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Homöopathie im BR: Peinlichkeit kennt keine Grenzen

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Die „Wissens“-Redaktion des Bayerischen Fernsehens hat heute beschlossen, sich in „Glaubens-Redaktion“ umzutaufen.

Die Beiträge für die kommenden Sendungen stehen auch schon fest:

  • Das Fliegende Spaghettimonster und seine erstaunliche Heilkraft bei Tuberkulose
  • Einhörner und ihre Bedeutung für die nachhaltige Landwirtschaft
  • Mary Toft rehabilitiert – Sie brachte wirklich Kaninchen zur Welt!

Nun ja, jedenfalls könnte man das vermuten, wenn man die Stellungnahme zur Desaster-Sendung „Homöopathie: Medizin oder Mogelpackung?“ liest, welche die Redaktion heute veröffentlicht hat.

Wenn es einen Grimme-Preis für das peinlichste Rechtsfertigungs-Geschwurbel nach einem journalistischen Offenbarungseid gäbe – die Gewinner stünden jetzt fest.

Nachzulesen ist das argumentative Elend hier.

Wenig überraschend plappert die Redaktion noch einmal völlig unreflektiert die schönsten PR-Phrasen der Homöopathen-Verbände nach, zum Beispiel:

Die Tatsache, dass die letzte große Metaanalyse von 150 Studien zur Homöopathie (Shang et al, Universität Bern) zwar zu einem vernichtenden Urteil kommt, aber auch innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft kontrovers diskutiert wurde, stützt unserer Meinung nach die These, dass die Frage zur Wirksamkeit der Homöopathie nicht abschließend geklärt ist. Wie im Film erwähnt, kommt eine Reanalyse der oben genannten Studie zu einem anderen, zu einem positiven Ergebnis.“

Das ist schlicht gesagt barer Unsinn, wie Prof. Ulrich Berger vom GWUP-Wissenschaftsrat hier schon 2008 in aller Ausführlichkeit  dargelegt hat.

Und weiter geht’s:

Wir haben mehrmals im Film erwähnt, dass sich für die im Film vorkommenden Protagonisten Schulmedizin und Homöopathie gegenseitig nicht ausschließen.“

„Schul“-Medizin, so so.

Ohne rot zu werden verwendet eine „Wissenschaftsredaktion“ einen anti-wissenschaftlichen, polemischen Kampfbegriff, der …

… in Anlehnung an das Wort Schulweisheit signalisieren [soll], dass es sich hier um eine begrenzte, verkopft-verstaubte und längst überholte Tradition handelt“,

schreibt der Sprachlog.

Mehr noch:

Für jeden ernsthaften Mediziner sollte klar sein, dass sich wissenschaftliche Medizin und Homöopathie gegenseitig ausschließen. Wer als Arzt ernsthaft glaubt, Homöopathie hätte eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung, weil sie mittels ihrer behaupteten Prinzipien wirkte, der sollte seine Approbation zurückgeben“,

kommentiert der Blog Nachrichten aus der Notaufnahme.

Und dann wird’s geradezu kriminell leichtsinnig:

Dass in verschiedenen Kliniken Homöopathie ergänzend zur Schulmedizin immer im Sinne und zum Wohl des Patienten eingesetzt wird, ist eine Tatsache und als solche im Film dokumentiert.“

„Ergänzend“ und „immer zum Wohle des Patienten“?

Nicht zu fassen, denn:

Nein, die [im Film vorgestellte] Klinik versucht nicht nur, die Lebensqualität von Krebspatienten durch Homöopathie zu steigern, sondern ganz explizit Krebs zu heilen“,

erklären die Schweizer Skeptiker heute in ihrem Blog.

Der Plural von „Anekdote“ ist nicht „Daten“, und wer behauptet, mit Homöopathie Krebs zu heilen, verkauft bestenfalls leere, da wissenschaftlich ungestützte, Hoffnungen, und hat schlimmstenfalls Blut an den Händen.“

Näheres zur „Clinica Santa Croce“ in der Schweiz findet sich auch bei Psiram.

Und auch die „Schaden-kann-es-nicht-Hypothese“ könnte man – und muss man eigentlich sogar – kritisch betrachten (z.B. hier und hier und hier).

Schlimmer kann es eigentlich kaum noch kommen, oder?

Schauen wir mal:

Wissenschaftliche Studien aus der Versorgungsforschung (Witt et al, Charité Berlin) zeigen einen Effekt der Homöopathie, der in seiner Wirkung mit der Schulmedizin vergleichbar ist“,

geht es in der BR-Stellungnahme weiter.

