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Pseudowissenschaften, Wissenschaft und Demokratie

| 3 Kommentare

Entlang unseres Postings “Esoterische Ministerien und Parteien-Geschwurbel” hat sich eine recht lebhafte Diskussion zum Thema Politik und Politiker im Allgemeinen entwickelt.

Eigentlich geht es uns ja in erster Linie darum, wie sich Politik und Politiker zu unserem USP „Außergewöhnliche Behauptungen“ positionieren.

Weil wir davon überzeugt sind, dass Pseudowissenschaften und Pseudotherapien ein ganz reales Schadenspotenzial sowohl für die Gesellschaft als auch für den Einzelnen bergen.

In unserer Selbstdarstellung heißt es:

Eine offene und demokratische Gesellschaft braucht sachliche Informationen – gerade bei emotional besetzten Themen.

Einem solchen Themenbereich widmen wir uns: den Parawissenschaften. […]

Oft treffen Menschen auf der Basis fragwürdiger „Theorien“ wichtige Entscheidungen und setzen Vermögen, Beruf oder sogar ihre Gesundheit aufs Spiel. Klassische Verbraucherschutzorganisationen oder wissenschaftliche Einrichtungen sind meist nicht gerüstet, Fragen zu diesen Themenbereichen zu beantworten. […]

Die GWUP setzt sich zusammen aus Wissenschaftlern aller Fachrichtungen und wissenschaftlich Interessierten. Ihre Berufe, Weltanschauungen und politischen Ansichten sind verschieden. Ihre gemeinsame Überzeugung ist jedoch, dass Wissenschaft und kritisches Denken für die gesellschaftlichen Herausforderungen von heute und morgen wichtiger sind denn je.“

Zu diesem Thema hat Dr. Florian Freistetter vom Science-Blog Astrodicticum simplex vor wenigen Tagen einen interessanten Beitrag veröffentlicht:

Die Verbreitung von Pseudowissenschaft ist nicht akzeptabel und eine Gefahr für die Demokratie“

Es geht darin um eine Rede des britischen Physikers Brian Cox, die dieser bei einer Preisverleihung gehalten hat:

It is not acceptable to promote bad science“

 

Einen Zusammenschnitt von

Prof. Brian Cox on the Role of Science in a Democracy“

 gibt es hier:

Freistetter schreibt dazu:

Die Erkenntnisse der Wissenschaft und die resultierenden Technologien haben unsere Gesellschaft und unser alltägliches Leben komplett durchdrungen.

Wer nicht zufällig irgendwo nackt in einer Höhle im Wald lebt, der hat jeden Tag und überall mit Wissenschaft zu tun. Man merkt nur meistens nicht davon; eben weil die Wissenschaft alles so komplett durchdrungen hat, dass es uns nicht mehr auffällt.

Und viele wissen auch schlicht und einfach nicht genug über Wissenschaft Bescheid, um es zu bemerken.

Wen einem Handel, Werbung oder Politiker ständig einreden, wie “böse” die Chemie ist und das alles immer “natürlich” sein muss, dann kommt man gar nicht erst auf die Idee, dass die echte Chemie faszinierend sein könnte, und man kommt nicht auf die Idee, sich zu überlegen, welche fundamentale Rolle die echte Chemie überall in unserem Leben spielt.

Es ist leichter, vor dem Fernsehapparat zu sitzen und darüber zu schimpfen, dass Geld für die Raumfahrt “verschwendet” wird, anstatt sich zu überlegen, dass es ohne die Raumfahrt kaum noch Fernsehprogramme gäbe. […]

Der weit verbreitete wissenschaftliche Analphabetismus ist in einer wissenschaftsdominierten Welt aber vor allem dann extrem problematisch, wenn es darum geht, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Denn diese Entscheidungen haben zwangsläufig mit Wissenschaft zu tun.

Wir müssen uns mit dem Energieproblem beschäftigen, der Umweltverschmutzung, dem Klimawandel, der Überbevölkerung, dem Hungerproblem usw.

Die Erkenntnisse der Klimaforschung, der Medizin (zum Beispiel Stammzellenforschung), der Gentechnik, der Physik (Nanotechnologie, Energietechnik etc) und so weiter haben direkten Einfluss auf unser Leben.

