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Die Banerji-Protokolle: Homöopathie gegen Krebs?

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Indien, du hast es besser!

In dem „mystic land“ scheint alles möglich zu sein. Sogar Homöopathie funktioniert dort, sogar bei Krebserkrankungen.

Möglich wird dieses übernatürliche Wunder durch eine Homöopathie-Variante, die sich das Banerji protocol nennt.

Auch auf deutschen Webseiten finden sich zahllose Sensationsberichte über diese „alternative Behandlung von Hirntumoren“ und ähnliches.

Homöopathie sei in Indien eben eine „anerkannte Krebstherapie“, lesen wir hier:

Bei den ganzheitsmedizinischen Tagen in Salzburg stellte Dr. Helmut Rezek die „Banerji-Protokolle“ mit rund 30000 rein homöopathisch behandelten Krebspatienten in Kalkutta vor. Demnach konnten ca. 21 Prozent geheilt und der Zustand von ca. 23 Prozent verbessert oder stabilisiert werden.“

Soso.

Nüchtern betrachtet erinnert dieses Geblubber eher …

… an die Märchen aus 1001 Nacht“,

schreibt Dr. Norbert Aust in seinem Blog Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie.

Aust hat sich die homöopathische Krebsbehandlung nach den Banjeri-Protokollen mal näher angesehen.

Und entlarvt dabei einige Mythen, wie zum Beispiel:

Die Banerji-Protokolle sind als wirksame Behandlung anerkannt und zertifiziert“,

angeblich sogar vom National Cancer Institute der USA.

Das ist schlicht Unsinn, ebenso wie jene Behauptung:

Die Behandlungsergebnisse bei Krebs sind überzeugend.“

Sind sie nicht.

Austs Fazit:

Die angeblichen Erfolge der Therapie nach den Banerji-Protokollen basieren alleine auf den recht schwammigen Angaben der Erfinder dieses Vorgehens. Sie sind aus nicht nachvollziehbaren Gründen der Fachwelt bisher noch nicht in angemessener Form zur Diskussion gestellt worden.

Damit fehlt jede Möglichkeit, diese Ergebnisse zu prüfen.

Der prestigeheischende Internetauftritt kann über diese Schwachstellen der Argumentation nicht hinwegtäuschen. Der wissenschaftliche Anstrich scheint alleine der Werbung zu dienen, die womöglich dazu geführt hat, dass Vater und Sohn Banerji an recht vielen Tagungen und Schulungen als Vortragende teilgenommen haben.

Wer allerdings auch nur die Anfangsgründe einer wissenschaftlichen Vorgehensweise kennt, durchschaut dieses Vorgehen aber sehr rasch.“

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathische Krebsbehandlung nach den Banerji-Protokollen, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 30. Juni 2013
  • Homöopathie gegen Krebs? GWUP-Blog am 15. Juni 2013
  • Nein, Homöopathie heilt keine „ernsten Krankheiten“, GWUP-Blog am 12. Juni 2013
  • Homöopathie: Wenn Skeptiker Hoffnungen zerstören, GWUP-Blog am 18. April 2013

9 Kommentare

  1. Unglaublich. Da reichen ein paar Behauptungen, ein paar Veröffentlichungen von Fotos mit wichtig dreinschauenden Männern, um solche Wichtigkeit vorzutäuschen.

    Man soll sich an Mutter Theresa erinnert fühlen – Kalkutta gibt das her.

    Und die westliche Welt springt auf, reitet auf dieser Welle mit, und benutzt skrupellos diese Machenschaften zur eigenen Bereicherung. Wie leicht sind die Menschen irrezuführen.

  2. Wenn solche Tagungen in einem aufgeklärten Land stattfinden und dabei solche Glaubensbekenntnisse vorgetragen werden, dann ist das entlarvend.Heilsekten!

  3. @ crazyfrog:

    Aus dem Link zum Beitrag von Joette Calabrese:

    „The Cancer Center’s investigators found that the homeopathic preparation of Ruta graveolens 6C administered in combination with Calcarea phosphorica 3X induced complete regression of tumors in eighty-six percent of the glioma patients who took part in the study. Oncologists consider this particular form of cancer as practically incurable“

    Solche Wunderheilungen sollten jeden, auch jeden Homöopathen, skeptisch machen. Wer so etwas fraglos hinschreibt oder hinnimmt, ist mit dem Etikett „gläubig“ noch gut bedient.

