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Neues von der Homöo-Akademie Traunstein

| 8 Kommentare

Neues auch von der Realsatire um die Traunsteiner Homöo-Akademie:

Das federführende Steinbeis-Transfer-Institut EUH hat eine Antwort auf den Offenen Brief von Norbert Aust (Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie) verfasst.

Diese kommt als aufgeplusterte „Richtigstellung“ daher, die sich aber schnell verplappert und in die üblichen Invektiven wie „missionarischer Eifer“ etc.pp. abgleitet.

Dass der Unterzeichner darüber hinaus „Schadensbegrenzung“ von Aust fordert, weil sein Brief „ein schlechtes Licht“ auch auf die verantwortlichen Lokalpolitiker werfe, lässt indes erahnen, wie nahe Aust der Wahrheit kommt. Denn der Herr Steinbeis-Institutsleiter Urs Rentsch äußert in seinem Schreiben ganz ernsthaft folgende Befürchtung:

Ebenso ist zu berücksichtigen, dass Sie, Herr Aust, mit der Veröffentlichung Ihres Briefes auch ein schlechtes Licht auf Herrn Landrat Steinmassl, Herrn Oberbürgermeister Kösterke und Herrn Prof. Löhn [Ehrenkurator der Steinbeis-Stiftung; Anm. d. Autors] werfen. Sie suggerieren mit Ihren Fehlinformationen, dass diese drei Herren sich von einigen nicht mit dem bayerischen Gesetz vertrauten Dilettanten hinters Licht haben führen lassen.“

Wow, da hat aber jemand schwer Angst vor einer Totalblamage, scheint es.

Stellenweise liest sich der Brief vom Herrn „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und klassische Homöopathie“ Rentsch wie der hilflose Versuch einer Pseudo-Pathologisierung, um damit Aust zum Schweigen zu bringen.

Ganz arm. Und vollkommen aussichtslos.

Norbert Aust hält seinen Hauptvorwurf, die Homöo-Akademie in Traunstein genüge nicht den Vorgaben des Bayerischen Hochschulgesetzes, weiter aufrecht (ggf. auch des Berliner Hochschulgesetzes, da sich der Hauptsitz des Steinbeis-Transfer-Instituts EUH in der Bundeshauptstadt befindet).

Zwischenzeitlich hat der Steinbeis-Institutsleiter ihn offenbar ersucht, die aufgeworfenen Fragen „außerhalb der Öffentlichkeit“ zu klären.

Auch das lehnt Aust in einem aktuellen Antwortbrief ab:

Bevor Homöopathie als ein Studienfach überhaupt denkbar ist, müsste erwiesen sein, dass es sie überhaupt gibt, dass die reklamierten Effekte reproduzierbar zu beobachten sind. Dies ist, siehe auf meinem Blog, weitestgehend nicht der Fall. Methodische Fehler, gewollte oder unbewusste Fehlinterpretation, ja sogar direkte Falschaussagen sind die Regel.

Vielmehr wird ausgiebig von der Beschwörungsformel ‘wer heilt hat recht’ Gebrauch gemacht, ohne dass man auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie man denn feststellen kann, wer oder was eigentlich geheilt hat oder ob eine Heilung überhaupt eingetreten ist.

Stattdessen wird eher die Aussagekraft der Wissenschaft in Abrede gestellt wird, es gäbe eben auch Dinge, für die die sonst überall gültigen Naturgesetze nicht gelten, immaterielle Wirkung eben. Dies ist eine gefährliche Entwicklung, der Einhalt geboten werden muss.

Bei der gegenwärtig zunehmenden Durchseuchung mit esoterischem Gedankengut unter zunehmender Ablehnung der naturwissenschaftlichen Erkenntniswege wächst eine Generation heran, die nicht nur Gefahr läuft, den Realitätsbezug zu verlieren, sondern auch die Fähigkeit, sich diesen wieder zu verschaffen.“

Und wie wenig Homöopathie-Kritik von einem rein „moralischen Anspruch“ getragen wird, wie Rentsch behauptet, sondern von belegbaren Fakten, stellt auch der Apotheker Dr. Edmund H. J. Berndt in einem Gastbeitrag für Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie dar:

Homöopathie – eine irre medizinische Glaubenslehre.“

Was das bayerische Wissenschaftsministerium zur Hochschulgenehmigung in Traunstein sagt, kann man im Science-Blog Gesundheits-Check nachlesen.

Zum Weiterlesen:

  • „Hochschule C200“: Protestbrief gegen die Homöo-Akademie in Traunstein, GWUP-Blog am 6. Dezember 2013
  • Homöoakademie Traunstein – Antwort des Steinbeis-Transfer-Instituts, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 8. Dezember 2013
  • Homöopathie Akademie in Traunstein – die nächste Runde, Beweisaufnahme in Sachen Homöopatie am 9. Dezember 2013
  • Homöopathie – eine irre medizinische Glaubenslehre, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 11. Dezember 2013
  • Alle Vorträge der Pressekonferenz zur Gründung der Homöopathie-Akademie finden sich online hier.
  • Auskunft des bayerischen Wissenschaftsministeriums zur Hochschulgenehmigung in Traunstein bei Gesundheits-Check
  • Homöopathie bei unerfülltem Kinderwunsch – und ein neuer „Master of Esoterics“, GWUP-Blog am 24. November 2013
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil I
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil II
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil III
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil IV
  • “Die Homöopathie-Lüge” – ein Interview (Teil 1), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
  • “Die Homöopathie-Lüge” – ein Interview (Teil 2), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
  • Skeptiker als Pharma-Söldner? GWUP-Blog am 21. April 2013
  • Homöopathie: Wenn Skeptiker Hoffnungen zerstören, GWUP-Blog am 18. April 2013