Die homöopathie-kritische öffentliche Diskussion berücksichtigt solche Forschung unseren Recherchen nach kaum.“

Stimmt!

Und zwar aus gutem Grund:

Versorgungsforschung kann hilfreich sein, um eine bereits etablierte Therapie noch einmal unter Alltagsbedingungen zu testen. Sie ist aber kaum geeignet, um die Wirksamkeit von Arzneimitteln zu untermauern“,

erklären Weymayr/Heißmann in „Die Homöopathie-Lüge“.

Zum Thema „Versorgungsforschung“ haben wir hier im GWUP-Blog auch die beiden Medizinprofessoren Klaus-Dietrich Bock und Manfred Anlauf befragt – und bekamen eine unmissverständliche Antwort:

GWUP: Derzeit beziehen sich „Alternativ“-Mediziner, in erster Linie Homöopathen, auf die Versorgungsforschung, welche die Wirksamkeit von Homöopathie gegenüber Placebo eindeutig belege. Ist das ein ernstzunehmender neuer Ansatz?

Bock: Falls die Versorgungsforschung das behauptet, was Sie sagen, so ist das blanker Unsinn. Die Versorgungsforschung verfügt über keinen eigenen oder besseren Ansatz zur Beurteilung der Wirksamkeit von Therapieverfahren als die Wissenschaftliche Medizin.

Anlauf: Natürlich gibt es Wünsche und Erwartungen von Patienten, die, wenn man ihnen entspricht, den Placeboeffekt begünstigen oder den Spontanverlauf einer Krankheit erträglicher machen können. Mit der Versorgungsforschung zielen interessierte Gruppen, zu denen auch ideologielastige Hochschulepidemiologen gehören, darauf, die hier zur Diskussion stehenden fragwürdigen Behandlungsmethoden im Leistungskatalog der gesetzlichen und privaten Versichertengemeinschaften stärker zu verankern beziehungsweise zu belassen.”

Heißt:

Nicht, dass die Versorgungsforschung nicht ihren Platz hätte. Sie ist dann sinnvoll, wenn ein Effekt nachgewiesen ist und seine  Anwendung in der Praxis geprüft werden soll.

Aber: Die Versorgungsforschung war nie dazu da, einen Effekt nachzuweisen.

Spätestens hier gibt sich eine „Wissens“-Redaktion der Lächerlichkeit preis, und ist der Ruf erst ruiniert, hat man ja auch nix mehr zu verlieren:

Die Motivation war, […] Fragen aufzuwerfen, die eine weitere systematische wissenschaftliche Erforschung als gerechtfertigt erscheinen zu lassen.“

Aha.

Das Problem ist nur:

Niemand außer den Homöopathen selbst sieht in Sachen Homöopathie noch irgendwo Forschungsbedarf:

Let us laugh at it, let us ignore it, do not study it“,

sagte Professor Jürgen Windeler, Direktor des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), beim World Skeptics Congress 2012 in Berlin:

Lasst uns darüber lachen, lass es uns ignorieren, untersucht es nicht.“

Oder lassen wir den englischen Arzt und Medizinjournalisten Ben Goldacre seinen Kollegen in Deutschland antworten:

Kaum jemand weiß, dass dieser Satz Wir brauchen mehr Forschung seit vielen Jahren aus dem British Medical Journal verbannt wurde, weil er nichts Neues beiträgt.

Man darf sagen, welche Art von Forschung fehlt, worüber geforscht und wie und was gemessen werden soll, und warum man der Meinung ist, dass diese Forschung fehlt, aber der beiläufig hingeworfene, scheinbar aufgeschlossene Ruf nach mehr Forschung ist eine bedeutungslose Floskel und wenig hilfreich.

Es hat über hundert randomisierte, kontrollierte Studien zum Thema Homöopathie gegeben, doch jetzt ist es an der Zeit, damit abzuschließen. Homöopathische Mittel wirken nicht besser als Placebos, soviel wissen wir jetzt. Jetzt können wir uns interessanteren Studien zuwenden.”

Fast haben wir uns nun durch die BR-Stellungnahme hindurch gequält, da wird es zum Fazit hin doch nochmal arg:

Um die offenen Fragen gemäß der Kernaussage des Films weiter zu belegen, dokumentiert unser Beitrag auch die wissenschaftliche Arbeit, die sich um die Klärung der Kritik an einem Effekt von Hochpotenzen bemüht. Es war uns dabei gerade ein journalistisches Anliegen zu zeigen, dass derartige wissenschaftliche Arbeiten existieren, die ansonsten in einer öffentlichen Diskussion schlichtweg ignoriert werden.“

Hmm, „ignoriert“ also.

Tja, warum wohl?

