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Wikinger, Wunderzeichen und der Weltuntergang 2014

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Der nächste Weltuntergangstermin steht schon wieder unmittelbar bevor:

Am kommenden Samstag (22. Februar) ist es soweit.

Dann nämlich droht Ragnarök, der Endkampf der nordischen Mythologie. Alle Menschen bis auf zwei sollen dadurch sterben.

Dass diese Wikinger-Apokalypse mal wieder blanker Unsinn ist (beziehungsweise eine PR-Aktion eines englischen Wikingermuseums), darauf haben schon Astrodicticum simplex, Focus und Die Welt hingewiesen.

Aber auch die üblichen Nostradamus-„Prophezeiungen“ dürfen 2014 natürlich nicht fehlen.

Wie wir in unserer Serie „Nostradamus-Verse analysieren“ dargelegt haben, war Nostradamus kein Paragnost, sondern ein poetischer Chronist seiner Zeit, der unter anderem eine Reihe von „Wunderzeichen“ beschrieb und diese mit aktuellen Ereignissen verknüpfte:

Neben Missgeburten spielen im Werk von Nostradamus vor allem meteorologische Prodigien eine bedeutende Rolle, wie das Regnen von Kieselsteinen, Milch, Blut oder Feuer.

Himmelserscheinungen im Allgemeinen stehen ebenso im Vordergrund, seien es ,visionäre‘ Ereignisse wie sich bekämpfende Tiere, einzelne Waffen oder ganze Heere am Himmel, aber auch Naturerscheinungen wie das Auftreten von mehreren Sonnen, die Finsternisse von Sonne und Mond und das Erscheinen von Kometen oder Meteoriten […]

Die ganze Welt wird zu einem Schaukasten der Wunderzeichen. Man muss sie erkennen und richtig auslegen, um den Gang der künftigen Geschicke der Menschheit zu erfassen“,

schreibt Elmar R. Gruber in dem Standardwerk „Nostradamus. Sein Leben, sein Werk und die wahre Bedeutung seiner Prophezeiungen“.

Eines der wertvollsten historischen Werke zu diesem Thema ist erst seit kurzem als Druck verfügbar: das „Wunderzeichenbuch“ aus dem 16. Jahrhundert.

Das Augsburger „Book of Miracles“ (deutscher Titel: „Wunderzeichenbuch“) zeigt, wie sich die Menschen von der Antike bis zur Renaissance das Ende aller Dinge vorstellten. In der Regel: furchterregend“,

erklärt heute Spiegel-Online.

Die 167 farbigen Gouachen und Aquarelle beginnen mit der Sintflut und enden mit dem Engel aus der Offenbarung des Johannes.

Darunter stehen kurze Texte wie:

Im 1533. Jahr, im Oktober, hat man in Böhmen und dem Vogtland, auch im Ascher Ländchen fliegende Drachen gesehen, auf dem Kopf eine Krone, ein Rüssel wie ein Schwein, und auch zwei Flügel. Es dauerte dann etliche Tage an, dass jeden Tag von ihnen mehr als vierhundert miteinander geflogen sind, sowohl große als auch kleine, wie hier gemalt ist.“

Was soll das bedeuten?

Wunderzeichen galten im 16. Jahrhundert als übernatürliche Eingriffe Gottes in die Welt, als Mahnungen wegen der Sünden der Menschen und als Androhung des nahenden Weltendes. Zeichnungen wie im „Book of Miracles“ bildeten nicht realistisch etwas ab, das der Maler selbst gesehen hatte, sondern sie veranschaulichten, was man ihm erzählte – wie eine Art Protokoll.

Prophetische Autoren wie Nostradamus griffen solche angsteinflößenden Szenarien auf und bedienten damit die Sensationslust ihrer zeitgenössischen Leser ebenso wie sie anhand solcher Vorzeichen „die Geschichte schlechthin“ erklärten. Die Botschaft:

Vielleicht ist schon morgen alles vorbei.“

Regnete es damals Feuer und Drachen vom Himmel, sind es heute Säurewolken oder „Großmeteoriten“. Es hat sich also nichts geändert. Offenbar brauchen wir Menschen das apokalyptische Gruseln.

Auch ein aktueller Beitrag bei ufo-information befasst sich mit wunderlichen Himmelsphänomenen im 18. Jahrhundert.

Aus solchen Berichten auf die unumgängliche „Notwendigkeit einer wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem UFO-Phänomen“ zu schließen, erscheint vor dem Hintergrund der Prodigien-Literatur indes leicht übertrieben.

Übrigens gibt es in Augsburg am 6. März eine große öffentliche Veranstaltung der Staats- und Stadtbibliothek zum „Augsburger Wunderzeichenbuch“.

Zum Weiterlesen:

  • Till-Holger Borchert/Joshua P. Waterman: Das Wunderzeichenbuch. Taschen-Verlag, Köln 2013
  • Feuer und Fluten: Buch aus 16. Jahrhundert zeigt Endzeitphantasien, Spiegel-Online am 16. Februar 2014
  • „The Book of Miracles“: Die Welt geht unter! Zeit-Online am 30. Dezember 2013
  • Phantomzeichnungen zur Lösung der Welträtsel, Frankfurter Rundschau am 15. Dezember 2013
  • „Das Wunderzeichenbuch“ in der BR-Sendung „Capriccio“ vom 6. Februar 2014
  • Kein Weltuntergang am 22. Februar 2014. Auch nicht durch die Säurewolke. Oder den Asteroid 2011 AG5. Oder Ragnarök. Astrodicticum simplex am 9. Januar 2014
  • Apokalyptiker sicher: Am 22. Februar geht die Welt unter, Focus-Online am 12. Februar 2014
  • Der Weltuntergang kommt am 22. Februar, Welt-Online am 1. Januar 2014
  • Prognosen 2014: Nostradamus und der 3. Weltkrieg, Wahrsagerchecks-Blog am 12. Februar 2014
  • Wie analysiert man Nostradamus-Verse? GWUP-Blog am 21. April 2010
  • Prodigienliteratur in der Frühen Neuzeit, historicum.net am 24. September 2007
  • Die Welt geht unter, ganz bestimmt! Hugo-Stamm-Blog am 21. Dezember 2012
  • Ufos im 18. Jahrhundert, ufo-information am 13. Februar 2014

 

5 Kommentare

  1. HA! Das ist doch ein durchsichtiges Manöver! Ihr wollt doch nur verhindern, das man das Abo kündigt….

  2. „Übrigens gibt es in Augsburg am 6. März eine große öffentliche Veranstaltung der Staats- und Stadtbibliothek zum “Augsburger Wunderzeichenbuch”.

    Sofern dann die Welt noch steht …

  3. Ich hoffe es ist wenigstens Laktose freie Milch, die da regnet, sonst GARANTIERE ich für einen Weltuntergang ;-)

  4. Hurra, wieder einen „Weltuntergang“ überlebt… :-)
    Hier noch mal einige Termine zum ausdrucken und ausschneiden (am besten im Geldbeutel aufbewahren)
    http://3.bp.blogspot.com/-e2apNUo-1pk/UEXJf8K1nbI/AAAAAAAAFPc/DNcb8F6ALTc/s1600/Alle+Weltuntergangstermine+auf+einen+Blick_n.jpg
    Leider war dieser nicht auf der Liste aufgezeichnet, dh die Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, also immer schön wachsam sein: Jeder neue Tag könnte der letzte sein ;-)

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