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Nobelpreis für Waldorf?

| 14 Kommentare

Ein Gastbeitrag von André Sebastiani

Unter den ehemaligen Waldorfschülern finden sich weltweit natürlich auch ein paar Berühmtheiten, in Deutschland etwa der Automobilkonstrukteur Ferdinand Porsche, der Autor Michael Ende, der Künstler Joseph Beuys oder der Konzernchef Peter von Siemens, die von Anthroposophen gerne öffentlich erwähnt werden.

Andere prominente Absolventen von Waldorf-Schulen, wie die RAF-Terroristin Ulrike Meinhoff oder den KZ-Arzt und Massenmörder Sigmund Rascher , verschweigt man dagegen lieber.

Seit 2013 ziert ein weiterer bekannter Name die Liste der Ex-Waldorfianer: Mit Thomas Südhof erhielt ein ehemaliger Waldorfschüler den Nobelpreis für Medizin – und natürlich sonnt sich die Waldorfbewegung mit stolz geschwellter Brust im Glanz des deutsch-amerikanischen Biochemikers und Neurobiologen.

In der Tat berichtet Südhof in mehreren Interviews von positiven Erinnerungen an seine Schulzeit.

Vergangene Woche war in der gedruckten Ausgabe des SZ-Magazins ein aufschlusssreiches Gespräch mit dem Nobelpreisträger zu lesen, das nun auch online verfügbar ist.

In diesem Beitrag klingt das, was Thomas Südhof zur Waldorf-Pädagogik sagt, allerdings deutlich distanzierter, als der Bund Freier Waldorfschulen es in seinen Pressemitteilungen glauben machen möchte.

Südhof stammt aus einem anthroposophischen Elternhaus, seine Großeltern kannten als Waldorflehrer sogar Rudolf Steiner persönlich. Dennoch ist Südhof kein Anthroposoph geworden:

Von den Lehren Steiners habe ich mich schon als junger Mensch etwas distanziert.“

Gute Erinnerungen hat er vor allem an seine Lehrer. Damit bestätigt der gebürtige Göttinger aus seiner persönlichen Erfahrung heraus die wissenschaftlich gut gesicherte Ansicht, dass der Lehrerpersönlichkeit und der Einstellung des Lehrers zu seinem Beruf eine entscheidende Rolle für das schulische Lernen zukommt.

Geht es um die Spezifika der Waldorfpädagogik, findet der Nobelpreisträger indes durchaus kritische Worte:

Ich hatte eher ein Problem mit dem Glaubenssystem dahinter, der Nähe zu romantischen Philosophen wie Schlegel, und dem Hang zum Esoterischen.“

Im Elternhaus führte Südhof lebhafte Diskussionen, auch über …

… den typischen Ausdruckstanz, Eurythmie, der für Anthroposophen ja eine heilige Kuh ist und für mich eher bezweifelbar war. Meine Eltern haben immer gehofft, dass ich irgendwann ein Einsehen habe und mich ändere. Diesen Gefallen habe ich ihnen aber nie getan.“

Am Ende bleibt der Eindruck, dass der Bund der Freien Waldorfschulen einen verklärten Blick auf Tomas Südhof hat, der sich trotz positiver Erinnerungen an seine Schulzeit früh von der Anthroposophie distanziert hat.

An anderer Stelle kritisiert Südhof sogar, dass viele seiner ehemaligen Mitschüler ihr ganzes Leben in der „Waldorfblase“ hängen geblieben seien.

Gut, dass Südhof kritische Distanz zur Anthroposophie gefunden und sich der wissenschaftlichen Forschung zugewendet hat.

Im pseudowissenschaftlichen Dunstkreis der anthroposophischen Medizin hätte er kaum die Weihen des Nobelpreises erlangen können.