Der Blogger von Nachrichten aus der Notaufnahme gibt darauf folgende Antwort:

Das von den Homöopathen behauptete Ähnlichkeitsprinzips und das der Potenzierung entbehren jeder logischen und wissenschaftlichen Grundlage.

Wer ernsthaft glaubt, eine erfundene Therapie, die sich auf diese Prinzipien stützt, wäre es wert, erforscht und medial aufbereitet zu werden, hat nichts von Wissenschaft verstanden. Mit dem selben Argument, mit dem Sie den Unfug der Homöopathie ernsthaft behandeln wollen, können Sie auch Astrologie und Alchemie thematisieren.

Beide sind schon von ihren Grundannahmen her Unsinn und einer Wissenschaftsredaktion nicht würdig.“

Wir unsererseits möchten auf einen Offenen Brief verweisen, den einer unserer Leser dem BR hat zukommen lassen (auch hier in unserem Blog zu lesen).

Darin heißt es unter anderem:

Der Beitrag ist nicht nur eine Bankrott-Erklärung für ein Wissenschaftsmagazin, er war eine unverhohlene Werbesendung für die „2 und 2 ist ungefähr 5“ – Fraktion.

So unverhohlen, dass sich der Autor nicht einmal bemüht hat, den Untersuchungsgegenstand, die Homöopathie, aus kontrahären Blickwinkeln zu beleuchten, um dem Zuschauer eine wirkliche Entscheidungshilfe im Sinne der Beitragsüberschrift anzubieten: Einerseits – andererseits, was spricht dafür – was spricht dagegen, welche Argumente sind satisfaktionsfähig – welche eher nicht; nichts von dem, was guten Journalismus auszeichnet, und was dem Titel der Sendung entsprechen würde, war zu finden.

Stattdessen phantasiegestützte Absurditätsdenke, die jede der durchaus bekannten Möglichkeit einer rationalen Interpretation homöopathischer Phänomene ausschloss […]

Wir wissen, dass Homöopathie nicht funktioniert, denn wenn ihre theoretischen Grundlagen richtig wären, wenn sie wirklich funktionieren würde, gäbe es uns nicht, weil Leben, so wie wir es kennen, nicht existieren würde.

Einem Biologen wie Herrn Hackl [der Macher der BR-Sendung] sollte das klar sein, er müsste nur einmal die ihm im seinem Studium vermittelten Grundlagen der Mikrobiologie, der Physiologie oder der Biochemie mit den Hypothesen der Homöopathie und den daraus abzuleitenden Konsequenzen vergleichen […]

Liegt es nur daran, dass unsere soziale Konditionierung auf Konsens angelegt ist, und eine recht hohe Hemmschwelle es lange, oftmals allzu lange verhindert, Spinner als Spinner zu bezeichnen? Geholfen ist uns jedenfalls damit nicht.

Woher kommt diese Entschlossenheit, Fakten und Tatsachen zu verleugnen, woher die Bereitschaft, eine verbogene und verbeulte Realität wider besseren Wissens zu akzeptieren, woher die Bereitschaft, noch dann Rücksichtnahme auf absonderliche Welterklärer zu üben, wenn deren offenkundiges Ziel es ist, diese Rücksichtnahme rücksichtslos zu missbrauchen? […]

Eine Diskussionskultur, die sich darauf beschränkt, nur die Art der Wahrnehmung und nicht mehr die Natur des Phänomens an sich zu diskutieren, hilft […] nicht weiter.“

Vor allem dieser letzte Satz stimmt nachdenklich.

Mag die Wissens-Redaktion des Bayerischen Fernsehens sich nun eine Weile in den positiven Kommentaren begeisterter Homöopathen sonnen – die Nachwirkungen dieser Quatsch-Sendung sind fatal, und zwar für uns alle, Homöopathie-Fans eingeschlossen:

Wer an Homöopathie glaubt, kann kein übersinnliches Phänomen, keinen faulen Zauber, kein rhetorisches Blendwerk und keine Verschwörungstheorie argumentativ entkräften, weil er nicht sagen kann, warum die Homöopathie glaubwürdiger sein soll als jene Behauptungen.“

Zum Weiterlesen:

