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10:23-Aktion in Zürich: „Klar“, das kann ja nicht wirken …

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Heute Vormittag haben die Schweizer Skeptiker sich die Kugel gegeben.

Bei einer 10:23-Aktion in Zürich schluckten sie massenhaft Eisenhut, Tollkirsche, Arsen und Quecksilber:

Die homöopathischen Globuli enthalten nach wissenschaftlicher Erkenntnis keine Wirkstoffe“,

wird Marko Kovic von dem Nachrichtenportal 20 Minuten zitiert.

Darüber müssten die Leute aufgeklärt werden.

Natürlich darf im selben Beitrag auch eine Homöopathin darlegen, wieso die einmalige Einnahme auch großer Mengen an Globuli keine Vergiftungserscheinungen hervorrufe – das sei ja „klar“, denn:

Erst bei täglicher Einnahme über einen längeren Zeitraum [zeigt sich] eine Wirkung.“

Damit setzt die Dame mal eben so das Dosis-Wirkungs-Prinzip außer Kraft, das in der normalen Welt üblicherweise Gültigkeit hat. Nur nicht in der „feinstofflichen“ Phantasiewelt der Homöopathen.

Und da die „Homöopathin und Apothekerin“ wohl recht genau weiß, was für einen hochverdünnten Quark sie da verzapft, muss als Anekdote noch schnell der „99-jährige Vater“ herhalten, der „der schon seit Jahren mit homöopathischen Mitteln behandelt“ werde.

Prima, dann bringen wir mal eben zwangslos den 93-jährigen Großvater meines Schwippschwagers ins Spiel, der seit seiner Jugend raucht wie ein Schlot und immer noch kreuzfidel ist.

Sollte man da nicht glatt Zigaretten auf Rezept ausgeben?

Und hätte der 20-Minuten-Autor fünf verschiedene Homöopathen nach einer Erklärung für den Null-Effekt der Überdosis gefragt, hätte er fünf unterschiedliche und widersprüchliche Antworten bekommen.

Die schönsten Homöopathen-Ausreden rund um die 10:23-Aktion haben wir hier und hier gesammelt.

Zum Weiterlesen:

  • Skeptiker-Verein „vergiftet“ sich mit Kügeli, 20 Minuten am 24. Oktober 2013
  • Nichts drin, nichts dran: die Homöopathen-Ausreden, GWUP-Blog am 9. April 2013
  • Homöopathie: Hochverdünnte Argumente, GWUP-Blog am 9. Februar 2011
  • Homöopathie: „Bei mir wirkt es aber …“, GWUP-Blog am 18. Februar 2012
  • „Geschichte der Homöopathie“ wieder bei BR-alpha, GWUP-Blog am 18. Oktober 2013
  • Eine Typologie der Negativkommentare zur 10:23-Überdosis, skeptiker.ch am 26. Oktober 2013

4 Kommentare

  1. Und wenn – da die 10:23-Hammermethode wegen der Natur der Homöopathie gar nicht wirken kann – man stattdessen ein Jahr lang jeden Tag ein paar Globuli Arsen oder Hundekot oder was auch immer in einer schön hohen Potenz nimmt, kann man hinterher bestimmt wieder von jedem Homöopathen hübsche Begründungen einsammeln, weshalb das nicht zu Vergiftungserscheinungen oder Nebenwirkungen geführt hat.

    „Das Präparat wurde nicht von einem Homöopathen nach ausführlicher Anamnese bestimmt.

    Deshalb traf es im Körper des Patienten nicht auf ein relevantes Krankheitsbild und konnte deshalb natürlich auch keine Wirkung zeigen. Hätte der Patient ein für das Präparat relevantes Krankheitsbild gezeigt, hätte das Präparat entsprechend gewirkt.“

    Oder so ähnlich.

  2. @gnaddrig: „wegen der Natur der Homöopathie gar nicht wirken kann.“

    neenee, gnaddrig, da hast Du einen Kardinalfehler gemacht: Einer aus einem nicht verstandenen, sondern gelaubten Weltbild heraus gemachte Aussage über dieses Weltbild zu glauben.

    Die ist aber mit gewisser (manchmal sehr hoher) Wahrscheinlichkeit nur eine instantan zurecht-konfabulierte Selbst-Rechtfertigung.

    So auch in diesem Falle, denn das Organon sagt in §275 unmißverständlich:

    „Giebt man eine allzu starke Gabe von einer, auch für den gegenwärtigen Krankheitszustand völlig homöopathisch gewählten Arznei, so muß sie, ungeachtet der Wohlthätigkeit ihrer Natur an sich, dennoch schon durch ihre Größe und den hier unnöthigen, überstarken Eindruck schaden, welchen sie auf die Lebenskraft und durch diese gerade auf die empfindlichsten und von der natürlichen Krankheit schon am meisten angegriffenen Theile im Organism, vermöge ihrer homöopathischen Aehnlichkeits-Wirkung macht.“

    Da brauchts dann auch keine ausführliche Anamnese, denn ‚eingenommen‘ ist sicher „allzu stark“ gegenüber ’nicht verschrieben‘.

  3. Gehört Homöopathie eigentlich schon zum „alten Wissen“? Wenn ja, dann müsste es doch von der Schamanen-Hexen Fraktion vehenent abgelehnt werden. Ist doch alles moderner Alchemiekram!

  4. @ rolak: Das ist ja gut und schön, aber das Organon lesen die meisten Homöopathen doch auch eher selektiv (irgendwer hatte hier vor ein paar Monaten mal zitiert, welche Voraussetzungen und Ausschlusskriterien dort für homöopathische Behandlungen stehen, an die hält sich aber wohl kaum wer).

    Aber wenn das da so steht, wäre ich gespannt auf die Erklärungen homöopathischer Koryphäen, wieso die von mir vorgeschlagene Kur keine Nebenwirkungen hat und auch keine gesundheitlichen Schäden verursacht. Man könnte, wenn man sich die Mühe machen wollte, sicher einigen Spaß dabei haben…

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