Zum Weiterlesen:

  • Waldorfschulen als Brustätte für die Masern, GWUP-Blog am 11. Juli 2013
  • Vortrag „Versteinerte Erziehung“ als Video, GWUP-Blog am 18. Februar 2014
  • Waldorf in Hamburg: Esoterik und “abstruse Ideen”, GWUP-Blog am 26. November 2013
  • Waldorfschule – Versteinerte Erziehung, ruhrbarone am 2. Dezember 2012
  • Waldorfschüler lesen besser? GWUP-Blog am 12. Juni 2012
  • Wochenend-Ausflug ins Waldorf-Märchenland, GWUP-Blog am 18. April 2010

14 Kommentare

  1. Das finde ich ist eine gesunde Einstellung; denn, daß er auf einer Waldorf-Schule war, kann man ihm ja nicht zur Last legen und daß er sich von der „Philosophie“ dahinter distanziert ist sehr löblich ;-)

  2. @Martin Dornera
    Mal ganz abgesehen davon, dass der von Dir verlinkte Artikel eigentlich nichts zum Blogthema sagt (Waldorfbewegung „schmückt“ sich mit einem ehemaligen Waldorfschüler, der sich aber selbst von der Anthroposophie distanziert), finde ich Befragungsstudien nicht sehr wertvoll für die Frage, ob anthroposophische Medizin gut ist.

    Patientenbefragungen sind ein Maß dafür, ob sich die Patienten wohlfühlen, nicht aber, ob sie fachlich kompetent behandelt werden. Auch möchte ich anmerken, dass es kein großes Problem ist aus einer Liste ein paar Krankenhäuser rauszusuchen, die überdurchschnittlich abgeschnitten haben.

    Andere Kliniken aus der Liste, auf die der von Dir verlinkte Artikel verweist, wurden unterdurchschnittlich bewertet – im Mittel werden anthroposophische Kliniken den Patienten vermutlich genauso gut oder schlecht gefallen wie normale Kliniken.

  3. Südhof macht Propaganda/Werbung für die Waldorfschulen. Hat er das nötig? Was soll das?

    Ich habe selten jemand gesehen, der so uncharismatisch rüberkommt, wie Südhof – im vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ produzierten Werbevideo:

    http://www.youtube.com/watch?v=aHv8NNAqxj4&feature=em-uploademail

    (ich habs‘s mir nicht zu Ende angeschaut, muss wohl eingeschlafen sein)

  4. Na, das habt Ihr aber wieder fein zurecht gedrechselt. Gleich die zweite Feage des SZ-Redakteurs lautete ja, was Südhof an der Waldorfschule missfallen habe und er antwortete: „Eigentlich gar nichts…“ Wirklich zu doof, trotz dieser Steilvorlage, gell?
    Und dass Südhof sich gleichzeitig von der Anthroposophie distanziert, was soll das denn beweisen? Wenn überhaupt etwas, dann doch wohl, dass der Anspruch der Waldorfs, nicht zur Anthropodophie erziehen zu wollen, funktioniert.
    warum hat er sich überhaupt vom Bund der Freien Waldorfschulen interviewen lassen, wenn er sich von Waldorf distanzieren will?
    Und warum sollte der Waldorf-Bund mit „stolz geschwellter Brust“ eine Distanzierung veröffentlichen?
    Voll „GWUP“ das, irgendwie …

    Zum Interview geht’s übrigens hier:
    http://www.waldorfschule.de/medien/videos/#c1444

  5. @Kamaloka-Airways:

    Voll „Waldorf“ das, irgendwie …

    << Gleich die zweite Feage des SZ-Redakteurs lautete ja, was Südhof an der Waldorfschule missfallen habe und er antwortete: "Eigentlich gar nichts..." << Können Sie lesen? Wir haben geschrieben, dass Südhof sich von der Waldorf-Ideologie distanziert, nicht vom damals erlebten konkreten Schulalltag. Ist Ihnen der Unterschied geläufig? << Und dass Südhof sich gleichzeitig von der Anthroposophie distanziert, was soll das denn beweisen? << Vielleicht dass die Anthroposophie irrationaler Unsinn ist und kluge Menschen das auch schnell erkennen? << Wenn überhaupt etwas, dann doch wohl, dass der Anspruch der Waldorfs, nicht zur Anthropodophie erziehen zu wollen, funktioniert. << Klar, sieht man ja an Ihnen ... Doof, diese Steilvorlage, gell?

  6. Südhof macht Propaganda/Werbung für die Waldorfschulen. Im Video, siehe meinen Kommentar oben, zusammen mit Henning Kullak-Ublick, wow!