  • Gesamtschau der Studien zur Homöopathie, Detritus am 27. April 2013
  • Homöopathie: Faszination Unwissen, Kritisch gedacht am 27. April 2013
  • Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Blog am 9. Oktober 2011
  • Ist die Wirksamkeit der Homöopathie endlich wissenschaftlich bestätigt? Oder: Heilt Homöopathie Krebs? skeptiker.ch am 24. April 2013
  • Die homöopathischen Wissensfeinde vom Bayerischen Rundfunk, Detritus am 23. April 2013
  • Hamlet und die Physik, GWUP-Blog am 17. September 2011
  • Hamlet und der Komplementär-Maschinenbau, GWUP-Blog am 1. Mai 2011
  • Die Woche der Homöopathie – ein skeptischer Nachklapp, GWUP-Blog am 16. April 2013
  • Die Woche der Homöopathie – ein skeptischer Nachklapp 2, GWUP-Blog am 16. April 2013
  • Die Woche der Homöopathie – ein skeptischer Nachklapp 3, GWUP-Blog am 17. April 2013
  • Wer heilt, hat Recht? Falsch, GWUP-Blog am 25. Februar 2010
  • Wer heilt, hat Recht (Teil 1), GWUP-Blog am 31. August 2010
  • Wer heilt, hat Recht (Teil 2), GWUP-Blog am 9. September 2010
  • Homöopathie und Co.: “Bei mir wirkt es aber …”, GWUP-Blog am 18. Februar 2012
  • Was hat die GWUP gegen Homöopathie? Teil I, GWUP-Blog am 1. Februar 2011
  • Homöopathie: Parallelwelt ohne Naturgesetze, Teil II,  GWUP-Blog am 2. Februar 2011
  • Medizin ohne geistige Umweltverschmutzung,Teil III, GWUP-Blog am 3. Februar 2011
  • Homöopathie: Unmögliches muss man nicht erklären, Teil IV, GWUP-Blog am 4. Februar 2011
  • Homöopathie: Wenn Skeptiker Hoffnungen zerstören, GWUP-Blog am 18. April 2013
  • Homöopathie, Ganzheitlichkeit und die sprechende Medizin, GWUP-Blog am 20. April 2013
  • Skeptiker als Pharma-Söldner? GWUP-Blog am 21. April 2013

37 Kommentare

  1. Beim Bayerischen Rundfunk schreibt „Anna“:

    Mit homöopathischen Grüßen Anna.

    Wie sollen wir das verstehen? Sind die Grüße nach dem Ähnlichkeitsprinzip individuell an die Symptome des Gegrüßten angepasst? Wurden sie potenziert? Wie hoch?

  2. @ trixi

    Wirklich?
    Gute Nachricht!
    Das freut mich total.

    Da muss ich jetzt mal direkt nachschauen…

    Das dürfte Herrn Harder und den anderen Autoren hier im Blog zukünftig neue Leser bescheren, womit dann auch (hoffentlich) neue Kommentatoren hinzu kommen werden.

  3. Puh, was vor wenigen Minuten beim BR eine Kommentatorin namens Beate Bolz geschrieben hat, führt meine Laune direkt wieder eine Stufe runter.

    Ich schreibe es nicht gerne, aber es muss raus:

    Diese Homöopathen (jawohl, ich verallgemeinere jetzt absichtlich) sind nicht nur unverbesserlich, sondern auch böse und hinterhältig. Kennt man solches Verhalten nicht auch von „Hexen“ in Märchen?

  4. @Pierre Castell: Die „Kommentare“ haben eine so unterirdische Qualität und ergehen sich z.B. in sinnfreier Poesie über „Liebe“ und deren Messbarkeit, dass man sie eigentlich nicht freischalten kann.

  5. @Pierre:

    Getroffene Hunde heulen halt besonders laut. Man muss sich immer vor Augen halten, dass Homöopathie für diese Leute eine Art Religion ist und damit den unhinterfragbaren Status eines „Heiligtums“ hat.

  6. Hey! Das Fliegende Spaghettimonster hilft wirklich: Seitdem ich Pastafari bin, bin ich vollständig Tuberkulose-frei!

    Ramen!

  7. Auf jeden Fall heilen die potenzierten Grüße die beim gegrüßten durch normale Grüße hervorgerufene positive Stimmung und freundliche Erinnerung an die Grüßende. So gehen sie miteinander um, die Homöos!

  8. @ Bernd Harder:

    Meinen Sie die bei Ihnen eingehenden Kommentare oder die beim BR?

  9. @ Bernd Harder:

    Das sind radikale Fanatiker. Die sind hochgradig krank und sollten unter Beobachtung gestellt werden. Nicht auszudenken, was diese widerlichen Kreaturen bei hilfesuchenden Menschen anrichten.

    DIE GESETZE MÜSSEN GEÄNDERT WERDEN!

  10. @Pierre Castell:

    << Meinen Sie die bei Ihnen eingehenden Kommentare oder die beim BR? << Ersteres.

