlesen:

  • “Selbsttäuscher und Geschäftemacher” – ein Interview mit Dr. Hans-Werner Bertelsen, Kritisch gedacht am 11. Juni 2014
  • SkepKon-Rückblick: Die fehlende interne Validität von Homöopathie-Studien, GWUP-Blog am 10. Juni 2014
  • Die Attraktivität homöopathischer Behandlungen, Kritisch gedacht am 10. September 2011
  • „Ganzheitliche“ Zahnheilkunde, Kritisch gedacht am 28. August 2012
  • Homöopathie: Harald Walach macht sich wieder lächerlich! Ratgeber-News-Blog am 11. Juni 2014

Ein Kommentar

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag.
    In meiner Praxis höre ich von vielen Patienten die unglaublichsten Geschichten über pseudomedizinische „Behandlungsangebote“.

    Es ist bitter, mitzuerleben, dass es neben der Evidenz basierten Zahmedizin, an deren Regeln wir uns halten müssen, ein ganzes Heer von Scharlatanen sein Unwesen treibt, ohne einer Kontrolle zu unterliegen.

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