    Henning Kullak-Ublick, der einzig wahre „Sekten-Prieser“ nach Rudolf Steiner – Gerhard Henschel über Rudolf Steiner:

    „Der Begründer der anthroposophischen Bewegung war als Dichter ein stümpernder Epigone, als Mystiker ein Hochstapler, als Philosoph eine Null, als Naturforscher ein Scharlatan und nur als Sektenpriester ein Genie.“

    Hier noch ein Artikel mit Glanzlichtern der Arbeit des “Sekten-Priesters” Henning Kullak-Ublick:

    “Henning Kullak-Ublick, der ‘Bund der Freien Waldorfschulen’, und die Glaubwürdigkeit”

    http://www.ruhrbarone.de/henning-kullak-ublick-der-bund-der-freien-waldorfschulen-und-die-glaubwuerdigkeit

  7. Ich finde es eigentlich nicht sonderlich erwähnenswert.

    Natürlich schmückt sich eine Schule gerne mit prominenten Persönlichkeiten. Die Schulzeit ist prägend aber ich schätze mal das das Leben an der Universität Südhof wesentlich mehr beeinflusst hat.

    Viele ehemaligen Waldörfler (mich eingeschlossen) distanzieren sich vom anthroposophischen Hintergrund. Was letztlich bleibt ist das Abitur. Hätte mich die Schule in der Art geprägt und indoktriniert wie es ihr häufig vorgeworfen wird wäre ich heute wohl kein Mitglied der GWUP ;-)

    PS: Mir ist bewusst das ich auf einer relativ neuen Schule wenig Anthroposophen als Lehrer hatte.

    An älteren Schulen geht es durchaus strenger nach Stein’scher Lehre zu. Aber das ist eben das Problem das die Schulen so unterschiedlich sind.

  8. @ Felix

    Du schreibst: „Mir ist bewusst das ich auf einer relativ neuen Schule wenig Anthroposophen als Lehrer hatte.
    An älteren Schulen geht es durchaus strenger nach Stein’scher Lehre zu. Aber das ist eben das Problem das die Schulen so unterschiedlich sind.“

    Das haut nicht hin:

    Schul-Neu-Gründungen von Waldorfschulen werden ZENTRAL vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ gesteuert: den (am Anfang meist ohnehin anthroposophischen) Eltern der „Gründungs-Initiative“ wird sofort ein Gründungslehrer vom Bund der Freien Waldorfschulen „zur Seite gestellt“.

    Es gibt Abhängigkeiten unter den Waldorfschulen: Nach aussen hin erscheint die relativ junge „Waldorfschule im Märkischen Viertel“ Berlin unabhängig von der alten „Rudolf Steiner Schule Berlin“ Dahlem. Sie ist es aber nicht …

    Und das „Alter“, weder der Schule noch der Lehrer, ist ein Kriterium für Steinertreue, Treue zur rassistischen Anthroposophie: In der Waldorfschule Schloss Hamborn waren die „Grauen Eminenzen“ jung …

  9. @Felix:

    << Mitglied der GWUP << Das freut uns!

  10. Mitglied der GWUP…mmh…ich frage mich gerade, was bedeutsamer ist: Mitglied der GWUP oder der Nobelpreis ;-)

  11. @Ralf:

    Nicht Südhof – Felix.

  12. @Bernd Harder
    Ja, ich weiß, aber beide besuchten eine Waldorf-Schule, deshalb frug ich mich ;-)

  13. Was ist überhaupt „Waldorfpädagogik“ / „Waldorfschule“?

    Hören wir – vor allem die, die meinen es schon zu wissen – wie Rudolf Steiner höchstselbst seine Lehrer in der ersten Waldorfschule unterrichtet:

    Rudolf Steiner „Konferenzen Rudolf Steiners mit den Lehrern der Freien Waldorfschule in Stuttgart 1919-1924“, hier 1923:

    „Der Schularzt spricht über besondere medizinische Fälle.