  11. Diese „Wissenschaftsredakteure“ beim BR sind wirklich unglaublich.

    Bei GWUP-Facebook zitiert jemand eine Mail, die er vom BR bekommen hat:

    “ „Die Motivation des Autors und der Redaktion war es zudem, Fragen aufzuwerfen, die eine weitere systematische wissenschaftliche Erforschung der Homöopathie gerechtfertigt erscheinen lassen. Die heftigen Reaktionen zeigen uns, dass dies dringend nötig ist.“

    Ach so – ob Homöopathie wirkt oder nicht, wird also von „Zuschauerreaktionen“ bzw. von der brüllenden „Mehrheit“ der BR-Zuschauer bestimmt, nicht von Naturgesetzen und wiss. Studien.

    Wahnsinn!

    Mal sehen, ob diese Typen morgen über die Gravitation abstimmen lassen.

    https://www.facebook.com/gwup.org/posts/10151620253198784?comment_id=27951210&offset=0&total_comments=9

  12. Am dreistesten fande ich, dass am Schluss dieser Sendung der Satz „Wer heilt hat recht“ gesagt wurde.

    Bislang war ich von der wissenschaftlichen Kompetenz des BR überzeugt, dort läuft ja auch Harald Lesch.

    Dieser Beitrag bringt meine Meinung (und mit Sicherheit auch die der Anderen) zum wackeln!

  13. Ich schlage vor, die Redaktion des BR für „Das goldene Brett“ (http://www.goldenesbrett.at/) zu nominieren. Und auf der Preisverleihung könnte dann der verantwortlich Redakteur nochmals seine Stellungnahme verlesen. Wird ein leichtes sein, das Publikum mit der Realsatire zum berstenden Gelächter anzuregen.

  14. @Konfuse:

    Guter Gedanke.

  15. Aus ganz aktuellem Anlass möchte ich feststellen, dass die ganzen Homöopathen, Seher, Heiler und anderen Schwindler alle gestörte Persönlichkeiten sind.

    Früher: Wer nichts wird, wird Wirt.

    Heute: Wer nichts kann, wird Homöopath.

    Zum aktuellen Anlass: Gestern sortierte ich Papiere und alte Ordner mit diversen Unterlagen. Dabei fand ich eine Telefonnummer auf einem handgeschriebenen Privatzettel, die ich absolut nicht zuordnen konnte.

    Also rief ich die Nummer an. Zunächst war ein junger Mann am Telefon, der mit meinem Namen nichts anfangen konnte. Er bot mir an, seine Mutter ans Telefon zu holen. Obwohl auch diese Dame mit meinen Namen und ich mit ihren Namen nicht zuordnen konnte, war es zunächst ein nettes Gespräch. Wir rätselten, wann, wo und in welchem Zusammenhang sie mir die Nummer gab.

    Als das Thema „Shows“ im Eventbereich aufkam, sagte sie plötzlich „klar, dann sind wir sicher schon zusammen aufgetreten und kennen uns daher“.

    Sie sagte, dass sie als Schlagersängerin auftritt (während des Telefonats googelte ich und stellte fest, dass ich sie nicht kenne und mit der Dame garantiert nicht aufgetreten bin).

    Sie schilderte mir viele Erlebnisse ihrer Karriere und es machte Spaß, ihr zuzuhören. Aber plötzlich erzählte sie, dass sie nicht nur Sängerin ist, sondern auch im Management für andere Künstler arbeitet und erzählte auch aus diesem Genre einige amüsante Geschichten. Ich dachte im Stillen, vielleicht bahnt sich hier eine neue Geschäftsbeziehung an.

    10 Minuten später erzählte sie mir, dass sie auch mal Model werden wollte. So ging das unendlich weiter. Es gab wohl nichts, was sie in ihrem bisherigen Leben noch nicht gemacht hatte. Sie hatte in unzählige Berufe reingeschnuppert.

    Nachdem ich sie mittlerweile nicht mehr so ernst nehmen konnte wie zu Beginn des Telefongesprächs, erzählte sie mir von ihrer aktuellen CD. Ich googelte erneut und – ich konnte es kaum glauben – fand tatsächlich eine neue CD von ihr (man möge es mir bitte nachsehen, dass ich hier nicht den Namen der Schlagersängerin nennen möchte).

    Keine große Produktion, aber immerhin. Man mag es nicht glauben, aber sie nannte noch weitere Berufe, in die sie schon hineingeschnuppert hatte. Ich dachte so zu mir „die Frau ist sehr schräg und schrill und hat mit ihren vielen ständig neuen Jobs wohl auch „einen an der Klatsche“ (denn echte große Erfolge konnte sie in keinem der genannten Berufe vorweisen), aber irgendwie fand ich sie amüsant.

