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Meteorit schlägt ein: Weltuntergang beim Vorstellungsgespräch

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Ein misslungenes Vorstellungsgespräch ist kein Weltuntergang?

Hier schon:

Mit diesem Horror-Szenario eines Meteoriteneinschlags (ab Sek. 30) wirbt LG Electronics für ultrahochauflösende Bildschirme:

When these unsuspecting individuals entered the office, they were nervous about a job interview, not about the end of the world. That is, until the end of the world happened right before their very eyes!

The IPS screen, disguised as a window, was so high-def that people were — apparently — ready to run when they saw the meteor drop.“

Man mag dies für ähnlich grenzwertig halten wie den Büro-Dinosaurier, über den wir vergangene Woche berichtet haben.

Interessant für uns Skeptiker ist aber mehr die Frage, warum Weltuntergangsphantasien schon wieder angesagt sind.

Kometenängste, Himmelsposaunen, Kino-Apokalypsen — und jetzt dieser Werbespot.

Fast fühlt man sich in die Zeit kurz vor dem 21. Dezember 2012 zurückversetzt, als zum Beispiel General Motors, Unilever oder Procter & Gamble mit dem bevorstehenden Weltende warben.

Experten wie der Schweizer Journalist Hugo Stamm hatten damals schon darauf hingewiesen:

Weil man weiß, dass Endzeitszenarien die Massen faszinieren, folgt die Kommerzialisierung auf dem Fuß.“

Auch der Science-Blogger Dr. Florian Freistetter schrieb:

Der (nicht stattfindende) Weltuntergang im Jahr 2012 ist nicht deswegen ein Dauerthema in den Medien, weil an den Behauptungen irgendetwas Wahres dran ist. Er ist deswegen ständig präsent, weil der Weltuntergang Geld und Quote bringt.

Diese Kuh wird solange gemolken werden, wie es möglich ist – bis man sich dann im Jahr 2013 dem nächsten Thema zuwenden wird, das profitabel erscheint.“

Aus irgendeinem Grund erscheint nun der Weltuntergang im Jahr 2013 immer noch (oder schon wieder) profitabel.

Vielleicht deswegen:

Dramatische Bilder lösen Ängste aus und faszinieren uns gleichzeitig. Es gibt nichts Schaurig-Schöneres als Gemälde von der Endzeit, an der sich berühmte Maler in allen Epochen abmühten. Lebend in den Abgrund zu schauen, löst ein wohliges Gruseln aus.

Wir fühlen uns selten so lebendig, wie wenn wir mit dem Grauen konfrontiert sind. Vor allem, wenn wir selbst verschont bleiben. Was uns abstösst, zieht uns magisch an.“

So gesehen, ist die monatelange Weltuntergangshysterie des vergangenen Jahres möglicherweise zu einer Art Mem geronnen, das losgelöst von konkreten Terminen weiter vagabundiert.

Klar hilft dagegen kritisches Denken — oder vielleicht auch satirische Selbsthilfe à la Ephraim Kishon.

Andererseits beschert uns die ewige Endzeit auch Filme wie „Mad Max 4“ und ein Reboot der „Klapperschlange“, was wiederum vielversprechend klingt.

Sehen wir es mal positiv, nur dieses eine Mal.

 Zum Weiterlesen:

  • Das Ende ist nah. Na endlich, GWUP-Blog am 15. Februar 2010
  • „Strange Noises“: Eine kleine Geschichte der Himmelsposaunen, GWUP-Blog am 3. September 2013
  • Jeden Tag Weltuntergang: Die Psychologie der Apokalypse, GWUP-Blog am 1. Mai 2013
  • Phantasie, Wunschdenken, Illusion und Wahn, Nachdenken … bitte am 28. September 2012
  • Wozu sind Meme gut? Skeptiker 1/2004
  • Apokalyptiker unter sich, dieausrufer am 3. September 2013
  • Kollidiert der Asteroid 2013 TV135 im Jahr 2032 mit der Erde? Astrodicticum simplex am 22. Oktober 2013

3 Kommentare

  1. Das Video ist nicht mehr verfügbar!

  2. @naturundwirtschaft:

    Danke, jetzt sollte es wieder gehen.

  3. Die immer wiederkehrenden Weltuntergangsfantasien u.ä.sind meiner (zugegebenermaßen nicht fachmännischen) Meinung nach, leicht erklärt:
    Es gab, gibt und wird immer geben > Menschen, die (aus welchen Gründen auch immer) unzufrieden sind,aus dem Wohlstand gerutscht sind, psychische Probleme haben und dadurch sehr anfällig sind für Verschwörungstheorien jeder Art.

    Das merkt man auch in Foren, in denen politische Themen diskutiert werde. Solche Typen hängen sich an populistische (meistens REchts-)Parteien an und verteufeln z.B. die EU als Diktatur, die knapp vor dem Zusammenbruch steht und himmeln dafür „Starke Führer“ á la Putin als Retter an, selbst wenn sie selbst am rechten Rand stehen.

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