    A propos gläubig: Dass Banerji seinen Patienten helfen wollte und vielen, wie auch immer, geholfen hat, will ich gerne glauben. Dass er ihnen mit homöopathischen Mitteln helfen konnte, glaube ich nicht. Und massenhafte Wunderheilungen sind fromme Märchen zur Festigung von Glaubensgemeinschaften, das war schon im Christentum so.

  4. demgegenüber steht natürlich die Schulmedizin um so viel besser da: da gibt es massenweise tolle Studien, die besagen, dass Mittel x gegenüber Mittel y noch besser ist und die Wahrscheinlichkeit, zwei Tage oder Wochen länger zu leben, um 0,x % erhöht hat…das ist dann natürlich viel aufsehenerregender.
    Schaut man sich die Statistiken dann an.. ist Krebs mittlerweile von Platz 5 auf Platz 2 gestiegen..allerdings nur auf der Rangliste der Sterbearten. Ein Hoch auf die Pharmaindustrie mit Ihren Chemostoffen..der Bestrahlung…ihren Nebenwirkungen..
    Am Ende ist es wohl den Homöopathie Anhängern egal, Hauptsache, es hilft…und wenn es nur der Glaube daran war…wer heilt hat recht.
    Im Gegensatz zu den Mitteln der Schulmedizin kosten die homöopathischen Mittel wenig…

  5. @Kerstin:

    Ich würde Ihnen wirklich dringend raten, sich mal eingehend zu informieren. Das ist einfach nur erschreckend, was Sie hier verbreiten.

    „Krebs“ ist ein Sammelbegriff für etwa 300 Erkrankungen mit gemeinsamen Merkmalen, aber sehr unterschiedlichen Ausprägungen.

    Davon sind einige gut zu behandeln, andere weniger. Schon allein aus diesem Grund kann es gar kein „Allheilmittel“ gegen Krebs geben.

    „Chemostoffe“ und „Bestrahlungen“ sind nur zwei von einer Vielzahl von Behandlungsoptionen. Gerade erst gestern ist wieder eine neue (und sogar „biologische“) Therapie vorgestellt worden, mit einem völlig anderen Ansatz:

    https://idw-online.de/de/news702382

    “ ist und die Wahrscheinlichkeit, zwei Tage oder Wochen länger zu leben.“

    Zum Glück haben Sie nicht darüber zu bestimmen, wer mit welchem Aufwand und welchen Kosten wie lange leben darf. Ich hoffe, Sie sind auch nie von so einer Entscheidung betroffen.

    – Homöopathie hilft nicht. Wer sich bei einer onkologischen Erkrankung auf Globuli verlässt, unterschreibt sein Todesurteil.

    „Wer heilt hat recht“ ist Blödsinn:

    https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/faq/19-wer-heilt-hat-aber-doch-recht-faq

    „Im Gegensatz zu den Mitteln der Schulmedizin kosten die homöopathischen Mittel wenig.“

    Was nützt Ihnen das, wenn Sie damit nur wirkungslosen Zucker aufnehmen? „Nichts“ ist immer zu teuer – und in dem Fall sogar noch lebensgefährlich.

  6. @Kerstin
    „Im Gegensatz zu den Mitteln der Schulmedizin kosten die homöopathischen Mittel wenig.“

    Das mag auf den ersten Blick sogar stimmen.

    Aber jetzt kommt der Haken: Wer sich auf (wirkungslose) Homöopathie verlässt und (wirksame) „Schulmedizin“ ablehnt, dann verschlimmert sich sein Gesundheitszustand eventuell so sehr, dass die nachfolgenden Behandlungskosten in Form von Medikamenten, Operationen oder sogar Pflege (!) in einem solchen Umfang steigen, dass der scheinbare Kostengewinn zu Anfang durch Homöopathika in Nullkommanix aufgefressen ist.

    Und wer muss diese Zusatzkosten dann schultern? Die Solidargemeinschaft, also wir alle, über unsere Beiträge zu den Versicherungen.

    Fazit: Deine Behauptung ist bestenfalls eine Milchmädchenrechnung.

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