Wenn wir als Gesellschaft aber keine Ahnung von all diesen Themen haben, dann sind wir den Politikern, die diese Entscheidungen letztlich treffen werden, hilflos ausgeliefert.

Wir müssen darauf vertrauen, dass diese Politiker die wissenschaftliche Grundlagen verstehen und informierte, langfristige Entscheidungen treffen, anstatt nur kurzfristig politisch motivierte Kampagnen aufzuziehen um bei der nächsten Wahl Stimmen zu sammeln.

Oder wir können uns selbst informieren! Und selbst am Entscheidungsprozess teilnehmen.“

Dazu will unser Skeptiker-Blog beitragen.

Denn „kritisches Denken“ hat nicht nur etwas mit Homöopathie, Astrologie oder Parapsychologie zu tun – sondern mit allen Lebensbereichen.

Zum Weiterlesen:

  • Die Verbreitung von Pseudowissenschaft ist nicht akzeptabel und eine Gefahr für die Demokratie, Astrodicticum simplex am 20. Juli 2013
  • Geld sparen durch Skeptizismus, naklar.at am 25. Februar 2013
  • Kritisches Denken muss auf den Stundenplan! Die Welt am 23. April 2011
  • Was ist kritisches Denken? Science-at-home
  • Was ist eigentlich kritisches Denken? wissensblitz 45
  • „Kritisches Denken“, Nachdenken bitte
  • 13 Globuli: Ministerin Steffens räumt ab beim Eso-Check, GWUP-Blog am 6. August 2013
  • Wenn Hanf die Radioaktivität wegschwingen soll, Wahrsagerchecks-Blog am 8. Juli 2013

3 Kommentare

  1. @serpo:

    Lesen Sie erst mal diesen Artikel, dann können Sie Ihren Kommentar gerne neu formulieren, und zwar ohne Nazi-Vergleiche:

    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article118779254/Historische-Vergleiche-gehen-meistens-in-die-Hose.html

  2. @trixi

    vielen ist noch nicht mal das innere Licht angegangen ;)

    viele Esoteriker haben womöglich ein großes Problem damit, dass in der Wissenschaft viele Sachverhalte die bearbeitet und erforscht werden, eine menge harter Arbeit und und gute Sachkenntnis voraussetzen und sich eher selten intuitiv lösen und verstehen lassen.

    sie wissen nur selten wie man mit den Werkzeugen der Wissenschaft umgeht von daher verstehen sie nur selten wie man damit zu bestimmten Ergebnissen kommt oder vorhandene Ergebnisse wieder verwirft, weil sie schlicht falsch waren.

    zu merken ist das z.B. in den äußerst freizügigen und kaum haltbaren aussagen von Esoterikern über die Quantenmechanik.

    unser einer, z.B. ich, fragt lieber jemanden der sich mit der Materie auskennt. waren meine bisherige Annahmen und Vorstellungen falsch, lese ich mir den Stoff noch einmal durch, lese auch ein paar neue vorgeschlagene Inhalte zum Thema und versuche es erneut zu verstehen. bei Esoterikern ist es anders… sie wollen die Fakten meistens erst gar nicht wissen, weil sie mit ihren Vorstellungen kollidieren.

    außerdem bedeutet es auch kognitive Arbeit die dann so einem Fall auf einem zukommt.

  3. Ich denke das Hauptproblem ist, dass Esoteriker – Beweise hin oder her – einfach der Meinung sind (oder besser: sein wollen) es gäbe eine von der Materie losgelöste Welt, die zwar Effekte in der materiellen Welt bewirkt, sich aber trotzdem nicht mit materiellen Dingen erforschen lässt. Darum kümmern sie sich auch nicht um die (für sie stumpfen) „Werkzeuge der Wissenschaft“. Dahinter steht m.E. meistens dieser latente Wunsch nach Unsterblichkeit. Und da die etablierten Religionen da irgendwie auch keine widerspruchsfreien Theorien zu haben, kann man sich auf dem sehr weiten Feld der transzendenten Esoterik was schönes aussuchen.

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