    Dr. Steiner: Das Mädchen L. K. in der I.Klasse, da wird irgend eine recht schlimme Verwickelung da sein mit dem ganzen Innern. Da wird auch nicht viel zu machen sein. Das sind diese Fälle, die immer häufiger vorkommen, daß Kinder geboren werden und Menschenformen da sind, die eigentlich in bezug auf das höchste Ich keine Menschen sind, sondern die ausgefüllt sind mit nicht der Menschenklasse angehörigen Wesenheiten. Seit den neunziger Jahren schon kommen sehr viele ichlose Menschen vor, wo keine Reinkarnation vorliegt, sondern wo die Menschenform ausgefüllt wird von einer Art Naturdämon. Es gehen schon eine ganze Anzahl alte Leute herum, die eigentlich nicht Menschen sind, sondern naturgeistige Wesen und Menschen nur in bezug auf ihre Gestalt. Man kann nicht eine Dämonenschule errichten.

    x: Wie ist das möglich?

    Dr. Steiner: An sich ist nicht ausgeschlossen, daß im Kosmos ein Rechenfehler geschieht. Es sind doch lange für einander determiniert die hinuntersteigenden Individualitäten. Es geschehen auch Generationen, für die keine Individualität Lust hat hinunterzukommen und sich mit der Leiblichkeit zu verbinden, oder die sie auch gleich am Anfang verlassen. Da treten dann andere Individuen ein, die nicht recht passen. Aber dies ist wirklich jetzt sehr häufig, daß ichlose Menschen herumgehen, die eigentlich keine Menschen sind, die nur menschliche Gestalt haben, naturgeistähnliche Wesen, was man nicht erkennt, weil sie in menschlicher Gestalt herumgehen. Sie unterscheiden sich auch sehr wesentlich von den Menschen in bezug auf alles Geistige. Sie können es zum Beispiel nie zu einem Gedächtnis bringen in den Dingen, die Sätze sind. Sie haben eigentlich nur Wortgedächtnis, kein Satzgedächtnis.

    Die Rätsel des Lebens sind nicht so einfach. Wenn eine solche Wesenheit durch den Tod geht, dann geht sie zurück in die Natur, woher sie gekommen ist. Der Leichnam zerfällt; eine richtige Auflösung des Ätherleibes ist nicht da, und das Naturwesen geht in die Natur zurück.

    Es könnte sein, daß irgendwie automatisch etwas geschehen könnte. Der ganze Apparat des menschlichen Organismus ist da. Man kann unter Umständen in den Gehirn-Automatismen eine Pseudo-Moral züchten.

    Man redet sehr ungern über diese Dinge, nachdem wir ohnedies vielfach gegnerisch angefallen werden. Denken Sie, was die Leute sagen, wenn sie hören, hier wird erklärt, daß es Menschen gibt, die keine Menschen sind. Aber es sind Tatsachen. Wir würden auch nicht solchen Niedergang der Kultur haben, wenn ein starkes Gefühl dafür vorhanden wäre, daß manche Leute herumgehen, die gerade dadurch, daß sie rücksichtslos sind, etwas werden, daß die keine Menschen sind, sondern Dämonen in Menschengestalt.

    Aber wir wollen das nicht in die Welt hinausposaunen. Die Gegnerschaft ist so schon groß genug. Solche Dinge chokieren die Menschen furchtbar. Es hat einen furchtbaren Chok hervorgerufen, als ich genötigt war zu sagen, daß ein ganz berühmter Universitätsprofessor, der einen großen Ruf hat, daß der nach einem sehr kurzen Leben zwischen Tod und neuer Geburt ein wiederverkörperter Farbiger war, ein Forscher.

    Aber diese Dinge wollen wir nicht der Welt verkünden.“

    Für Anthroposophen ist auch noch dieser Wahnsinn Rudolf Steiners richtig, hier dazu mehr:

    “Ichlose Dämonenkinder

    Falls Sie beabsichtigen, ihr Kind an eine Waldorf-/Steinerschule zu schicken, sollten Sie bedenken, dass Rudolf Steiner einigen Kindern schlicht das Menschsein abspricht und sie zu Dämonen erklärt. Ob ihr Kind ein Dämon ist, erkennen Sie an seinen Ohrläppchen. In diesem Fall sei ihm jedenfalls die staatliche Regelschule empfohlen (…)”

    weiter: http://rudolfsteinerblog.wordpress.com/2013/03/01/ichlose-menschen/

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