    Außerdem scheint sie extrem fleißig zu sein, denn ständig neue berufliche Herausforderungen kosten Kraft und viel Zeit. Zudem hat diese Dame vier Söhne groß gezogen, die laut ihren Angaben alle solide ordentliche Berufe gelernt haben. Ich empfand also eine gewisse Sympathie und sogar ein wenig Respekt für diese Frau.

    Aber dann sagte sie etwas, was mich hellhörig machte. Sie nannte zu den vielen Jobs die sie bisher machte (alle freiberuflich bzw. selbstständig von ihr ausgeführt) plötzlich ein weiteres Talent: Heilen!

    Obwohl wir schon ca. eine ganze Stunde telefonierten, wollte ich jetzt noch einiges über ihr neuestes Talent erfahren.

    Sie schilderte, dass Sie kürzlich zwei Menschen aus ihrer Stadt das Leben gerettet hat. Beide wären an Krebs erkrankt und von den Ärzten schon aufgegeben worden. Da sie schon länger spürte, dass sie „spirituell veranlagt“ sei, hätte sie mal jemanden mit ihren Händen von Rückenschmerzen befreit.

    Wie denn das, fragte ich naiv. Ihre Hände würden große Hitze abstrahlen und wenn sie die Hände ca. 20 cm über den Rücken des Kranken bewegt, wäre das „wie weitergeleiteter Strom“. Die Hitze würde der Kranke spüren und innerhalb von Minuten wären die Schmerzen weg. Aha!

    Ich tat erstaunt und bohrte weiter. Welchen Beweis sie denn hätte, dass sie mit ihren Heilkräften denn tatsächlich die beiden Krebspatienten vom Krebs befreit hat? Beweise? Ja, die Kranken wären doch gestorben, wenn sie sie nicht geheilt hätte. Selbst die Ärzte (der Schulmedizin) hätten den Patienten und ihr gesagt, dass sie heilende Kräfte haben müsse, sie könnten sich das nicht näher erklären.

    Als ich ihr sagte, was ich davon halte, war ihre gute Laune vorbei.

    Das Telefonat endete ziemlich unerfreulich und sie hing ein.

    Wieso habe ich das hier alles so ausführlich erzählt? Weil ich in meinem Leben schon sehr viele Menschen kennenlernte, die im monatlichen Rhythmus etwas Neues ausprobieren. So kenne ich z. B. eine Frau, die sich als Avon-Beraterin bis hin zur Zauberkünstlerin versucht hat. Dazwischen Stationen als Kartenlegerin, Vertreterin für Aufbaupräparate, Kinderschminkclown, Webdesignerin usw. (ich könnte die Aufzählung endlos fortsetzen).

    Ich schätze diese Art von Menschen nicht sehr.

    Sie glauben, wenn sie einen Wochenendworkshop besuchen, könnten sie eine Woche später in einem neuen Beruf arbeiten. Diese Personen sind zwar an allem interessiert, aber nicht bereit, sich lange mit einer Sache auseinanderzusetzen. Denn um in einem Metier wirklich gut oder der Beste zu sein, muss man Hingabe investieren und jahrelange Erfahrung durch ständiges Arbeiten erlangen.

    Aber sobald die ersten Schwierigkeiten auftauchen, springen diese Eintagsfliegen wieder ab.

    Das mag in Sparten wie z. B. Bauchtanz (schrecklich, wie viele Bachtänzerinnen sich auf einem Schwabbelhausfrauen- oder Tabledance-Niveau bewegen) oder Jongleurkunst unbedenklich sein.

    Wenn aber solche Leute, die schon alles ausprobiert haben, sich plötzlich dazu berufen fühlen einen Arzt zu ersetzen und mit ihren Hände zu heilen, dann müssen sie spätestens hier gestoppt werden. Denn wenn sie auch nach kurzer Zeit erneut zu einem anderen Job wechseln, ist der verursachte Schaden erheblich. Noch schlimmer, wenn sie weiter als Heiler agieren und in ihrem „Traumberuf“ hängenbleiben. So etwas MUSS durch neue Gesetze verhindert werden. Ich wüsste auf Anhieb keinen anderen Beruf, in dem man so schnell ohne Gegenleistung Geld verdienen kann.

    Aber der Betrug und der daraus entstehenden materielle Schaden ist nur die eine Seite. Die evtl. gesundheitlichen Schäden sind nie mehr gutzumachen.

    Sind Sie, verehrter Leser, mal auf einem „Mittelalter-Markt“ gewesen? Dort findet man auch sehr seltsame Gestalten.

