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Neues aus Traunstein: „Studien kritisch analysieren“

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Kaum ist das homöopathische Silvesterfeuerwerk über Traunstein verblasst, zünden die Verantwortlichen für die geplante Homöo-Akademie die nächste Nebelkerze.

In den Salzburger Nachrichten ist heute ein Interview mit der Heilpraktikerin Anja Wilhelm erschienen, die die neue Zauberschule leiten soll.

Das, was die „klassische“ Homöopathin dem Redakteur mitgibt, bestätigt die schlimmsten Befürchtungen in puncto Ahnungslosigkeit der Initiatoren:

Der „Wirkmechanismus“ der Homöopathie sei „derzeit“ nicht naturwissenschaftlich nachweisbar, Homöopathie sei eine „empirische Wissenschaft“ mit „evidenzbasierten Gesetzmäßkeiten“ und so weiter und so fort.

Anscheinend versucht Frau Wilhelm sich als Autorin für Harry Potter Teil 8 zu empfehlen.

(Upps, das war jetzt natürlich wieder sehr „polemisch“, wie Frau Wilhelm beklagt. Da sei ihr doch glatt empfohlen, mal die anti-skeptischen Äußerungen ihres Steinbeis-Institutsleiters Urs Rentsch nachzulesen.)

Bemerkenswert ist allenfalls das Ziel, das sie für die Studenten und Dozenten am Traunstein-Hogwarts ausgibt, nämlich …

… klinische Studien kritisch [zu] analysieren, sei es, dass sie für oder gegen die Homöopathie sprechen.“

Da sind wir aber mal gespannt.

Und empfehlen gerne ausgewiesene Experten in Sachen Studienanalyse als Gastdozenten – zum Beispiel Dr. Norbert Aust von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie.

Wie wär’s, Frau Wilhelm?

Zum Weiterlesen:

  • Therapie mit Globuli wird akademisch, Salzburger Nachrichten am 5. Januar 2014
  • Homöopathie in Traunstein – letztes Update für 2013, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 22. Dezember 2013
  • Neues von der Homöo-Akademie Traunstein, GWUP-Blog am 12. Dezember 2013
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil I
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil II
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil III
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil IV
  • “Die Homöopathie-Lüge” – ein Interview (Teil 1), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
  • “Die Homöopathie-Lüge” – ein Interview (Teil 2), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
  • Skeptiker als Pharma-Söldner? GWUP-Blog am 21. April 2013
  • Homöopathie: Wenn Skeptiker Hoffnungen zerstören, GWUP-Blog am 18. April 2013
  • Umdenken in der Homöopathie, dieausrufer am 5. Januar 2014
  • Homöo-Akademie: „Homöopathie = empirische Wissenschaft“, Ratgeber-News-Blog am 5. Januar 2014

10 Kommentare

  1. „Und empfehlen gerne ausgewiesene Experten in Sachen Studienanalyse als Gastdozenten – zum Beispiel Dr. Norbert Aust von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie“.

    Aus(t)gezeichnet!

  2. Da ist mir noch etwas anderes aufgefallen, Frau Wilhelm verkündet in dem Interview im Grunde die Abkehr von allem, was Globulisten seit 200 Jahren verkünden.

    http://dieausrufer.wordpress.com/2014/01/05/umdenken-in-der-homoopathie/

  3. Die Tante ist Heilpraktikerin? Wie kommt die dann überhaupt an den Job zur Leitung einer Akademie? Ich dachte immer, da braucht man fachspezifische Kenntnisse und so Zeugs…

  4. > Wie kommt die dann überhaupt an den Job zur Leitung einer Akademie?

    Eine ‚Akademie‘ leiten, darf so ziemlich jeder, denn ‚Akademie‘ ist – soweit ich weiß – kein geschützter Begriff. Hier bei uns gibt es sogar eine Gewerbeakademie – vulgo Berufsfachschule.

    Allerdings geht es hier um die Leitung einer ‚Hochschule‘, einer staatlich anerkannten akademischen Bildungseinrichtung also. Und da scheiden sich dann die Geister. Eine Leiterin einer Hochschule ohne ein abgeschlossenes Hochschulstudium und ohne Promotion ist nicht vorstellbar und widerspricht auch den in den Hochschulgesetzen festgelegten Anforderungen.

