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Wünschelruten und GWUP in der Augsburger Allgemeinen: eine Richtigstellung

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Im Lokalteil Schwabmünchen der Augsburger Allgemeinen erschien am 15. Oktober der Artikel „Rutengänger sucht Basis in der Wissenschaft“.

Dem folgte eine Leserbriefdebatte, in deren Verlauf an den Rutengänger die Aufforderung erging, sich von der GWUP testen zu lassen.

Ein Leser stellte daraufhin die Behauptung auf:

Gerade dieser Rutengänger hat seine Dienste bereits der GWUP angeboten, die allerdings nicht interessiert war.“

Als GWUP-Pressesprecher habe ich heute den folgenden Brief an die Lokalredaktion Schwabmünchen geschickt:

Als Sprecher der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) darf ich Ihnen mitteilen, dass uns eine offizielle Bewerbung des Rutengängers Johann Mehringer zu unseren „Psi-Tests“ nicht vorliegt.

In welcher Weise Herr Mehringer „seine Dienste bei der GWUP angeboten hat“ (Leserbrief „Aus verschiedenen Ecken“ vom 19. Oktober), können wir nicht nachvollziehen.

Selbstverständlich erwarten wir jederzeit gerne die Bewerbung von Herrn Mehringer, seine angeblichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Die James Randi Foundation in den USA, die GWUP in Deutschland und andere Skeptiker-Organisationen weltweit haben bislang hunderte Kandidaten geprüft, die behaupteten, „Strahlen“ fühlen zu können. Bislang konnte noch kein Rutengänger solche Fähigkeiten unter kontrollierten Bedingungen vorführen.

Die Prämien von bis zu einer Million US-Dollar warten noch immer auf ihre Auszahlung.

Dass der wissenschaftliche Nachweis 1989 durch die Professoren Betz/König erbracht worden sei, wie ein anderer Leserbriefschreiber behauptet („Strahlenfühligkeit (k)ein Hirngespinst?“ vom 22. Oktober), entspringt dem Wunschdenken der beiden Versuchsleiter. Eine unabhängige Reanalyse zeigte lediglich Zufallstreffer.

Das ist nicht verwunderlich, denn Rutengänger unterliegen einer Selbsttäuschung. Nicht umsonst heißt die Wünschelrute „Wünschel“-Rute.

Denn sie schlägt dort aus, wo der Rutengänger unbewusst wünscht oder erwartet, dass sie ausschlägt – und nicht, weil sie auf „Erdstrahlen“ oder „Wasseradern“ reagiert. Beides sind nämlich reine Phantasieprodukte.

Verantwortlich für den Rutenausschlag ist der so genannte Kohnstamm-Effekt: Rutengänger halten ihr traditionell Y- oder V-förmiges Instrument aus Holz oder Leichtmetall nicht locker zwischen den Fingern, sondern in einem verkrampften Spannungszustand.

Diese angespannte Haltung der Hände und Arme löst nach kurzer Zeit ein krampfartiges Zittern der Armmuskeln aus und entlädt sich früher oder später in einer unwillkürlichen, heftigen Bewegung.

Tatsächlich existierende „Erdstrahlen“ irgendwelcher Art würden mit den heutigen Messinstrumenten kaum verborgen bleiben – zum Beispiel mit einem Torsionsmagnetometer oder einem Protonenpräzessionsmagnetometer

„Störfelder“, auf die Rutengänger wie eine Art menschliche „Antenne“ reagieren, entspringen dagegen der individuellen Phantasie des Muters und liefern Werte nach dem Münzwurf-Prinzip.

So habe auch ich selbst schon fünf verschiedene Rutengänger mit einer Begehung meines Schlafzimmers beauftragt. Jeder von ihnen fand unabhängig voneinander die „Störzone“ unter meinem Bett.

Seltsam, denn vor jeder Begehung hatten wir das Bett in eine andere Ecke des Zimmers geschoben.“

Fortsetzung: „Warum Wünschelrutengehen keine Wissenschaft ist“, GWUP-Blog am 17. November 2013

Zum Weiterlesen:

  • Ist Wünschelrutengehen für die Zeit ein seriöser Beruf? GWUP-Blog am 5. September 2013
  • Hubert Knoblauch: Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler. Volltext online hier.
  • Muten mit Ruten: Die Psi-Tests 2013, GWUP-Blog am 16. August 2013
  • Psi-Tests 2012: Bio-Eier, Pendel und Wünschelruten, GWUP-Blog am 26. August 2012
  • Eine-Million-Euro-Test gescheitert, GWUP-Blog am 7. März 2013
  • Durchgefallen: Wünschelruten im Psi-Test, GWUP-Blog am 27. November 2007
  • Wünschelruten und Erdstrahlen, Pseudowissenschaft entlarvt
  • Millionen-Preisgeld verspielt: Wünscheruten versagen im Test, Der Spiegel am 12. Oktober 2004
  • Parapsychologie-Prüfung: Unterirdisch, überirdisch, außerirdisch, Süddeutsche am 2. August 2011
  • Psi-Tests 2010 (1), youtube-Video
  • Psi-Tests 2010 (2), youtube-Video
  • Alles fauler Zauber? Das Übersinnliche auf dem Prüfstand, youtube-Video
  • Die Psi-Tests 2009, Skeptiker 3/2009
  • Die Psi-Tests der GWUP, GWUP-Blog am 17. Mai 2007
  • Der Kasseler Wünschelrutentest der GWUP, religio.de
  • Die Störzonen, in denen Erdstrahlen entstehen, befinden sich nicht in der Erde, sondern im Kopf, geophys.uni-stuttgart.de
  • Kurzes Glück, Der Spiegel 38/1995
  • Psiram: Der Wünschelruten-Report
  • Psiram: Wünschelrute
  • Psiram: Wasserader
  • Psiram: Radiästhesie
  • Psiram: Erdstrahlen
  • Wasseradern: Eine Erfindung der Wünschelrutengänger, derStandard.at am 10. Mai 2013

10 Kommentare

  1. das mit dem bett ist ja schiebung !

  2. „So habe auch ich selbst schon fünf verschiedene Rutengänger (…) beauftragt. (…) Vor jeder Begehung hatten wir das Bett in eine andere Ecke des Zimmers geschoben.“

    Fünfeckige Schlafzimmer??
    Fließen da die Energien besser? :P

  3. @ dr. andreas garitz: Vielleicht war es ja eine bewegliche Störzone. Oder das Bett, Feng-Shui-mäßig ungünstig aufgebaut (Material, Form, Farbe, Aufladung mit den negativ-skeptischen Vibes des Besitzers, was weiß ich) fängt eben diese Störstrahlen ein oder ist selbst ein Störsender. Darum muss die Störzone ja zwangsläufig unter dem Bett gefunden werden. Damit hat die GWUP endlich den wissenschaftlichen Beweis dafür erbracht, dass Wünschelrutengehen kein Unfug ist! Hurra!

    (Kriege ich, weil ich das ja offenbar als erster gemerkt habe, von der Million was ab?)

  4. Hierbei nicht zu vergessen -> http://www.geophys.uni-stuttgart.de/~erhard/erdstrahlen/erds2.htm

    und -> https://vikas.de/federspiel%20-%20Radiaesthesie.html

    Johann Mehringer hat hiermit noch mehr Auswahl sich im Vorfeld zu informieren.

    ….sei beispielsweise an § 134 BGB, § 138 BGB, § 275 BGB erinnert – Täuschung, Irreführung und objektive Unmöglichkeit einer Leistungserbringung – so auch bei Mehringer im Portfolio, wenn man sich auf höhere Wesenheiten beruft und hierzu gegenüber dem Kunden eine Leistungserbringung suggeriert die es nach Stand von Wissenschaft und Technik nicht geben kann. Gesetze im Volltext unter http://www.dejure.org

  5. Der kommende Montagabend (28. Oktober 2013) steht bei Sat3 ganz im Zeichen „Geister, Spuk und Aberglaube“.

    Von 20.15 bis Mitternacht gibt es mehrere interessante Beiträge.

    Hervorheben möchte ich eine Dokumentation von 2012:

    „Wahre Gabe oder fauler Zauberer?“
    Übersinnliches unter Beweis. Bericht von Würzburg.
    21.00 Uhr

  6. Aber bestimmt hat man in dem Bett schon eine Nummer geschoben….. dann ist es egal, wo es steht, dann lebt man ja sowieso in „Sünde“…..

  7. °!° Jetzt fängt der „Statistiker“ schon mit Numerologie an, tzzz ….

    Hier geht es zur Tensorengruppe der „Weinheimer 7“ -> http://www.esoulk.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=41:tensorgruppe-weinheim

    … und hier zu einem Geomantenerstsemester -> http://www.esoulk.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=40:angehendes-geomantenerstsemester-mit-gr%C3%B6%C3%9Fenwahn

  8. Ich sage es aus gegebenem Anlass gerne nochmal:

    Es wird jeder „Kommentar“ gelöscht, der (und sei es auch nur über die Firmen-URL) versucht, Werbung für kommerzielle Produkte oder Dienstleistungen hier einzuschmuggeln – die noch dazu der Eso-Szene zuzurechnen sind.

  9. Das geht doch billiger (obwohl diese Hefte mittlerweile Sammlerwert haben) ;-)
    http://www.ypsfanpage.de/hefte/gross/yps0144.jpg

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