    Ich mache einen großen Bogen um solche Veranstaltungen. Angebliche Heiler, Schamanen, Wahrsager und ähnliches finden Sie dort. Wenn ich diese Typen sehe (oft sehr ungepflegte Personen), bin ich sehr irritiert. Was ich früher als Schauspiel empfand, ist für diese Gestalten Realität. Denn sie sind privat genauso daneben wie in ihrer Rolle.

    Ich sagte es bereits an anderer Stelle. Diese Leute gehören in eine Klinik und sollten auf ihren Geisteszustand untersucht werden. Einige von ihnen sind aber „Edel-Spinner“ und können sich – gesellschaftlich gesehen – besser verkaufen.

    Man sollte ihnen hier keine Aktionsfläche für ihre kranken und fanatischen Gedanken bieten. Wenn sich z. B. Herr Harder (ich hebe ihn hervor, weil er hier im Blog die allermeisten Artikel und Kommentar-Reaktionen schreibt) immer wieder die Mühe macht, auf Kommentare dieser Leute zu reagieren, dann erhebe ich nicht selten meine Augenbrauen und frage mich „warum macht er das“? Klar, ohne Kommentare kein Dialog, kein Austausch von Meinungen, keine Diskussion.

    Nur hoffe ich – eigentlich bin ich davon überzeugt – dass Bernd Harder erkennt, wer ihn nur anstacheln bzw. als Mitläufer dumm provozieren möchte. Denn seine Zeit ist wertvoll. Er schenkt uns mit seinen Artikeln sehr viel von seiner Zeit. Wenn er durch gewisse Deppen Zeit verliert, wäre das schade. Sehr schade – für ihn und für mich.

    Denn ich genieße seine Artikel!

  16. Noch kurz zur Ehrenrettung der Wirte:
    Es gibt selbstverständlich einige ganz ausgezeichnete Wirte. Aber das sind eben auch nicht die Eintagsfliegen, sondern die, für die es Berufung ist, ihren Gästen einen angenehmen Abend zu bereiten und ihren Job voller Hingabe machen!

  17. Oh man, die Redaktion des Bayrischen Rundfunks hat sich mit dem Beitrag und spätestens mit der Stellungnahme für das Goldene Brett vorm Kopf 2013 qualifiziert. Ich weiss nicht was schlimmer ist, die naive Umsetzung oder die jegliche Reflexion und Fachkompetenz vermissende Stellungnahme. Das ist doch für eine wissenschaftliche Redaktion einfach nur peinlich. Wenn die Boulevard-Redaktion so vergeigt okay, aber ….kopfschüttel.

  18. Wie erklärt der Arzt einem Maurer Homöopathie?
    >
    Kommt ein Mann zum Architekten weil er ein ein Haus bauen lassen will und fragt nach dem besten Baumaterial. “Gemusterte Tapete” antwortet der Architekt. “Und das hält?” fragt der Bauherr nach. “Na ja, eine Kalksandsteinmauer als unterstützende Maßnahme ist schon noch erforderlich”
    <
    Dieser Beitrag wurde abgekupfert bei – ähhhh, inspiriert von:
    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/rueckschau/2013/04/25/lokalzeit_ruhr.xml?noscript=true&offset=1336&autoPlay=true&#flashPlayer

  19. Eine Mail an den zuständigen Redakteur wird mit den üblichen Text Bausteinen beantwortet, die so schlecht zusammen gewürfelt sind, dass sie sich kaum auf den Inhalt der Mail beziehen.
    Besonders nett der abschließende Satz, dass sich der BR freue eine Diskussion angestoßen zu haben – genau das zeichnet schlechten Journalismus aus: Fakten nicht von Meinungen unterscheiden zu können.

  20. HIer noch zwei interessant Links:

    einmal von Udo Pollmer über den Nutzen der Homöopathie vor 200 Jahren: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/2079795/

    und Ulrich Berger im Blog: http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2013/04/27/homoopathie-faszination-unwissen-im-bayerischen-rundfunk/

  21. Und wenn wir schon beim Link-Austauschen sind:

    Hier noch ein neuer Video-Blog von Werner Bartens in der Süddeutschen Zeitung. Nix Neues für Skeptiker, aber nach der ärgerlichen BR-Sendung wohltuend sachlich und wissenschaftsorientiert.

    Fazit: „Wirkungsbeweis fehlt“, und: „Homöopathie ist nicht so harmlos wie es scheint“

    http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/der-naechste-bitte-homoeopathie-1.1660029

  22. Bernd Harder schreibt: „Getroffene Hunde heulen halt besonders laut. Man muss sich immer vor Augen halten, dass Homöopathie für diese Leute eine Art Religion ist und damit den unhinterfragbaren Status eines “Heiligtums” hat.“

    Mir fällt dazu auf, dass es umgekehrt wohl genauso gilt. Hier heulen derart viele „Hunde“, die sich getroffen fühlen, dass man sich schon fragt, ob sie nicht merken, dass ihre Anti-Religion längst selbst zur Religion geworden ist.