    Es sei denn natürlich, die Verantwortung der Leitung beschränkt sich auf die Führung des Reinigungspersonals, des Pförtnerdienstes und ähnlich wichtiger Ressorts. Da könnte in der Tat eine praktische Berufsausbildung von größerem Nutzen sein als ein akademischer Grad.

  5. @ Norbert Aust
    „Eine ‘Akademie’ leiten darf so ziemlich jeder, denn ‘Akademie’ ist – soweit ich weiß – kein geschützter Begriff.“

    Den Eindruck habe ich auch. Denn wie wäre es sonst möglich, dass jeder unfähige Trottel eine „Akademie für Zauberkunst“ oder „Akademie für Schauspieler“ eröffnen kann.

    Viele schmücken sich mit dem Begriff Akademie, klingt er doch so seriös und staatlich – eingesetzt wird er hingegen oft von Blendern, die nur abzocken wollen!

  6. „Hochschulstudiengang soll die Lehre von Samuel Hahnemann auch wissenschaftlich untermauern.“

    Für solche Sätze muss man die Schüsslersalzburger Nachrichten doch einfach lieben. So viel Hintersinn!

  7. In Österreich ist die Tätigkeit als Heilpraktiker nicht möglich!
    Nach österreichischem Gesetz wäre das, was Frau Wilhelm in Deutschland ausübt „Kurpfuscherei“nach § 184 StGB strafbar. Absolventen der „Uni Traunstein“ können in Österreich niemals praktizieren, Sie wären „Kurpfuscher“.
    Ist den Salzburger Nachrichten das klar!

  8. @Dr Michael Bauer
    Das sag ich ja immer, in einigen Dingen können wir wirklich etwas von unseren österreichischen Nachbarn lernen…

    Apropos Heilpraktiker…
    heute war ein Thema bei WISO: Rauchentwöhnung…
    Es waren vier Probanden, die jeder mit einer anderen Rauchentwöhnungs-Therapie es versuchten – eine davon war Akkupunktur, diese Frau schaffte es leider nicht (warum wohl ;-))
    “Selbstkritisch” stellte man fest, daß die Akkupunktur nur helfen kann, wenn alle anderen Umstände stimmen würden (die Frau hatte noch persönliche Probleme)
    Ich persönlich bin schon seit 16 Jahren rauchfrei…ganz ohne Hilfsmittel, außer daß ich 2 Jahre Kaugummi gekaut habe, bis mein Magen nicht mehr so recht wollte…;-)
    Negativ war/ist, daß ich doch sehr zugenommen habe… :-(
    aber insgesamt bin ich wirklich froh, daß ich es geschafft habe…

  9. Vielen Dank dass gwup und viele andere dieses absurde Schauspiel gebührend kommentieren.

    Als niedergelassener Neurologe in Traunstein krieg ich jedes Mal beim Vorbeifahren einen Krampfanfall – vor Wut über die zwei Kasper Landrat und Bürgermeister, denen wir das zu verdanken haben.

    Ich bin hier aufgewachsen und kenne Traunstein und die Heilerszene gut, aber dieser Unsinn ist durch nix zu toppen.

    Warum muß das hier bei uns in der oberbayerischen Provinz sein ??

  10. „Warum muß das hier bei uns in der oberbayerischen Provinz sein ?“

    Ich schätze, das hat damit zu tun, dass dort genügend zahlungskräftige Klientel für diesen *hust* „Studiengang“ vermutet wird. Ist ja nicht gerade gratis.

    Das Verhalten von Landrat und Bürgermeister kann ich ja noch in gewisser Weise nachvollziehen – die lassen sich von dem Potemkin’schen Dorf „Blabla-Akademie“ blenden und glauben doch tatsächlich, dadurch würde Traunstein so etwas wie ein Hochschulstandort. *prust*

    Was mich aufregt, ist, dass nicht alle Leute, die es besser wissen müssen, sofort dagegen protestieren. Zum Beispiel Leute, die auf einer echten Universität waren und ein richtiges Studium absolviert haben.

    In Medizin – oder in irgendeinem anderen Bereich, wo wissenschaftlich gearbeitet wird.

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