8 Kommentare

  1. @trixi:

    Vielleicht braucht der selbst erst mal einen guten Therapeuten. Zitat aus seinem Statement von der Pressekonferenz:

    „Die Ausübung der Homöopathie ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, da in dieser Behandlungsform der Mensch als Ganzes und nicht einzelne Krankheiten behandelt werden. Vor allem bei chronischen Erkrankungen bedeutet dies, dass mehrere Menschen mit derselben Krankheit, z.B. Migräne, je nach Art der Symptome (Wo, wann, wie genau ist der Schmerz? Welche Auslöser gibt es? etc.) unterschiedliche homöopathische Mittel zur Linderung oder Heilung benötigen.“

    Genau diesselben Fragen stellt auch ein Scchmerztherapeut oder ein Neurologe, der einen Migränepatienten vor sich hat. Und dann wird nach dem richtigen Medikament gesucht (Triptan ja oder nein etc.), das dann auch wirksam ist un dkein homöopathischner Unsinn.

    Rentsch macht offenbar bewusst die „Schulmedizin“ schlecht, um seinen Quark verzapfen zu können.

  2. ja der herr rentsch hat ja mal wieder die alte leier gebracht, daß der kritiker kein mediziner ist,(er auch nicht),
    übersehen hat er dabei: homöopatie hat mit medizin überhaupt nichts zu tun, denn es ist ja nichts da, also ist er besser bei chemikern und physikern aufgehoben, die ihm beweisen können daß nichts da ist.

  3. Naja, es gibt durchaus auch vernünftige Psychiater und Psychotherapeuten. In dieser Fachrichtung ist es aber schwer, seine Grenzen zu erkennen und noch schwerer, sie zu akzeptieren, weil manchen Patienten halt einfach nicht (viel) zu helfen ist. Aber gerade da tut Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und dem Patienten Not; überhaupt halte ich die mangelnde Bereitschaft, medizinische Grenzen zu akzeptieren für einen der Hauptgründe, weshalb sich viele Menschen „Alternativer“ Medizin zuwenden.

    Wenn man diesen Gedanken mal verfolgt, sind eigentlich die Homöopathen diejenigen, die einem unbegrenzten Machbarkeitsdenken verfallen sind. Wenn ich das mal ausfühlicher bedacht habe, melde ich mich wieder ;)

  4. Vielleicht werden manche sagen: „Was soll dieser Protest – was ist daran so schlimm?“

    …es gilt aber immer noch die Regel:

    Wehret den Anfängen

    Vielleicht ist es aber schon zu spät…und die „Pseudowissenschaft“ hat schon einen Fuß in der Tür.

    Heute las ich wieder – von einem Regional-Apotheker, in einer Regionalzeitung – das bei einer anfänglichen Erkältung auch ein homöopathisches Mittel wirken kann (man braucht ja hier den „Wirkmechanismus“ weiter erörtern, das wurde hier schon oft getan ;-)).

    Gleichzeitig machte er Werbung für „Mikronährstoffe“ usw, die natürlich in seiner Apotheke erhältlich sind.

    …und auf Nachfrage, wann er denn zum letzten Mal Erkältet war, antwortete er: „vor etwa 10 Jahren“…

    Für mich stellt sich hier die Frage: „Will der Apotheker bewußt die Kunden täuschen, oder weiß er es nicht besser“…

    Jede Antwort wäre unakzeptabel.

  5. „und die “Pseudowissenschaft” hat schon einen Fuß in der Tür.“

    Das hat schon mal so’n „Pinguin“ bei mir probiert.

    Dank meines „beherzten Auftretens“ auf seine Fußspitze war das Problem in Sekundenbruchteilen zu meiner größten Zufriedenheit rausdiskutiert.

    Basta.

  6. @Mabuse:

    …wenn das so einfach wäre.

    Unsere heutige Zivilisation verdanken wir der „Aufklärung“, aber dabei vergessen wir, daß es damit ganz schnell vorbei sein kann.

    Der Mensch ist „per se“ irrational…wir sind halt keine Vulkanier ;-)

    Hogwarts an der Oder, Homöo-Akademie, Kreationismus usw…sind die „Füße“…

  7. An der VHS in Traunstein bietet Herr Graspeuntner am 7.2. eine „Sprechstunde mit vier Homöopathen“ an siehe http://www.vhstraunstein.de dann unter Kursnummer L4900
    Das erstaunliche: die Sprechstunde halten drei Heilpraktiker und ein Kinderarzt gemeinsam ab.

    Nach der für bayerische Ärzte geltenden Standesordnung dürfen Ärzte und Heilpraktiker nicht gemeinsam praktizieren. Dies scheint aber nicht für Traunstein zu gelten und dies ist nur ein Beispiel von vielen, man denke nur an die homöopathische Tumorkonferenz in TS!

    Es ist erschreckend, wenn sogar Ärzte mit dem selbsternannten Hochschuldozenten und Heilpraktiker und Krebstherapeuten Graspeuntner, nach meiner subjektiven Einschätzung ein Scharlatan, zusammenarbeiten.

    Vielleicht wäre es ganz gut, wenn diesbezüglich von einigen die Bayerische Landesärztekammer angeschrieben und informiert wird Mühlbaurstr 16, 81677 München Homepage: http://www.blaek.de
    Diese ist dann gezwungen der Angelegenheit nachzugehen!

    Es ist schon der Wahnsinn, was in Traunstein abläuft

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