  23. @TimT:

    Kann ich so nicht finden.

    Wenn Sie sich die Mühe machen, das zu lesen, was die „Hunde“ hier schreiben, finden Sie tatsächlich so etwas wie Begründungen und Argumente, *warum* Homöopathie gefährlich ist und was das Fatale an dieser Sendung war, zum Beispiel, dass der menschenverachtende Irrglaube genährt wird, Homöopathie könne Krebs heilen, was eine tödliche Gefahr für Betroffene werden kann.

    Das dürfen Sie dann gerne mal mit den unbelegten Jubel-Phantastereien der Homöopathie-Fans vergleichen, zum Beispiel in den Kommentaren zur Stellungnahme des BR zu dieser Sendung.

    Dass Wissenschaft per se keine religiösen Züge annehmen kann, und was der fundamentale Unterschied ist, auch das können Sie gerne nachlesen:

    http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/11/09/ist-wissenschaft-dogmatisch/

    http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/01/04/anekdoten-sind-keine-daten-und-religion-ist-irrational/

    http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/05/05/wenn-wissenschaft-wie-religion-funktionieren-wurde/

  24. @ TimT

    Getroffene Hunde heulen, betroffene Hunde argumentieren!

  25. Heute kurz nach Sieben folgte der nächste BR-Schmus auf B1 im Radio: Seichter Small-Talk mit einem Graphologen, der seinen Blödsinn über mehrere Minuten unter die Leute bringen durfte.

    Schließlich stellte Moderator Uwe Erdelt tatsächlich so etwas wie eine kritische Frage, sinngemäß: „Es gibt jetzt ja aber auch Kritiker, die sagen, ähh, eigentlich könne man aus der Schrift eines Menschen nichts herauslesen. Was entgegnen Sie denen?“
    Antwort sinngemäß: „Es gibt klare Belege, dass man aus der Handschrift Rückschlüssen zumindest auf den Typ von Mensch ziehen kann.“
    Moderator Uwe Erdelt: „Ah ja.“

    Und so weiter und so weiter…

    Und diese Verdummung erreicht Tag für Tag Millionen.

  26. Der BR hat sich für das Goldene Brett vorm Kopf 2013 qualifiziert. So sieht also Qualitätsjournalismus aus? Unglaublich.

  27. Ein wunderbarer Text. Besonders schön die Formulierung: Heilversorgung durch Smarties und Beten. :DDD
    Und danke noch mal für die vielen interessanten Links!

  28. Fernsehtipp:

    Morgen, (Mittwoch, 28. Mai) um 21.45 Uhr auf HR:

    „Rätselhafte Heilung“

    Unter anderem wird „geklärt“ ob man durch Händeauflegen geheilt werden kann…

  29. BR3 zeigt Psycho uncut….
    http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=7614#429125
    Damit macht der Sender wieder alles gut ;-)

  30. Gestern bei Hirschhausen: Was ist Homöopathie?
    Homöopathie ist, wenn ein Bauer furzend über das Feld läuft und denkt gedüngt zu haben…peinlich, peinlich ;-)

  31. AAAAAAAAAHhhhhhhhhh. Kann da jemand was zu sagen? http://www.saarbruecker-zeitung.de/recht/familie-gesundheit-arbeit/art272716,5462424
    Deutsches Gericht bescheinigt Homoeopathie Wissenschaftlichkeit….winsel….

  32. @Erdinger
    Das ist schon „krass“ oder vielmehr ‚bedenklich“…
    Da sieht man wieder einmal, wie weit Pseudowissenschaft (der Wolf im Schafspelz) vordringen kann.
    Den Richtern kann man nur zugutehalten, daß sie eben „nur“ Juristen sind ;-)
    z.Z. kann ich aber nicht nachprüfen, ob dies der genaue Wortlaut der Richter war.

  33. In der Sendung „RTL-West“ lief soeben ein – wie ich finde – katastrophaler Beitrag über die Wirksamkeit von Homöopathie.

    Der Beitrag, in dem auch Christian Weymayer und Cornelia Bajic zu Wort kamen, endete von der Kommentatorin sinngemäß mit dem Satz: „Dank Homöopathie ist der Junge nun wieder gesund“.

    Mann, oh Mann…

    Erfahrungsgemäß dürfte der Beitrag spätestens morgen online abrufbar sein!

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